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Test: Teufel Definion 5 | Standlautsprecher

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  1. 1 Test: Teufel Definion 5 | Standlautsprecher

August 2013 / Ralph Werner

Das Berliner Unternehmen Lautsprecher Teufel (www.teufel.de) gibt’s auch schon über dreißig Jahre, und ohne Zweifel hat es eine ungewöhnliche Erfolgsstory hinter sich: vom Lautsprecher-Bausatz-Verkäufer in den 1980ern zum – nach eigener Darstellung – größten Fertigboxen-Direktversender Europas. Natürlich kam dieser Erfolg unter anderem wegen des seinerzeit noch recht neuen Direktvertriebansatzes, aber doch auch deshalb, weil die Berliner frühzeitig mit großer Energie in den Home-Cinema-Bereich gingen. Mit derart großer, dass snobistisch angehauchte Audiophile sich glatt fragen: „Teufel? Haben die überhaupt Audioprodukte?“

Klar haben sie, und spätestens mit der Einführung der Ultima 800 in 2009, pünktlich zum 30-Jährigen der Firma, dürften das auch strenggläubige Zweikanaler mitbekommen haben. Ein weiteres Indiz: Die Übernahme des Audiostreaming-Spezialisten Raumfeld nur ein Jahr darauf – wir berichteten kürzlich über die große, netzwerkende Raumfeld-Box, die ein Ergebnis dieses Teufel Definion 5Zusammenschlusses ist. Inzwischen schreiben wir das Jahr 2013 und eine weitere Stereolinie ist am Start: Sie nennt sich „Definion“ und deren erstes Modell mit der Typenbezeichnung „5“ steht gerade bei uns – hoch und aufrecht und mit fünf Treibern pro Säule bestückt. „Amtliches Teil“, so der erste Eindruck.

Schon beim zweiten Blick fängt die Verwunderung an: Man schleicht um diesen über 1,1 m hohen Tower, findet aber beim besten Willen keine Bassreflexöffnung. Auch bei der Bodenplatte ist da nix auszumachen. Hm, wer verzichtet denn bei einer 2.800-Euro-Standbox freiwillig auf Wirkungsgrad und Tiefgang? Kaum einer tut so etwas – Jörg Weber, Entwickler der Teufel Definion 5, offenbar schon. Und führt dazu nicht nur die „vorbildliche Präzision“ des geschlossenen Gehäuseprinzips in Sachen Impulsverarbeitung an, sondern auch die deutlich höhere Belastbarkeit und Verzerrungsarmut bei hohen Pegeln gegenüber Bassreflexkonstruktionen. Ja, natürlich liege die untere Grenzfrequenz der Box nun etwas höher, aber das werde zum Teil dadurch ausgeglichen, dass der Abfall des Pegels mit 12 dB/Oktave statt 24 dB/Oktave wie beim Bassreflexprinzip weniger steil ausfällt. Und zudem konnte durch die Verwendung von echter Schurwolle (!) statt üblicher synthetischer Dämmmaterialien das „virtuelle Gehäusevolumen“ um fast 10 % vergrößert werden, was, so Weber, Wirkungsgrad und Tiefgang wiederum verbessern helfe. Der untere Minus-3-dB-Punkt wird mit 42 Hz angegeben.

Teufel Definion 5

Das Gehäuse ist nicht nur geschlossen, es ist auch deutlich weniger rechtwinklig, als man es von Teufel gewohnt ist. Die Definion 5 verjüngt sich nach hinten, was nicht nur optisch eine gute Figur macht, sondern durchs Umgehen paralleler Seitenwände stehende Wellen im Innern des Lautsprechers minimieren hilft. Dieser Gedanke wurde auch bei der Abtrennung der Mittel-/Hochtonkammer berücksichtigt: Das Brett „hängt“ schräg in der Box, nicht gerade. Apropos: Positiv fällt bei der Querschnittsansicht weiterhin auf, dass die Frequenzweiche nicht im „energiegeladenen“ Bassdepartment, sondern ein Stockwerk darüber steckt, um Mikrofonieeffekte zu reduzieren. Fein.

Teufel Definion 5 - Innenansicht
Teufel Definion 5 – Innenansicht

Auch die vorgesetzte schwarze Gehäusefront sorgt nicht nur für ein elegantes Erscheinungsbild, sondern formt das Abstrahlverhalten im Hochtonbereich in die gewünschte Richtung: nämlich mit einer gewissen vertikalen Bündelung, was Boden- und Deckenreflexionen reduziere. Zudem minimiere die Front, da schwimmend gelagert, die Übertragung von Gehäuseresonanzen in Richtung Hörer.

Erstaunlich sind nicht nur Gehäuseprinzip, -form und -ausführung – die Teufel Definion 5 ist 1a verarbeitet –, sondern auch die Treiber. Damit meine ich nicht so sehr die drei Basswoofer, die in jeder Säule stecken, auch wenn diese Eigenentwicklung von den Berliner ob der Leichtigkeit und Steifheit der Papier-Aluminium-Sandwich-Membran, der üppig bemessenen linearen Auslenkung von +/- 8 mm, des großzügig dimensionierten Antriebs und weiß der Teufel noch was (sorry, ich konnte einfach nicht widerstehen) kräftig gelobt wird. Ins Auge fällt vor allem der Mittel-/Hochtontreiber.

