Gefilterte Lautsprecherkabel, kleine Filterboxen an Signal- und Stromkabeln, dann Netzfilter und Stromaufbereiter vor jeder Audio-Komponente und schließlich in die Netzleiste der gesamten Anlage integriert: Wer die Entwicklung von Stromfiltermaßnahmen im HiFi-Bereich verfolgt, kann sich des Eindrucks einer konsequenten Wanderung von Korrekturmaßnahmen zurück zur (Strom-)Quelle kaum erwehren. Neuester Beitrag der Leverkusener Kabel- und Stromspezialisten von HMS (www.hmselektronik.com): ein Gleichstromfilter zum Einschleifen zwischen Wandsteckdose und Netzleiste. Dessen schnörkelloser Name: „HMS DCS Vorschaltgerät“.
Immer mehr Filter, immer weiter entfernt vom eigentlichen Audiosignal – das mag zunächst verschroben klingen, aber letztlich gilt der alte Spruch „garbage in, garbage out“. Und der Netzstrom ist in diesem Zusammenhang nun mal die Basis aller wohlklingenden Schwingungen. Jedes am Markt erhältliche Audiogerät weist dementsprechend mehr oder weniger avancierte „On-Board-Filterlösungen“ auf. Störsignale mischen sich vor allem in chronisch belasteten urbanen Mehrfamilienhäusern oft derart penetrant unter den Netzstrom, dass zu Stoßzeiten der Stromabfrage insbesondere Anteile hochaufgelöster „Low-Level-Signale“ von einem Störschleier beeinträchtigt werden können. Diese Signale – so zumindest die gleichlautende Argumentation mehrerer Entwickler und Hersteller – können dann von keinem noch so hochwertigen nachgeschalteten Digital-Analog-Wandler oder Verstärker mehr wiederhergestellt werden.
Konsequent also, dass die Leverkusener Strom- und Kabel-Experten von HMS – nicht nur hierzulande Pioniere, wenn es um saubere Stereosignale geht – ihr Filterangebot nun ebenfalls verbreitern. Die „ausgewachsenen“ Filterleisten des Herstellers wie die von meinem Kollegen Jörg Dames genutzte HMS Energia MKII hatten wir ja bereits im Test – auch diese weisen optional eine zusätzliche Gleichspannungsfilterung auf (Gesamtpreis inklusive DCS-Einheit: ab 790 Euro). Nun stellt das Unternehmen seine Gleichstromfilterung dediziert auch für Verwender von Netzleisten anderer Hersteller zur Verfügung, die über keine oder zumindest keine Gleichstrom- beziehungsweise DC-Filterung verfügen. Das Vorschaltgerät fungiert in beiden Konstellationen somit als Netzfilter vor einer (filterlosen) Netzleiste oder einem Netzfilter. Das Kürzel „DCS“ steht dabei für „Direct Current Suppression“.
Potenziell klangschädigender Gleichstrom gelangt vorzugsweise durch kritische Verbraucher wie Haarföhne oder Lichtdimmer in den heimischen Stromkreis, deren Gebläse- oder Lichtstärke durch eine Diode gesteuert wird. Eine solche Diode lässt zur Drosselung der Energieabgabe typischerweise lediglich eine Halbwelle des Stroms durch. Die Folge ist naturgemäß eine Verschiebung des Nullpunkts im AC-Signal, die dann für einen erhöhen Gleichspannungsanteil im Netzstrom für sämtliche Abnehmer im Haushalt sorgt.
Eine zweite und nach Überzeugung der HMS-Entwickler zunehmend relevante Quelle von Gleichstromanteilen liegt im Trend zur ökologischen Energieerzeugungen durch Solar- und Windkraftanlagen. Denn im Gegensatz zu herkömmlichen Kraftwerken, in denen die Generatoren den hausüblichen 50-Hertz-Wechselstrom erzeugen, der dann über Transformatoren ohne nennenswertes Störpotenzial für den „Hausgebrauch“ umgespannt werden kann, fabrizieren Windkraft- und Solaranlagen Gleichstrom von stetig wechselnder Stärke. Dieser muss zur Verwendung beim häuslichen Endverbraucher zunächst durch sogenannte Wechselrichter in Wechselstrom umgespannt werden – eine Operation, die laut HMS hauptverantwortlich für klangschädigende Beeinträchtigungen der einzelnen Halbwellen der heimischen Netzspannung ist.
Neben klanglichem Unbill verursachen Gleichstromanteile zudem nicht selten ein hörbares mechanisches Brummen von Transformatoren in Leistungsverstärkern, die vom beigemischten Gleichstrom zu früh in die Sättigung gebracht werden. Auch zeitweiliges Brummen über die Lautsprecher, gelegentlich auftretendes Knacken oder Knistern, Zischen oder Brodeln während der Wiedergabe sowie ein gesteigertes Grundrauschen („Störnebel“) können nicht nur durch HF-Verunreinigungen, sondern auch durch zu hohe Gleichstromanteile im Netzstrom verursacht werden.
