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Klang: Teufel Raumfeld Speaker L (Teil II)

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Klang: Teufel Raumfeld Speaker L (Teil II)

Cat PowerGut gelungen finde ich, wie die Entwickler aus der Hauptstadt den etwas vorwitzigen Bassbereich in die Gesamtabstimmung integriert haben. Denn man kann durchaus der Meinung sein, dass die Speaker L „untenrum“ etwas zu dick auftragen, aber: Die darüberliegenden Frequenzbänder werden keinesfalls übertönt oder störend verschmiert. So steht Chan Marshals aka Cat Powers rauchig timbrierte Stimme im von Effektgewaber und tiefen Drumsequenzen fast überfrachteten „Sun“ (Album: Sun) schön losgelöst und mit gutem Kontrast im Hörraum. Alle Nuancen ihrer Stimme sind hörbar, die leicht warme Tendenz ihrer Klangfarbe ist natürlich. Unterkühlt darf sie nicht klingen, zu vollmundig auch nicht, sonst würde sie im dichten Soundgeflecht ihrer Kompositionen untergehen. Diese Gratwanderung bekommen die Teufelsboxen prima hin.

Teufel Raumfeld Speaker LSelbst meine Magnat Quantum 905, die zum Zeitpunkt ihres Erscheinens deutlich teurer waren als die Raumfeld Speaker L und die ich immer gerne wieder zu Vergleichen heranziehe, ist in dieser Disziplin allenfalls marginal überlegen. Feine Details im Gesang von Chan Marshal arbeitet die Rheinländerin etwas akkurater heraus, bringt auch die Atemgeräusche zu Gehör und stellt Solisten wie Vokalisten insgesamt vor einen schwärzeren Hintergrund. Es fällt mir aber schwer, hier einen Klassenunterschied zu konstatieren.

Auffallend ist, wie sensibel die Speaker L auf stark komprimiertes Datenmaterial reagieren. Mit älteren 128-kBit-MP3-Files, zum Beispiel, muss ihnen keiner kommen. Denn die zumeist stark artefaktbehafteten Dateien klingen dann genau so, wie man das erwartet – flach, farblos, zischelig, nervig. Hier beschönigen die Berlinerinnen nichts, sondern transportieren deutlich, dass sie mit besserer Qualität gefüttert werden wollen. Was sie auch zeigen, wenn ich ihnen „Baby Blue“ von Dave Matthews (Album: Big Whiskey and the Groo Grux King) als WAV-Datei übers Netzwerk serviere. Das sparsam mit Streichern und Stimme arrangierte Stück ist atmosphärisch dicht und plastisch aufgenommen, kommt aber dennoch mit einer gewissen Leichtigkeit und Unbefangenheit rüber, die nur Lautsprecher vermitteln können, denen ein gleichwohl präsentes, präzises wie offen-transparentes Big Whiskey and the Groo Grux KingMittenband zu eigen ist. Wie etwa auch der schon erwähnten Veritas P4 Next von Phonar, die in der Preisklasse der Passivlautsprecher bis 1.500 Euro in dieser Disziplin schwer zu schlagen ist. Auch von den Raumfeld Speaker L nicht, die dann doch nicht ganz so neutral, sondern mit einer leicht „angewärmten“ Note aufspielen, was aber nicht wirklich negativ ins Kontor schlägt.

Die Timing-/Groove-Abteilung, die Jan Delay mit der fantastischen Live-Version von „Plastik“ (Album: Mercedes-Dance Live) abklopft, schlägt sich ebenfalls prima. Delays bestens aufgelegte Rhythmusgruppe spielt hier auf den Punkt, nichts wirkt verschleppt oder zu langsam. Die ausgelassene Stimmung von Künstler und Publikum springt über und lädt zum „Mitgrooven“ Jan Delayein. Exemplarisch bei diesem Stück ist die eher kompakte räumliche Abbildung der Teufel-Lautsprecher. Das Geschehen spielt sich überwiegend am vorderen Bühnenrand ab, ist weniger in die Tiefe gestaffelt. Das finde ich persönlich zwar nicht unsympathisch, etwas großzügiger und lockerer aufgefächert dürfte es aber schon sein. In der Realität besetzt die große Tourneetruppe des Hamburgers das Parkett ziemlich flächendeckend und steht eher luftig platziert, damit die Musiker und Background-Sänger Bewegungsfreiraum haben. Die Ortbarkeit von Einzelereignissen auf der virtuellen Bühne ist mit den Teufel jedoch einwandfrei, an der Schlüssigkeit und am musikalischen Fluss der Darbietung gibt es auch nichts auszusetzen.

Ein Austauschen der beiligenden Strippen bietet klanglich durchaus Vorteile
Ein Austauschen der beiligenden Strippen bietet klanglich durchaus Vorteile

Der vollkommen bruchlose Übergang vom Mittel- ins Hochtonband, den das Streaming-Set etwa bei „Hello“ aus dem fantastischen 2005er-Debüt des John Butler Trio (Album: Sunrise Over Sea) präsentiert, trägt seinen Gutteil zum „Flow“ des musikalischen Geschehens bei. Was die Australier an Facetten und Klangfarben aus Gitarre, Kontrabass und Schlagwerk/Percussion herausholen, bringt manche Big-Band nicht. Wenn der dreadgelockte Butler John Butler Triosich zu einem seiner improvisierten Gitarrensoli in Rage zupft – die live schon einmal 15 Minuten dauern können –, muss die Mittelhochton-Sektion eines Lautsprechers auf Zack sein, um seinem rasanten Spiel nicht nur folgen, sondern auch die zahllosen Obertöne und Schwebungen erfassen zu können. Das Berliner Pärchen gibt sich hier keine Blöße, agiert sehr flink und leuchtet Details schön aus. Einer Magnat Quantum 755 fallen freilich in der oberen Etage ein paar Abstufungen und Schattierungen mehr auf, auch scheint sie heller und brillanter „in die Ecken“ zu leuchten. Das sind aber Feinheiten, die nur der hört, der den direkten Vergleich hat. Und für manche Musikstile ist es erfahrungsgemäß ohnehin eher zuträglich, wenn es in den Höhen nicht allzu kristallin wird. Insgesamt liefert die Teufel in den oberen Lagen genug Informationen, die es für einen vollständigen Höreindruck braucht.

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Kimber Kable Varistrand

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