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Test: Blumenhofer Genuin FS 1 MK 2 | Standlautsprecher

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  1. 1 Test: Blumenhofer Genuin FS 1 MK 2 | Standlautsprecher

März 2015 / Ralph Werner

fairaudio's favourite AwardWenn man ein Faible für Lautsprecher mit hohem Wirkungsgrad, viel Treiberfläche und/oder Hornbestückung hat, spricht einen die neueste, inzwischen zweite Version von Blumenhofers (www.blumenhofer-acoustics.com) Topmodell der Genuin-Serie natürlich sehr an. Als Kopf reckt sich einem da ein ungefähr Din-A-4-Blatt-großer Trichter entgegen, der auf einem ziemlich stämmigen Korpus thront, welcher nicht weniger als 220 Liter Volumen umschließt, damit der Woofer untenherum auch genügend Luft zum Durchatmen hat – schließlich misst der Pappkamerad ja 16 Zoll. Was in etwa auch der Breite meines Grinsens entspricht, als ich diese in feinem Olivefurnier gekleideten Dickschiffe in meinen Hörraum bugsiere.

Blumenhofer Acoustics Genuin FS 1Als reinrassige Frauenboxen gehen sie wohl nicht durch, wobei die meine sie sehr schön findet. Nun, die Blumenhofer Acoustics Genuin FS 1 Mk 2 sind jedenfalls große Lautsprecher, und wer derart viel Geld in die Hand nimmt und ein solches Konzept wünscht – bei einem Kennschalldruck von 96 dB/W/m darf man wohl mit Recht von einem Hochwirkungsgraddesign sprechen –, wird seine Boxen auch kaum verstecken wollen, sondern sie vielmehr als Tonmöbel mehr oder minder ausstellen. Ganz so wuchtig, wie die Genuin 1 auf manchen Fotos rüberkommen mögen, wirken sie im echten Leben gar nicht. Was wohl auch daran liegt, dass das Lautsprechergehäuse so einige Facetten und Schrägen aufweist – die Front flüchtet nach hinten, die Oberseite knickt einmal ab, die Seitenwange gleich dreimal. Gut: Die 45 cm breite Front ist nicht wirklich wegzudiskutieren. Doch warum sollte man das auch tun?

Das „schräge Gehäuse“ hat keine rein optischen Gründe, wie Sie sich schon denken können. Die Knicke gehören zum akustischen Konzept, das man bei Blumenhofer recht blumig als „harmonische Konstruktion“ bezeichnet: Zum einen minimieren schräg statt parallel zueinander verlaufende Gehäusewände die Wirkung stehender Wellen, zum anderen sorgt der Aufbau – im Zusammenspiel mit absichtlich schlanker gewählter Materialstärke (18 mm Birkemultiplex) sowie sparsamer, aber definierter Verwendung von Dämpfungsmaterial – für ein bewusst getuntes beziehungsweise gelenktes Resonanzverhalten des Bassdepartments. Statt also alles daran zu setzen, Resonanzen zu unterdrücken, geht es der bayrischen Manufaktur darum, die überschüssige Energie „harmonisch“ auf ein breiteres Frequenzband zu verteilen (statt einzelne, engbandige Resonanzpeaks zu provozieren, die häufig trotz beziehungsweise aufgrund eines rigorosen Dämpfungsansatzes entstünden) und für ein schnelles Abklingen Sorge zu tragen. Wen das an die Philosophie britischer Monitore, wie etwa Spendor oder Harbeth sie bauen, erinnert, der liegt nicht ganz daneben.

16-Zoll-Treiber der Blumenhofer: die Membran besteht aus Papier
Der 16-Zöller der Blumenhofer: Die Papier-Membran besitzt zwecks Ventilation ein Gitter auf der Staubschutzkalotte

Und unter anderem hieran wird auch deutlich, dass die aktuelle MK-2-Version weit mehr darstellt als ein Facelift der vor circa zehn Jahren erstmals präsentierten Genuin FS 1 – war deren prinzipieller Gehäuseaufbau doch ein ganz anderer, nämlich einer nach dem Motto: Unterdrücken statt Lenken. Aufwendige Verstrebungen im Innern und eine 50-mm-Schallwand zeugten davon. Die Genuin FS 1 MK 2 gleicht in dieser Hinsicht dagegen der kleineren Schwester FS 2, bei der die „harmonische“ Gehäusekonstruktion erstmalig zum Einsatz kam (siehe Test Blumenhofer Genuin FS 2).

