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Test: Moon Evolution 740P und 760A | Vor-End-Kombi, Vorstufe, Endstufe

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  1. 1 Test: Moon Evolution 740P und 760A | Vor-End-Kombi, Vorstufe, Endstufe

 

Juni 2015 / Ralph Werner

Je breiter die Gerätefront wird, desto weiter oben befindet man sich offenbar in der Produkthierarchie des Herstellers Simaudio (Vertrieb: https://simaudio.com/de/) und seiner Elektronikmarke Moon: Die Komponenten der Einstiegsserie kommen im knapp halben Rackmaß daher, die mittlere Nēo-Linie – wir hatten neulich den D/A-Wandler Moon Nēo 380D zu Gast – in vollem, und die Krone der Simaudio-Schöpfungen, das Moon-Evolution-Line-up, legt noch mal eine gute Daumenbreite zu. Und ums Moon’sche Toplevel soll es heute gehen, genauer: um die kleine Vor-End-Kombi aus der großen Serie. Die knapp 16.000 Euro dafür sind kein Pappenstiel, von den 60.000 Euro des kostspieligsten Verstärkergespanns der Kanadier aber sicherlich noch weit entfernt.

Vorverstärker Moon Evolution 740P
Vorverstärker Moon Evolution 740P

Obwohl ich eigentlich ein Freund reduzierten Designs bin, gefallen mir die beiden Verstärker – also die Vorstufe Moon Evolution 740P und die Endstufe Evolution 760A – optisch sehr gut. Irgendwie kommen mir immer Sportautos in den Sinn, wenn ich die beiden betrachte, ich weiß nicht recht warum. Möglicherweise wegen den geschwungenen Seitenteilen auf der Front (Spoiler!), den vier dreieckigen Säulen in den Ecken (Kotflügel!) oder den ebenfalls schnittig angeordneten Kühlrippen dazwischen – vielleicht auch nur wegen des fetten Emblems auf der Kühlerhaube …

Moon-Logo

Egal. Die Verarbeitung ist jedenfalls so, wie sie sein sollte: top. Von vorne bis hinten alles aus Metall, die Spaltmaße perfekt, das Oberflächenfinish ebenfalls. Moon selbst wirbt mit einer „extrem steifen Chassiskonstruktion“, womit man Vibrationen keine Chance geben will, was wiederum den Mikrofonieeffekt minimieren soll. Der haptische Eindruck ist entsprechend.

Gewisse Konstruktionsprinzipien finden sich sowohl in Vorstufe als auch Endstufe wieder: So sind Moon 740P wie auch 760A in Doppelmono aufgebaut und vollsymmetrisch ausgelegt. Zudem halten die Kanadier offenbar wenig von Über-alles-Gegenkopplung und verzichten deshalb laut eigenem Bekunden komplett darauf. Unmessbare Intermodulationsverzerrungen seien unter anderem die Folge. Kondensatoren im Signalweg stehen bei ihnen ebenfalls nicht hoch im Kurs – folgerichtig sparen sie sich diese.

Endverstärker Moon Evolution 760A
Endverstärker Moon Evolution 760A

In der Endstufe Moon Evolution 760A stellen je Kanal vier selbst entwickelte und vermeintlich „beispiellos lineare“ Bipolar-Transistoren insgesamt 130 Watt an 8 Ohm bereit – wer mehr Leistung benötigt, kann auch zwei 760A betreiben, denn die Stereo-Endstufe lässt sich mit einem speziellen Moon-Y-Kabel brücken und so in einen 500-Watt-Mono verwandeln. Ein praktischer Upgrade-Pfad, wie ich finde.

Blick in die Moon-Evolution-Endstufe
Blick in die Moon-Evolution-Endstufe

Auch wenn auf Über-alles-Gegenkopplung verzichtet wird, lokales Feedback kommt natürlich schon zum Einsatz. Allerdings, so die Kanadier, sei das aufgrund der sogenannten „Lynx-Schaltung“ nur für die tiefere Frequenzen wirksam – was präzise Basskontrolle (Ausgangsimpedanz: 0,03 Ohm) ermögliche, ohne das Mitten/Hochtonband klanglich negativ zu tangieren.

