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So praktisch und „in“ Ohrhörer (See what I did there?) auch sein mögen: Nicht jeder läuft gerne mit Knöpfchen im Ohr durch die Gegend. Auch ich ziehe „richtige“ Kopfhörer vor. Nicht unbedingt aus klanglichen Gründen, diesbezüglich haben In-Ears deutlich aufgeholt. Sondern weil ich sie meist länger tragen kann, ohne dass sie mir unangenehm werden. Ach ja: Und man wird weniger oft angequatscht, weil das Gegenüber die „Gehörgangblockade“ nicht gesehen hat. Ein richtiger Kopfhörer sagt klar: Ich höre gerade Musik – und das soll bitte auch so bleiben. Der Teufel Supreme On (149,99 Euro) ist ein solches Teil. Wie der Name schon andeutet, gehört er zu den On-Ears, ist also ohraufliegend. Und wenn die Konstruktion so leicht, kompakt und attraktiv daherkommt wie beim Berliner Neuling, ist mein Interesse geweckt. (Einen Supreme-In-Ear gibt es auch, hier geht’s zum Test des Teufel Supreme In.)
Mit dem Supreme On betritt Teufel (Web: https://teufel.de/) designtechnisch Neuland; klar, die Kerntugenden der Marke – No-Bullshit-Produkte zum fairen Preis – soll auch der kabellose Supreme On in seiner DNA tragen. Allerdings weist die Anmutung des Supreme On ein bisschen weg vom „Rocker“- und „Laut“-Image der Boom-Boxen à la Boomster und Rockster. Ja, fast lässt sich so etwas wie eine modische Designsprache – und das auch noch in sechs Farben – konstatieren, und die taktile Erfahrung ist eindeutig „premium“: Solide, satinierte Materialien, die vertrauenswürdig dicken Audiokabel von den Ohrmuscheln zum Kopfbügel, wackelfreie Scharniere zum Falten der Muscheln und supersoftes Kunstleder auf ebendiesen sind eine Ansage in Richtung des Platzhirschs Bose.
„Kabellos“ als Kategorisierung stimmt natürlich nicht ausschließlich: Natürlich kann man den Teufel Supreme On auch an die Strippe hängen. Und das ist auch gut so, denn schließlich sind selbst die besten Akkus nicht ewig geladen, und oft sind die klanglichen Resultate mit einem guten Kopfhörerverstärker am Ende eines – in diesem Fall 1,2 Meter langen und mit 3,5-Millimeter-Klinkensteckern versehenen – Kabels besser als mit der integrierten Verstärkungselektronik. Der Klinkenstecker lässt sich übrigens mit einer Vierteldrehung verriegeln, sodass er nicht aus der Buchse rutscht, wenn man mal aus Versehen etwas kräftiger am Kabel zieht.
Auf die Freisprecheinrichtung muss man weder mit noch ohne Kabel verzichten, denn zwei Mikrofone – eines im Kopfhörer und eines im Kabel – sollen für klare Sprachverständlichkeit beim Telefonat sorgen. Natürlich auch über Facetime oder Skype. Zudem nehmen die Mikros Befehle für Google Home oder Apple Siri entgegen, die beide anstandslos gehorchen. Mit dem Knöpfchen im Kabelmikrofon lässt sich die Wiedergabe pausieren und wieder starten, zum nächsten oder vorherigen Titel wechseln (zwei- beziehungsweise dreimal drücken), Anrufe annehmen oder ablehnen und auch der Sprachassistent des angeschlossenen Smart Device aktivieren.
Kabellos komfortabel
Andererseits bietet die Bluetoothverbindung – in Version 5.0, und natürlich kann diese apt-X und AAC – auch einige Vorteile. Da wäre zuallererst mal die App-Anbindung, die einen Equalizer sowie die „ShareMe“-Funktion zum synchronen Abspielen derselben Quelle auf zwei verbundenen Kopfhörern bietet. Also, theoretisch. Denn zum Testzeitpunkt unterstützte die Teufel-Headphone-App leider nur die Airy-Sports-Ohrhörer. Dies soll sich aber zum Marktstart und somit bei Erscheinen dieser Besprechung ändern, so Teufel. Dann lässt sich die Frequenzkurve des Teufel Supreme On anpassen, und dem partnerschaftlich-romantischen Musikgenuss oder dem gemeinsamen Sport im Takt der Beats steht nichts mehr entgegen.
