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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Berliner Beatnik
  2. 2 Der Klangeindruck

„Es tut mir ja so leid!“ – Sicherlich ist es eher ungewöhnlich, dass ein Testbericht über Lautsprecher mit einer Entschuldigung beginnt. Aber vielleicht ist es besser, wenn ich schon zu Beginn des Artikels über die Teufel Stereo M (Preis: 999,99 Euro, Vertrieb: www.teufel.de) bekannt gebe, einfach nicht anders zu können, als den Firmennamen zu allerlei teuflischem Unfug zu missbrauchen. Ich tue dies im klaren Wissen darum, nicht der erste Autor zu sein und ganz bestimmt beim Hersteller Teufel in Berlin so einiges Augenverdrehen zu bewirken. Ich weiß, es ist eine Sünde. Da muss wohl irgendwas in mich gefahren sein.

Doch sollen sich diese satanischen Verse nicht um mich oder um Wortspiele drehen, sondern um All-in-one-Streaming-Lautsprecher. Und „All-in-one“ trifft die Sache auf den Punkt: In schlichten Lautsprechern mit den Dimensionen 270 x 210 x 430 mm liefert Teufel nämlich eine Menge Features, die man so zunächst nicht unbedingt vermutet.

Die Bespannung wird per Magnet gehalten

Hinter der per Magnetverschluss gehaltenen Bespannung der Teufel Stereo M macht man zwei Treiber aus. Und liegt damit genau falsch. Es sind nämlich drei! Um die 25-mm-Hochton-Gewebekalotte herum ist nämlich kein „Zierring“ angebracht: Es handelt sich dabei vielmehr um eine Ringmembran aus Aluminium (130 mm), die den mittleren Frequenzbereich bedient. Genau, das Mittel-/Hochtonkonstrukt ist eine Koaxial-Treibereinheit. Eine solche wird gemeinhin deswegen eingesetzt, weil es so weniger Phasendifferenzen zwischen den Chassis gibt, was besonders außerhalb des Sweet Spots im Stereodreieck für unverfälschtere, klarer ortbare Abbildung sorgen kann. Dass der Bassbereich (150 mm mit Karbonmembran) bei dieser Aktion nicht mit dabei ist, ist übrigens nicht weiter schlimm. Hier sind die Wellenlängen deutlich größer, die Auswirkungen unterschiedlicher Schallereignisorte dementsprechend geringer.

Explosions-Grafik von den Treibereinheiten der Teufel Stereo M

Explosions-Grafik von den Treibereinheiten der Teufel Stereo M

Das MDF-Gehäuse der beiden Teufel-Speaker ist nicht geschlossen, sondern verfügt über einen rückseitigen Port in Schlitzform. Um die Treiber zu bewegen, verrichten sechs Class-D-Endstufen mit einer Gesamtleistung von 160 Watt (RMS) ihren Dienst. Sie sind wie die gesamte Elektronik in einer der beiden Boxen untergebracht. Die andere wird über ein sechspoliges XLR-Kabel angeschlossen, das die Signale für die drei Treiber einzeln übermittelt. Meine Testgeräte bestehen also quasi aus einem großen und einem kleinen Teufel.

Dieses Kabel sorgt für die Signalübermittlung von der Master- zur Slave-Box

Dieses Kabel sorgt für die Signalübertragung von der Master- zur Slave-Box

Das Komplettsystem bietet viele Schnittstellen. Die wichtigste Rolle dürfte WLAN spielen, welches auch eine Multiroom-Nutzung ermöglicht. Für die gängigen Mobil-Betriebssysteme Android und iOS lässt sich die „Raumfeld“-App zur Steuerung der Stereo M und der Wiedergabe kostenlos herunterladen. In der App ist der direkte Zugriff auf die eigene Musik-Bibliothek und diverse Streamingdienste (Tidal, Napster, SoundCloud, Spotify, TuneIn …) implementiert. Es muss aber nicht WLAN sein: Den Teufeln lässt sich auch via A2DP-Bluetooth, LAN und USB 2.0 (für Speichersticks und Festplatten) die Hölle heißmachen – sowie mit einem Analogeingang in Gestalt eines guten, alten Cinch-Pärchens.

