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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Espresso Triplo, schwarz
  2. 2 Unison Research S6 Black Edition: Hörtest und Vergleiche

Wer Unison Research hört, denkt wahrscheinlich erst mal an Röhrenverstärker, auch wenn die Italiener seit geraumer Zeit ebenfalls CD-Player, Lautsprecher und mit Transistoren bestückte Amps im Programm haben. Egal, um welche Gattung und Technologie es sich handelt – seit der Gründung im Jahr 1987 will Unison Research eigener Aussage nach „traditionelle Röhrentechnik mit modernen Ansätzen verbinden“. Der Parallel-Single-Ended-Class-A-Vollverstärker S6 Black Edition (Preis: 5.999 Euro, Vertrieb: https://tad-audiovertrieb.de/) scheint als Paradebeispiel für diesen Ansatz antreten zu wollen, denn mit technischen Modifikationen des traditionellen Prinzips, einer subtil geschmeidigeren Optik und einer digitalen Zutat soll er sich von der Standardversion abheben.

Design und Ausführungen

Die bereits nach allen Maßstäben sehr elegant gestaltete Basis für diese Black Edition, der Unison S6 MK2, ist entweder mit einer Kirschholzfront oder – in der schwarzen Ausführung – mit Kirschholzapplikationen um die Bedienelemente herum zu haben. Die Gehäuseoberfläche der Unison Research S6 Black Edition hingegen ist ganz im Sinne Henry Fords komplett in Schwarz gehalten. Die Frontblende hat Unison „fingerabdruckfreundlich“ in Hochglanzlack ausgeführt. Das verleiht dem Verstärker einen gewissen luxuriöse Touch, ist aber gerade im prallen Licht der Sonne eine Herausforderung für Menschen mit Potenzial zum Putzfimmel, so viel kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung (Stichwort Fotosession) mitteilen.

Frontansicht des Unison Research S6 Black Edition

Elegante Erscheinung – Unison Research hat den Röhren-Vollverstärker S6 in einer Black Edition neu aufgelegt. Nicht nur das Äußere wurde angepasst, es gibt auch Änderungen bei der Technik und der Röhrenbestückung

Ein Hingucker sind hier wie da die verchromten Schutzbügel über den wie die Zylinder eines V6-Motors (wenn auch senkrecht stehend) angeordneten Röhren. Überhaupt wirkt das Gerät wie ein solcher Motorblock, auch dank seiner größeren Tiefe als Breite. Sicherlich kein Zufall, bedenkt man die italienische Motorenbau-Tradition.

Der Unison Research S6 Black Edition von oben

Schön symmetrisch – Der Unison Research S6 Black Edition wirkt von oben fast wie ein Motorblock

Aber zurück zu den Gittern. Die sind eine funktionale Notwendigkeit, verleihen dem Gerät aber auch einen filigraneren optischen Touch. Kleiner, aber feiner Unterschied: Beim Standard-S6 verlaufen die „Grillstäbe“ in Seitwärtsrichtung, bei der Black Edition in Längsrichtung, also vom davorstehenden Betrachter weg nach hinten. Das hört sich vielleicht nach einer gestalterischen Kleinigkeit an, doch der Kniff verleiht der Black Edition zusätzlich Stil und eine schnittigere Eleganz, wie ich finde.

Das Röhrenschutzgitter des Unison S6 Black Edition

Hinter Gittern – Der Unison S6 Black Edition wird natürlich mit schützenden Röhrenkäfigen geliefert

Die Verarbeitung des Unison Research S6 Black Edition ist hochwertig: Das Gehäuse ist aus massivem Metall gefertigt, die Bedienelemente und Anschlüsse fühlen sich präzise und wertig an und es wackelt nichts.

Neu: DAC an Bord

Der Standard-S6 ist ganz Purist und bietet ausschließlich vier analoge Cinch-Eingänge. Beim Unison Research S6 Black Edition hat man sich für etwas mehr entschieden: Er verfügt über dieselben vier Line-Eingänge, die für CD-Player, externe D/A-Wandler und Phonostufen oder andere analoge Quellen genutzt werden können. Doch zusätzlich ist der Black Edition mit einem integrierten D/A-Wandler ausgestattet, der bei Unison Research auf den Namen „DAC3“ hört und seine Signale über die „Standardeingänge“ USB-B, S/PDIF koaxial und Toslink bezieht.

