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Vincent

Ofen aus, Amp an!

12. Oktober 2021 / Wolfgang Zöllner

Hallo Herr Luding,

sehr guter Test (Grandinote Domino & Demone, die Red.)! Alles nachvollziehbar! M.E. wäre ein Vergleich mit einem der allerneuesten Class-D-Verstärker sehr interessant. Diese Teile sollen ja auch ganz hervorragend klingen. Warum mit Class-D? Ganz einfach, ich musste, als ich las, was die 3 Teile so an Energie verbraten, mir den Schweiß von der Stirne wischen. Darf man so was guten Gewissens heutzutage noch einschalten? Man darf – dafür lässt man seinen Backofen öfter mal kalt, oder ? Die Grandinoten, so gut sie auch sein mögen – aber muss das sein mit der Stromfresserei? Was sagt die Class-D-Gemeinde dazu?

Ich betreibe einen AB-Verstärker von 2 x 300 Watt. Dessen unnötig großer Ruhestrom wurde auf meinen Wunsch auf die Hälfte reduziert – und was soll ich sagen: Das Teil klingt überirdisch (hatte vorher den großen Devialet, der im Leerlauf nur ein paar Watt frisst – das ging auch prima. Also verehrte Entwickler (habe selber 15 Jahre lang HighEnd Zeug entwickelt) reduziert eure teils abnormen Stromverbräuche. Wir leben nicht mehr wie vor 50 Jahren.

Wolfgang Zöllner

Lieber Herr Zöllner,

zunächst einmal mein Dank für Ihre lobenden Worte und in der Tat wäre ein direkter Vergleich zu einem Class-D-Verstärker sehr interessant. Insbesondere da diese Verstärkerspezies in den letzten Jahren auch meiner Meinung nach klanglich zu einem ernstzunehmenden Gegner klassischer Class-A- oder Class-AB-Verstärker geworden ist. Spontan fallen mir hier der von Ihnen bereits genannte Devialet oder auch die Mola Mola Verstärker ein. Beide haben mich klanglich ein ums andere Mal beeindruckt und vielleicht ergibt sich tatsächlich noch die Möglichkeit eines direkten Vergleichs. Trotz des Schweißes auf der Stirn würde ich trotzdem raten, sich mal einen Grandinote-Verstärker vom Händler übers Wochenende auszuleihen (und dafür vielleicht dann den Backofen mal auszulassen) um selbst auszuloten was verstärkerseitig "noch geht".

Was den Stromverbrauch angeht, ist Ihre Anmerkung natürlich berechtigt. Sie betrifft aber nicht nur die hier vorgestellten Grandinote als Vertreter der reinen Class-A-Lehre, sondern, wie Sie ja auch selbst schreiben, viele potente Class-AB- oder Röhrenverstärker, die im realen Betrieb (d.h. eben nicht im Leerlauf) dem Besitzer ebenfalls den Schweiß auf die Stirn treiben (ich erinnere mich hier u.a. an meine Class-AB-Verstärker von Parasound und Classé).

Die Frage, inwieweit man dies heutzutage noch verantworten kann, lasse ich hier offen, da sie sicherlich auch wesentlich vom Nutzerverhalten abhängt. Verstärker wie die Grandinote den ganzen Tag über zur Hintergrundbeschallung zu nutzen ist hierbei sicher weder artgerecht noch ökologisch sinnvoll. Anders könnte es jedoch bei einem High-Ender aussehen, der sich ab und zu nach Feierabend noch ein Paar Stunden Entspannung vor der Anlage gönnt (und dabei vielleicht sogar noch Solarpanels auf dem Dach des Eigenheims hat ...).

In diesem Sinne beste Grüße und noch viel Spaß mit Ihrem Verstärker!
Martin S. Luding

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