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Test: bFly Audio b.DISC | Füße & Basen

 

Januar 2017 / Ralph Werner

Von hinten durch die Brust ins Auge. Weder hatte ich dieses Tuningprodukt schon lange im Visier, noch wollte ich darüber einen Test schreiben, doch manchmal kommt’s halt anders und das Erlebte zwingt einen dazu, einen kleinen Erfahrungsbericht zu verfassen. Aber noch mal von vorne …

Das Unternehmen bFly Audio (www.bfly-audio.de) ist recht rührig im Bereich des bezahlbaren Highend-Tunings, auch wir haben schon so einige „Helferchen“ der Augsburger ausprobiert (zuletzt die PowerBase und Absorberfüße) – und durchaus mit klanglichem Erfolg. Da kam neulich eine Pressemeldung von Reinhold Schäffer, seines Zeichens Eigner und Mastermind von bFly, zu einem neuen Produkt bei uns an: den Lautsprecherfüßen „Talis“. Beim Schreiben des entsprechenden Newsartikels entstand schnell der Wunsch, sie selbst einmal auszuprobieren: Der Witz bei den Talis-Füßen besteht darin, dass sie Schwingungen vom Boden entkoppeln sollen und eben nicht, wie Spikes es tun, den Lautsprecher an die Standfläche ankoppeln. Und da meine eigenen Erfahrungen mit Bodenspikes – sagen wir einmal – gemischt sind, ich beispielsweise mit Audioplans Antispikes dagegen – oder auch mit einer auf Filzgleitern platzierten Schieferplatte als Trennschicht zwischen Box und Boden – häufig schon besser gefahren bin, war die Neugier geweckt. Zumal ich keinen halbmeterstarken, schwingungsresistenten Beton-Estrich unter meinen Füßen habe, sondern knarzendes Altbauparkett von anno dunnemals.

Doch da gibt es ein kleines Problem: Meine Lautsprecher sind etwas pummelig. Nicht nur von vorne betrachtet wegen dieser 45-cm-Front, sondern tatsächlich auch an den Fesseln, also den Spikes. Die Talis-Füße von bFly Audio kommen standardmäßig mit M8-Gewinde, wer’s braucht, kriegt auch M10- und M12-Adapter geliefert – doch wie die Schieblehre zeigt, stehen meine geliebten Blumenhofer Genuin 1 auf Stummelfüßchen von circa 16 mm Durchmesser. Das passt nicht. Schade!

Die bFly Audio b.DISC in ihrer Verpackung
Die bFly Audio b.DISCs in ihrer Verpackung

Aber halt – sind diese Lautsprecherfüße im Grunde nicht lediglich Unterlegscheiben mit Gewinde obendrauf? Und zielt Schäffers Argumentation, weshalb sie sich klanglich positiv auswirkten, nicht in erster Linie darauf ab, dass sie die von den Boxen erzeugten Bodenschwingungen abmildern, damit diese nicht, vermittelt übers Audiorack, die Komponenten erreichen und dort klangschädliche Mikrofonie entstehen lassen? Oder andersherum gefragt: Wieso nicht Boxenspike Spike sein lassen und die „bösen Schwingungen“ an anderer Stelle – nämlich direkt beim Rack – abfangen? Und zwar mit bFlys absorbierenden Unterlegscheiben namens „b.DISC“. Gesagt – getan beziehungsweise E-Mail an Schäffer geschrieben, mit der Bitte, uns doch mal zwei Sets seiner Absorberscheiben zukommen zu lassen. Drei Tage später sind sie da.


Worum geht’s?

Die bFly Audio b.DISC-Unterlegscheibe gibt es in drei Größen – S, M und L –, welche sich nicht nur im Durchmesser (von 37 bis 55 mm) unterscheiden, sondern wesentlich auch hinsichtlich der Belastbarkeit. Während „S“ lediglich 5 kg/Stück verträgt, sind’s bei der „L“-Version 100 kg, „M“ wird mit 12 kg spezifiziert. Ferner gibt es eine „Basic“- sowie eine „Pro MKII“-Version. Beim Basismodell kommen zwei Ringe aus Kork-Kautschuk-Granulat zum Einsatz, bei der Pro-Variante besteht ein Ring dagegen aus dem in HiFi- und vor allem Analogkreisen wohlbekannten schwingungsdämpfenden Polymer Sorbothane. Zur weiteren Optimierung des Dämpfungsverhaltens, vor allem aber zur mechanischen Stabilisierung dieses relativ weichen, viskoelastischen Material trennt eine violettfarbenen Folie die beiden Dämpferringe.

bFly Audio b.DISC

Der „Körper“ der b.DISCs ist dagegen immer der gleiche, ob nun Basic oder Pro, er besteht aus Aluminium, besitzt auf der Oberseite eine Spikeaufnahme und unten eine entsprechende Vertiefung, in die die genannten Dämpferschichten hineinkommen. Von der Kork/Kautschuk-Lage schaut unten noch circa ein Millimeter über den Rand heraus.