Anschlussfeld Teufel Stereo M

Die Teufel bietet verschiedene Anschlussmöglichkeiten

Installation & Bedienkonzept

Auf welcher Seite die Master-Box steht, kann man frei nach den örtlichen Gegebenheiten entscheiden, da sich festlegen lässt, was als links und was als rechts definiert wird. Die Berliner nennen die Stereo M „Regallautsprecher“. Also wandern die Boxen zunächst in mein Wohnzimmerregal, wenngleich ich aus akustischen Gründen diesen Aufstellort meist meide wie der Teufel das Weihwasser.

Teufel Stereo M

Beim Installieren lasse ich mir ein Beschnuppern nicht nehmen: Sie sind wirklich ordentlich verarbeitet, die mit Mattlack überzogene Oberfläche ist wertig, wenngleich auch nicht übertrieben edel. Einen auch nur leichten Schwefelgeruch kann ich glücklicherweise nicht vernehmen.

Bildschirmansichten von der Teufel-App

Bildschirmansichten von der Raumfeld-App

Die Raumfeld-App ist schnell im Store gefunden und installiert. Auch ohne tiefere Kenntnisse lässt sich das Gesamtsystem schnell und problemlos einrichten. Zwar habe ich mangels anderer Teufel-Boxen als des Testmusters keine Multiroom-Konfiguration aufbauen können, aber auch dies wird keine „Brain Surgery“ sein. Eine Einmessmöglichkeit oder tiefere Eingriffsmöglichkeiten auf die Lautsprecherwiedergabe sind nicht vorgesehen.

Teufel Stereo M - Bedienpanel

Dass der frontseitige Drehregler der „Hauptbox“ als Pegelsteller dient, dürfte einleuchten. Und auch ohne Handbuch erkennt man schnell, dass man darauf drücken kann, um die Wiedergabe anzuhalten und erneut, um sie wieder zu starten. Allerdings steckt der Teufel bekanntlich im Detail: Dass ein langer Klick die Teufel Stereo M in den Stand-by-Modus versetzt, erfährt man aus dem Manual – oder aus Versehen. Genauso die Funktion der drei rechts benachbarten Tasten. Diese liefern Playlists oder Streaming-Radiostationen im Direktzugriff, per Langklick werden aktuelle Settings gespeichert. Praktisch: Fortan sind beispielsweise Radiostationen unter TuneIn auch komplett ohne Smartphone anwählbar, was beim morgendlichen Frühstück durchaus angenehm sein kann. Ohne Display oder ausreichende optische Rückmeldung muss ein etwaiger „Gastnutzer“ der Stereo M wohl öfters auf den rechts gelegenen Source-Button drücken, um die passende Quelle auszuwählen, insgesamt aber ist das Bedienkonzept schlüssig.

Der Klangeindruck

Den Einstieg darf zunächst wahllos angesteuertes Material aus meiner Musikbibliothek machen, Streaming über TuneIn und Ton zum Bild (darunter das hervorragende „Robot Hell“ aus der Groening-Serie Futurama – mit den Beastie Boys!).

In drei Teufels Namen, die Stereo M meinen es aber todernst mit dem Bass! Wer „Viel Bass = gut!“ unterschreiben würde, für den ist das eine hervorragende Nachricht. Der Tiefton gibt sich rund, bauchig und warm, aber wenig knackig und konkret. Damit erfüllt er den Wunsch vieler Hörer. Mir persönlich ist es etwas zu gemütlich – was ich aber auch meiner häufigen Arbeit mit Studiomonitoren zuschreiben kann.

iron-maidenDie Gesamttonalität erscheint gleichwohl recht balanciert, mit eher vorsichtigem als zu starkem Luftbereich (also den höchsten Höhen) und eben diesem ziemlich ausladenden Bass. Genauer betrachtet ist erkennbar, dass auch der seine Grenzen hat: Anstatt das System auf bei dem Gehäusevolumen tiefstmögliche Wiedergabe zu trimmen, hat Teufel dafür gesorgt, dass auch mal eine Partybeschallung möglich ist, ohne dass es zu starken Port-Turbulenzen oder Verzerrungen kommt. Und nach einem ausgiebigen Test mit Iron Maiden: The Number Of The Beast (auf Amazon anhören) kann ich bestätigen, dass die Pegelfestigkeit für das gesamte Spektrum gilt, also für Steve „Bomber“ Harris‘ Donnerbass bis hin zu den Obertönen von Pilot Bruce Dickinsons Falsett. Ebenfalls aus England, aber generell eher „britisch“-spartanisch im Tiefbass sind die Elektroniker von Orbital, deren Satan Live auf den Stereo M nahezu perfekt klingt: Das, was die Produktion meiner Meinung nach im tonalen Untergeschoss vermissen lässt, füllen die Teufel quasi wieder auf, wenngleich ich eine gewisse Separierung des Tiefbassfundaments vom Rest des Spektrums feststellen muss.

