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„Volksnah“ gepreiste CD-Receiver gibt es von diversen Anbietern, doch der Berliner Direktversender Teufel (https://teufel.de/) denkt den Systemgedanken weiter und verkauft seinen nur vier Kilogramm leichten und mit 34 Zentimeter Gehäusebreite auffallend kompakten Neuling gleich auch in diversen Kombinationen mit den hauseigenen Lautsprechern, mit denen er perfekt harmonieren soll. So kann jeder Kunde nach seiner Fasson glücklich werden, denn die Schallwandler-Range des Herstellers reicht von der günstigen „Ultima“- bis zur ambitionierten „Definion“-Serie und deckt damit viele Geschmäcker – und Geldbeutelinhalte – ab. Und es passt auch zum Namen: „Kombo 62“ hat Teufel den neuen Receiver getauft (Preis: 599,99 Euro). Freilich soll sich der kompakte Tausendsassa auch an Lautsprechern anderer Hersteller ordentlich schlagen, was wir im Verlauf eingehend testen werden.
Drum und dran
Doch was bringen die Berliner eigentlich alles in diesem Gehäuse unter, dessen Grundfläche kaum größer ist als ein DIN-A4-Blatt? Zunächst einmal ein mit 2 x 130 Watt an vier Ohm (Herstellerangabe) ziemlich kräftiges Class-D-Verstärkermodul, das eine große Bandbreite von Lautsprechern adäquat antreiben können soll. Weiterhin punktet der Receiver mir einer umfassenden sowie zeitgemäßen Anschlussvielfalt. Sogar einem physischen Medium – der „guten alten“ CD – wird mittels Slot-in-Laufwerk eine Abspielmöglichkeit geboten. Merken Sie was? Ich stemple die Silberscheibe zum Anachronismus, obwohl ich selbst ihre Einführung „hautnah“ erlebt habe und auf eine umfangreiche Sammlung zugreifen kann. Wann ich zuletzt eine eingelegt habe? Ich weiß es nicht mehr … Aber ich könnte, wenn ich wollte (und für den Hörtest mache ich das auch).
Wie vermutlich die meisten unter uns, konsumiere ich meine Musik heutzutage überwiegend „nichtphysisch“, worauf der Teufel Kombo 62 selbstredend abzielt. Durch den Äther surfen kann man mit dem eingebauten UKW-/DAB+-Empfänger, Musik vom Smartphone oder dem Tablet findet ihren Weg via Bluetooth in den Receiver, kabelgebunden geht´s mit einem optischen Digitaleingang, einem USB-C-Port an der Front und analog mit zwei Cinch-Terminals zur Sache. „Streamen“ kann der Teufel Kombo 62 ebenfalls, wobei man hier genau hinsehen muss: Mit Streaming meint Teufel „Spotify Connect“, wahlweise über WLAN oder LAN. Einen Zugriff auf freigegebene Ordner eines Netzlaufwerks, etwa von einem NAS, erlaubt der Kombo 62 hingegen nicht. Apples AirPlay wird ebenso wenig unterstützt wie weitere Streamingdienste neben Spotify. Natürlich können Sie diese aber von Ihrem Smartphone oder Tablet via Bluetooth oder USB-C zuspielen.
Interessant für die Nutzung des Receivers als zentraler Medienhafen in Verbindung mit dem Fernseher ist die HDMI-ARC-Schnittstelle, die den schwarzen Teufel mit dem Bildschirm verbindet. Der Audio-Rückkanal erlaubt lippensynchrone Wiedergabe des Fernsehtons über die Stereoanlage. Zudem lassen sich so diverse Funktionen des Teufel Kombo 62 mit der TV-Fernbedienung steuern. Praktisch. Wer sein audiovisuelles Erlebnis bassmäßig nach unten erweitern möchte, kann einen Subwoofer anschließen. Oder aber seine Nachbarschaft ganz liebhaben und einen Kopfhörer benutzen. Allerdings einen mit 3,5-Millimeter-Miniklinke.

