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Wird es mit dem langen Arm noch besser? Jein. Während das Ortofon Rondo am SME M2 12-Zoll eigentlich in jeder Hinsicht gewinnt – insbesondere räumlich und in Sachen Auflösung -, bin ich mir da mit dem Shelter 501 nicht so sicher. Anfängliche Zweifel entstehen beim (lateralen) Resonanztest: Bei 16 Hz sind die ersten Schlenker zu vernehmen – 14 Hz: es schlingert leicht. Bei 12 Hz wird es stärker, um bei 10 Hz ganz aus der Rille zu schwirren. Seltsam. Aber gut, bei 6 Hz läuft’s wieder völlig gerade …
Nur dass die Musikwiedergabe auch nicht überall besser wird. Beim Cat Power Album „Jukebox“ beispielsweise kommt mir Chan Marshalls Stimme doch etwas farblos vor – das war vorher am 9-Zöller überzeugender und ist mit der Kombination „lang & Rondo“ besser. Zweifelhaft ist auch der Genuss der James Chance Platte „Paris 1980“: Ja, dieses Album besitzt von sich aus einen gewissen „künstlerisch gewollten“ Nervfaktor – aber hier kommt es jetzt lediglich matt und piepsig an. Andererseits: Nur schnell noch mal Joanna Newsom aufgelegt, um mich vom Mismatch Pickup/Tonarm vollends zu überzeugen – und ich bekomm‘ die bis dato beste Präsentation des Stücks „Peach, Plum, Pear“ zu hören. Wieso denn das jetzt? Das Cembalo wirkt frei und luftig, dieser komische Kinderchor im Hintergrund ist nicht mehr so (vertraut) verschmiert – seltsam.
Trotzdem wechsele ich wieder zur Paarung Shelter/9-Zoll, die scheint mir weniger divenhaft zu sein. Da gibt’s neben Sade doch noch ein paar andere 80er-Klamotten, die ich mal ausprobieren könnte. Paul Simon? Prince? Wie hieß denn noch dessen Drummerin? Sheila E! Love Bizarre! „Klamotten Bizarr“ hätte se mal singen sollen! Geiler Style, oder? (Ende der streng audiophilen Hörsitzung.)
Der MC-Abtaster Shelter 501 MK II vereint für mich zwei Grundtugenden: Er zeichnet stets sauber und klar – und zieht einen durch Tempo und Dynamik in die Musik hinein. Vielleicht ist dies im ersten Augenblick sogar verwirrend, da sich die passende Schublade nicht öffnen will: Viel zu transparent und neutral, um ins Fach „anmachend gesounded“ zu passen; viel zu involvierend, um als steriler Mediziner durchzugehen. Aber genau diese Kombination lernt man zu schätzen:
- Das Shelter 501 spielt tonal neutral und natürlich. Die Basswiedergabe reicht tief nach unten und zeichnet sich durch Definition und Konturiertheit aus. Den Grundton gestaltet es aber eher schlank und agil, denn üppig und voll.
- Das 501 spannt eine große Bühne auf – insbesondere in der Breite. Schiere Größe ist aber nicht alles: Die Lokalisationsschärfe ist sehr gut und das plastische Gefühl, das dieser Abtaster den Klängen verleiht, trägt einen Gutteil zum „Live-Feeling“ bei.
- Ausgeprägte dynamische Fähigkeiten und ein hohes Tempo sind dem Shelter 501 zu eigen. Davon profitiert die Musik insgesamt: Die Stimmwiedergabe gerät „nah dran“ und Percussion impulsiv; Saiteninstrumente können fast beliebig schnell gespielt werden – das 501 folgt dem mühelos. Allerdings gilt hierbei auch aufgrund des leicht schlanken Grundtons: Man befindet sich näher an der Saite als am (Holz)Körper des Instruments.
- Das Shelter 501 spielt sehr detailreich, es löst gut auf – kein „Wischiwaschi“-System, sondern eines, das klangliche Feinheiten aus der Rille holt und sie sauber auf die Bühne stellt.
Fakten:
- Produkt: Shelter 501 MK II, MC-Tonabnehmer
- Preis: 950,- Euro
- Gewicht: 8,1 Gramm
- Compliance / Nadelnachgiebigkeit: circa 12-14
- Empf. Auflagekraft: 1,4 – 2,0 Gramm
- Ausgangsspannung: 0,4 Volt
- Nadelschliff: elliptisch
- Empf. Abschlusswiderstand: >= 100 Ohm,
>= 20 Ohm mit Übertrager - Bezug: www.expolinear.de
- Hersteller: Shelter
Test: Shelter 501 MK II | Tonabnehmer