Doch auch sehr viele andere Dinge haben bei der Genuin 1 einen Wandel erfahren: Die Bassreflexöffnung weist nun beispielsweise zum Boden und nicht mehr nach vorne, es kommen andere Treiber zum Einsatz, dementsprechend hat sich auch die Horngeometrie geändert. Die Konstruktion, die das Horn trägt, ist eine neue, und der Fußbereich des Lautsprechers sieht jetzt ebenfalls anders aus. Im Grunde ist das fast schon eine Neukonstruktion.

Das Hochtonhorn ist beweglich auf einem Schlitten montiert (schwarzer, nach rechts-oben weisender Teil)
Das Hochtonhorn – hier von unten zu sehen – ist beweglich auf einem Schlitten (der schwarze Teil) montiert

Doch auch wenn sich die Ausführung vieler technischer Details geändert hat, die grundsätzlichen Eckdaten des Lautsprechers sind schon noch die gleichen geblieben: Ein 16-Zoll-Papierwoofer wird bei 850 Hertz mit 2. Ordnung vom Hochtonhorn – in dem ein Treiber mit 75-mm-Titanmembran arbeitet und dessen Kompressionskammer eine 1,4“-Öffnung besitzt – getrennt. Zur hörplatzindividuellen Anpassung der akustischen Phase an den großen Spielgefährten im Untergeschoss wurde das Horn beweglich auf einem Schlitten montiert. Blumenhofer-typisch gibt es auch eine zuschaltbare Impedanzlinearisierung, welche sich beispielsweise im Zusammenhang mit Röhrenverstärkern empfehlen kann, sowie die Möglichkeit, den Pegel im Hochton um ein beziehungsweise zwei Dezibel abzusenken. Diese Anpassungen erfolgen am Terminal, welches übrigens für Bi-Wiring/-Amping ausgelegt wurde. Kabelbrücken fürs Single-Wiring sowie Stecker zur Aktivierung der genannten Optionen liegen bei.

Kabelbrücken fürs Single-Wiring sowie Stecker zur Aktivierung der genannten Optionen

Da man dergleichen ja schnell überliest, sei’s noch einmal explizit hervorgehoben: Wir haben es hier mit einem Zweiwegler zu tun. Das ist in dieser Preis- und Gewichtsklasse schon etwas sehr Ungewöhnliches. An einen größeren Zweiwege-Lautsprecher kann ich mich jedenfalls nicht erinnern, zumindest nicht in meinem Hörrevier. Entwickler Tom Blumenhofer scheint die Vorteile des Prinzips – insbesondere die vermeintlich kohärentere Wiedergabe aufgrund eines besseren Phasenganges (Stichwort Zeitrichtigkeit) – für wesentlicher zu erachten als dessen Nachteile.

Terminal der Blumenhofer Genuin 1

Zu Letzteren werden klassischerweise eine in Relation zu Drei- beziehungsweise Vier-Wege-Konzepten höhere untere Grenzfrequenz sowie eine eventuelle Anfälligkeit für Doppler– und Intermodulationsverzerrungen angeführt (da die Chassis einen größeren Frequenzbereich verantworten müssen). Wobei man im Fall der Genuin FS 1 natürlich konzedieren muss, dass so ein 16-Zöller sich auch bei Irrsinnspegeln kaum bewegen muss, was die Verzerrungsanfälligkeit doch limitieren sollte – ähnliches gilt fürs Horn. Und was die Grenzfrequenz angeht: Das 220-Liter-Gehäuse kommt nicht von ungefähr. Gleichwohl, Blumenhofer Acoustics gibt als -3-dB-Punkt der Genuin FS 1 MK 2 circa 30-35 Hertz an (je nach Höhe des Abstands vom Boden, der sich über die Spike-Justage ergibt). Eigentlich wird kaum einer Tieferes brauchen, aber mit dem Wörtchen „eigentlich“ ist das so ’ne Sache beim Extremsport namens High-End-Audio. Für dieses Geld gibt’s natürlich auch Konzepte, die fast noch eine Oktave weiter hinunterreichen, wenn’s das denn sein soll.

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Test: Blumenhofer Genuin FS 1 MK 2 | Standlautsprecher

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