Zur Schnittstellenauswahl des Teufel Kombo 62 gehören eine USB-C- und Kopfhörer-Buchse auf der Front, direkt neben dem großen Jog-Dial auf der rechten Seite
Explizit an Schallplattenfans hat Teufel nicht gedacht, ein Phonoeingang fehlt. Wobei man dafür natürlich den Cinch-Line-in nutzen kann, dann aber daran denken muss, einen externen Phonovorverstärker einzuschleifen. Oder einen Plattenspieler zu verwenden, der diesen gleich an Bord hat. Marketingmäßig pfiffig, wie die Berliner nun mal sind, finden Sie auf der Hersteller-Website „rein zufällig“ unter anderem ein „Kombo 62 Vinyl“-Bundle …

Auf der Rückseite des Teufel Kombo 62 befinden sich unter anderem eine HDMI-ARC-Buchse, ein LAN-Port und ein Bluetooth-Antennenanschluss
Selbsterklärend
Bedienen lässt sich die ganze Pracht übersichtlich und nahezu selbsterklärend direkt am Gerät, mittels Infrarotgeber oder mit der „Teufel Remote“-App, die Sie kostenlos aus dem Apple- oder Google-Store auf Ihr jeweiliges Handheld laden können. In meinem Fall hat die App drei Anläufe gebraucht, bis ihr Einrichtungsassistent den Kombo 62 gefunden hatte. Aber das mag ein Einzelfall sein. Im folgenden Betrieb zeigte sich diese Steuerungsmöglichkeit flüssig und stabil.

Der CD-Receiver Kombo 62 lässt sich nicht nur mit den Bedienelementen auf der Front, sondern auch per Teufel-Remote-App oder Fernbedienung steuern
Pragmatisch und modular
Optisch und haptisch kommt der Neuling eher pragmatisch daher. Seinem schlichten schwarzen Outfit mit großem Dreh-Drück-Regler, gut ablesbarem Display und nur wenigen übersichtlichen Tasten an der Front mag man durchaus Zeitlosigkeit bescheinigen. Allerdings gibt es selbst in dieser Preisklasse Wettbewerber, die doch etwas wertiger verarbeitet sind. Sicher: Das Gehäuse ist picobello montiert und lackiert, alle Bedienelemente sind sauber ein- und angepasst, aber es ist halt schon ein wenig schlicht. Lautsprecherterminals und Netzanschlussbuchse („Rasierer“) sind ebenfalls einfach gehalten.
Was man dem Teufel Kombo 62 konstruktiv allerdings zugutehalten muss, ist sein technischer Aufbau in Modulbauweise. Die Hauptbaugruppen im Gehäuseinnern sind als Steckmodule ausgeführt und somit im Reparaturfall austauschbar. Da haben die Berliner nicht nur mit-, sondern auch vorausgedacht. Sehr löblich.
Teufel Kombo 62: Hörtest und Vergleiche
Egal, welche Komponenten mir der Berliner Direktvertriebler in den letzten Jahren zum Test anbot – meistens waren das Lautsprecher, aktive wie passive –, ich freute mich bereits im Vorfeld über den gewissen klanglichen Spaßfaktor, der zur Teufel-DNA einfach dazugehört. Natürlich werden alle Produkte mit technischer Ernsthaftigkeit und entsprechendem Know-how entwickelt, allerdings nie mit dem Ziel, den „Gipfel der Audiophilie“ zur erstürmen (was zu diesen Preisen auch nicht möglich ist). Der Spaß am Musikhören scheint mir indes immer im Vordergrund zu stehen. Wird auch der neue Teufel Kombo 62 diesem Anspruch gerecht?
Dampf und Schub
Ja, das rastet vom ersten Ton an ein! „(Make my) Country Rock“ von Cory Marks (Album: Sorry for Nothing) stampft wie eine Dampfwalze in den Hörraum. Der knallige Bassdrum-Beat im Intro zeigt gleich, wo die Reise hingeht: Auf die Zwölf! Der/die Teufel-Kombo exerziert hier gleich zwei Attribute durch: Präzises Timing und Tiefgang. Die Kicks hämmern on point direkt in die Magengrube, kommen tief und satt. Und ich habe hier zunächst mit den Teufel 500S „nur“ kompakte Schallwandler angeschlossen. Aber auch die transportieren ein ordentlich voluminöses Fundament, dem es im Vergleich zu einem Yamaha R-N600A (Preis: 799 Euro) höchstens etwas an Struktur mangelt.
