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Test: NuPrime STA-9 | Endstufe

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  1. 1 Test: NuPrime STA-9 | Endstufe

August 2016 / Jörg Dames

Die Sonne strahlt, ihr Licht bricht sich im dichten Blätterwerk des Ahornbaums vor dem offenen Fenster meines Hörraums und hüllt diesen in einen goldenen Schimmer, als es klingelt. Der Paketbote. Ich drücke auf den Summer. Schwungvoll und gut gelaunt betritt er den Innenhof, wirft mir ein Lächeln in den ersten Stock und sogleich zwei Pakete – „Heute sind’s nur Endstufen, da muss ich nicht extra hochkommen!“ – hinterher, die ich sicher fange.

Was ist unrealistisch an dieser Geschichte? a) Gutes Wetter in diesem Sommer. b) Ein gut gelaunter Paketbote. c) 2 x 290 Watt starke Endstufen, die sich werfen lassen.

Nun, c) ist gar nicht mal so weit hergeholt: Unsere silbernen (schwarz ist auch erhältlich) Wurfgeschosse messen gerademal 24×28×5,5 cm (B×T×H) und bringen knapp unter fünf Kilogramm auf die Waage. Wer will, kann sich übrigens auch nur ein einzelnes Paket vom Paketboten zuschleudern lassen: Per Knebelschalter bieten die NuPrime STA-9 (www.tad-audiovertrieb.de) ihrem Eigner die Wahl zwischen Mono- und Stereobetrieb, mithin zwischen 2 x 290 und 2 x 120 Watt Ausgangsleistung – wir werden uns natürlich beide Varianten anhören.

Stereoendstufen als Monos zu fahren, steht bei vielen Hörern nicht im besten Ruf: Meist produziert der dazu notwendige Brückenbetrieb – typischerweise mit invertierter Phase und größerem Spannungshub agierend – ungünstigere Verzerrungswerte und gibt sich zudem empfindlicher gegenüber niedrigen Lautsprecherimpedanzen. Nachteile, den NuPrime mittels einer „Single-Ended Direct-Inject Bridge Technology“ (die Marketingabteilung von NuPrime ist auf jeden Fall hinreichend kreativ) genannten Schaltungskonzepts begegnen will, im Brückenbetrieb sei der Sound deshalb „lebendiger und dynamischer“, wie Jason Wei Min Lim von NuPrime versichert. Nun, wir werden sehen …

NuPrime STA-9 | Endverstärker Anschlüsse
Das Heck des NuPrime STA-9 bietet das, was das Herz des anspruchsvollen puristischen Hörers begehrt: Ein solides Lautsprecherterminal sowie die Wahl zwischen RCA- und XLR-Ansteuerung. Letztere wird wie der Betriebsmodus (gebrückt oder Stereo) per Knebelschalter festgelegt

Jason Wei Min Lim ist übrigens einer der Mitgründer des 2005 ins Leben gerufenen und von Beginn an auf Class-D-Technologie spezialisierten Herstellers NuForce, dessen Mobil- und Smartaudiosparte 2014 an den Projektorenhersteller Optoma verkauft wurde. Mit der sodann aus der Taufe gehobenen amerikanisch-taiwanesischen Marke NuPrime konzentriert sich Jason Wei Min Lim nun ausschließlich auf hochwertigere High-End-Produkte, so dass sich beide Anbieter, die rechtlich wie wirtschaftlich vollkommen unabhängig voneinander sind, möglichst wenig in die Quere kommen.

Und klar – wie sollte es bei dieser Vorgeschichte sowie den eingangs genannten Größenangaben anders sein – schlägt auch das Herz der NuPrime STA-9 im Class-D-Schaltfrequenz-Takt. Der mit 550 kHz überdurchschnittlich hoch angesetzt ist, was zum einen Bauteile wie Trafos oder Kondensatoren effizienter arbeiten lässt beziehungsweise eine kleinere Bauteiledimensionierung ermöglicht, sich zum anderen aber auch positiv auf die erzielbare Bandbreite niederschlägt. Bis hoch zu 50 kHz sollen die STA-9 linear übertragen können. Kein schlechter Wert, aber im Vergleich zu vielen klassischen Verstärkerschaltungen, die mit ihren Bandbreiten nicht selten bis weit in den dreistelligen Kilohertzbereich reichen, alles andere als auffällig weitläufig. Konventionelle Schaltungen klingen in der Tat häufig luftiger und feindynamischer, wenn sie breitbandig und anstiegsschnell ausgelegt sind, was zudem die Gegenkopplung fehlerfreier arbeiten lässt und wiederum geringere Ausgangsimpedanzen beziehungsweise höhere Dämpfungsfaktoren begünstigt.

