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Test: Musical Fidelity M8 700m | Endstufe

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  1. 1 Test: Musical Fidelity M8 700m | Endstufe

Dezember 2013 / Ralph Werner

fairaudios's favourite Award 2012Wenn ich es richtig sehe, hatten wir derartige Leistungsmonster bis dato noch nicht im Hörraum – kaum verwunderlich, zählen diese doch auch zu einer durchaus seltenen Spezies. Pro Kanal 700 Watt an acht Ohm lautet die abnorme Kennzahl auf dem Spec-Sheet der neuen Monoendstufen von Musical Fidelity (www.reichmann-audiosysteme.de), die passenderweise M8 700m getauft wurden. Da heben sogar abgebrühte HiFi-Tester die linke Braue mal ganz kurz. Nur um dann noch abgebrühter zu fragen: Wer braucht denn so etwas?

Musical Fidelity M8 700m

Nun, Liebhaber schwachbrüstiger SET-Amplifier offensichtlich nicht. Und auch jenen, die nur Class-A-Schaltungen tolerieren, bietet sich ein solcher Kraftmeier wohl nicht an. Für Letztere hat Antony Michaelson, Chef der britischen High-End-Schmiede, aber auch die „AMS Series“ im Angebot, die mit den AMS50 und AMS100 schwergewichtige Stereoendstufen bereithält. Class A, das hat schon was, nicht umsonst ist beim Kollegen Martin Mertens der Vollverstärker der AMS-Produktreihe im Einsatz, zu dem man wirklich sagen muss: So schön können 35 Watt klingen!

Vor diesem Hintergrund ist es allerdings schon interessant, dass Michaelson sein vor vier Jahren auf den Markt gekommenes, limitiertes Endstufenmonument „Titan“ zwar als „The best amplifiers we know how to make“ bezeichnet, gleichzeitig aber behauptet, die M8-700m-Monos seien den Titanen nicht nur schaltungstechnisch sehr ähnlich, quasi deren kleine Brüder, sondern klanglich im Grunde genommen ebenbürtig. Für einen Bruchteil, nämlich nur 40% des Geldes. Okay, da mag auch der Salesman in ihm reden. Allein: Warum sagt er das nicht von den noch teureren AMS-Endstufen? Und gut, für besagten „Bruchteil“ lässt sich auch ein Kleinwagen kaufen. Aber wer hätte je behauptet, High-Performance-Audio wäre ein ausgemacht billiges Hobby?

Der offensichtlichste Unterschied zu den Titan-Endstufen liegt darin, dass die Musical Fidelity M8-Monos nicht dreiteilig daherkommen – bei den Titanen ist die Stromversorgung in ein Extra-Gehäuse ausgelagert worden, Gesamtgewicht des Trios: 158 kg. Da nehmen sich die 2 x 30 kg der M8-Endstufen doch geradezu federleicht aus. Auffällig auch: Das Gehäusedesign der M8 700m ist bis zur Selbstverleugnung schlicht – das der Titan ist …

Musical Fidelity Titan

… nun, nicht ganz so selbstlos, zweifelsfrei aber aufwändiger in der Fertigung. Schön, dafür nicht bezahlen zu müssen, wenn Sie mich fragen. Zumal die Schlichtheit der M8-Endverstärker mit erstklassiger Verarbeitung einhergeht. Wie sich das in dieser Klasse aber natürlich auch gehört.

Doch lassen wir die Äußerlichkeiten und kommen zurück zur Eingangsfrage: Wer braucht so was? Sprich – so viel Leistung? Naheliegende Antwort: HiFi-Freunde mit (verboten) insensitiven Lautsprechern, sehr großen Hörräumen, hohem Lautstärkebedürfnis und einem Musikrepertoire, das Fordernderes als Norah Jones & Co bereithält. Und/oder man schätzt es, dynamischen Headroom zu haben.

Siebkapazität beim Musical Fidelity M8700m
Von diesen Siebkondensatoren gibt es je Kanal acht Stück …

Nehmen wir einmal an, wir hören Musik bei gehobener Zimmerlautstärke und der Verstärker müsste dafür im Durchschnitt 7 Watt bereitstellen. Jetzt kommt eine lautere Stelle, sagen wir mal grob doppelt so laut wie zuvor – üblicherweise unterstellt man einen 10-dB-Sprung, wenn eine subjektiv empfundene Lautstärkeverdopplung auf den Plan tritt. Zehn Dezibel mehr, das heißt aber, dass sich die Leistungszufuhr verzehnfachen muss. Jetzt sind wir also schon bei 70 Watt, die der Amp bereitzustellen hat. Doch was, wenn das Musikprogramm eine Vervierfachung der (empfundenen) Lautstärke vorsieht? Tja, das ist das Lästige an logarithmischen Verhältnissen, man bräuchte glatt 700 Watt …