Smarte Pause
Sollte der Kopfhörer dabei mal verrutschen oder verbale Kommunikation notwendig werden, stoppt der Supreme On die Wiedergabe beim Absetzen des Kopfhörers automatisch. Und natürlich geht’s auch automatisch weiter, wenn der Hörer sich wieder auf dem Kopf befindet. Teufel nennt dieses Feature „Smart-Pause“ – noch smarter wäre es aber, die Wiedergabe zwei oder drei Sekunden vor dem Abbruch wieder beginnen zu lassen, damit man zum Beispiel in Hörspielen auch sicher nichts verpasst. Das Ganze funktioniert nur mit der Bluetooth-Verbindung.
Das trifft auch auf die Steuerung der Wiedergabefunktionen per Joystick an der Ohrmuschel zu, mit dem der Nutzer Play und Pause sowie Lautstärke und Titelsprung vornehmen kann. Diese haptisch angenehme Lösung gefällt mir gut – erstens sind ungewollte Kommandos auf einer Touchfläche inklusive der meist unweigerlich folgenden Frustration kein Problem mehr, und zweitens funktioniert die Bedienung meiner bescheidenen Meinung nach so zuverlässiger, intuitiver und feinfühliger als mit Wischgesten. Die verbauten Akkus lassen sich innerhalb von etwa zwei Stunden voll aufladen und sollen dann bis zu 26 Stunden lang im Bluetooth-Modus halten. Realistischer sind bei normalem Gebrauch allerdings eher rund 20 Stunden.
Schallwandler
Im Inneren des Teufel Supreme On sitzen sogenannte Linear-HD-Breitbandtreiber mit einem Durchmesser von 40 Millimeter. Die Membranen der Treiber bestehen aus dem thermoplastischen Kunststoff Polyethylennaphthalat (PEN) und werden von einem Antrieb mit starken Magneten aus Neodym bewegt. Die Linear-HD-Treiber sollen dem Teufel Supreme On zu einem Frequenzgang von 20 bis 20000 Hertz verhelfen – mehr muss ja auch nicht sein. Der Wirkungsgrad ist mit 98 dB/1 mW gut, und die Nennimpedanz von 26 Ohm niedrig genug, um auch den meisten portablen Musikquellen (MP3-Player, Smartphone etc.) nicht zu viel Spannung abzuverlangen.
Teufel Supreme On: Klangtest und Vergleiche
Die kabellose Kopplung mit dem Smartphone – in meinem Fall ein iPhone 8 Plus – funktioniert nach kurzem Studium der übersichtlichen und gut verständlichen Anleitung unproblematisch. Mit NFC-fähigen Geräten geht es dank der komfortablen One-Touch-Kopplung sogar noch einfacher. Da die Einzel-LED an der linken Ohrmuschel des Teufel Supreme On für die Anzeige so ziemlich aller Betriebszustände (Pairing-Modus in zwei Varianten, Smart-Pause, ShareMe-Verbindung etc.) und sonstigen Infos wie zum Beispiel den Ladestand der integrierten Batterie oder die erfolgreiche Leerung des Gerätespeichers zuständig ist, hat sich Teufel eine ganze Reihe von Farb-Blink-Kombinationen nach dem Einschalten einfallen lassen – die man aber nach kurzer Zeit verinnerlicht haben dürfte.
Der Kopfbügel übt keinen übertrieben hohen Anpressdruck aus, der Teufel sitzt aber doch etwas fester auf den Ohren als mein etwa 25 Gramm schwererer AKG N60 NC (ehemals um 290 Euro, mit Active Noise Cancelling). Dennoch fühlt sich der Teufel Supreme On selbst auf meinem großen Kopf noch einigermaßen bequem an. Für alle Hörtests mit Kabelverbindung kommt der preislich gut passende ifi iDSD nano zum Einsatz.
