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Test: Jawil Audio Asgard | Vollverstärker

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  1. 1 Test: Jawil Audio Asgard | Vollverstärker

 

April 2014 / Jochen Reinecke

Eines steht von Anfang an fest: Bei Jawil Audio (www.jawil-audio.de) legt man Wert auf das Besondere. Das zeigt sich nicht nur an der kleinen, aber durchdachten Produktpalette des Unternehmens, sondern auch beim ersten Blick auf den Asgard. Doch steigern wir die Neugier noch ein wenig und schauen uns erst einmal an, was bei Jawil Audio so alles gemacht wird. Jörn Jansen und Paul-Gerhard Willershausen (womit auch der Markenname Jawil erklärt sein dürfte) betreiben „eigentlich“ einen metallverarbeitenden Betrieb namens Chiptec – mit klassischer Lohnfertigung für Maschinenbauunternehmen. Doch warum CNC-Drehmaschinen, Fräsen und Walzenschleifmaschinen nicht auch für kunstvollere Dinge nutzen? Zum Beispiel für Verstärkergehäuse?

Da Jörn Jansen vom HiFi-Virus befallen ist und als Ingenieur nicht nur Ahnung von Metallverarbeitung, sondern auch von Elektrotechnik hat, hieß es im Jahre 2007: Wir machen jetzt auch HiFi – und zwar unter der Marke Jawil Audio! Sechs Produkte umfasst das Portfolio derzeit. Es gibt unseren heutigen Probanden, den Asgard Vollverstärker, vier Breitbandhornlautsprecher – und das sechste „Produkt“ ist eigentlich eher eine Tuningmaßnahme: Da man bei Jawil Audio ein Freund reibradgetriebener Plattenspieler ist, können Besitzer solcher Laufwerke, insbesondere des legendären Lenco L75, ihr Gerät bei Jawil Audio pimpen lassen – mit massiven Granit- oder Schieferzargen und kunstvollen Modifikationen des Tonarms. Klingt spannend, oder? Spannend ist auch, was technisch alles so im Asgard Vollverstärker steckt, und das schauen wir uns jetzt mal an:

jawil asgard

Heavy Alu: Das Gehäusekonstrukt des Jawil Asgard basiert auf einer aus dem Vollen gefrästen Bodenwanne

Die Idee hinter dem Jawil Asgard war, so schrieb mir Jörn Jansen, „ein flexibles, klangstarkes Verstärkerkonzept, mit besonderer Optik, Haptik und Verarbeitungsqualität“. Und da hat man beim Asgard einfach mal den hauseigenen CNC-Maschinenpark angeworfen – fertig war das aus dem Vollen gefräste Aluminiumchassis mit passgenauen Aussparungen für Ringkerntrafo, Kabelführung und dergleichen. Auch die massiven Einstellknöpfe und Gerätefüße stammen aus eigener Fertigung. Der Deckel besteht aus Acrylglas und wird mithilfe von im Gehäuseinneren platzierten Magneten gewissermaßen „saugend“ fixiert – eine raffinierte Idee, habe ich so noch nie bei einem Verstärker gesehen. Auf der Frontseite gibt es einen als Drehknopf ausgeführten, harten Ein/Aus-Schalter, einen Quellenwahlschalter (ab Werk vier Hochpegeleingänge; im Gehäuse ist jedoch auch Platz für eine optional erhältliche Phonoplatine), einen Lautstärkesteller – sowie einen Balanceregler. Lang nicht mehr gesehen, sowas.

Jörn Jansen hierzu: „Stufenlose Regler haben, egal wie teuer, einen fehlerhaften Kanalgleichlauf. Mit einem gematchten Step-Regler kann dies natürlich umgangen werden, diese Lösung ist uns jedoch zu grob. Lautstärkeregelung via IC kommt für uns nicht in Frage. Also benutzen wir einen speziellen Poti-Typ von Alps zur Balanceregelung. Auch wichtig: Nicht jeder Musikfreund kann seine Lautsprecher perfekt symmetrisch zum Hörplatz stellen.“

jawil asgard

Gut hinhören, bitte: Der Balanceregler weist keine fühl- oder sichtbare Mitte auf

Emsiges Kopfnicken und intensives Beipflichten seitens des Rezensenten! Denn auch mir gefällt in einem klassischen Verstärkerkonzept hinsichtlich der Lautstärkeregelung der „Klang“ beziehungsweise Nicht-Klang eines Potis immer noch am besten. Widerstandsnetzwerke sind mir oft zu grob gerastert und elektronische Regelungen per Schaltkreis zuweilen suspekt. Auf der anderen Seite musste ich in meinem bisherigen highfidelen Leben feststellen, dass es leider auch bei höchstpreisigen Komponenten immer wieder ärgerliche Kanalgleichlaufprobleme bei Potis gibt, gerade wenn man im „leisen“ Bereich hört.

