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Teufel Theater 500: Klangeindruck

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Teufel Theater 500: Klangeindruck
Mit der Teufel Theater 500 im Hörraum

Die Teufel Theater 500 im Hörraum

Eines steht fest: Die Teufel Theater 500 macht definitiv Spaß. Das resultiert vor allem aus der gelungenen, tiefen und vollmundigen Basswiedergabe, die ich an dieser Stelle schon vorab als eine der Hauptqualitäten dieses Lautsprechers benennen möchte. Etwas volkstümlich ausgedrückt: Hier wird geil abgeliefert. Die Theater 500 kommt nicht nur richtig weit runter, sie tut das auch erstaunlich kontrolliert, staubtrocken, sauber und schlackenlos. Das ist nicht nur angesichts der Preisklasse erfreulich, sondern kann sich locker mit Lautsprechern messen, die das Doppelte kosten.

Red Hot Chili Peppers‘ Song „Factory of Faith“ (Album: I’m with you)Bei Red Hot Chili Peppers‘ Song „Factory of Faith“ (Album: I’m with you, auf Amazon anhören) kann die Teufel Theater 500 dies eindrucksvoll unter Beweis stellen: Im ersten Drittel des Songs dominieren ein agil-dynamischer Basslauf und ein kräftig gedroschenes Schlagzeug, das recht stumpf abwechselnd Bassdrum und Snaredrum zu Gehör bringt. Der Bass fährt angenehm und profund in die Magengrube, dabei aber rhythmisch und klar akzentuiert. Bass- und Snaredrum peitschen ohne jeden Verzug in den Raum. Das kachelt richtig gut und erzeugt ob der Präzision und unverschleppten Grobdynamik, die diese Lautsprecher auszeichnet, einen süchtig machenden Groove. Sehr stark.

New Skin For The Old CeremonyAuch eine Etage höher – im Mittenbereich – spielt die Teufel Theater 500 angesichts ihres Preises auf erstaunlich hohem Niveau. Ganz gleich, ob es sich um Synthesizerflächen, Gitarren (elektrisch wie akustisch), Bläser, Streicher oder Stimmen handelt: Der Teufel-Lautsprecher agiert überraschend neutral und feinauflösend. Das funktioniert auch bei Musik, die nicht primär der Spaßfraktion zuzuordnen ist. Bei Leonard Cohens „Chelsea Hotel 2“ (Album: New Skin For The Old Ceremony, auf Amazon anhören) beispielsweise geht es eher ruhig denn vollmundig zu: Wir hören vornehmlich eine Akustikgitarre und die lakonisch knarzende Stimme von Cohen, später kommen noch sehr dezent einige Blasinstrumente hinzu. Das gesamte Album ist sehr klar und ohne Effekthascherei produziert – und auch wenn es auf den ersten Blick damit fast etwas langweilig im Sinne von „ungesoundet“ klingt, gefällt es mir von Jahr zu Jahr mehr, weil letztlich „alles da“ ist und das Album seine ganz eigene, intime Stimmung hat. Kann ein „Spaßlautsprecher“ das so wiedergeben?

Der Mitteltontreiber der Teufel Theater 500 besitzt eine Kevlarmembran

Der Mitteltontreiber der Teufel Theater 500 besitzt eine Kevlarmembran

Die Teufel Theater 500 kann. Die Akustikgitarre wird in ihrem Klangspektrum aufgefächert – und zwar nicht nur in tonaler Hinsicht. Je weiter das Stück fortschreitet, desto mehr reißt Cohen an den tiefen Saiten. Doch egal, ob er die Saiten nur streichelt oder schon fast malträtiert, die Teufel Theater 500 bringt das klar zu Gehör, ihr Mitteltöner löst nicht nur sauber auf, er ist auch flink und kann schnelle Attacks reproduzieren. Die Theater 500 spielt also sowohl grob- wie feindynamisch überzeugend. Auch lässt sich über sie problemlos hören, dass der Stimme im Mix ein gar nicht so kurzer, aber dafür sehr leiser Hall mitgegeben wurde. Das kriegt nicht jeder Lautsprecher für 900 Euro hin. Im Gegenteil: Die Theater 500 ist in meiner Erinnerung – vor allem im Bereich der Feinauflösung des Mittenbandes – durchaus ihrer „Konkurrentin aus eigenem Hause“, der Teufel T6 Hybrid, überlegen. Gerade bei klassischer Musik, die eine ausgezeichnete tonale Feindifferenzierung vieler in ähnlichen Lagen spielender Instrumente verlangt, erschien mir die T6 Hybrid ein wenig unter dieser Aufgabe zu schwitzen. Die Theater 500 macht hingegen keine Schwierigkeiten: Eine Bratsche ist ganz klar eine Bratsche – und eine Violine eben eine Violine.

In den höheren Lagen

Positiv festzuhalten ist also schon mal: „Bass super, Mitten super“. Und auch die Anbindung vom Tief- an den Mitteltonbereich erfolgt bruchlos und unhörbar. Ein bisschen anders zeigt sich der Hochtonbereich. Bei Zimmerlautstärke geben sich die oberen Lagen im positiven Sinne ohne Eigenschaften – das heißt, die Teufel löst preisklassentypisch, aber nicht über Gebühr fein auf. Wenn man hingegen leise hört, scheint sich der Hochton minimal abzudunkeln, was durchaus samtig und angenehm klingen kann – und hört man deutlich über Zimmerlautstärke, kann er auch schon mal ein wenig körnig-spitz werden.

