Inhaltsverzeichnis
- 1 Test: Bel Canto e.One PRe3 / e.One S300 / e.One M300 | Vor-End-Kombi, Vorstufe, Endstufe
- 2 Technik Bel Canto S300 - S300 - M300 - Testbericht - fairaudio
- 3 Hifi Test Verstärker-Kombination Bel Canto Vorstufe S300 - Stereo-Endstufe S300 - Mono-Endstufe M300 - Testbericht Verstärker, High End-Hifi-Magazin fairaudio
- 4 Test-Fazit Bel Canto - Testbericht - fairaudio
Bone Machine – so lautet der Titel des 92er Albums von Tom Waits. Wenn ich mich richtig erinnere, war diese Platte damals ein richtiggehender Kritiker-Liebling – zurecht wie ich finde. Whiskeystimme, allerhand Perkussion, ein stakkatoartig einsetzendes Saxophon und lässig-trockene Gitarrenriffs – im Song Such a Sream tummelt sich so einiges. Doch zu Anfang fiel mir noch etwas ganz anderes auf: Nämlich ausgerechnet das Spiel der Rassel. Natürlich, körperreich und sauber vermitteln es die Bel Cantos – zumindest so natürlich, körperreich und sauber, wie eine Rassel eben klingen kann. Über andere Verstärker hört sich das für gewöhnlich deutlich blutleerer und zischliger an. Ja, ich geb`s zu: Bisweilen bin ich schon Freund scheinbar nebensächlicher Details …
Das entspannte, weiche Klangbild sorgt allerdings auch dafür, dass die Perkussion nicht ganz so punktgenau auf den Hörer trifft, wie das über andere Amps geschieht. Auch der Basslauf – naturgemäß in diesem Stück nicht allzu tief gehend – federt eine Prise weniger straff und knorrig. Und die im Verlauf des Stückes aufkeimenden Gitarrenriffs tönen schon ein gutes Stück weniger direkt und anspringend.
Die andere Seite der Medaille: Die für empfindliche Ohren zu vernehmende, leicht nervige Schrille, die das Stück im Verlauf zeitweise annehmen kann, bleibt aus. Ja, es klingt im direkten A/B-Vergleich zwar einerseits weniger offen-anspringend und knackig. Andererseits wird Such a Sream dafür rund, sonor, fließend, farbenfroh sowie garantiert stressfrei dargeboten – und deswegen, je nach Gusto, auch nicht automatisch minder involvierend. Wie zu Anfang erwähnt: Die amerikanischen Bel Cantos in Gestalt von e.One Pre3 / e.One S300 sind eindeutig Freunde des gepflegten britischen Understatements. Vordergründiges und Spektakuläres ist ihnen fremd – dafür beschert ihre homogene und unaufdringliche Spielweise absolute Langzeittauglichkeit.
Man könnte sich nun fragen: Was aber ist, wenn zur malerischen Langzeittauglichkeit auch noch die Fähigkeit gewünscht wird, es mal richtig rocken zu lassen?
Last but not least: e.One M300-Mono-Power.
Ich will gar nicht lange drum herum reden: Die dynamischen Zwillinge bauen eindeutig auf den Stärken der S300 auf. Ob musikalischer Fluss, Klangfarben und Körperhaftigkeit einzelner Instrumente, die Stille zwischen den Tönen oder die Unmöglichkeit, in irgendeiner Form ungebührlich harsch zu klingen – alles beim Alten.
Die Monos schaffen aber das Kunststück, zusätzlich zu diesen Stärken auch noch zur Attacke zu blasen und die oben erwähnten „Kritikpunkte“ weitgehend vergessen zu lassen: Nein, harsch und übermäßig straight bestrahlen sie einen immer noch nicht – Gott sei Dank. Aber sie lassen es beispielsweise bei We Went von Clair Obscure so dramatisch knallen, wie es sich eben gehört.
Auch Keyboard und Piano geraten nachdrücklicher und prägnanter. Ob Perkussion oder Basslauf – in den Stücken von Tom Waits tönt es nun zackig, federnd und knorriger. Begleitet von Gitarrenläufen, die so anspringend sind, wie ich das von dickeren Boliden kenne – fein. Es ist fast so, als ob der gesamte Frequenzbereich einen Energieschub erfährt – nein, es wird nicht lauter, sondern strahlender, agiler, griffiger und plastischer.