Ein richtiggehendes „Tiefenrelief“ ergibt sich nicht wirklich, was dann hörbar wird, sobald sich mit dem Einsatz der kompletten Band auch der E-Bass hinzugesellt. Manche werden sich hier etwas feinere Abstufungen wünschen, wie sie etwa der vorgenannte Yamaha oder ein Technics SA-C 600 (um 1.000 Euro) herausarbeitet. Allerdings kosten die ja auch mehr und wer sagt: „Ich will gehörig Dampf und Schub am unteren Frequenzende!“ wird nicht enttäuscht. An meinen „grauen Eminenzen“, den Standlautsprechern Magnat Quantum 905, die bei mir nun seit vielen Jahren Dienst tun, trägt mir der Bassbereich des Kombo 62 tatsächlich ein Quäntchen zu kräftig auf, was ich aber über den integrierten EQ sehr gut einpegeln kann. Aber die Geschmäcker sind verschieden, und auch ich gestehe zu, dass die Netflix-Staffeln „Das Boot“ mit teuflischem Tiefgang (was für ein Wortspiel!) echt beeindruckend waren …
Vollmundige Mitten
Wie bereits erwähnt, macht Teufel nicht unbedingt Jagd auf audiophile Tugendwächter, die keinerlei Abweichung vom heiligen Neutralitätspfad dulden. Wir haben es hier mit einer Komponente zu tun, die sich bei der Wiedergabe von Stimmen sowie Saiten- und Tasteninstrumenten auf der vollmundig-warmen Seite von „natürlich“ wohlfühlt.
So lässt sie Elen ihr wunderbar melancholisches „5 Meter Mauern“ (Live aus „TV Noir“) plastisch, einfühlsam und dicht mit samtigem Schmelz ertönen, was dieses musikalische Kleinod mit sofortiger Wirkung unter die Haut kriechen lässt. Ich habe das Stück auch schon über elaborierteres HiFi-Equipment wie dem Vollverstärker Buchardt Audio I150 gehört, der sich allein wegen seiner Preisgestaltung (um 2.500 Euro) hier nicht zum Direktvergleich anbietet. Deshalb weiß ich aber, dass sich die Stimme der Songwriterin aus Berlin „streng genommen“ einen Tick nüchterner anhört, was sie dann noch etwas zerbrechlicher wirken lässt.
Die leicht gefällige Temperatur, die Teufels Kombo 62 in den Mitten wählt, sorgt indes für eine durchaus kribbelige Intensität, die ein angenehm wohliges Hörgefühl auslöst. Wenn Sie einmal in das Intro von „Warm Shadows“ von Fink (Album: Perfect Darkness) hineinhören – die hallunterlegte Gitarre kommt so noch ein Quäntchen körperhafter rüber, schmeichelt sich wie warme Butter ins Ohr. Dass diese Darbietung nicht hundertprozentig neutral ist, kann zumindest ich gut verschmerzen. Es ist ja nicht so, dass wir es mit Verfärbungen zu tun haben, es ist eher so eine Art „Flavour“ – damit schmeckt auch mancher Gin Tonic besser.

Der Teufel Kombo 62 bietet auch zwei Cinch-Hochpegeleingänge. Und ein Sub-Out ermöglicht den Anschluss eines aktiven Tieftonarbeiters
Verbindliche Höhen
In einem meiner vorherigen Teufel-Tests hatte ich den Charakter der Höhenlagen als „verbindlich“ bezeichnet. Was habe ich damit sagen wollen?
Zum einen, dass die Höhen nicht spitz oder bissig werden, was dabei hilft, dass praktisch jede Art von Musik – auch nicht besonders sorgfältig gemasterte – ohne Stress gehört werden kann. Dem Vortrag des Berliner Multitalents lässt sich lange, lange zuhören, ohne dass es in den Ohren kneift. Zum anderen präsentiert der Kombo 62 ein vollständiges Hochtonspektrum, dem es ohne direkten Vergleich nicht an Informationen und entscheidenden Details zu fehlen scheint. Nichts wirkt „gewollt“ abgesoftet oder gar blass. Natürlich stellt der viermal so teure Buchhardt Audio I150 klar, dass nach oben raus schon noch mehr geht – mehr Luft, mehr Raum, mehr Subinformationen, die der Teufel zwar nicht unbedingt unterschlägt, jedoch ein wenig lässiger behandelt. Die Zielgruppe des Teufel Kombo 62 legt auf maximal durchleuchtete Höhenzüge möglicherweise aber auch nicht unbedingt den höchsten Wert.