Sie sind nicht sicher, ob Ihre Filterleiste bereits eine Gleichspannungsunterdrückung besitzt? Sie zweifeln, ob eine Netzfilterung überhaupt klangliche Fortschritte in ihrer Kette zu bringen vermag? Kurz gesagt: Keine Ahnung, ob Sie den Test dieses grauen Kästchens überhaupt weiterlesen sollen? Nun, sicher helfen ein paar kursorische Testbeobachtungen, dies zu entscheiden. Können Sie etwa feststellen, dass Ihre Anlage spät abends oder nachts anders, will heißen: besser klingt als tagsüber, wenn viele andere Geräte am Stromnetz hängen? Dann ist dies ein erster Hinweis auf korrigierbare Verunreinigungen Ihres Hausstroms. Wie stark insbesondere digitale Fremdgeräte wie Laptop, Smart-TV, aber auch schnöde Waschmaschinen, Dimmer oder schaltbare Netzleisten Gleichstromanteile ins Heimnetz streuen, können Sie nachfolgend prüfen, indem Sie diesen Geräten nacheinander den Stecker ziehen und hören, ob sich klanglich etwas tut. Auch wenn Stromfilter-Effekte aufgrund der Vielzahl relevanter Einflussfaktoren nur bedingt reproduzierbar sind: Basskontrolle und Räumlichkeit wären Dinge, auf deren Verbesserung besonderes Ohrenmerk zu legen wäre. Ein mechanisches Brummen – das ergo nicht über die Lautsprecher wiedergegeben wird, sondern direkt aus Ihrem Verstärker dringt – erhärtet den Verdacht auf klangschädlich hohe Gleichstromanteile in Ihrem Netzstrom und lässt einen Test des HMS DCS Vorschaltgeräts – selbst vor einem bereits vorhandenen Netzfilter – vielversprechend erscheinen.
Das HMS-DCS-Kästchen verfügt übrigens auch über einen eigenen Überspannungsschutz. Auch löblich, wie ich finde: Das Vorschaltgerät ist nicht mit einem fixierten Netzkabel verbunden, sondern gestattet an seiner kupfernen, vergoldeten C13-Netzbuchse den Anschluss eines Netzkabels nach Gusto. Die Gefahr, durch einen Filter allein wegen des daran angebrachten Stromkabels eine wenngleich dezente Beeinflussung des Klangbilds ungewollt mit einzukaufen, besteht beim HMS DCS Vorschaltgerät damit nicht.
HMS DCS + Filternetzleiste
In meiner heimischen Kette, die ungefiltert ebenfalls weit unter ihren klanglichen Möglichkeiten bleibt, durfte der kompakte HMS-DCS-Gleichspannungskiller seine Fähigkeiten zunächst als preislich adäquater Vorfilter vor meinem Standardfilter Isotek Aquarius (1.350 Euro) beweisen, dem ein interner Gleichstromfilter leider abgeht. Ergebnis: Dem glücklicherweise sehr dezenten mechanischen Arbeitsgeräusch des Power-Transformators in meinem Jadis-DA-88-Vollverstärker konnte das HMS DCS Vorschaltgerät nichts anhaben. Was freilich nicht heißt, dass dies in anderen Haushalten mit anderer „Großstromlage“ nicht doch der Fall sein könnte. Das berüchtigt ordinäre Trafobrummen des Naim XS2 eines Bekannten jedenfalls brachte das Vorschaltgerät fast gänzlich zum Verschwinden. Dieser Effekt allein dürfte brummgeplagten Ohren bereits den Anschaffungspreis von 320 Euro wert sein.
Es kommt aber noch besser: Auch klanglich wirkt die Vorab-Filterung von Gleichstromanteilen trotz der sorgfältigen nachfolgenden Filterung durch den Aquarius in meiner Kette zwar subtil, jedoch unverkennbar vorteilhaft aus. Vor allem die virtuelle Bühne gewinnt durch das DCS Vorschaltgerät an Kontur. Mit dem HMS-Kästchen an der Strippe wirken Klangkörper eine Spur schärfer umrissen und etwas tiefer gestaffelt. Dabei rückt die Raumabbildung im Ganzen etwas nach vorne und wirkt – doppelt gefiltert – nun derart plastisch, griffig, unmittelbar, dass dem Filterduett aus HMS DCS Vorschaltgerät und Isotek Aquarius den Slogan „mittendrin statt nur davor“ verpasst gehört.
