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Being Dead – When Horses Would Run

Being Dead aus der US-Metropole Austin in Texas gehen mit ihrem Debüt When Horses Would Run zurück in die 70er-Jahre-Sounds. Mit einem Mix aus Psychedelia, Americana, Surf-Riffs und extra halligen Gesangsparts hinterlassen sie bereits nach dem ersten Hören einen bleibenden Eindruck!

Being Dead - When Horses Would Run

Die Band um die befreundeten Falcon Bitch und Gumball, so nennen sie sich jedenfalls, beginnt mit „The Great American Picnic“, einem Zweiminüter, der mit einem rollenden Gitarrenriff beginnt und dann in mehrstimmigen Gesang übergeht. Sängerin und Sänger singen nie genau das Gleiche, sondern überkreuzen sich mit ihren Stimmen, oktavieren den anderen oder harmonieren über die pochenden Drums.

Dass die Band alle möglichen Genres mixt, zeigt sich im nächsten Song „Last Living Buffalo“. Der Song klingt zunächst wie eine natürliche Fortsetzung des Openers, geht dann aber in rumorende Noise-Parts über und endet schließlich. Sowieso sind die Songs wenig vorausschaubar strukturiert und eher ein Fluss aus Harmonien, Gesangstrecken und experimentellen Zwischenspielen, die wie in „Muriel’s Big Day Off“ auch gerne mal jazzig sein können. In anderen Songs wie „Treeland“ gibt es in der Mitte einen Sprechpart, der an eine Theaterperformance erinnert. Mit Stellen wie diesen nimmt die Band die Hörer auf eine musikalische Reise, die stets kurzweilig bleibt.

Bei allen experimentellen Ansätzen in den Songs sticht jedoch heraus, dass Being Dead immer wieder poppige Melodien unterbringen, die im Ohr bleiben. Besonders verträumt und schön melodiös ist „Daydream“, eine im Tempo variierende Nummer, bei der die Gesänge in den ruhigeren Abschnitten so subtil harmonieren, dass der Titel nicht besser hätte ausgewählt werden können. Hier kommt alles zusammen – musikalische Raffinesse, ein elegant nostalgischer Sound und interessante Harmoniewechsel. Unbedingt Reinhören!

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Girl and Girl – Fight Night EP

Girl and Girl - Fight Night EP

Girl and Girls Familienbande aus Kai James als Frontmann und seiner Tante Liss am Schlagzeug, dazu zwei Freunde an der Gitarre und am Bass, stellen sich für die Band als Erfolgsrezept heraus. Die Australier aus Brisbane wurden vom Nirvana-Label Sub Pop Records angeheuert, tourten im eigenen Land mit den Art-Post-Rockern von Dry Cleaning und gingen nach Musikpreisen auch in Europa auf Festival-Tour. Der Sound von Girl and Girl aus catchy Riffs, Hooks und schnellen Drums ist wie gemacht für Live-Shows. Die neue EP Fight Night kann man sich deshalb super auf der Bühne vorstellen, die Energie der Songs überträgt sich auch durch die Lautsprecher zuhause. Die Band interpretiert eigene Songs aus der vorherigen EP „Divorce +“ in neuer Manier, wobei die Produktion einen großen Einfluss darauf nimmt, dass die Songs nahbarer und direkter klingen.

Die EP beginnt mit dem Song „Strangers (Fight Night)“, der von einer Gitarrenmelodie eingeleitet und polternden Drums-Einwürfen angereichert wird. Schließlich mündet das Ganze in ein schnelles Riff, das zum Bewegen animiert. Kai James flatternder Gesang bringt genau die richtige Portion Spannung in den Song. Er leitet die Dynamik mit seiner Stimme – mal spielt die Band abgedämpft, mal mit voller Power. Auffällig sind nicht zuletzt die langen instrumentalen Pausen, in denen die Gitarren aufdrehen und das Schlagzeug variiert.

Auch der nächste Song „Dance Now (Fight Night)“ beginnt mit einer Solo-Gitarre, die bald von der ganzen Band aufgefangen wird und deren Melodie zum Riff des Songs wird. „Dance Now (Fight Night)“ ist nicht ganz so wild wie der Opening Song, es geht ohrwurmiger und im Chorus melodischer zu. Kai James Gesang harmoniert hier mit den ausgespielten Gitarrenakkorden und wechselt in der zweiten Strophe in neue Höhen. Der Tanzbarkeit des Songs tut das keinen Abbruch, ganz im Gegenteil – hier will man zappeln und Teil einer Masse sein, die die Band live sieht. Für ein solch aufstrebendes Gefühl an kalten Wintertagen ist diese EP ein echtes Geschenk!

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Sampha – Lahai

Sampha - Lahai

Nach sechs Jahren Pause erschien Samphas lange erwartetes zweites Album Lahai. Das Debüt des britischen RnB-Sängers und Produzenten räumte 2017 sämtliche Preise ab, darunter auch den renommierten Mercury Music Prize. Nachdem Sampha die Musikszene also vor Jahren ordentlich aufwirbelte und Kollaborationen mit Solange oder Drake vorweisen kann, klingt das neue Album wie ein frischer Wind aus berührenden Gesangsmelodien, Samphas unvergleichlicher Stimmfarbe sowie experimentellen Einschüben in den Songs.

Der 34-Jährige eröffnet das Album mit der synthielastigen Nummer „Stereo Colour Cloud (Shaman’s Dream)“, in der eine weibliche Stimme abgehackt spricht. Sampha setzt daraufhin an zu singen und wird von Bassnoten und einem holpernden Beat begleitet. Das dynamische Stück wechselt zwischen sanften Passagen ohne Schlagwerk und den rhythmischen Anfangsideen. Die weibliche Stimme erklingt gen Ende ebenfalls wieder und wird in verschiedenen Pitches gesampelt.

Im Stil der abgehakten Spoken Word Samples geht es auch im nächsten Track, „Spirit 2.0“, weiter, der als Single erschien. Hier geht es im Beat weniger wild zu und es dominieren beruhigende Akkorde in Klangwolken, die im Takt angeschlagen werden. Sampha singt in der Strophe melodisch und macht aus dem eher abgehakten Intro einen Chorus, der im Ohr bleibt. Im dritten Refrain finden sich mehr und mehr Gesangsmelodien, die aufeinander eingehen und die Worte „Waves will catch you / Light will catch you / Love will catch you / Spirit gon‘ catch you“ wiederholen und mit weiteren Worten fortführen. Das Outro weist noch einmal eine Überraschung auf, denn hier ertönt eine hallende weibliche Stimme, die ein paar Zeilen auf koreanisch säuselt.

Insgesamt beleben die weiblichen Stimmen, oft auf anderen Sprachen, die Platte mit frischer Energie und tragen eine interessante Dynamik in Samphas Kompositionen. Auf „Time Piece“, das als Interlude für „Can’t Go Back“ angesehen werden kann, spricht zum Beispiel jemand auf Französisch. In dem wirbelnden Song „Can’t Go Back“ selbst kommt dann diese weibliche Stimme neben einer englischen erneut zu Wort. Dieser sinnlich abgestimmte Mix auf dem Album ist nicht nur interessant, sondern ebenso belebend, super!

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