Das rückseitige Anschlussfeld des Unison Research S6 Black Edition

Das rückseitige Anschlussfeld des Unison Research S6 Black Edition – neu mit an Bord: drei Digitaleingänge, nämlich USB-B, Toslink und S/PDIF koaxial

So ein Digitalabteil gehört heutzutage bei einem Vollverstärker egal welcher Bauart fast schon zum guten Ton. In diesem Fall erklärt es sicherlich einen beträchtlichen Teil des Aufpreises von 33 % im Vergleich zum MK2. Der Wandlerchip in der Black Edition ist kein Unbekannter, sondern ein ESS Sabre 9018. Über USB wandelt der DAC PCM-Signale mit bis zu 384 kHz/32 Bit, DSD nativ bis zu 256x und DoP bis zu 128x. Will man Toslink und Koax nutzen, geht nur PCM, und bei 192 kHz/24 Bit ist Schluss. Aber das ist meiner bescheidenen Meinung nach eh genug.

Weitere Anschlüsse und Ausstattung

Wer einen Plattenspieler nutzen möchte, muss einen separaten Phonovorverstärker anschließen. Das kann man aus Sicht der Marketingstrategen verstehen: Gefühlt steht so ein Unison-Röhren-Amp eben häufiger neben einem hochklassigen Vinyllaufwerk als neben einer Streaming-Bridge aus dem fünfstelligen Preissegment. Und dann schreit das aller Voraussicht nach montierte Top-MC nach einer ebenso hochwertigen Lösung für die Erstversorgung der zarten Millivolt-Signälchen.

Die einfach (also nicht für Bi-Wiring) ausgeführten Lautsprecheranschlüsse sind hochwertig und nehmen Bananenstecker, Kabelschuhe (Spades) oder blanke Litzen auf. Das sollte für die meisten Setups völlig ausreichen. Einen Kopfhörerausgang gibt es leider nicht.

Mit dabei ist aber eine Systemfernbedienung, die mit einer Kombination aus Metall und Kunststoff gut in der Hand liegt. Der üppig mit Tasten ausgestattete Befehlsgeber regelt die Lautstärke angenehm feinfühlig, lässt aber die Quellwahl aus. Die Tasten sind leider etwas klein geraten, sodass man mit Wurstfingern auch mal die falsche erwischen kann. Die Volume-Tasten machen da keine Ausnahme, sitzen aber zumindest ganz oben auf dem Bedienfeld, so dass man sie auch im Dunkeln findet – eine Beleuchtung gibt’s nämlich nicht. Die Unterschale der Fernbedienung ist zwar in Holzoptik ausgeführt, besteht aber aus einem recht leichten Plastik. Okay, das sind eher Luxusprobleme und am Ende nichts, was den Spaß beim Hören ernsthaft schmälert.

Röhren-Vollverstärker Unison Research S6 Black Edition auf Sideboard

Gezielte Verbesserungen

Die Black Edition des Unison S6 bleibt technisch nah an der regulären Version, bringt aber einige gezielte Verbesserungen mit. Wie das Standardmodell setzt auch die Black Edition auf ein Doppel-Mono-Layout und eine Single-Ended-Schaltung mit manueller Bias-Einstellung. Der Verstärker liefert 2 x 40 Watt an 6 Ohm – eine respektable Leistung für einen Parallel-Single-Ended-Amp und 15 % mehr als in der Standardversion. Das sollte in den meisten Fällen völlig ausreichen, doch wer sehr wirkungsgradschwache Lautsprecher oder große Räume bespielen möchte, sollte sich der Limitierung bewusst sein.