Der Bassreflexport in Schlitzform sitzt bei der Teufel Stereo M auf der Rückseite

Der schlitzförmige Bassreflexport auf der Rückseite der Teufel Stereo M

Entgegen der Beschreibung des Herstellers finde ich persönlich die Stereo M deutlich besser, wenn sie ein Stück von der Wand abgerückt werden – ab circa einem halben Meter sind sie recht ausgewogen im Bass. So tief ist mein Regal allerdings nicht.

Mitten & Höhen

builders-butchers„Slowed Down Trip To Hell“ des gleichnamigen Debutalbums (auf Amazon anhören) der Folk-/Bluegrass-/Indie-Band The Builders and the Butchers offenbart eine fehlerlose und neutrale Darstellung der Tiefmitten. Besonders der „Spanish Death Song“ kann davon profitieren, da dort die tieferen Anteile von Akkordeon und Harmonium – beispielsweise mit meinen kleinen Genelec 8010A – etwas zum Verkleben neigen können.

666, das Meisterwerk von Aphrodite’s Child (auf Amazon anhören), mit dem Demis Roussos und Vangelis die wohl wesentlichen Fundamente für ihre späteren Karrieren gelegt haben, zeigt, dass auch die oberen Mitten der Teufel Stereo M sehr schön austariert sind. Der Übergang vom Mittel- zum Hochtöner lässt sich im Klangbild nicht erkennen, und so soll das ja auch sein. Die dicht instrumentierten Hochmitten in „All The Seats Are Occupied“, „The Lamb“ oder dem spektakulären „The Four Horsemen“ nehmen es Lautsprechern schnell übel, wenn stärkere Unebenheiten im Pegel- oder Phasenfrequenzgang auftauchen.

Aphrodite's Child

Die Höhendarstellung ist für einen Lautsprecher, der seinen Aufgabenbereich offensichtlich eher in der Wiedergabe von Streamingdiensten sieht, praxistauglich ausgerichtet. Oder besser gesagt: Die Tatsache, dass hier nicht auch noch die letzten Details dargestellt werden, das Auflösungsvermögen also durchschnittlich ist, vermag störende Artefakte durch Audio-Reduktionsformate etwas in den Hintergrund zu rücken und verlängert dadurch die Zeitspanne, die man ermüdungsfrei hören kann. Mir gefällt, dass die Höhen zwar deutlich vorhanden, aber nicht forciert sind, somit hat man keine Probleme mit zu spitzem oder eckigem Klang. Angefixt durch den Firmennamen „Teufel“ habe ich Sabbath Bloody Sabbath von Black Sabbath (auf Amazon anhören) recht laut durchgehört und danach noch Days Of Reckoning von Pentagram, der für Jahrzehnte vergessenen Band Bobby Lieblings, sowie Head Of The Demon der Schweden von Sathanas Trismegistos – da war mein Arbeitstag vorbei, ich glücklich und meine Ohren trotzdem noch frisch.

Teufel & Black Sabbath

Zwischenfazit und Aufstellungswechsel

Bach CantatenMein bisheriges Fazit: Die Teufel Stereo M sind klanglich und ergonomisch absolut alltagstauglich. Die Tatsache allerdings, dass sie mir wandferner eher zusagen als im von Teufel angedachten Regal, bringt mich dazu, sie auf Stativen mit über einem Meter Wandabstand im Raum aufzustellen. Das von mir geliebte Bach Collegium Japan unter Masaaki Suzuki darf in dieser Aufstellung den Einstand geben. Aus den Kantaten Vol. 27 des BIS-Labels ist es „Eine feste Burg ist unser Gott“ (BWV 80), die erklingt – genauer: der Choral „Und wenn die Welt voll Teufel wär’“.

Bühnenbild

Oh ja! Hier kann sich zeigen, wie gut das Koaxialprinzip funktioniert! Ich verringere die vormalige Boxenbasis kurzzeitig von drei Meter auf eineinhalb und rücke von drei auf zwei Meter an die Speaker heran – die Ortung ist tatsächlich äußerst scharf. Ich habe die mehr als doppelt so teure KEF LS 50 Wireless noch ganz gut im Gedächtnis – über sie war es noch eine kleine Spur schärfer. Gäbe es eine Filtereinstellung für den Schreibtischbetrieb, könnte man die Teufel Stereo M für die Verwendung als hochwertige Anlage am Computerarbeitsplatz nicht nur für Freunde der genauen Verortung absolut empfehlen.