Auch wenn der Begriff Belcanto (italienisch: „schöner Gesang“) eine auf die Klangschönheit der Stimme ausgerichtete Musikart beschreibt, deren italienische Wurzeln bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen: Es schreckte mich nun nichts mehr davor zurück, mal ein richtig hartes Geschütz aufzufahren – bzw. aufzulegen:
„Musik aus dem nächsten Jahrtausend“- so lautete tatsächlich mal der Titel einer Plattenkritik über das Album The Eyes Of Stainley Pain von Download. Auch wenn seit dem über zehn Jahre vergangen sind: Gültigkeit hat der zitierte Titel auch jetzt noch allemal. Futuristisch, dicht, elektronisch und mit Sounds und Arrangements, die nicht von dieser Welt zu stammen scheinen. Alles andere als Mainstream, dafür in guter Aufnahmequalität – ideal zum Testen: Ob Dynamik, Räumlichkeit oder das (komplette) Frequenzspektrum – hier wird einfach alles abgefordert. Auch subtile Eigenheiten von HiFi-Komponenten lassen sich so schnell entlarven. Das Gegenstück zur typischen „Vorführmusik“. Viel zu einseitig werden da oftmals weichgespülte, gefällige Stücke gereicht – die irgendwie immer „korrekt“ klingen. Musik von Download klingt auf vielen – auch „highendigen“ Anlagen – überhaupt nicht gut und kann dann richtiggehend zur Tortur werden. Sollte die Hardware aber wirklich stimmen, dann wird man von der opulenten und brachialen Flut dieser facettenreichen Klangwelten fast vom Sofa gespült.
Ums gleich vorweg zu sagen: Ich musste mich tatsächlich festhalten, auf meinem Sofa: sumi c – so heißt der erste Titel auf der CD – donnerte, waberte und flirrte mir um die Ohren, dass ich erst mal die Lautstärke zurückdrehte. Ja, Bel Cantos Mono-Brüder können „spektakulär“. Ob pulsierender Bassbereich oder der Dauerbeschuss aus dem Bereich der Mitten und Höhen: Präzise, agil und kontrolliert – so involvierend mag ich das … Die dreidimensionale Bühnenabbildung und überzeugende Lokalisationsschärfe tragen ebenfalls das Ihrige dazu bei, für die richtige Faszination zu sorgen. Ja, räumlich wohlsortiert und tonal angenehm sonor wird diese vielfältige Klangwelt über die Boxen gereicht – alles andere als eine Selbstverständlichkeit bei solch einem Stück.
Ja, gerade die Kombi aus e.One Pre3 und e.One M300 hat das Zeug dazu, klanglich wunschlos glücklich zu machen – in gewisser Weise vereinigt sie das Beste aus zwei Welten: Nämlich den Charme von guten Röhrengeräten mit einer Durchzugskraft, die man in der Regel eher Transistorverstärkern zuschreibt.
In Abhängigkeit von der Charakteristik der restlichen Anlage mögen manche sich lediglich einen noch prägnanteren Hochtonbereich (der anderen dann schon längst wieder zu vordergründig wäre) wünschen, andere sind von ihren Endstufen-Boliden möglicherweise noch einen Tick mehr Druck gewöhnt. Geschmackssache – ich habe da allerdings nichts wirklich vermisst. Kultiviertere, langzeittauglichere und insgesamt natürlicher klingende Verstärker wird man in dieser Preisklasse und auch darüber hinaus schwerlich finden.
Wie auch immer – das Trio aus Bel Canto e.One Pre3 und den zwei e.One M300 gehört auf jeden Fall zu meinen unbedingten Probehör-Empfehlungen. Gerade die Monos machen aber auch an „Fremdgeräten“ eine sehr gute Figur. Aufgrund Ihres Gewichtes eignen sich die Bel Cantos zudem optimal fürs „Mal übers Wochenende vom Händler borgen“. Die praktischen Kartons sorgen dabei für ein Übriges – für einen Bonus an Vertrauenwürdigkeit sorgt`s allerdings wahrscheinlich nicht, wenn Sie vor Ihren Nachbarn mit gleich drei von diesen „schwarzen Koffern“ unter dem Arm zu Hause anstürmen:
Aber auch das Gespann aus Bel Canto e.One Pre3 und Stereoendstufe e.One S300 hat seinen Charme – sofern Sie bereit sind, Abstriche in Durchzugskraft und Dynamik hinzunehmen. Es malt dann eher samtig-weich, als dass es knackig-anspringend perlt. Wenn Sie hierin Ihren persönlichen Geschmack wiederfinden oder gar den Wunsch verspüren, Ihre momentan überaggressiv spielende Anlage zu bändigen – dann ist sicherlich auch das kleinere Gespann ein näheres Hinhören wert …
Test: Bel Canto e.One PRe3 / e.One S300 / e.One M300 | Vor-End-Kombi
- 1 Test: Bel Canto e.One PRe3 / e.One S300 / e.One M300 | Vor-End-Kombi, Vorstufe, Endstufe
- 2 Technik Bel Canto S300 - S300 - M300 - Testbericht - fairaudio
- 3 Hifi Test Verstärker-Kombination Bel Canto Vorstufe S300 - Stereo-Endstufe S300 - Mono-Endstufe M300 - Testbericht Verstärker, High End-Hifi-Magazin fairaudio
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