Röhrenauswahl

Die Röhrenauswahl ist neben dem zusätzlichen DAC der Hauptunterschied zwischen S6 MK2 und Black Edition. Die ECC83 (12AX7) Gold Lion in der Vorstufe sind identisch, doch statt sechs EL34-Pentoden finden wir hier ebenso viele KT77-Gold-Lion-Tetroden in der Endstufe. Die KT77 Gold Lion wurde ursprünglich von Genalex entwickelt und wird heute von New Sensor produziert. Sie besitzt eine robuste Konstruktion mit dickwandigem Glas und verstärkten Platten, was sie widerstandsfähig gegenüber mechanischen Belastungen macht. Die Verwendung von vergoldeten Gitterdrähten soll zu ihrer Klangqualität beitragen – die KT77 gelten als klanglich ausgewogene Vertreter ihrer Art, die sich zwischen EL34 und KT88 einordnen lassen. In der Black Edition kommen selektierte Exemplare zum Einsatz, die laut Hersteller für eine stabilere Performance und längere Haltbarkeit sorgen sollen.

KT77-Endröhren des Unison Research S6 Black Edition

Im Gegensatz zur Standardvariante ist der Unison Research S6 Black Edition nicht mit EL34-, sondern mit KT77-Endröhren bestückt. Die insgesamt sechs Röhren sind für 2 x 40 Watt gut, also circa 15 % mehr Leistung als der normale S6 MK2 bereithält

Dass jeweils drei Röhren pro Kanal parallelgeschaltet sind, mag eher ungewöhnlich erscheinen, finden sich an dieser Stelle doch oft zwei Endröhren pro Kanal, oder vier oder sechs oder acht – die krumme Zahl lässt jedenfalls irgendwie aufhorchen. Aber nun ja, eigentlich ist es einfach: Mehr parallel geschaltete Röhren erhöhen die Leistung des Verstärkers, verringern den Innenwiderstand der Ausgangsstufe und vereinfachen den Aufbau des Ausgangstransformators, so Unison Research. Andererseits erfordere die optimale Parallelschaltung die Entwicklung einer leistungsfähigeren Treiberstufe, je mehr Röhren zum Einsatz kommen, und schließlich sind bei drei Röhren pro Kanal auch drei Vorspannungseinstellungen erforderlich – schließlich ist der Bias für jede Endstufenröhre einzeln einstellbar. Doch drei Stück scheinen sich als goldene Mitte herauskristallisiert zu haben, und das Resultat sei es das wert, so Unison.

Eingangswahl, Stromversorgung, Gegenkopplung

Der Schaltkreis für die Auswahl der Eingänge sei mit derselben Technologie (Mikro-Relais und Return-GND-Technologie) implementiert, die auch in den hochwertigsten Geräten des Herstellers zum Einsatz kommt. Das aktive Signal wird zur besseren Signaltrennung über Relais geschaltet, und die nicht benutzten Eingänge werden über eine spezielle Rückleitungsmasse mit einem Lastwiderstand in der Nähe des Eingangs verbunden: So können die ungenutzten Eingänge das Audiosignal nicht stören und ihr „Signal“ breitet sich nicht über die Platinen aus. Dasselbe Prinzip wird auch zwischen dem rechten und linken Kanal angewendet, damit sie so isoliert wie möglich voneinander sind.

Der Eingangswahlschalter des Unison Research S6 Black Edition

Die Eingänge des Unison Research S6 Black Edition lassen sich nur am Gerät selbst schalten, nicht per Fernbedienung

Ein weiteres Upgrade betrifft die Stromversorgung: Nochmals bessere Kondensatoren und ein optimiertes Platinenlayout sollen für eine stabilere Versorgung und geringere Einstreuungen in die Signalführung sorgen. Auch bei der internen Verkabelung und der Gestaltung der Erdungspfade wurde Hand angelegt: Für eine optimierte Kanaltrennung und einen besseren Einstreuschutz sei man mit nochmals gesteigerter Sorgfalt vorgegangen und verwende hochwertigere Koaxialkabel für den internen Transport des Audiosignals.

