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Test: Transrotor Figaro | Tonabnehmer

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  1. 1 Test: Transrotor Figaro | Tonabnehmer

 

August 2015 / Michael Bruß

fairaudio's favourite AwardTransrotor, Hersteller für Analoges aus dem Bergischen Land (http://transrotor.de), hat im Phono-Segment eine gewisse traditionsbedingte Ausnahmestellung inne. Die Plattenspieler der Familie Räke – mittlerweile hat Sohn Dirk Räke das operative Geschäft der Firma weitestgehend von Gründer und Mastermind Joachim Räke übernommen (siehe Transrotor-Firmenbericht) – prägten und prägen den Geschmack und die Vorstellung vom highendigen Plattenspieler abseits der viereckigen Kiste einer ganzen Generation. Mit transparentem Kunststoff und viel Chrom zieren die Geräte aus dem Hause Transrotor sogar Kalender – ich bin mir keiner anderen Phono-Marke bewusst, der diese Ehre ebenfalls zuteilwird (lasse mich diesbezüglich aber auch gerne eines Besseren belehren).

Wie dem auch sei – zum Plattenlaufwerk gehören zwingend auch Tonarm und Tonabnehmer. Armseitig setzt Transrotor auf Modelle von Jelco und SME, als Tonabnehmer kommen – das ist kein Geheimnis – mit Transrotor gebrandete und nach speziellen Vorgaben gebaute Derivate von Goldring zum Einsatz. Den deutschen Vertrieb der britischen Tonabnehmer hat man bei Transrotor ja schon länger inne.

Kein zufall: Wohl um an den Räke-typischen Materialmix bei seine Laufwerken zu erinnern, finden sich Acryl und und Chromeglänzendes bei der aufwendigen Verpackung des Figaro-Systems
Wohl um an den Räke-typischen Materialmix der Laufwerke zu erinnern, finden sich Acryl und glänzendes Metall auch bei der aufwendigen Verpackung des Figaro-MCs

Preislich war in Sachen Tonabnehmer lange bei etwa 1.200 Euro Schluss. Das Merlo Reference ist sicherlich noch adäquat, um Drehern wie dem Transrotor ZET 1 einen würdigen Partner zu verpassen, doch schon in der gehobenen Räke-Mittelklasse könnte sich die Besetzungsliste etwas hochklassiger lesen. Und auf diesem von Familie Räke bisher unbestellten Feld will man offenbar zukünftig selbst anbauen und die eigenen Kunden nicht mehr zur Konkurrenz schicken müssen. Mit dem ebenfalls von Goldring produzierten Transrotor Figaro macht man deshalb einen Satz in die Oberklasse des Tonabnehmerbaus: 2.500 Euro sind eine Ansage. Vor allem in Richtung Japan, einem Epizentrum für die Produktion eines Gros der auf dem Markt erhältlichen hochpreisigen Tonabnehmer.

„Cinque, dieci, venti, trenta“

Sicherlich spielt im analogen Wohlfühlmix auch eine Rolle, dass Mechanik und Physik des Wiedergabeprinzips greif-, versteh- und auch sichtbar sind. Ich mag es jedenfalls, bei einem Tonabnehmersystem auf dessen Innereien blicken zu können, was dem Betrachter bei den bisherigen Transrotor-Modellen aber leider verborgen blieb.

Transrotor Figaro

Nicht so beim Figaro: Das System ist zumindest teilweise offen und erlaubt so einen Blick auf den Generator. Man kann es zwar nicht wirklich sehen, aber für die relativ geringe Ausgangsspannung von 0,25 mV ist, wie Dirk Räke mir nach Rückfrage bestätigte, vor allem die geringe Wicklungsanzahl verantwortlich, die nebenbei noch den niedrigen Ausgangswiderstand von fünf Ohm mit sich bringt. So hält man auch die bewegte Masse gering, was eine schnellere Beschleunigung und Impulstreue der Spulen ermöglichen sollte.

Kleingeschliffen: Der Diamant hat eien Vital-Fine-Schliff
Kleingeschliffen: Der Diamant hat einen Vital-Fine-Schliff

Der Vital-Fine-Schliff des Diamanten macht selbigen ziemlich klein, und das Material des Nadelträgers (Aluminium) ist auch nicht gerade für eine hohe Dichte bekannt. Hier zielt man also auf Leichtbau. Der Generator ist übrigens nicht direkt am Gehäuse befestigt, sondern nimmt mit ihm über kleine Stücke eines isolierenden Materials Kontakt auf. Das dürfte der Resonanzfreiheit der eigentlichen Abtasteinheit gut tun.

„Venite, inginocchiatevi“

Der einpunktgelagerte Tonarm JMW 9 meines VPI Scout II bietet die äußerst praktische Besonderheit, dass das komplette Armrohr inklusive Gegengewicht (nach Abziehen des kleinen Spezialsteckers für die Tonarminnenverkabelung aus dem Terminalblock) in simpelster Weise austausch- und transportierbar ist. Für den Tester und das Vergleichen von verschiedenen Tonabnehmern ist das von unschätzbarem Vorteil – so kann ich innerhalb weniger Sekunden zwischen meinem ZYX R100 Fuji (einem MC-System der 2.000-Euro-Klasse) und dem Transrotor Figaro hin und her wechseln. Kollege Ralph Werner, ebenfalls Besitzer eines VPI Scout II inklusive JMW 9, ließ es sich nicht nehmen, das Transrotor Figaro in seinem Setup schon mal kurz einzuspielen, und lieferte mir das fertig montierte Armrohr-Tonabnehmer-Gespann direkt an.

Gleicher Tonarm, unterschiedliche Systeme: Transrotos Figaro oben, das Zyx R100 Fuji unten
Gleicher Tonarm (VPI JMW 9), unterschiedliche Systeme: Transrotos Figaro oben, das Zyx R100 Fuji unten

Natürlich habe ich alle Parameter bei mir zu Hause mit der VPI-Armlehre nochmals nachkontrolliert und die Auflagekraft mit der tollen Nakamichi-Wasserwaage auf die empfohlenen 1,8 Gramm eingestellt. Die runde Gehäuseform macht es zwar nicht gerade einfacher, den Kröpfungswinkel auf Anhieb richtig einzustellen, doch unmöglich ist es nun auch wieder nicht. Im Gegensatz zu meinem ZYX habe ich dem Transrotor Figaro ein wenig Antiskating verpasst – auch, weil es beim Aufsetzen in die Einlaufrille einen deutlich stärkeren Zug nach innen aufweist und ab und an sogar über die ersten zwei oder drei Rillen Musik hinwegschießt. So klingt es tatsächlich noch mal ein wenig geschmeidiger und stabiler in der Abbildung. Das Transrotor Figaro tastet gut 60 Mikrometer horizontal ab (gemessen mit der Testschallplatte Nummer 2 des Deutschen High-Fidelity-Instituts), während mein ZYX R100 Fuji selbst mit penibelster Einstellung gerade mal knapp 50 Mikrometer schafft. Beides sind keine Glanzleistungen, doch zumindest teilweise auch durch den einpunktgelagerten Tonarm erklärbar. In der Praxis sind diese Werte sowieso in 99,9 % der Fälle ausreichend.

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