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Juni 2013 / Tobias Zoporowski
Mit der Übernahme des im Jahre 2009 als Start-up gegründeten Unternehmens „Raumfeld“, das mit seinen durchdachten und auch für Laien gut bedienbaren Audiostreaminglösungen für Furore gesorgt hatte, hat die Berliner Lautsprecher Teufel GmbH (www.teufel.de) einen Coup gelandet. Oder die Tüftler von Raumfeld – je nach Perspektive.
Gefruchtet hat es für beide: Das smarte Streamingkonzept konnte auf diese Weise von einer etablierten (Direkt-)Vertriebsstruktur und dem Markteinfluss eines gut eingeführten Namens profitieren – und Teufel sein umfangreiches Lautsprecherportfolio um ein System bereichern, das dem Kunden, konsequent zu Ende gedacht, eine komplette HiFi-Anlage nach konventionellem Muster ersetzen kann.
Wer diesen Gedanken „sexy“ findet, sieht sich mit den stattlichen Schallwandlern „Raumfeld Speaker L“ (es gibt sie auch in den kompakteren Ausführungen „M“ und „S“) gut vorbereitet. Denn die beiden knapp 1,15 Meter hohen Klangsäulen haben so einiges mit im Gepäck, wobei man sich zunächst daran gewöhnen muss, dass zu jedem Set eine aktive und eine passive Box gehört. Beiden Lautsprechern gemein ist ihre Chassisbestückung, wie auch ihre grundsätzliche Auslegung als Drei-Wege–Bassreflex-Konstruktion, wobei die „Atemöffnung“ der zwei je 17 Zentimeter durchmessenden und aus Kohlefaser gefertigten Tieftöner nach unten – auf die Sockelplatte – abstrahlt. Das Mittenband bearbeitet ein 13er-Chassis mit beschichteter Papiermembran, um die obersten Lagen kümmert sich eine klassenübliche Gewebekalotte mit einem Durchmesser von 28 Millimetern. Die sauber verarbeiteten und ausschließlich in der Farbe „Schleiflack Weiß“ erhältlichen Gehäuse bestehen aus mitteldichter Faserplatte (MDF), dem wohl am weitesten verbreiteten Material im Lautsprecherbau.
Der „Active Speaker“ beinhaltet zur Verstärkung des Eingangssignals eine insgesamt 170 Watt leistende Endstufe, die nicht als Schaltverstärker, also in Class-D, sondern klassisch in Class-AB ausgelegt wurde. Was wiederum die auffälligen Kühlrippen auf dem Rücken des Aktivlautsprechers erklärt, die im Betrieb aber nicht allzu warm werden. Zudem beherbergt diese Box das eigentliche Herzstück des Systems, das Raumfeld-Streamingmodul, sowie die Schnittstellen, die sowohl den Kontakt mit dem Heimnetzwerk via LAN (Ethernetbuchse) und WLAN (Funkantenne, im Lieferumfang enthalten) und weiteren externen Quellen (USB und analoges Line-In mittels Cinch) herstellen. Via USB lassen sich entsprechende Sticks und Festplatten anschließen. Ebenfalls wird rückseitig das (einzige) Netzkabel angeschlossen, wobei eine länderspezifische Netzspannung (110 V/240 V) gewählt werden kann.
Schön, dass Teufel für die Spannungsversorgung eine Kaltgerätebuchse mit wechselbarem Netzkabel vorgesehen hat. Der Tausch der im Lieferumfang enthaltenen gegen eine höherwertige Netzstrippe lohnt sich nämlich unbedingt, wie Sie im Hörbericht noch lesen werden. Gleiches trifft für das ebenfalls beiliegende, recht einfache Lautsprecherkabel zu, das nicht im klassischen Sinn an einen Verstärker angeschlossen wird – logisch, wir haben es ja hier mit einer (W)LAN-Aktivbox zu tun! –, sondern die beiden Schallwandler miteinander verbindet. Was also aussieht wie ein herkömmliches Speakerterminal, ist im Falle der aktivierten Box nichts anderes als ein Verstärkerausgang. Das widerspricht sogleich der (eventuell vorhandenen) Vermutung, man könne die „Raumfeld Speaker L“ unter Umgehung ihrer eingebauten Elektronik auch rein passiv ansteuern. Das funktioniert nicht. Ist aber natürlich auch nicht Sinn der Übung.