Last but not least wäre da noch die modifizierte Gegenkopplung: Schon die Standardversion des S6 arbeite mit einer sehr geringen Gegenkopplung, um das Signal so wenig wie möglich zu beeinflussen. Bei der Black Edition wurde sie laut Unison Research noch weiter reduziert – was in Kombination mit hochauflösenden Lautsprechern für eine gesteigerte Feinzeichnung und mehr räumliche Tiefe sorgen soll.

Unison Research S6 Black Edition: Hörtest und Vergleiche

Der Unison S6 Black Edition gibt sich von Beginn an nutzerfreundlich – sieht man von den feisten 25 Kilogramm ab, die es aus dem Karton zu wuchten gilt. Keine nervigen Basteleien mit den Röhren, keine Einbrennmarathons, keine Fummeleien mit Schraubendrehern: Die Bias-Einstellung ist ein Kinderspiel dank der klaren Anzeige der in den Farben der italienischen Flagge gehaltenen Rundinstrumente mit klassischem Zeiger. Nach dem satten Klacken des Einschaltknopfes steht der Verstärker innerhalb weniger Sekunden stramm. Auspacken, anschließen und loslegen – Röhrenromantik ohne den üblichen Röhrenzirkus, könnte man sagen. La mia tazza di tè!

Messanzeige für die Bias-Einstellung am Unison Research S6 Black Edition

Röhrenromantik ohne Röhrenzirkus – Für die manuelle Einstellung des Bias der Endröhren wurde der S6 Black Edition mit zwei Messinstrumenten ausgestattet

Einspiel- und Aufwärmzeiten halten sich ebenfalls im Rahmen. Der S6 Black Edition klingt aus der Verpackung weg schon richtig „da“, ohne erst mal wochenlang Strom nuckeln zu müssen, bevor er dann irgendwann seinen Zen-Zustand erreicht. Die letzten paar Prozent ergeben sich einige wenige Tage nach dem Anschließen.

Nun zum Test-Setup. Die Signale liefert die Streaming Bridge Métronome DSS 2 (4.490 Euro) über das Koax-Digitalkabel Graditech Kide Digital (ca. 600 Euro) an den in der Norma-Audio-Vorstufe SC-2 (6.750 Euro) integrierten DAC (1.575 Euro). Zudem darf die Phono-Vorstufe Linnenberg Bizet (5.999 Euro) zum Zuge kommen. Die fixen Ausgänge der SC-2 docken per Cinchkabel am S6 Black Edition an. Dieser Modus ist die Basis für die folgenden Eindrücke, die Performance des internen D/A-Wandlers der S6 beleuchte ich dann kurz gesondert. Die anzutreibenden Lautsprecher sind immer die ATC SCM50PSL (16.800 Euro).

Unison Research S6 Black Edition, rechts angewinkelt

Volle Bässe, farbiger Grundton, feiner Hochton

Im Bassbereich präsentiert sich der Unison Research S6 Black Edition erwachsen und hinreichend kontrolliert, macht aber keinen Hehl aus seinem leichten Hang zur Wärme und Fülle sowie zu einer gewissen Nachsicht bei Ein- und Ausschwingvorgängen – gemessen an meiner mehr als doppelt so teuren Transistor-Kombi von Norma Audio, aber auch im Vergleich zur (mit 2 x 100 Watt ungleich leistungsfähigeren) Pentode Audio Hungary Qualiton X200 mit der KT150-Bestückung (5.400 Euro). Der S6 Black Edition spielt jedoch tief genug in den Basskeller hinunter, um 98 Prozent seiner potenziellen Lautsprecherpartner glücklich zu machen (tiefer runter kommen die meisten eh nicht), und liefert eine physische Präsenz, die bei gehobenen Lautstärken durchaus mit dem Popometer spürbar ist. Ja, das geht auch mit den nicht gerade übereffizienten (86 dB/W/m) Bassreflex-Boxen ATC SCM50PSL – die zweimal 40 Watt feuern den Britinnen recht ordentlich ein. Die meisten Transistorverstärker in dieser Preisklasse haben die ultratiefen Bass-Nachschwinger von Heilungs „Svanrand“ sicherlich noch etwas fester im Griff, spielen aber selten so charmant und angenehm „sattmachend“.