Jimi HendrixBei Jimi Hendrix‘ „Little Wing“(Album: Axis: Bold as Love, auf Amazon anhören) zum Beispiel hören wir im Intro neben der akzentuiert gespielten Gitarre einzelne, hohe und verhallte Metallophon-Töne. Diese klingen über meine – viermal (!) so teure – Harbeth 30.1 zwar attackreich und auch ein wenig bissig (weil die Aufnahme halt so ist), werden aber trotzdem filigran gezeichnet, insbesondere was ihr Ausschwingen angeht. Die Harbeth führt einen richtig an dem Klangerlebnis „entlang“: Man hört, wenn der ursprünglich erzeugte Ton, das Schwingen der Metallzunge, endet und nur noch die Hallfahne übrig bleibt. Stark zugespitzt ausgedrückt klingt dasselbe über die Teufel Theater 500 eher wie ein etwas lapidares „Ping!“. Gut, nun ist die Zielgruppe dieses Lautsprechers (und vermutlich auch des gesamten Unternehmens Teufel) sicherlich nicht der backenbärtige, Meerschaumpfeife rauchende Nerd, der mit rotierendem Cognacschwenker dem Verhallen einzelner Metallophontöne nachhorcht. Dieses Extrembeispiel soll nur der Charakterisierung dienen: Was den Obertonbereich angeht, leistet die Teufel für meinen Geschmack mit Blick auf Feinzeichnung und Auflösung nicht ganz das, was Tief- und Mittelton vermögen.

Vergleich mit teureren Boxen

Wer bis hierher aufmerksam gelesen hat und eine Strichliste führt, der könnte nun meinen: „Mit einigen Abstrichen kriege ich hier für 900 Euro doch eigentlich alles, warum sollte ich überhaupt nach anderen Lautsprechern schielen, die viel teurer sind?“ – Nun, mit Blick auf höhere Preisklassen muss natürlich fairerweise noch eine andere Sache erwähnt werden: Es geht ja nicht nur um Einzeldisziplinen, sondern auch ums Gesamtbild. Im Bassbereich beispielsweise ist meine Harbeth der Teufel Theater 500 in Sachen „absoluter Tiefgang“ sogar unterlegen. Sie kann sicherlich weniger „rocken“ als der Teufel-Lautsprecher. Trotzdem wirkt ihr tonales Gesamtbild in sich geschlossener, homogener, mehr aus einem Guss. Sie bildet in sich so plastisch, farbenprächtig und souverän ab, dass sie beim Hören im Grunde genommen verschwindet und die Konzentration auf die Musik ermöglicht, während bei Lautsprechern niedrigerer Preisklassen (das betrifft nicht nur die Teufel, sondern den Großteil der dreistellig gepreisten Modelle jedweden Herstellers) doch hier und da bestimmte Eigenschaften hervorstechen.

Die Hochtonkalotte der Teufel Theater 500

Die Hochtonkalotte der Teufel Theater 500

Bühnenbild

OK ComputerUnd die Raumdarstellung? Hier kann die Theater 500 mit zwei Stärken punkten: mit einer breiten, aufgeräumten Bühne und einer guten, weil plastischen Manifestation der Mittensignale, die ja immer eine Phantomschallquelle und keine echte Mitte darstellen – denn schließlich stehen die Lautsprecher nun mal links und rechts. Radioheads Song „Lucky“ (Album: OK Computer, auf Amazon anhören) zeigt beides beispielhaft. Hier wird nämlich aus großzügig aufs Stereopanorama verteilten Klangquellen (Schlagzeugbecken, eine cleane, recht tieftonlastige Gitarre sowie eine stark verzerrte und mit Vibrato versehenen Gitarre, Geräuscheffekte) eine ganz schön breite Wall of Sound aufgezogen. Die Teufel Theater 500 projiziert dieses Geschehen schlüssig, breit und hinsichtlich der Ortbarkeit der Schallquellen präzise in den Hörraum. Und ebenfalls gut: Thom Yorke scheint wirklich in der Bühnenmitte zu stehen, das wirkt echt und realistisch – ähnlich übrigens auch wie Leonard Cohen im oben genannten Klangbeispiel.

Was die Bühnentiefe angeht, wird freilich eher solide Hausmannskost denn Haute cuisine gereicht: Das Klangbild baut sich, von der Lautsprechergrundlinie ausgehend, nicht allzu weit nach hinten auf. Da geht dann in anderen Preisklassen doch noch mehr – sowohl bei meinen Harbeth-Monitoren als auch bei den Standlautsprechern Audes 116, die gut das Doppelte der Teufel Theater 500 kosten. Fairerweise möchte ich noch anmerken, dass die doch eher limitierte Bühnentiefe bei Rock, Pop und dergleichen selten deutlich ins Gewicht fällt – die Bühnenbreite und gute Sortiertheit gleichen’s gewissermaßen aus. Wer hingegen überwiegend Orchestermusik hört und auf eine tiefe Ort- und Durchhörbarkeit entlang der Z-Achse Wert legt, dem wird das möglicherweise nicht genügen.

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Test: Teufel Theater 500 | Standlautsprecher

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