bFly b.DISCs

Danach befragt, warum er für den Einsatz unter Racks immer die größte Version der b.DISC empfiehlt, schreibt Schäffer: „Bei späteren Veränderungen der Anlage denkt der Kunden vermutlich nicht mehr an den Belastungswert der b.DISC. Mit der „L“-Version ist der Kunde somit langfristig auf der sicheren Seite. Zudem übernehmen die b.DISCs bei Racks ohnehin eher die Funktion einer groben Vorfilterung. Bei dieser Entkopplung kommt es noch nicht all zu sehr auf den optimalen Wirkungsgrad an, da dieser vom Typ und Gewicht jedes einzelnen Gerätes abhängt. Das Feintuning sollte durch den passenden Absorber beziehungsweise die passende Basis unter jedem einzelnen Gerät erfolgen. Die 100 kg geben bei den b.DISC L die mechanische Belastbarkeit an. Der optimale Wirkungsgrad liegt bei 40 bis 60 kg und ist bei Racks eher zweitrangig.“ Zum Testen schickte mir der bFly-Chef die „Pro“-Version in Größe L.

Klangeindrücke
Neben Endstufenstands für meine Musical-Fidelity-Monos besitze ich noch zwei Racks von Creaktiv (Modell Trend 1) mit je drei Stellflächen. Auf dem einen stehen Luxman-DAC, Audiodata-Musikserver sowie die Röhrenhybrid-Vorstufe von Octave, auf dem anderen mein VPI-Plattenspieler und die B.M.C.-Audio-Phonovorstufe. Begonnen habe ich mit dem Digitalquellen-Rack. Dank eines einfachen Möbel-Transportrollers, den ich als Hebel unter den Racks einsetze, gehen die A/B-Vergleiche zwischen den simplen Bodenschonern aus Aluminium, die Creaktiv seinem Trend-Modell beilegt, und den bFly b.DISCs tatsächlich schneller von der Hand als gedacht – trotzt „voller Beladung“ des Audiomöbels.

Vor den b.DISC liegen dei Standard-Unterlegscheiben von Creaktiv
Vor den b.DISCs: die Unterlegscheiben von Creaktiv

„Erst mal was mit ’nem dicken Bass, schließlich soll der Boden wackeln, denn wo’s wackelt, da mikrofoniert’s auch“, so mein erster Gedanke. Also das rockig-punkige „Sad Person“ der Damen von Savages angesteuert, das einen sehr kräftig-treibenden E-Bass-Lauf zum Zentralstück des Songs erklärt: „Und jetzt laut!“

bFly Audio b.DISC unter dem Rack

SavagesNach der ersten Hörrunde kommen die b.DISCs an Ort und Stelle – und dann das Ganze noch einmal. Jetzt klingt dieser prominent eingefangene Basslauf um einiges besser „gefasst“, soll heißen weniger flächig-breit – übertrieben formuliert: „Wall-of-Sound-mäßig“ –, sondern kompakter, mehr aus der Mitte der Bühne kommend und griffiger gezeichnet. Dergleichen buche ich ja noch unter Geschmackssache ab, aber zeitgleich habe ich den Eindruck, einfach (noch) mehr Details serviert zu bekommen – und irgendwie wirkt das Bassspiel auch „schneller“, tighter, ja, auch einen Tick schlanker, aber letztlich doch unmittelbarer. Dieser Bass hüpft wie ein verrückt gewordener Flummi durch den Raum, so macht „Sad Person“ ziemlich happy. Zumal auch der Rest des Songs gewinnt, die Trennung von Vocals, verzerrten Gitarren und treibenden E-Bass gelingt beispielsweise besser.

Natalie MerchantsÄhnliches erlebe ich mit Natalie Merchants „It’s a coming“. Ganz andere Musik, kein bisschen punkig wie zuvor, doch ebenfalls mit einem prominenten Basslauf gesegnet: Und dieser E-Bass knurrt jetzt wieder grimmiger und härter, liegen die b.DISCs unterm Rack, einzelne Instrumente separieren sich klarer voneinander – vor allem Merchants Stimme hebt sich deutlicher vom Rest des Geschehens ab und steht nun plastischer modelliert vor mir. Sehr, sehr angenehm ist das.

Ein paar Hörrunden später kann ich meinen Anfangsverdacht – dass der Klanggewinn wohl nur dann eintritt, wenn beim Musikprogramm viel Bassenergie im Spiel ist – beerdigen: Ich höre mir viele ruhige Singer/Songwriter-Sachen an, bei denen kaum mehr los ist als ein bisschen Gesang mit sanfter akustischer Untermalung, und doch gilt auch hier: Vernehmbar bessere Separation einzelner Klänge, ein Plus an Plastizität, höhere Auflösung und nicht zuletzt ein tiefer ausgeleuchteter Raum sind als Gewinn zu verbuchen, wenn die b.DISCs im Einsatz sind.

