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Jens Bondarenko / Dezember 2011
Sind wir allein im Kosmos? Diese wohl ewige Frage spielt auch gern beim Musikhören am Rechner eine Rolle. Doch! Nämlich, wenn es um den verwendeten Mediaplayer geht. Gibt es da doch noch andere, die begeistern können? Mehr als – zumindest in meinem Fall – das markante Aliengesicht von Foobar2000? Sollte ich tatsächlich mal über den bekannten Horizont hinaus sehen oder besser: hören? Mehr ist ja bekanntlich nicht zwingend gleich „mehr Sound“, und Foobar bietet doch schon viel, vielleicht mehr als genug. Umtriebige fairaudio-Kollegen wussten geschickt mit dem Zaunpfahl zu winken und meinten: „Auch J. River spielt zum Beispiel toll …“. Besser als Foobar? Und was heißt hier eigentlich „besser“? Software ist Software, Codec ist Codec. Oder gibt es tatsächlich Wesensunterschiede? Die Sache sollte näher betrachtet werden, so viel war nun klar, schönes Wetter draußen vor der Tür hin oder her.
Ein Gläschen Rotwein musste aber zunächst schon anwesend sein, sonst wären die zu erwartenden andauernden Softwareinstallationen kaum folgenlos zu ertragen. Und erst die Einrichtung der Player. Während der Rechner hochfährt, wundere ich mich schon ein wenig über mich selbst: Wirklich verglichen habe ich für meine Wiedergabekette nicht sehr viele Mediaplayer. Und wie viele Hörer benutzen wohl noch den Windows Mediaplayer? Für Foobar entschied ich mich vor Jahren wegen der unerschöpflichen Konfigurationsmöglichkeiten, aber natürlich nicht zuletzt auch wegen guter klanglicher Erfahrungen. Regelmäßige fairaudio-Leser wissen das bereits.
Dass in meinem Fall das Gastbetriebssystem noch Windows XP heißt, mag etwas unzeitgemäß anmuten, gewiss, aber die verwendeten Mediaplayer spielen sowieso vermeintlich am Betriebssystem „vorbei”, es geht ohne Windows Mixer-Einmischung (Kernel Streaming) direkt in einen Musical Fidelity V-DAC (Version 1 von 2009). Denn der bringt seinen eigenen Treiber mit, der diesen Mixer umgeht. Unmöglich also auszuprobieren, wie es „mit Mixer“ klänge. Das trifft leider auf alle USB-DACs zu, die ich bisher ausprobiert habe und unter Windows immer eigene Treiber mitbrachten. Beim derzeit angesagten „asynchronen USB-Modus“ ist ein solcher sogar Pflicht.
Schieben wir also endlich mal eine „Platte“ in den Mediaplayer. „Mit was hört der Autor denn genau?“, werden Sie sich jetzt vielleicht fragen. Nun ja, mittels Monster-Audio-USB-Kabel geht es aus dem erwähnten DAC an einen mit Kimber Kable verkabelten, sehr preiswerten, aber für meinen Geschmack mitreißend klingenden und vollanalogen Onkyo 9377-Vollverstärker, welcher meine sehr natürlich aufspielenden Standlautsprecher Royd Audio Squire amtlich antreibt. Also keine Technik für Ölscheichs, die aber trotzdem auch subtile Klangunterschiede deutlich aufzeigen kann. Und das soll bewusst so sein. Ich will sehen, ob Playerunterschiede auch ohne Extremtechnik hörbar sind. Tonale Unzulänglichkeiten, räumliche Probleme, Produktionsschnitzer bis hin zu totkomprimierter Radiomusik entlarvt die Anlage jedenfalls schonungslos und stets zur Qual der Hörer. Zur Aufführung kommt vornehmlich Antony And The Johnsons Album The Crying Light – ein klangfarbenfroher Hörgenuss, bei mir sehr beliebt. Und weil’s immer wieder schön ist, auch Lou Reeds Livealbum Animal Serenade, das mich jedes Mal wegen seiner Authentizität vom Hocker reißt, besonders das Cellospiel Jane Scarpantonis. Dritter Teilnehmer ist Nils Frahm mit The Bells, welches ausschließlich auf dem Piano eingespielt wurde, instrumental. Natürlich habe ich immer von der Original-CD zu WAV, FLAC und Apple Lossless gerippt – alles verlustlos speichernde Dateiformate. Eigentlich sollten sie gleich klingen, aber wenn wir schon mal beim Ausprobieren sind …
Test: Mediaplayer (Foobar, J. River MC, iTunes, Windows Media Player, Rekordbox) |