NuPrime STA-9 | innen

NuPrime legt Wert auf die Feststellung, dass bei sämtlichen Produkten des Hauses keinerlei externe, sprich zugelieferte Module wie zum Beispiel von ICEpower oder Hypex zum Einsatz gelangen. Sowohl die Netzteile als auch die Verstärkungsschaltungen würden vielmehr inhouse entwickelt und in Eigenregie gefertigt.

Die Energieversorgung der NuPrime STA-9 verantwortet übriges kein Schaltnetzteil, wie das etwa in den hochgezüchteten Reference 20 der Fall ist, bei denen aufgrund der hohen Leistungsanforderungen eine vergleichsweise kostenintensive Variante implementiert wurde. Mit Blick auf die STA-9 liefere ein Netzteil mit Ringkerntrafo eine zugleich kostengünstige wie elektrisch saubere Lösung, so NuPrime. Die sich nicht zuletzt im täglichen Handling robuster gibt: Die kleinen NuPrime dürfen auch ohne Lautsprecherlast oder eingeschaltete Quelle aktiv sein und das Kabelumstecken im eingeschalteten Zustand nehmen sie einem offenbar ebenfalls weniger übel (wenngleich man das natürlich bei keiner Audiokomponente unnötig provozieren sollte).

Class-D hin oder her – die Eingangsstufe der NuPrime STA-9 arbeitet ganz konventionell in Class-A. Und das recht breitbandig bis hoch zu 300 kHz sowie unter bewusster Zuhilfenahme eines „Würzmittels“ für möglichst angenehmen Klang: Ungeradzahlige Klirranteile (die im Ruf stehen, fürs menschliche, zumindest westlich konditionierte Ohr unangenehm zu tönen) will man möglichst minimieren, dafür aber erweiterten Raum für harmonischen Klirr erlauben, was ein an gute Röhrenverstärker erinnerndes Sounddesign ermögliche, so Jason Wei Min Lim. Ein Entwicklungsziel, dem ein auf Operationsverstärkern aufbauendes Schaltungsdesign entgegenstehe – ein solches lasse sich nicht genügend feintunen, um die gewünschte Würzdosis punktgenau zu treffen. Dies sei schließlich der Hauptgrund, warum man sich trotz höherer Kosten für ein kniffligeres, aus einzelnen Transistoren bestehendes diskretes Schaltungsdesign entschieden habe.

NuPrime STA-9 von oben

Bevor wir beide Amps in die Hand nehmen und in den Hörraum führen, noch ein paar Worte zur Praxis: Gerade einmal 13 Watt zieht ein STA-9 im Leerlauf aus der Steckdose – löblich – wobei im Betrieb durchaus eine gewisse Wärmeentwicklung zu verzeichnen ist, die ich als über Handwarm taxieren würde. Die Verarbeitung der Verstärker gibt sich unprätentiös, bis auf die für NuPrime typische, angefaste Frontplatte sind keinerlei „Designgags“ zu verzeichnen. Gehäuseseitig kommen die Geräte ohne jegliche Materialschlacht aus: Seitenwände und Deckelplatte sind aus einem durchgängigen, einen Millimeter starken Stück Blech gefertigt, und die zwei Millimeter starke Frontplatte sieht durch ihre Schräge massiver aus als sie tatsächlich ist. Aber: Sämtliche Anschlüsse und Schalter hinterlassen erfreulich gediegene, ein langes Gebrauchsleben verheißende Eindrücke – man hat also im Vergleich zu den größeren Modellen des Hauses – wie den stylischen Reference 20 oder DAC-10H – am richtigen Ende gespart.

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Test: NuPrime STA-9 | Endstufe

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