Warum? Nun, zum einen sind Koaxialtreiber, insbesondere in dieser Preisklasse, immer noch seltener anzutreffen als getrennte Chassis, zum anderen besitzt dieses Modell eine Flachmembran für die mittleren Lagen. Da wird’s dann, will man so etwas, noch viel handverlesener: Elac fällt einem ein, Thiel Audio, vielleicht noch Piega, aber das ist ja noch mal etwas anderes mit dieser Folienmembran … Vienna Acoustics … sonst noch einer? Nun, ab jetzt jedenfalls auch Lautsprecher Teufel. Interessantes Mitbewerberfeld, oder?

Teufel Definion 5 - Koax mit Flachmembran

Selbstverständlich führen auch die Teufels die gängigen Pluspunkte des koaxialen Prinzips an: Punktschallquellencharakteristik im Übertragungsbereich – der hier von 350 Hz bis 22 kHz reicht – und Laufzeitvorteile. Doch warum ausgerechnet eine Flachmembran? Sind die nicht instabiler, verglichen mit üblichen Konusformen? Ja, bei gleichem Materialeinsatz stimme das schon, so Jörg Weber, aber:

„Eine Nawi-Membran [bestimmter hyperbolischer Trichterverlauf der Membran, Anm. d. Red.]ist in der Tat strukturell stabiler als eine vergleichbare Flachmembran. Jedoch kann die Nawi-Membran innerhalb eines Koaxial-Chassis‘ nicht isoliert betrachtet werden. So ergibt sich für den Mitteltöner unter mechanischen Gesichtspunkten unter Umständen eine günstige geometrische Form, die durch ihre Struktur nur einen geringen Materialeinsatz erfordert und so eine geringe bewegte Masse aufweist. Die konstruierte Trichterform jedoch bildet zugleich den Waveguide, der den Hochtöner in seiner Strahlungsimpedanz beeinflusst. Dieses akustische Hornkonstrukt stellt wiederum völlig andere Anforderungen an die Formgebung, wobei die mechanische Stabilität mitunter leidet.

Dieser Kompromiss zwischen mechanischer und akustischer Struktur wird durch die Flachmembran umgangen, die als akustisches Strukturelement weitgehend neutrale Eigenschaften aufweist. Es treten also im Hochtonbereich keine Bündelungseffekte auf und das Rundstrahlverhalten im Präsenzbereich des Mitteltöners gestaltet sich darüber hinaus auch günstig. Diesen überaus gewichtigen Vorteilen steht die geringere strukturelle Stabilität der Flachmembran entgegen, die mit höherem Materialaufwand und damit mit einer höheren bewegten Membranmasse erkauft werden muss. Genau darin lag die Herausforderung: Eine Material-Konstellation zu entwickeln, die diese zusätzliche Masse auf ein Minimum reduziert.“

Explosionszeichnung des Teufel-Koaxes
Explosionszeichnung des Teufel-Koaxialtreibers

Der „höhere Materialaufwand“ besteht aus einem Aluminium-Kevlar-Sandwich mit stabilitätsförderlicher Bienenwabenstruktur im Innern und einer Membranstärke von immerhin 12 mm. Diese Ringmembran sei sogar so stabil, dass es keiner weiteren Führung beim inneren Bereich, also beim Übergang zur Hochtonkalotte, bedürfe. Die Membran schwingt an dieser Stelle frei – und folgerichtig sitzt die Schwingspule auch nicht dort. Sie besitzt einen Durchmesser von 10 cm und setzt außen an. Mit der Nebenwirkung, dass es bei diesem Chassis keine Zentrierspinne wie sonst üblich gibt: Eine zweite Sicke im Innern, spiegelsymmetrisch zur äußeren montiert, stabilisiert die flache Mitteltonmembran. Sie merken schon, hier wurden etwas andere Wege beschritten.

Sieht man auch ncith alle Tage: Kabelbrücken gehören zur Standardausrüstung
Sieht man nicht alle Tage: Kabel-, nicht Blechbrücken gehören zur Standardausrüstung der Teufel Definion 5

Mehrere Vorteile ergäben sich durch die Bauweise: Erstens verhindere die schiere Größe der Schwingspule eine thermisch induzierte Dynamikkompression. Klingt einleuchtend. Zweitens würden durch die offene Konstruktion mit dem strömungsoptimierten Korb und der Abwesenheit einer Zentrierspinne akustische Kompressionen, Resonanzen und Reflexionen vermindert. Und drittens, so gibt Jörg Weber zu bedenken, minimiere die symmetrische Struktur der Membranaufhängung mittels zweier identischer Sicken (statt nur einer plus Spinne) lineare Verzerrungen, da sich mechanische Nichtlinearitäten gegenseitig wirksam aufhöben. Dagegen wirkt die 1-Zoll-Gewebekalotte, die ab 3500 Hz das Feld beackert, ja fast schon gewöhnlich!

Gewebehochtöner der Definion 5
Gewebehochtöner der Definion 5

Was Teufel wahrscheinlich flugs bestreiten würde, aber egal. Eine Entwicklungszeit von 2½ Jahren geben die Berliner für dieses patentgeschützte Koaxialchassis an. Vermutlich werden wir es zukünftig noch in weiteren Teufel-Boxen sehen.

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