Blues Company Take The StageAn den präsent-warmen Bass schließt bruchlos ein erdiger, klangfarbenkräftiger Grundton an. Der versetzt dem Klangbild keine über Gebühr romantische Schlagseite und macht richtig gute Laune, wenn man auf Fretless-Bässe, Celli und Co. steht. Die „warmholzige“ Textur dieser Instrumente kommt besonders gut zur Geltung, und der besagte satte Bassbereich unterfüttert die Viersaiter mit einem Hauch von „V8-Big-Block-Blubbern mit US-amerikanischer Zündfolge“. Und ja, das ist ein Kompliment. Tracks wie „Red Blood“ von Blues Company (Album: Take The Stage) oder „I Try“ von Macy Gray erzeugen mit dem Unison S6 Black Edition genau dieses wohlige Bauchgefühl, das – irgendwie inspiriert mich das Teil zu Essens-Allegorien – sonst nur ein auf den Punkt gegartes Filet-Steak mit einer perfekt ausbalancierten, nicht zu fetten und nicht zu salzigen, aber kräftig gewürzten Grüne-Pfeffersahnesoße und buttrigen Majorankartoffeln hinbekommt. Vegetarier und Veganer mögen sich bitte ihre favorisierte Entsprechung vorstellen.

Der Unison Research S6 Black Edition, ohne Schutzgitter von vorne

Es ist immer wieder eine besondere Herausforderung, Neutralität im mittleren und oberen Bereich der Mitten zu beschreiben. Der S6 Black Edition erscheint hier recht unspektakulär – denn wer nichts falsch macht, fällt nicht auf. Was wiederum eine hohe Auszeichnung für ein Audiogerät sein dürfte. Aber Sie wollen es wohl genauer wissen. Okay, hier also der Versuch, das Ganze ein wenig auszubuchstabieren. Der Unison Research S6 Black Edition verwöhnt mit einer durch seinen sonoren Grundton geprägten stabilen Basis für den Mittelton, bezirzt mit natürlichen Obertönen und Klangfarben, lebendigen Texturen und einem dank hoher Transparenz großen Detailreichtum, der sich nicht durch übertriebenes „Spotlighting“ aufdrängt, sondern einfach „da“ ist. Stimmen, Streicher, Bläser – alles fließt wunderbar organisch zusammen, ohne Härte oder Künstlichkeit. Echte tonale Ausreißer kann ich nicht feststellen.

Alexei Aigui & Ensemble 4‘33“ Happiness, Fame and FortuneBeim Hochton geht’s mir recht ähnlich wie beim aufgezeigten Mitten-Dilemma. Er ist balanciert, fein, detailliert, aber niemals scharf oder aufdringlich. Idealtypisch, quasi. Genau das kann zunächst den falschen Eindruck von Zurückhaltung hervorrufen. Dabei liefert der S6 Black Edition einfach „nur“ eines dieser selten zu findenden oberen Register, das signalisiert, dass die Entwickler ihr Fach verstehen und nicht auf extrovertierte Effekthascherei setzen, um mit glitzernden Höhen Aufmerksamkeit zu erzeugen. So gelingt es dem Unison S6 Black Edition dank seiner Durchlässigkeit im linearen Hochton auch kleinste Details deutlich darzustellen und dem Verdacht einer „röhrigen Belegtheit“ vom ersten Beckenschlag in „Jazzik“ von Alexei Aigui & Ensemble 4‘33“ (Album: Happiness, Fame and Fortune) an erfolgreich entgegenzutreten. Es gibt sicherlich Verstärker, die mehr ostentativen Glanz und Schimmern in den oberen Oktaven liefern, doch der S6 Black Edition extrahiert mindestens ebenso viele Details, ohne sie plakativ ins Rampenlicht zu stellen. Damit schlägt er den Qualiton X200 in Sachen Auflösung knapp und kommt fast in Schlagweite der Normas. Aber eben nur fast.

