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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Maßvoll streamen

Vor gut anderthalb Jahren testeten wir an dieser Stelle den Preamp 14 aus dem Hause Abacus (www.abacus-electronics.de). Es handelte sich hierbei um einen Vorverstärker, der auch streamen kann. Bei unserem aktuellen Probanden, dem Abacus AroioSU, ist es gewissermaßen umgekehrt: Er ist in erster Linie ein Streamer, verfügt aber über einen zusätzlichen Cinch-Hochpegeleingang.

Technologisch sind diese Geräte sehr eng miteinander verwandt – lediglich der Fokus ist ein anderer. Aus diesem Grund werden wir in dieser Rezension weniger die klanglichen Details behandeln, denn diese können in dem oben verlinkten Bericht zum Preamp 14 nachgelesen werden. Stattdessen möchte ich hier primär auf zwei Dinge eingehen: die Streamingfunktionalität und – das besondere Schmankerl – die Raumeinmessung. Schauen wir uns das Gerät mal genauer an:

Frontseitig finden wir – im klassischen Abacus-Laborgerätedesign – zur Linken einen harten Ein/Aus-Schalter und zur Rechten einen Lautstärkesteller. Genau in der Mitte befinden sich fünf LEDs, die über verschiedene Betriebszustände Auskunft geben. Links und rechts davon je drei Taster, mit – von links nach rechts – folgenden Funktionen: Standby, Mute und AudioVero-Cleaner (hierzu lässt sich an dieser Stelle in unserer Rezension des Preamp 14 einiges nachlesen) sowie Eingangswahl, Start/Pause und Skip.

Abacus AroioSU Rückseite

Das Heck des Abacus AroioSU

Auf der Rückseite des Abacus AroioSU ist wesentlich mehr los: Wir finden zunächst je einen symmetrischen und unsymmetrischen Vorstufenausgang, vier USB-Ports (USB-A, 2.0), zwei USB-Stromversorgungsanschlüsse, eine RJ45-LAN-Buchse, den bereits erwähnten unsymmetrischen Hochpegeleingang (Cinch), einen HDMI-Out sowie zwei Kaltgerätebuchsen: eine „männliche“ versorgt den AroioSU mit Strom, die „weibliche“ dient der Stromversorgung anderer Geräte, sie kann mit maximal 6 Ampere belastet werden und ist sowohl an den harten Ein/Aus-Schalter als auch an den automatischen Standby-Modus gekoppelt: sehr praktisch für Menschen mit chronischer Schaltfaulheit oder Steckdosenmangel …

abacus-aroiosu

Der AroioSU versteht sich mit PCM bis zu 192 kHz/24 Bit, die DSD-Unterstützung ist abhängig von der Logitech-Media-Server-Version, UPnP-Kompatibilität ist aber ebenfalls kein Thema

Die Inbetriebnahme des Abacus AroioSU gestaltet sich denkbar einfach. Zunächst wird der mitgelieferte WLAN-USB-Stick in einen beliebigen der vier oberen USB-Ports eingesteckt. Beim ersten Einschalten baut der AroioSU ein eigenes WLAN auf. Man nehme nun beispielsweise ein Tablet oder Smartphone, wähle sich in das offene AroioEx-WLAN ein und rufe die URL http://AroioEX/ auf – schon befindet man sich in einer Konfigurationsoberfläche. Hier lassen sich diverse Parameter einstellen; für die Erstinbetriebnahme genügt es, dem Streamer den Namen und das Kennwort des „eigentlichen“ hauseigenen WLAN mitzuteilen. Nach diesem Vorgang lässt sich der Streamer neu booten – und findet dann sofort den direkten Weg ins Heimnetzwerk. Nun lässt er sich über das Webinterface genauer konfigurieren und innerhalb weniger Minuten mit der vorhandenen UPnP-Software verheiraten – in meinem Fall dem Logitech-Squeezebox-Server.

Konfigurationsoberfläche des AroioSU

BU: Die Konfigurationsoberfläche des AroioSU

Das alles funktioniert absolut puppenleicht und idiotensicher. Die Titelauswahl erfolgt wahlweise über die Weboberfläche des Squeezebox-Servers oder über eine kompatible App wie Squeezepad.

Weboberfläche des Logitech Media Servers

Die Weboberfläche des Logitech Media Servers

iPad-App „Squeezepad“ aus

Und so sieht’s auf der iPad-App „Squeezepad“ aus

Wer im laufenden Betrieb nur mal eben die Wiedergabe unterbrechen oder zum Folgetitel skippen möchte, der kann auf Wunsch auch die mitgelieferte Fernbedienung oder die entsprechenden Tasten direkt am Gerät bemühen.

Soweit, so gut. Doch aus dem Abacus AroioSU lässt sich noch viel mehr herausholen: Für einen Aufpreis von lediglich 199 Euro gibt’s den AroioSU im Bundle mit einem angesichts dieses Kurses durchaus hochwertigen Messmikrofon sowie einer Softwarelizenz für die AcourateCV-Raumkorrektur von AudioVero. Es handelt sich dabei um eine auf die wichtigsten Funktionen reduzierte Version der großen Acourate-Software-Suite. Das Messmikrofon kommt mit einem langen USB-Kabel, dessen Ende ebenfalls in einen der vier USB-Ports des Aroio eingesteckt wird. Es sollte idealerweise an dem Ort aufgestellt werden, wo sich der Hörer später befindet, also im Hörabstand genau mittig, die Mikrofonmembran auf die Verbindungslinie zwischen den Lautsprechern ausgerichtet. Man kann übrigens auch andere Messmikrofone verwenden – in diesem Fall muss jedoch über Abacus Electronics eine an dieses Mikrofon angepasste individuelle Kalibrierdatei angefordert werden.

