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Test Hifi Voll-Verstärker NAD C 315 BEE, Onkyo 9355 – Klang-Eindrücke – Test-Bericht Stereo-Verstärker

Inhaltsverzeichnis

  1. 4 Test Hifi Voll-Verstärker NAD C 315 BEE, Onkyo 9355 - Klang-Eindrücke - Test-Bericht Stereo-Verstärker

Anhören – NAD

NAD C 315BEE

Zuerst durfte der NAD zeigen, was er klanglich zu bieten hat. Und das ist eine ganze Menge. Von den ersten Takten an spielt er eindrucksvoll kräftig auf und straft seine dezente Erscheinung Lügen. Ein kleiner Dreh am Lautstärkeregler und es tönt machtvoll aus den Lautsprechern. Ich bin beeindruckt. Dieser kleine Verstärker klingt, als nehme er die Lautsprecher an die kurze Leine. Das schreit danach, sich den klanglichen Fähigkeiten des NAD erst einmal von unten, vom Bass her, zu nähern. Marla Glen scheint mir eine geeignete Kost zu sein. Und richtig: Die Bässe von „The Cost of Freedom“ wogen durch den Raum. Präzise verfolgt der NAD die Basslinien – allerdings nur bis zu einer bestimmten Grenze. Irgendwo, kurz oberhalb der tiefsten Oktaven, scheint sich der NAD aus dem klanglichen Geschehen zurückzuziehen. Allerdings ist Tiefbass auch nicht die Stärke meiner Lautsprecher.

NAD RingkerntrafoAnsonsten gefällt mir, dass er viele Details zu Gehör bringt. Die komplexen Arrangements auf Quincy Jones‘ „Back on the Block“ löst der Verstärker gut auf. Überhaupt zeichnen Detailfreude und Präzision das Klangbild des NAD aus. Die Quincy Jones CD zeigt aber auch, was der Verstärker nicht ganz so gut kann: Kurze Impulse kommen zwar fein gezeichnet, aber nicht besonders dynamisch aus den Lautsprechern. Der NAD lässt sich bei seiner sehr stimmigen Wiedergabe nicht hetzen. Vielleicht liegt dieser Eindruck auch an seiner gewissen Zurückhaltung im Hochtonbereich. Richtig fehlen tut hier eigentlich nichts – im Vergleich zu anderen Verstärkern gehört er aber zu den im Hochton zurückhaltenderen, klanglich runderen Vertretern der Gattung. Ein kleiner Quercheck mit Patricia Barbers „Modern Cool“ bestätigt diesen Eindruck. Die Aufnahme hat die Tendenz, im Hochtonbereich ein wenig scharf zu klingen, ja, zu zischeln. Über den NAD ist diese Tendenz kaum zu erahnen. Ich meine schon eine kleine Betonung des Grundtonbereichs beim C 315BEE herauszuhören, ein kleines Oberbassbächlein erlaubt er sich. Wo wir gerade bei Patricia Barber sind: Kleine Besetzungen, Jazz und Stimmen sind die ultimative Kost für den NAD.

Großorchestrale Besetzungen und Bigbands sind dagegen nicht unbedingt seine Stärken. Ein beliebtes Spiel von mir ist es, Menschen, denen ich meine Anlage vorführe, mit Wagners „Einzug der Götter in Wallhall“ aus dem „Rheingold“ zu erschrecken. Nach einem einlullenden, süßen Streichervorspiel kommt ein Triangelschlag, worauf ein mächtiger Orchestereinsatz folgt. Sehr schön auf einer Aufnahme der Wiener Philharmoniker unter Georg Solti nachzuvollziehen. Mit dem NAD erschrickt man allerdings nicht gerade über die Maßen. Auch die Feinheiten der Triangel stellt er eher zurückhaltend dar. Überhaupt gerät der NAD bei Klassik ein wenig ins Schwimmen. Dem (hehren) Anspruch, große Orchester mit der gleichen Kraft und Detailfreude darzustellen wie Jazzensembles, wird der Verstärker nicht ganz gerecht. Auch die räumliche Darstellung, welche bei kleinen Besetzungen hervorragend funktioniert, knickt hierbei etwas ein.

NAD 315

Nach einigen weiteren Versuchen mit Klassik kehre ich wieder zu den von mir und dem NAD bevorzugten Musikrichtungen Jazz, Blues und Pop zurück. Und ich höre viel und gern mit dem NAD: Sein kraftvolles, souveränes Klangbild, weitab aller nervigen Tendenzen, prädestiniert ihn für lange, genussvolle Hörsessions nach Feierabend, mit ein paar guten Jazz CDs und einem vollmundigen Rotwein.

