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Transrotor Crescendo – Klang (II)

Inhaltsverzeichnis

  1. 4 Transrotor Crescendo - Klang (II)

Mit dem 1st Album der Bird Nest Roys, einer obskur gebliebenen Band aus Neuseeland, die meines Wissens auch nie mehr veröffentlicht hat als diese eine LP, will ich den oberen Mitten Bird Nest Roysund Höhen noch ein wenig auf den Zahn fühlen. Die Roys ließen nicht weniger als drei Gitarristen antreten, zwei davon mit ähnlichem, hell-perkussiven Sound, und machten eine wohlwollend als zeitlos zu bezeichnende Schrammelmusik im Spannungsfeld Punk-Folk-Rock. Die drei Gitarristen bringen zusammen eine Unmenge Energie in die erwähnten Frequenzbereiche, was wahrscheinlich schon live leicht ins Lästige kippen konnte, auf Platte aber jedenfalls eine Herausforderung für jeden Plattenspieler darstellt, meiner Erfahrung nach insbesondere für Tonarme.

Transrotor Crescendo

Wenn alle drei Gitarristen laut spielen, scheinen kleine Resonanzen im Tonarm des Transrotors angeregt zu werden. Die in leiseren Passagen vorbildliche Positionierung der Instrumente verschwimmt ein wenig, die Gitarristen können nicht mehr wirklich auseinander gehalten werden. Wahrscheinlich entspricht das sogar dem angestrebten künstlerischen Effekt, das Klangbild bekommt einen leichten Wall-of-Sound-Charakter, den die Musiker als völlig angemessen bezeichnet hätten. Dennoch ist festzustellen, dass mein Loricraft-Garrard mit dem Alphason-Tonarm HR100S und dem Ortofon Cadenza Black hier etwas länger den Überblick zu behalten vermag als der Crescendo in der getesteten Version. Wobei der Vergleich auch etwas unfair ist: Das Cadenza Black kostet fast das Dreifache des Merlos und der Tonarm, wenn er denn noch produziert werden würde, wäre wohl beim Drei- bis Vierfache des TA-800S angesiedelt; das nur um klarzustellen, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden.

Gerrad vs. Transrotor

Gleichwohl: Die Gegenüberstellung mit meinem eigenen Laufwerk kann ich gleich noch bei einer anderen Platte anstellen, einer 10“ von Ricki Lee Jones. Die EP Girl at her Volcano ist insgesamt eher introspektiv bis düster, aber beim Titel „Under the Boardwalk“ lässt Frau Jones auch mal ein bisschen Lebensfreude heraus. Ihre wie immer etwas verhuschte, zögerliche Stimme gibt der Ricki Lee Jones/Girl at her VolcanoCrescendo unverfärbt und glaubhaft wieder. Außerdem ist das Stück insgesamt lebendig und fröhlich. Der Rhythmus wirkt mit dem Garrard federnder, er swingt einfach mehr als der Transrotor. Ich kann klanglich nicht genau festmachen, woran das liegt, der Crescendo macht eigentlich nichts falsch, aber subtile Betonungen im Gesang, leichte Feinheiten der Phrasierung, aus denen letztlich der erwähnte „Swing“ in Frau Jones Stimme zum Vorschein kommt, scheint der Garrard ein bisschen besser herauszuarbeiten als der Transrotor. Dafür hört sich die Stimme über ihn weniger verfärbt an als über mein eigenes Laufwerk, das hier leicht hohl klingt. Die Klangfarbentreue des Transrotors ist wirklich außergewöhnlich gut.

Das Stück „On your way down“ von Louis Tilletts LP Ego Tripping at the Gates of Hell, ziehe ich unter anderem deshalb gerne zu Testzwecken heran, weil S- und Zischlaute bei dieser Aufnahme immer ein Problem sind. Wie nach dem oben Gesagten zu erwarten, werden sie etwas weniger gut Louis Tillett/Ego Trippingaufgelöst wiedergegeben, als sie mit meiner üblichen Kombination zu hören sind. Vor allem unterstreicht das Stück aber die Stärken des Crescendo. Stimme, Gitarre und Piano werden sauber abgebildet. Das Stück stammt von Allen Toussaint und wurde schon von vielen Musikern gecovert (Little Feat haben zum Beispiel auch eine schöne Version gemacht). Inhaltlich geht’s darum, die Nase nicht zu hoch zu tragen, denn den Leuten, die man auf dem Weg nach oben missbraucht, wird man auf dem Weg nach unten wieder begegnen. Tillett singt das mit einer Stimme, die resignativ und grimmig-entschlossen zugleich ‚rüberkommt. Diesen emotionalen Spagat meistert der Transrotor hervorragend. Tillett singt glaubwürdig und hat viel Ausdruck.

Transrotor Merlo Tonabnehmer

Wer meine Berichte für fairaudio schon länger verfolgt, weiß, dass Tschaikowskys Peter und der Wolf (Barenboim/English Chamber Orchestra/Loriot) in meinem Haushalt regelmäßig den Weg auf den Plattenteller findet. Und wenn ich bei diesem Titel ein letztes Mal die beiden Plattenspieler gegenüberstelle, dann geht der Peter und der WolfVergleich sehr eindeutig zugunsten des Transrotors aus. Der vermittelt erheblich mehr von der Wucht des Orchesters, hat den tieferen Bass, reißt einen größeren Raum auf und schafft mehr Spannung. Die drei Pauken, die die Schüsse der Jäger symbolisieren, haben den größeren Bauch, der Dynamikumfang ist größer, das dramaturgische Element wird stärker betont. Das Fagott, das den Großvater symbolisiert, wird auf einer in Breite und Tiefe größeren Bühne etwas weiter hinten und genauer lokalisiert. Der Transrotor vermittelt das Gefühl, einem realen Orchester in einem realen Raum zu lauschen. Wie gesagt, echtes HighEnd.

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Test: Transrotor Crescendo | Plattenspieler

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