Der Balanceregler löst dieses Problem – und dass er keine Mittenrastung hat, ist dann auch nur konsequent, denn auch diese mechanische Rastung kann ja – im Laufe der Zeit – von dem wahren elektrischen Spannungsteilerverhalten abweichen. Dann doch lieber gleich alles stufenlos. Das erfordert zwar bei der Erstaufstellung des Amps einigermaßen wache Ohren und eine assistierende Person – dafür kann man sich dann beruhigt zurücklehnen und sicher sein: „Jetzt kommt der Gesang auch wirklich aus der Mitte“.

jawil asgard

Kammerspiel: das Innenleben des Jawil Asgard

Ansonsten liegt nach einem Blick ins Gehäuseinnere die Technikphilosophie bei Jawil Audio klar vor Augen: Blitzsauberes Platinenlayout, durchdachte Kabelstrangverlegung, gute Bauteile, gute Schirmung, kurze Signalwege. Kabel, die potenziell elektronischen „Schmutz“ ausstrahlen – oder einfangen – können, werden in separat gefrästen „Tunneln“ verlegt. Oder nehmen wir die passive Eingangsstufe: Die Eingangsbuchsen sind direkt auf die Platinen gelötet und mit der Rückwand verschraubt. Eingangswahlschalter und Lautstärkesteller sind ebenfalls direkt auf der nur mit dem Nötigsten bestückten Platine platziert und per Gestänge mit den frontseitigen Bedienknöpfen verbunden.

jawil asgard

Im Netzteil arbeitet ein fetter Ringkerntrafo, der zur Vermeidung eines elektromagnetischen Übersprechens eine eigene Gehäusekammer bewohnt. Die Gleichrichtung übernehmen ultraschnelle Dioden vom Typ MUR 860 und gesiebt wird mit Low-ESR-Elkos. Bei der Asgard-Stromversorgung setzten die Entwickler übrigens auf eine mit Augenmaß kalkulierte Elko-Ladekapazität: 32.000 Mikrofarad Gesamtkapazität – das ist ein Wert, über den sogar manche Vorstufenentwickler nur müde lächeln würden. Bei Jawil Audio wurde das aber ganz bewusst so gewählt, um die Lade- und Entladevorgänge der Elkos nicht über Gebühr auszudehnen, was hinsichtlich von angestrebten kurzen Lastwechselreaktionen von Vorteil sein dürfte. Erwähnt werden sollte auch, dass der Asgard einen geregelten Pre-out hat, beispielsweise für den Anschluss eines Subwoofers.

jawil asgard

Vier Hochpegeleingänge und ein Pre-Out sind neben den Lautsprecheranschlüssen als Schnittstellen verfügbar, ein Phonoteil ist optional

Die Endstufensektion ist modular aufgebaut und kann je nach Kundenwunsch unterschiedlich konfiguriert werden, zum Beispiel als reine Stereo-Endstufe mit 2 x 40 Watt, aber auch als Bi-Amping-Ausführung mit 4 x 20 Watt. Die Endstufen basieren auf vier gematchten IC-Amps, die über Konstantstromquellen bis etwa 5 Watt Leistung im verzerrungsarmen Class-A-Betrieb arbeiten. Jörn Jansen berichtet, man habe bei zahlreichen Experimenten im Rahmen der Konzeption des Verstärkers herausgefunden, dass die Länge der Gegenkopplungsschleife klangbeeinflussend sei – je kürzer die Schleife, desto besser. Die Gefahr von HF- und NF-Einstreuungen wachse exponentiell mit der Länge der Gegenkopplungsschleife. Und so designte man bei Jawil Audio eine Schleife mit einer Gesamtlänge von lediglich fünf Millimetern im Platinenlayout. Es steckt also nebst viel Handarbeit auch jede Menge Gehirnschmalz im Asgard. Und nun wollen wir hören, ob sich der Aufwand gelohnt hat …

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Nein, nicht verkehrt herum fotografiert: Die heckseitige Beschriftung ist ganz pragmatisch kopfüber lesbar

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Test: Jawil Audio Asgard | Vollverstärker

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