Der Unison Research S6 Black Edition von der Seite

Besonders beeindruckend ist dabei der tiefschwarze Hintergrund, vor dem sich die Klänge mit subtiler Feindynamik entwickeln können. Für einen Röhrenverstärker – diese Gattung produziert nun mal verhältnismäßig hohe Verzerrungen – ist so viel Schwärze fast schon eine kleine Sensation. Sie trägt im Verbund mit der nuancierten Feindynamik zu einem ungemein entspannten, realistischen und (bei allem Fundamentalismus des Bassbereichs) fast schon leichtfüßigen, spielerischen Gangart bei, die dem X200 abgeht.

Breitbeinige Gelassenheit statt Nervosität

Der S6 Black Edition setzt Impulse minimal weicher an als so manch knallhartes Transistor-Konzept. Das bedeutet allerdings nicht, dass es ihm an Grobdynamik mangelt. Lautstärkesprünge kommen durchaus mit Nachdruck, schnell und umfänglich – nur eben nicht durch scharfkantige Attacke der führenden Transienten, sondern mehr durch die schiere Wucht des Klangkörpers.

Der Unison Research S6 Black Edition, ohne Schutzgitter, links angewinkelt

Auf einem sehr hohen Niveau klingen zum Beispiel Nylon-Gitarrensaiten zum Anfassen realistisch, während Stahlsaiten minimal zurückhaltender anklingen als zum Beispiel mit dem Audio Hungary Qualiton X200 und seinen vier KT150-Endröhren. Folglich liegt dem S6 Black Edition eher die aufwallende Dynamik von großen Orchestern mit strahlenden, sich zum Tutti aufschwingenden Bläsern, als die von Schlagzeug, Techno und Co. Ein knalliges Drumset oder Techno-Gewitter funktionieren irgendwie auch, klar. Aber man merkt, dass wir uns damit ein wenig aus dem natürlichen Habitat dieses Röhrenverstärkers heraus bewegen. Ganz großes Kino liefert dagegen Amir Esaffars „Transformations“, das mit dem Unison ausnehmend mitreißend gerät, während der X200 gefühlt ein wenig langweiliger und mit weniger Passion spielt.

Lässt tief blicken

88 Basie Street Count Basie and His OrchestraDie Bühne ist großzügig in den Raum hinter den Lautsprechern gestaffelt und füllt diesen adäquat aus. Übertrieben breit möchte der Unison Research S6 Black Edition seine Bühne nicht aufmachen, da geben sich andere Verstärker etwas großzügiger. Doch das sind Kleinigkeiten, wenn man „88 Basie Street“ von Count Basie and His Orchestra auflegt. Dann faszinieren die glaubwürdige, organische Abbildung, die präzise räumliche Staffelung und klare Trennung der Akteure ebenso wie der schöne Swing, den der S6 Black Edition rüberbringt.

D/A-Wandler – kurz und gut

Diesen Abschnitt können wir kürzer halten, als ich es für möglich gehalten hätte. Oft geraten in Voll- oder Vorverstärker integrierte Wandler eher zum Feigenblatt, zur Notlösung, die mit guten externen Lösungen nicht mithalten können. Nicht so beim Unison Research S6 Black Edition.

Eingänge des Unison Research S6 Black Edition auf der Rückseite des Amps

Der DAC im Unison Research S6 Black Edition wertet den Röhrenverstärker deutlich auf

Die Einbußen, die ich im Vergleich zum Norma-Audio-Wandlermodul der SC-2 (eine nennenswerte Ausnahme der obigen Regel, Preis: 1.575 Euro) hinnehmen muss, sind tatsächlich gering und betreffen vor allem die Hochtontextur (etwas weniger Luft und seidige Eleganz), die minimal weniger messerscharfen Kanten der Abbildung und deren etwas geringe Tiefenausdehnung. Ansonsten liegt alles ziemlich genau auf Kurs, das klingt erwachsen und vollständig. Molto bene, Unison!

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Test: Unison Research S6 Black Edition | Vollverstärker

  1. 1 Espresso Triplo, schwarz
  2. 2 Unison Research S6 Black Edition: Hörtest und Vergleiche

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