Schbass!
Frisch aus der Verpackung wirkt die tonale Balance des Teufel Supreme On noch zu sehr ins Warme verschoben, deutet aber schon ordentliches Spaß-Potenzial an. Nach gut einer Woche Dauerbeschallung bei hohen Lautstärken hat sich der Teufel Supreme On dann richtig freigespielt. Klar, seine Balance hat sich auch nach über 150 Stunden Dauereinsatz nicht hin zum analytisch-straffen Elektrostaten verschoben. Ihm geht Spaß am Bass immer noch über gestrenge Disziplin – und so haut er mich beim ersten intensiven (kabellosen) Kontakt mit einem immens locker gelieferten Druck vom Sessel, auf den ich so gar nicht vorbereitet war.
Im fetzigen und doch melodischen Thrash-Metal-Track „Deconstructing Self-Destruction“ von Killer Be Killed (Album: Reluctant Hero; auf Amazon anhören) drücken Gitarren und Bass im Verbund mit einer fetten Bassdrum eine verdammt heftige Wall of Sound aus den 40-mm-Treibern des Teufel Supreme On – geil! Yello’s „Kiss the Cloud“ (Album: Toy) rollt gänsehauterregend tief und fett aus den Ohrmuscheln, dabei knallen die steilen elektronischen Bassimpulse ganz zu Beginn des Stücks geradezu physisch spürbar gegen meine Trommelfelle. Und das, wohlgemerkt, bei noch gehörverträglicher Lautstärke. Hierbei sei angemerkt, dass die maximale Lautstärke des Supreme On vor dem Eintreten von Bassverzerrungen nicht wahnsinnig, aber doch vollkommen ausreichend hoch liegt.
Die ungebremste Impulsivität und Dynamik des Berliners liefert selbst der vierfach teurere, halboffene und kabelgebundene Audioquest Nighthawk (600 Euro) nicht – der dem Teufel allerdings eine kleine Lehrstunde in Sachen Transparenz und Differenzierungsfähigkeit im Bass gibt. Der AKG N60 NC spielt ebenfalls schlanker, agiler und differenzierter im Bass, doch gehen auch ihm der massive Druck und Slam des Teufel Supreme On ab. Dennoch zeichnen die Treiber des neuen Teufel On-Ears das ultratiefe Grollen der Tiefbässe in „Colomb“ von Nicolas Jaar nicht wirklich ineinander verschwimmend nach, sie differenzieren das Geschehen trotz der füllig-sämigen Basscharakteristik bei langgezogenen Tönen schon halbwegs ordentlich.
Erstaunlich finde ich, dass der Teufel Supreme On mit dem ifi iDSD nano zwar ganz unten rum ein bisschen entschlackter, schlanker klingt, aber gerade im Grundton und Mittelton zerfahrener, ungeordneter wirkt als über die Bluetooth-Strecke. Zum vielleicht ersten Mal muss ich sagen: Hier klingt Bluetooth besser als Kabel. Dass in beiden Modi die allerletzte in diesem Preisbereich mögliche Durchsichtigkeit im Grundton auf der Strecke bleibt, kann man dem Supreme On angesichts seiner Entertainment-Talente durchaus verzeihen.
Über dem warm-süffigen Grundton gibt’s wenig zu meckern. Im Mittelton hält sich der Supreme On genauso wie im Hochton ein wenig zurück. Im Bluetooth-Betrieb gelingt es ihm, eine gute Transparenz sowie eine Auflösung zu liefern, die leicht über dem Klassenüblichen liegt. So bringt er die Musik trotz des kräftigen Basses frei und offen genug rüber. Zum Beispiel lassen sich im Funkbetrieb die Geräusche des Wasserlaufs im Hintergrund von „Colomb“ deutlicher abgegrenzt wahrnehmen und sind besser vom restlichen Geschehen separiert, als wenn der Teufel am Kabel hängt.