Der Hochton? Gerät gefühlt noch einen Tick feinstofflicher. Warum „gefühlt“? Nun, ein objektives „Mehr“ an Auflösung konnte ich beim kritischen Gegenhören mit und ohne Vorschaltgerät nicht feststellen. Von Gleichstromanteilen erleichtert, wirkte meine Kette im Hochton dennoch geschmeidiger und seidiger. Dynamische Einbußen waren dabei erfreulicherweise nicht auszumachen.
Einziges Caveat: Tonal gehen qua Doppelfilterung ein paar Gramm Substanz im Grundtonbereich verloren. Dieser Effekt bewegt sich in meiner Kette allerdings in einem Ausmaß, das mittels eines antagonistisch gut im Futter stehenden Netz- und/oder RCA-Kabels mühelos wieder korrigiert werden könnte. Rauschen? Knacken? Nun, all dies war bereits durch den Isotek Aquarius derart reduziert, dass der Einsatz des DCS-Vorschaltgerätes keinerlei weiteren Effekt mehr brachte.
HMS DCS + filterlose Netzleiste
Umso beeindruckender präsentiert sich die Performance des gerade einmal ein Viertel des Aquarius kostenden DCS-Vorschaltgeräts als exklusive Filtermaßnahme. Beim Einsatz direkt vor meiner im Grunde guten, aber filterlosen Music-Line-Netzleiste anstelle des Aquarius’ erbringt der unscheinbare Leverkusener Leistenstummel neben den oben beschriebenen Effekten eine ganze Reihe teils drastischer Verbesserungen. So macht die Raumabbildung nicht nur einen durchaus ausladenden Schritt nach vorne. Nein, die gesamte Bühne präsentiert sich – erstaunlich, was allein durch die Herausfilterung von Gleichstromanteilen passiert – merklich raumgreifender, sprich höher, breiter und tiefer. Die en passant verbesserte Raumausleuchtung mit detaillierteren Rauminformationen (Echos, Reflexionen, Neben- und Hintergrundgeräusche etc.) und differenzierterer Breiten- und Tiefenstaffelung ist ebenfalls lobenswert. Zudem mutet das Klangbild per DCS-Filterung ruhiger und verzerrungsärmer an, was das Zuhören deutlich entspannt, nicht zuletzt geraten Klangfarben dadurch intensiver. Die durch Filter ja häufig hervorgerufene Entschlackung und Präzisierung des Basses findet mit dem DCS Vorschaltgerät ebenfalls statt. Die Dynamik? Wie vom Hersteller versprochen: unverändert.
HMS DCS versus Filternetzleiste
Ist das DCS Vorschaltgerät damit eine preislich attraktivere Alternative zu einem „ausgewachsenen“ Stromfilter wie dem Isotek Aqaurius? Nun, nicht ganz. Im Direktvergleich zwischen der Filterung des DCS-Vorschaltgeräts und derjenigen des Isotek Aquarius zeigt sich, dass insbesondere Basskontrolle und Raumausdehnung durch reine Gleichstromfilterung nicht ganz auf das Niveau einer vollumfänglichen Filterung gebracht werden können. Das HMS DCS Vorschaltgerät macht eine vorhandene gute Filterleiste ohne eigene Gleichstromfilterung also keineswegs überflüssig, sondern schlicht besser.
Test-Fazit: HMS DCS Vorschaltgerät
Das HMS DCS Vorschaltgerät kann für überschaubares Geld einen ersten oder zusätzlichen Beitrag zur Stromfilterung in der heimischen Audiokette leisten.
Als alleiniger Filter bietet das graue Kästchen zuverlässigen Überspannungsschutz, eine abhängig von Stromqualität und Gerätschaften realistische Chance auf Beseitigung lästigen Trafobrumms und einen ersten Schritt in Richtung eines ruhigeren, transparenteren und natürlicheren Klangbildes. Sollten Sie bereits über eine Filterleiste ohne DC-Suppression verfügen, dann ist das DCS-Vorschaltgerät ebenfalls ein Probehören wert. Womöglich bekommen Sie mit dem HMS-Kästchen nicht nur ein etwaig vorhandenes mechanisches Trafobrummen aus Ihrem Verstärker heraus, sondern zugleich noch einen Schuss mehr Plastizität und Seidigkeit ins Klangbild hinein.
Fakten:
- Modell: HMS DCS Vorschaltgerät
- Konzept: DC-Filter inklusive Blitz- /Überspannungsschutz
- Preis: 320 Euro
- Anschlüsse: 1x Kaltgerätebuchse, 1 x Schuko-Steckplatz
- Garantie: 2 Jahre, nach Rücksendung der Registrierungskarte 5 Jahre
Hersteller/Vertrieb:
Hans M. Strassner GmbH
Am Arensberg 42 | 51381 Leverkusen
Telefon: 02171 – 73 40 06
eMail: mail@hmselektronik.com
Web: www.hmselektronik.com