bFly b-DISC

Auch meine zweite Hypothese – unterm Rack mit dem Plattenspieler werden die klanglichen Auswirkungen wohl deutlicher sein – bestätigt sich nicht. Zwar nehme ich hier die gleiche Art von Verbesserung wahr wie zuvor, doch entgegen meiner Vermutung ist das Ausmaß nicht größer – was aber wohl auch daran liegen könnte, dass ich schon so einiges getan habe, um Schwingungen vom Plattenspieler fernzuhalten. Da muss man es wohl umgekehrt sehen: Trotz einer aus insgesamt sechs Schichten bestehenden Laufwerkstischkonstruktion Marke Eigenbau sind immer noch deutliche Klangverbesserungen wahrzunehmen, wenn bFlys Untersetzter die Rack-Spikes vom Boden entkoppeln. So deutlich, dass ich auch an dieser Stelle ihre Hilfe nicht mehr missen möchte.


Mein Fazit

Als „grobe Vorfilterung“ beschreibt Reinhold Schäffer den Einsatz seiner bDISCs unter einem Audiorack. Vielleicht hat er recht damit – und ich habe den Fehler gemacht, diese Stellschraube des Gesamtsystems „HiFi-Anlage“ bis dato nicht betrachtet zu haben. Für ein übliches vierbeiniges Audiorack kostet die Entkopplungsmaßnahme knapp 160 Euro. Ich wüsste nicht, was mich für so wenig Geld klanglich weiter nach vorne bringen könnte.

b.DISC

Als besonders positiv empfinde ich den Gewinn an Plastizität im Klangbild, sowohl was die einzelnen Instrumente/Stimmen angeht wie auch die des Bühnenarrangements insgesamt, von dem ein glaubhafterer 3D-Eindruck vermittelt wird, nicht zuletzt aufgrund von Gewinnen bei der Tiefenstaffelung. Hinzu gesellen sich eine definiertere Basswiedergabe, die minimal schlanker wirken kann sowie Auflösungsgewinne quer übers gesamte Frequenzband. Ein vergleichsweise etwas vordergründig wirkendes Dynamikverhalten wurde in meinem Fall abgemildert – hier liegt wohl das einzige Caveat: Bei allzu handzahmen Anlagen kann eine weitere Beruhigung des Klangbildes zu viel des Guten sein. Das muss man ausprobieren.

Natürlich haben die Veränderungen des Klangbildes keinen „Komponentenstatus“, und ich weiß auch nicht, ob die Wirkung auf superstabilem Betonboden und/oder ohne Röhren in der Elektronik ähnlich groß wäre. Aber gerade denjenigen Audiophilen, die auf Parkett, Dielen- oder Laminatboden leben, seien Experimente mit bFlys b.DISC empfohlen. Ich behalte die Scheiben auf jeden Fall.

Fakten:

  • Modell: bFly Audio b.DISC
  • Konzept: Unterlegscheiben mit Absorberwirkung
  • Preise: 12 Euro bis 39 Euro pro Stück (je nach Ausführung (Basic/Pro) und Belastbarkeit)
  • Maße: S: 37 mm Durchmesser, 10 mm Höhe / m: 42 mm Durchmesser, 11 mm Höhe / L: 55 mm Durchmesser, 13 mm Höhe
  • Farben: Schwarz, Silber
  • Garantie: 2 Jahre

Hersteller & Vertrieb:

bFly-Audio
St.-Martin-Weg 1 | 86986 Schwabbruck
Telefon: +49(0)8868-1818755
E-Mail: info@bfly-audio.de
Web: https://www.bfly-audio.de/

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Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Laufwerk: SME Model 15 Tonarm: SME 309 Tonabnehmer: MC: Denon DL-103R, Dynavector DV-20X2 H, Transrotor Figaro; MM: Shelter 201 Sonstiges: Flux-HiFi (Nadelreiniger), VPI HW-16.5 (Plattenwaschmaschine)

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Rockna Wavelight Musikserver: Antipodes K22 G4 Sonstiges: Pink Faun LAN Isolator

Vorstufen: Hochpegel: Pass XP-12 Phonoverstärker: BMC Audio MCCI Signature ULN

Endstufen: Pass X250.8 (Stereo)

Lautsprecher: Acapella High BassoNobile MK2

Kopfhörer: Beyerdynamic DT-990, Sony MDR-1000X, Teufel Supreme In

All-In-One: Ruark Audio R4

Kabel: Lautsprecherkabel: Dyrholm Audio Phoenix, fis Audio Studioline NF-Kabel: Dyrholm Audio Phoenix XLR, Boaacoustic Blueberry Signal.xlr, fis Audio Livetime (Cinch), Vovox und andere Digitalkabel: Audioquest Cinnamon (Toslink), Audioquest Vodka 48 (HDMI/I2S), Boaacoustic Silver Digital Xeno (USB), fis Audio Magic (LAN-Kabel), Wireworld Series 7 Starlight Gold (Koax-S/PDIF) Netzkabel: fis Audio Blackmagic, fis Audio Studioline Netzleiste: fis Audio Blackmagic

Rack: Creaktiv Trend 3

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 40 m² Höhe: 2,45 m