Während David Sylvian in „The Banality of Evil“ vom Nine-Horses-Album Snow Borne Sorrow (auf Amazon anhören) mit dem Supreme On deutlich sonorer rüberkommt, als ich es gewohnt bin, überträgt er Frauenstimmen recht natürlich mit einem nur ganz leicht warmen, angenehmen und unaufgeregten Vibe. Jacintha gibt „Danny Boy“ charmant und smooth wieder und steht dabei in einem (für einen geschlossenen Kopfhörer angemessen großen) weithalligen Raum. Zwar nicht übermäßig kantenscharf aus dem umgebenden Sound-Feld ausgeschnitten, doch die Trennung der Stimme von der Band gelingt trotzdem ziemlich gut – vor allem deshalb, weil der Supreme On mit anständiger feindynamischer und tonaler Differenzierung im Präsenzbereich glänzen kann.
Auch der Frequenzbereich ab etwa 4000 Hertz an aufwärts gibt sich leicht zurückhaltend. Der Teufel wirkt „mellow“, also sanft und harmonisch abgedimmt wie ein gemütliches Kaminfeuer. Ein AKG N60 NC beispielsweise klingt brillanter (und auch etwas härter), wodurch er ganz strikt gesehen neutraler ist. Gleichwohl besitzt er nicht ganz die Feinstofflichkeit und subtile Feindynamik, mit denen der Teufel Supreme On trotz seiner warmen Abstimmung glänzen kann und die sich vom Mittelton bis in den oberen Hochton hineinziehen. Die leichte Zurückhaltung im oberen Frequenzbereich bringt auch mit sich, dass man dem Teufel Supreme On keine Loudness-Charakteristik nachsagen kann – zum Glück!
Testfazit: Teufel Supreme On
Der Teufel Supreme On ist ein kraftvoll-stämmig, aber nicht grobschlächtig abgestimmter Kopfhörer – und eine klare Empfehlung für lust- und spaßbetontes Hören. Dank seiner „Wucht“ macht er vor allem mit Pop, Rock und ganz besonders mit Metal richtig Laune. Er spielt im Bass sehr tief, locker-druckvoll und äußerst impulsiv-dynamisch mit ordentlicher, wenngleich steigerbarer Präzision. In der Mitte und obenrum hält er sich dagegen etwas zurück – und löst doch recht fein und seidig auf. Bereits von Haus aus „fett“ produzierte Tracks können mit dem Supreme On zu viel des Guten werden, insbesondere für eher analytisch-audiophil orientierte Hörer.
Trotz der warmen, vollen Balance offenbaren Mittel- und Hochton die nötigen Nuancierungen und Details und lassen den Raum für einen geschlossenen Kopfhörer gut atmen. Die Bluetooth-Verbindung gefällt mir dabei mit ihrem sauberen und aufgeräumten Grund- und Mittelton tatsächlich noch etwas besser als die kabelgebundene Signalzuführung.
Fakten:
- Produkt: Teufel Supreme On
- Konzept: faltbarer, geschlossener Bluetooth-On-Ear-Kopfhörer
- Preis: 149,99 Euro
- Gewicht: 175 Gramm
- Ausführungen: Moon Gray, Sand White, Night Black, Pale Gold, Ivy Green und Navy Blue
- Sonstiges: Bluetooth 5.0 mit aptX und AAC, Batterielaufzeit bis zu 26 Stunden, Teufel Headphone-App mit Equalizer-Funktion und „ShareMe“ (Zusammenschalten zweier Supreme On per App, um die gleiche Quelle zu hören)
- Lieferumfang: Kabel, Transporttasche, 1,2 m Kabel mit 3,5-mm-Klinken und Kabelmikrofon
- Garantie: 2 Jahre
Hersteller & Vertrieb:
Lautsprecher Teufel GmbH
Budapester Straße 44 | 10787 Berlin
Telefon: +49(0)30–217 84 217
E-Mail: info@teufel.de
Web: https://teufel.de/
Test: Teufel Supreme On | Kopfhörer