Sanken-Darlington-Transistor
… und je zwanzig sind von dem in der Bildmitte zu sehenden Darlington-Transistor der Marke Sanken verbaut

Na klar, das Beispiel ist ein wenig konstruiert, in der highfidelen Praxis ist Watt nicht gleich Watt, lässt man das Thema „Stromlieferfähigkeit“ außen vor – und ja, man muss zwischen kurzfristiger Musik- und dauerhafter Sinusleistung differenzieren. Zudem zeigt das Exempel auch schlagend, wie gut es ist, wenn ein Lautsprecher etwas Wirkungsgrad besitzt: Wäre eine Box nämlich 6 dB sensitiver als im Beispiel, sänke der Leistungsbedarf auf circa ein Viertel, zumindest rein rechnerisch auf dem Papier. Gleichwohl, das alles zugestanden, es bleibt trotzdem dabei: Je 3-dB-Pegel-Schritt muss ein Verstärker das Doppelte an Leistung heraushauen. Je nach Raumgröße, Sensitivität der Lautsprecher und Musikprogramm kann man da schneller an Grenzen stoßen, als einem lieb ist. Sollte man also tatsächlich der Meinung sein, der eigene 100-Watt-Verstärker sei etwas lahm bei grobdynamischen Attacken, braucht man nach des Nachbarn 200-Watt-Vertreter gar nicht neidisch zu schielen, denn hier sind ganz andere Größenordnungen gefragt (zumindest theoretisch).

So, grau ist alle Theorie, zurück zum Musical Fidelity M8 700m. Wie schafft der das, derart viel Leistung bereitzuhalten? „Brückenschaltung“ heißt das Stichwort. Normale Verstärker besitzen einen „heißen“ Pol, den rot markierten des Lautsprecherterminals, der das Signal trägt und dessen Spannung in Relation zur Masse, dem schwarzen Pol, steht. Nicht so bei einer Brückenschaltung, da ist der schwarz markierte Pol ebenfalls „heiß“, nur dass das Signal hier um genau 180 Grad phasenverschoben bereitsteht. Folglich verdoppelt sich der Spannungshub und die Leistung nimmt um den Faktor vier zu. Nachteil für den Hersteller: Er muss zwei komplett identische Verstärker pro Kanal verbauen, was den Aufwand nicht gerade verringert.

Zwei Trafos im M8700m
In jedem Mono stecken zwei identische Verstärker, die in Brückenschaltung miteinander arbeiten. Ergo gibt’s auch zwei Ringkerntransformatoren

Nachteil für einige potenzielle Anwender: Wer Lautsprecher betreiben möchte, zu denen eine Stromleitung führt, sollte seeeehr vorsichtig sein. Elektrostaten, aktive Subs, teilaktive Konzepte – dergleichen hat gerne einmal eine Masseverbindung. Und nun schätzen Sie mal, was Ihr nigelnagelneues 10.000-Euro-700-Watt-Kraftwerk davon hält, direktemang zur Erde zu funken. Nicht wirklich viel.

Zur „Bedienung“ von Endstufen muss wohl generell nicht viel gesagt werden. Schön, dass der On/Off-Schalter beim Musical Fidelity M8 700 auf der Vorderseite zu finden ist. Wegen des Ergonomieverständnisses, das die Audiobranche auszeichnet, habe ich zuerst am Heck des Amps nachgesehen. Dort finden sich freilich, zur Bestätigung meines Vorurteils, die allgegenwärtigen, also viel zu klein, rund und glatt gebauten Lautsprecherterminals, damit möglichst wenig Anpressdruck auf einen Kabelschuh appliziert werden kann. Um die Herausforderung noch etwas zu erhöhen, wurde das Ganze selbstredend schön eng beieinanderstehend arrangiert. So kennt man das und schätzt es nicht.

Unnötig eng verbaut: Das Lautsprecherterminal der M8-Monoendstufen
Unnötig eng verbaut: Das in doppelter Ausführung vorhandene Lautsprecherterminal der M8-Monoendstufen

Ansonsten verrät der Blick auf die Rückseite, dass man die M8-Monos via Cinch und XLR ansteuern kann, eine Triggerbuchse Fernsteuerkomfort verspricht und – das ist allerdings richtig cool – Loop-out-Schnittstellen parat gehalten werden. Na klar doch, Bi-Amping, das wäre’s jetzt!

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Test: Musical Fidelity M8 700m | Endstufe

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