Anhören – Onkyo

Onkyo A-9355 DetailBeim Umstieg auf den Onkyo A-9355 muss ich mich zuerst an die Charakteristik des Lautstärkereglers gewöhnen. Bei Mittelstellung des Drehers fängt der Onkyo gerade an, hörbar Musik von sich zu geben. Bis zum letzen Viertel des Regelbereiches bleibt man im weitesten Sinn bei Zimmerlautstärke, erst ab dem letzten Viertel geht’s dann rapide aufwärts.

Klanglich tendiert der Onkyo in eine völlig andere Richtung als der NAD: Im ersten Moment scheint mir die Wiedergabe vergleichsweise fast schon dünn. Nach genauerem Hinhören bekomme ich allerdings den Eindruck, dass der Onkyo, im Vergleich zum volltönenden NAD, die insgesamt neutralere Wiedergabe bietet. Etwas heller und nicht so druckvoll im Oberbass, macht der Onkyo letztendlich einen sehr ausgeglichenen Eindruck. Daneben bietet er eine deutlich höhere Impulsfreude und Dynamik als der NAD, dafür aber nicht ganz dessen Sorgfalt bei der Detailzeichnung.

Beispiel: Bei Pop und Jazz spielt er zwar sehr lebendig, doch irgendwie mag er sich nicht so richtig auf klangliche Feinheiten einlassen. Es kommt nicht dazu, dass ich in der Musik versinke, es herrscht eine gewisse Distanz. Da Lebendigkeit offensichtlich seine Stärke ist, lege ich die „Tango Agazapado“ von La Chicana in den Player. Und volià: Das schnelle Gitarrenspiel kommt den Talenten des Onkyo sehr entgegen. Aber auch hier bleibt mir der Klang ein wenig zu distanziert.

Erstaunliche Talente entwickelt der Onkyo dagegen, wenn es um größere Besetzungen geht. Bigband-Swing zum Beispiel hat einen hohen Mittwipp-Faktor. Fast noch besser wird’s bei großen Klassik-Orchestern, hier ist der A-9355 hörbar in seinem Element. Wagners Götter ziehen mit einem Gewitter in Wallhall ein, das einen zusammenzucken lässt.

Onkyo A-9355

Also greife ich weiter hinten ins CD-Regal, wo die von mir seltener gehörten Klassik-Aufnahmen stehen. Der erste Griff fördert Beethovens Neunte zu Tage, gespielt von den Berliner Philharmonikern unter der Leitung Herbert von Karajans. Heftige Kost, aber ich kann’s ja mal versuchen. Und ich bin überrascht: Mit Klassik kommt der A-9355 wirklich erstaunlich gut zurecht. Neben einer stabilen Räumlichkeit, die eher in die Breite als in die Tiefe geht, bildet der Onkyo das klangliche Geschehen sehr glaubwürdig ab. Das bestätigt meine Theorie – eingefleischte Klassik-Liebhaber mögen mir wiedersprechen -, dass bei klassischer Musik Dynamik wichtiger ist als Feinzeichnung, ja, dass eine nicht allzu große Detailfreude der Wiedergabe hier sogar förderlich sein kann. Ich möchte das an einem Vergleich veranschaulichen: An ein kleines Gemälde kann man nah herantreten und Details betrachten, ohne das Bild aus den Augen zu verlieren. Bei großen Bildern macht es dagegen oft keinen Sinn, nah heranzugehen, sie wirken eher aus der Entfernung, wenn man das ganze Bild in seiner vollen Größe betrachten kann. Ähnlich verhält es sich meiner Meinung nach bei Musik: Bei kleinen Besetzungen ist jedes Detail wichtig, bei großen Besetzungen ist das Ganze wichtiger.

Mit dem Onkyo entdecke ich meine Klassik-CDs neu. Samstags, nachdem ich ausgiebig gefrühstückt habe, die Sonne ins Wohnzimmer scheint und ein Glas Prosecco meine Sinne anregt, kann ich mich klassischer Musik widmen.

Kurz noch andere Spielpartner …

Zum Schluss meines Vergleichs schließe ich die Verstärker noch an meine Schreibtischanlage an. Die Musik von der Festplatte bringen meine JBL Control One zu Gehör. Während der NAD seine Talente nicht ausspielen kann, weil die Lautsprecher seine Detailzeichnung nicht weitergeben und seine „rundere“ Abstimmung im Verbund mit dem Klang dieser kleinen Wandler schon ein wenig dick aufgetragen wirkt, versteht sich der Onkyo besser mit den Control one. Seine schlankere Abstimmung und seine dynamischen Qualitäten ergeben in dieser Konstellation ein sehr stimmiges Bild bei allen Musikrichtungen.

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Lyravox Karlina & Karlsson Tower

Test: NAD C 315BEE und Onkyo A-9355 | Vollverstärker

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