Die aktive Box besitzt einen Verstärkerausgang, über den der passive Lautsprecher angetrieben wird
Das integrierte Raumfeld-Modul streamt Musikdaten aus nahezu jeder Quelle, mag die Musik auf dem Rechner, der NAS, einer externen Festplatte oder einem USB-Stick liegen. Der integrierte Cirrus-Logic-DAC verarbeitet dabei ankommende Signale mit einer Wortbreite von bis zu 24 Bit und einer Auflösung bis 96 kHz. Höher aufgelöstes Material rechnet er auf diese Werte herunter. Nahezu alle gängigen Audioformate (MP3, WMA, WAV, AAC, OGG) inklusive hochauflösendem FLAC werden angenommen. „Gapless Play“, also die unterbrechungsfreie Wiedergabe etwa von Livekonzerten, ist selbstverständlich. Zusätzlich hat Teufel dem „Raumfeld Speaker L“ einen konventionellen Hochpegel-Analogeingang spendiert. So lässt sich eine weitere externe Quelle – auch ein Plattenspieler, wobei hier ein Phono-Pre in den Signalweg eingeschliffen werden muss – kontaktieren.
Oben links der WLAN-Antennenanschluss, doch auch via USB, LAN und Hochpegel findet Musik Eingang
In die hervorragend programmierte und sehr übersichtlich gestaltete „Raumfeld Controller App“ (gegen Aufpreis von knapp 400 Euro gibt es mit dem bidirektionalen „Controller“ auch eine „echte“ Fernbedienung), die zur Bedienung des Systems obligatorisch und sowohl für Android- und iOS-Smartphones kostenlos verfügbar ist, hat Teufel die Online-Musikdienste „Simfy“, „Napster“, „Last.fm“ und „Tune-In“ integriert, wovon die drei erstgenannten die Einrichtung eines kostenpflichtigen Accounts erfordern. „Tune-In“ erlaubt dagegen den Gratis-Zugriff auf tausende Internetradio-Sender (auch Lokalstationen), was die Lust auf nächtelanges Äthersurfen schürt. Der beliebte – ebenfalls kostenpflichtige – Streamingdienst „Spotify“, der über die mit Abstand größte Auswahl an populären Titeln verfügt und gute Übertragungsqualität feilbietet, ist (noch) kein Kooperationspartner von Teufel. „Man stehe in Verhandlungen“, heißt es auf Nachfrage aus Berlin.
Screenshots der Raumfeld Controller App. Oben: Hauptmenü und Volumeregler. Unten: Künstlerliste und Coveranzeige
Das Laden und Installieren der Controller-App gehört denn auch zur ersten Amtshandlung eines jeden neuen „Raumfeld by Teufel“-Besitzers. Sie führt in drei leicht verständlichen Schritten durch das Set-up des Systems und hilft dabei, die Streaming-Lautsprecher ins heimische Netzwerk zu integrieren und die Verbindung zur Musikdatenbank herzustellen. Bei der ersten Installation ist es erforderlich, eine kabelgebundene, also LAN- Verbindung zwischen Rechner/Router und dem „Active Speaker L“ herzustellen. Aber wirklich nur dieses eine Mal. Nach erfolgreichem Set-up arbeitet das System vollständig drahtlos. Auch die immer wieder mal notwendigen Soft- und Firmware-Updates – an die muss man sich als Besitzer solcher „strömenden“ Devices wohl leider gewöhnen – erfolgen dann übers WLAN-Netz.
Test: Teufel Raumfeld Speaker L |