Mir gefällt am Bühnenbild der Teufel vor allem, dass sie sehr präzise und griffig abbilden, das aber nicht mit einem Mangel an Tiefe oder allzu starker Brillanz kombinieren. Mittige Signale sitzen neutral zwischen den Boxen, die Panoramadarstellung ist nicht zu den Seiten hin gedrückt oder gar zu klein und in Richtung Mitte gerückt. Die Teufelchen liefern ein sehr breites Hörfeld, in welchem es keine Einbrüche der Höhen oder Phasenauslöschungen gibt. Sehr gut!

Teufels Koaxialchassis

Teuflischer Vergleich

Da vom Gehäusevolumen her ähnlich, sind die passiven Zweiwege-Lautsprecher Quadral Galan 9 ein interessanter Vergleich. Befeuert durch einen Abacus 60-120D Dolifet und mit einem Lavry DA-11 sowie einem Merging Technologies HAPI versorgt, ist dieser Vergleich natürlich ganz schön gemein, da die Kombination um ein Vielfaches teurer ist.

Der rundere Bass der Teufel ist Geschmackssache, die Galan zeigte sich im Direktvergleich flotter – oder auch „hektischer“, wenn man einen nicht so positiven Begriff bemühen möchte. Auch der Bändchenhochtöner der Galan 9 ist dem Eingangssignal deutlich näher und vermag eine höhere Detailauflösung zu liefern: Besonders anhand der Aufzeichnung von Niccolò Paganinis „Violinkonzert Nr.1 D-Dur“ der Münchener Symphoniker unter Kurt Capec kann man erkennen, dass die Teufel nicht am Maximum der Feindynamik arbeiten. Mit den Quadral lässt sich fast schon das Kolophonium über Iwan Czerkos Instrument aufwirbeln sehen, schnelles Entfalten der bisweilen sehr beherzt durchgeführten Striche übertragen die Galan um eine Klasse besser als die Teufel Stereo M. Alles andere hätte mit Blick auf den gut fünfmal höheren Preis dieses Set-ups auch verwundert. Gut, lassen wir das …

Teufel Stereo M - Woofer

Gröbere Lastwechsel beherrschen die Teufel Stereo M ziemlich ordentlich. Wechselt auf Is Satan Real? von Church Of The Cosmic Skull (auf Amazon anhören) wieder einmal das dynamische Register, darf man sich an weitgehend gleichbleibenden Klangeigenschaften erfreuen. Die Grenzen, die die Stereo M stecken, sind dabei angenehm weit: Auch bei hohen Pegeln und geringen Hörabständen muss man das Signal nicht im Rauschen suchen und – Sie erinnern sich an meine zu Beginn angesprochene Iron-Maiden-Hörsession? – man kann es in Räumen auch jenseits der 20 qm durchaus richtig krachen lassen, ohne dass der Klang unter den Artefakten „überfahrener“ Systeme (verschiedene Verzerrungen, Turbulenzen etc.) zu leiden hätte.

Eingangsfrage?

sean-lennonDer Vergleich der verschiedenen digitalen Eingangsmöglichkeiten mit dem Analoginput darf John Lennon und Yoko Onos Sohn Sean Lennon übernehmen, der den Soundtrack zu Ava’s Possessions (auf Amazon anhören) beigesteuert hat. Die verschiedenen Signale aus „Demon Dinner“ – darunter spannende Sprachfetzen und Atmos aus dem Film – zeigen, dass es hier nicht Engelchen und Teufelchen gibt, sondern alle Eingänge problemlos verwendet werden können. Es ist eher eine Frage der Qualität des Ausgangsmaterials als eine der Inputs. Mit einem der beiden mächtigen D/A-Wandler aus der obengenannten Kette kann die digitalisierte Version der Vinylplatte über die Cinch-Eingänge minimal besser aufgelöst aufspielen als bei Zuführung über USB-Stick – aber wirklich nur um Haaresbreite.

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Kimber Kable

Test: Teufel Stereo M | Streaming-Lautsprecher

  1. 1 Berliner Beatnik
  2. 2 Der Klangeindruck

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