Das Anschlussfeld der Moon-Evolution-Vorstufe
Das Anschlussfeld der Moon-Evolution-Vorstufe

Die Hochpegel-Vorstufe Moon Evolution 740P bietet einige interessante Funktionen. Neben einem Home-Cinema-Through, der für jeden der fünf Eingänge (drei unsymmetrische, zwei symmetrische) eingerichtet werden kann, sind dies vor allem das „M-Lock“ genannte Feature, mit dem sich die Maximallautstärke festlegen lässt – sicher ist sicher, wer entdeckungsfreudige Kleinkinder im Haushalt hat, die das lustige, dicke, runde Ding auf der Front so gerne drehen, wird das schätzen – sowie die Option, den Verstärkungsfaktor für jeden Eingang individuell um +/-10 dB zu justieren. Nicht nur für den Lautstärkeausgleich unterschiedlicher Quellen kann das sinnvoll sein, sondern auch, um das Gesamt-Gain der verstärkenden Kette möglichst optimal an den Wirkungsgrad der Lautsprecher anzupassen. Manche Hörer mag das kaum interessieren – wer einen 94-dB/W/m-Speaker sein eigen nennt (Test Blumenhofer Genuin I Mk 2), sieht das naturgemäß anders. Bei meinem derzeitigen Pre habe ich einen Poti-Regulierungsspielraum von ungefähr anderthalb Zentimetern; entweder ich höre zu laut oder zu leise, vor allem, wenn ich per Fernbedienung den Pegel justiere. Da hätte ich liebend gerne die Möglichkeit, -10 dB einzustellen.

Blick in die Moon-Evolution-Vorstufe
Blick in die Moon-Evolution-Vorstufe

Am Evolution 740P wäre es allerdings gar nicht mal schlimm gewesen, die Eingangssensitivität fix zu belassen, denn sein bestes Feature ist die Lautstärkeregelung. Warum? Darum:

Erstens – der Vollmetallknopf ist leichtgängig, aber durchs Eigengewicht eben doch mit einem gewissen haptischen Widerstand versehen. Macht Spaß, ihn zu drehen. Zweitens wird mit ihm kein Potenziometer bewegt, vielmehr triggert die Drehbewegung eine smarte Schaltung namens „M-eVol2“, hinter der ein elektronisch geschaltetes Netzwerk von „Metallschichtwiderständen mit 0,1 %-Toleranzen“ steht – und dieses Netzwerk hat, drittens, 530 (!) Stufen, ist also extrem fein gerastert. Dass übliche Problem dabei ist freilich, dass man sich auch ’nen Wolf drehen muss, bis es endlich mal lauter wird.

Halbmechamisch: Der große Volume-Drehregler der Moon-Vorstufe bewegt kein Poti, sondern steuert ein Widerstands-Netzwerk
Halbmechanisch: Der große Volume-Drehregler bewegt kein Poti, sondern steuert ein Widerstands-Netzwerk

Nun, nicht so beim Moon 740P: Das Display zeigt die Lautstärke in Werten von Null bis 80 an – die ersten 30 Stufen werden in 1-dB-Schritten erklommen, danach geht es rotationsgeschwindigkeitssensitiv (ächz!) weiter in Dezibel-Inkrementen. Dann nämlich, wenn man halbwegs flott weiter kurbelt – oder alternativ beim Landungsanflug, wenn’s schon mal so grob mit dem Pegel passt und man langsamer dreht, in 0,1-dB-Trippelschrittchen bis zum genau gewünschten Wert. Selten habe ich gleichzeitig so schnell und so präzise die richtige Lautstärke getroffen (und das natürlich auch mit der Fernbedienung). Zudem bekommt man an den Extremen (laut/leise) einen riesigen Justagespielraum geschenkt, was gerade Freunden wirkungsgradstarker Lautsprecherkonzepte echten Mehrwert bietet. Last but not least: Der Kanalgleichlauf ist perfekt, selbst beim Wert „1“ im Display des Evolution-Vorverstärkers – knapp oberhalb der Hörschwelle – bleibt ein mittiges Signal eben auch mittig. Sehr schön.

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