 Aroio-Webinterface

Der Einmessvorgang wird über das Aroio-Webinterface gestartet

Ein Klick auf die Schaltfläche „Messung“ – und los geht’s. Zunächst wird auf dem linken Lautsprecher ein Sinussweep von 10 Hertz bis 22 kHz abgestrahlt, dann auf dem rechten, dann erneut auf dem linken. Der dritte Sweep dient dazu, die Messung zeitrichtig zu gestalten – denn jedes USB-Mikrofoninterface hat bekanntermaßen eine Eigenlatenz, die auf diese Weise herausgerechnet werden kann. Nach der Messung werden die Messergebnisse als Dateien auf dem internen Kleinst-Computer im AroioSU – einem Raspberry Pi – abgespeichert. Nun wird die Audiovero-Software gestartet und die Messergebnisse werden übers Netzwerk direkt in die Software heruntergeladen.

Frequenzgang & Impulsantwort

Frequenzgang & Impulsantwort

Wir sehen zum einen den gemessenen Frequenzgang und zum anderen die Impulsantwort. Als nächstes durchläuft das Signal vier Korrekturstufen (Glättung, Zielkurve, Invertierung, Phasenkorrektur), die durch Klicks auf die entsprechenden Schaltflächen gestartet werden.

Bei der Glättung geht es zunächst darum, den recht „zappeligen“ Frequenzverlauf so zu glätten, dass er über die in der Software abrufbaren Filter sinnvoll geradegebogen werden kann. Grob gesagt wird die Kurve hier gerastert – und zwar in einer frei vom Nutzer wählbaren Fensterbreite in Hertz.

geglättete Kurve

So sieht die geglättete Kurve aus

Dann geht es in die Zielkurve – hier legen wir fest, wie stark die Korrektur eingreifen soll. Es stehen verschiedene Filter zur Verfügung (Hochpass, Tiefpass, Shelve etc.), ihre Qualitäten (Flankensteilheit, Arbeitspunkt) können mit der Maus feinangepasst werden – was aber laut Hanno Sonder per se nicht nötig ist, die Software macht automatisch einen Vorschlag, der praktikabel ist. Außerdem wird an dieser Stelle der Einfluss des Messmikrofons korrigiert – denn es macht oberhalb von 18 kHz zunehmend „dicht“. Würde man an dieser Stelle die Zielkurve nicht durch ein Tiefpassfilter manipulieren, würde die Software alle Frequenzen oberhalb von 18 kHz „aufreißen“ – was jedoch nur den Hochtöner belastet, ohne dass man dadurch einen akustischen Vorteil hätte.

Die Zielkurve

Die Zielkurve, hier können die Arbeitsbereiche der Filter mit der Maus verschoben werden

Bei der Invertierung wird das Signal nun gespiegelt – hier wird quasi der Gegenschrieb erzeugt, der später in den AroioSU hochgeladen wird und im Verbund mit dem Originalsignal im Idealfall einen linealglatten Frequenzgang erzeugt.

 Original- und invertierte Kurve

Die Original- und die invertierte Kurve

Zu guter Letzt die Phasenkorrektur – diese wird auf Basis der Impulsantwort berechnet – es handelt sich hierbei um einen Zeitversatz und keinen frequenzgangabhängigen Versatz. An dieser Stelle wird der Effekt korrigiert, dass der Bass des Lautsprechers gewissermaßen ein Stück weit zu spät „kommt“.

Wenn alle diese Schritte vollzogen wird, kann der Filter über den Button „Filter Hochladen“ direkt in den Raspberry Pi geschrieben werden. Das Praktische: Dieser Vorgang kann mit bis zu zehn verschiedenen Endstufen-Lautsprecher-Kombinationen vollzogen werden. Es lassen sich also zehn Filtersätze generieren, die über das Aroio-Webinterface verwaltet und ein- beziehungsweise ausgeschaltet werden können. Somit lassen sich also zehn unterschiedliche Setups speichern; das dürfte für die Heimanwendung mehr als genügen.

abacus-aroiosu innen

Übrigens: Wem das alles zu kompliziert erscheint (was es de facto nicht ist), der erfährt bei Abacus Electronics weitreichende Unterstützung. Käufer des Abacus AroioSU werden vom Abacus-Team persönlich betreut, sprich am Telefon und per Fernwartung (TeamViewer) emsig unterstützt, sodass aus dem Einmessvorgang das Bestmögliche herausholt werden kann. Und wer einen Preamp 14 besitzt, der kann die Raumkorrektur seit neuestem über ein Software-Update auf die aktuelle Version ebenfalls nutzen – das finde ich hervorragend.

Die spannende Frage: Bringt das was – und wenn ja, wie viel? Die klare Antwort: Es bringt eine Menge!

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Test: Abacus AroioSU mit AcourateCV-Raumkorrektur | Netzwerk-Player

  1. 1 Maßvoll streamen

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