Dynamik
Da sind die dynamische Qualitäten schon wichtiger – und der Kombo 62 liefert. Richtig klasse, wie energetisch er sich „The Bottom“ von Tremonti (Album: The End will show us how) widmet, da kommt Spannung rüber. Man möchte glatt die Luftgitarre stimmen und mit breitbeiniger Pose losrocken. Man hört direkt, wie wohl sich der Teufel fühlt, wenn es zur Sache geht. Da kann man auch gleich „The Emptiness Machine“ vom neuen Linkin Park-Longplayer From Zero hinterherjagen und sich darüber freuen, dass Luftgitarrensaiten keine wunden Finger produzieren …
Schon richtig cool, wie gelassen der Receiver solche Laut-Leise-Laut-Passagen selbst bei ambitioniertem Pegel wegsteckt, ohne dass ihm eine Anstrengung anzuhören wäre. In diesen Momenten „ackert“ er wie ein Großer, will sagen: Sein doch vergleichsweise günstiger Einstandspreis ist alles andere als ohrenkundig. Um mal nach den Sternen zu greifen: Mein altgedienter Dynamik-Popeye Magnat RV-3 (ja, ich weiß – ein technisch anders konstruierter Hybrid-Vollverstärker in einer völlig anderen Preisklasse) gibt in Sachen Grobdynamik die Richtung vor, aber: Fehlt der direkte Vergleich zu solch einer Messlatte, kann der Teufel Kombo 62 durchaus als Muskelpaket durchgehen.
Am notwendigen Fingerspitzengefühl für feineres Musikbesteck mangelt es dem Berliner ebenfalls nicht. Auch bei sparsamer instrumentierten Stücken und gedämpfter Lautstärke fällt die dynamische Bandbreite nicht in sich zusammen, wenngleich diese Gangart auch nicht unbedingt die Paradedisziplin des Teufel Kombo 62 darstellt. In der Preisklasse bis etwa 1.000 Euro darf das aber als durchaus klassenüblich bezeichnet werden. Der bereits erwähnte Receiver von Yamaha gibt sich nicht groß anders.
Bühnengeschehen & Auflösungsvermögen
Das Bühnengeschehen bildet der Teufel-Receiver in Tiefe und Breite glaubwürdig, mit eher luftig-weitläufiger Tendenz ab. Insgesamt findet das preiswerte Multitalent stets eine gute Balance zwischen nah und fern. Heißt: Das Geschehen rückt dem Auditorium nicht unangenehm auf die Pelle, findet aber auch nicht in „unendlicher Ferne“ statt. Erfreulich gut gelingt zudem die Lokalisation einzelner Musikereignisse auf der virtuellen Bühne sowie die Relation der einzelnen Protagonisten zueinander. Auch wer den Kombo 62 als Zentrale seines AV-Systems für Filmton einsetzt, wird diese Form der Abbildung zu schätzen wissen. Das passt alles gut zusammen – und vor allem in die Preisklasse.
Die Erfahrung zeigt, dass akustische Detektivarbeit in der Liga unter 1.000 Euro zumeist nicht die erste Priorität ist. Und so ist es, analog wie beim Wettbewerb, erwartungsgemäß auch beim Kombo 62: Er erfasst die Vielschichtigkeit von The Cures „Endsong“ (Album: Songs of a lost world) durchaus, dringt jedoch nicht in jede „Zwischenebene“ der dicht verwobenen Struktur vor. Muss er ja auch nicht – er hat doch angedeutet, dass es sie gibt. Akribischstes Auflösungsvermögen sieht der Teufel eher als Aufgabe für „höher Tarifbeschäftigte“, womit er ja nicht falsch liegt. In seiner Preisklasse hält er locker mit.
Test: Teufel Kombo 62 | All-In-One-Lösung