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Aber auch in Sachen Bass verhält sich der 2010AE nicht gerade wie ein Mauerblümchen, vielmehr lässt er, was die unteren Lagen betrifft, für einen Vollverstärker dieser Preisklasse richtiggehend aufhorchen: Zum einen langt er anstandslos tief runter – beim Basslauf und dem bauchig-nachschwingenden tiefen Sound der Handtrommeln in Ataxias „Another“ (Album: Automatic Writing, 2004 – eines der vielen Solo-/Nebenprojekte des Red Hot Chili Gitarristen John Frusciante, die mit der Chilis-Musik sehr wenig gemein haben und zum Teil wirklich sehr empfehlenswert sind) erreicht der Denon in dieser Hinsicht fast ein ähnliches Niveau wie mein zweieinhalb mal so teurer, wahrlich nicht von schlechten Eltern stammender Fonel Emotion.
Aber nicht nur in puncto gefühlter Frequenzunterkante, auch im Hinblick auf Punch und Kontur ist dem Japaner nicht am Zeug zu flicken – was unter anderem ohGrs mit recht pfundigen elektronischen Beats unterlegter Song „Hilo“ offenbart. In den unteren Lagen hat’s beim Denon nämlich nicht nur ordentlich Fleisch am Spieß, vielmehr werden die fast wie wahre Hammerschläge wirkenden (vor allen Dingen bei hohen Lautstärken (-:) Drumcomputer-Sequenzen auch einwandfrei unverschmiert und rhythmisch-griffig in den Hörraum geschleudert.
Nun, während es beim Bass richtig Spaß machen kann, wenn er physisch deutlich fühlbar wird (wie ich zuletzt vor einigen Tagen an meinem Brustkorb beim Konzert der Legendary Pink Dots im Kreuzberger Festsaal mal wieder recht beeindruckt feststellen durfte), verhält es sich mit dem anderen Frequenzextrem in dieser Hinsicht geradezu gegenteilig: Ich wage mal zu behaupten, dass wenn der Hochton beginnen sollte, sich physisch bemerkbar zu machen, es nach kurzer Zeit wohl fast schon zu spät für die Lauscher sein dürfte … Und vielleicht hatten die Denon-Ingenieure genau diesen Umstand vor Augen als sie sich an die Abstimmung der oberen Lagen machten:
Zu denen es zweierlei festzuhalten gibt: Aggressiv, silbern, vordergründig, spitz – oder was sonst noch für derlei unangenehme Adjektive existieren – gibt sich der PMA-2010AE schon mal in keiner Weise, der Japaner zählt nicht zuletzt deswegen zu den langzeittauglicheren Vertretern seiner Zunft. Wenngleich dies erst mal als durchweg erfreulich durchgeht, so erlaubt er sich bei der Vermittlung des Hochtonbereichs dennoch eine, sagen wir mal, individuellere Note: Betont seidig, glänzend, feinzerstäubt – um mal weitere Adjektive aus der Schublade zu kramen – gibt sich unser Amp ebenfalls nicht.
Ja, im Bereich der ganz oberen Etagen, im Bereich, der für die Luftigkeit und wie erwähnt dem Glanz des Gebotenen zuständig ist, herrscht quantitativ tendenziell ein wenig Zurückhaltung – die allerdings nun auch nicht so weit geht, dass man dem Denon aufs erste Hören gleich einen deutlichen Mangel an Offenheit oder ein zusammengeschrumpftes Bühnenbild attestieren würde. Aus qualitativer Sicht geht der Denon ab den oberen Mitten/unteren Höhen aufwärts zudem nicht gerade als Klanglupe durch – was wiederum keinesfalls unangenehm klingt und wahrscheinlich erst bei direkten A/B-Vergleichen (sofern man sich nicht schon von Natur aus zu den analytischen Hörern zählt, die sich bewusst auf diesen Bereich fokussieren) so richtig bewusst wird. So empfand auch Kollege Ralph diesen Charakterzug aufs erste entspannte Hören nicht sonderlich maßgeblich.
Hört man aber etwas erbsenzählerischer hin, so wird zum Beispiel auf Nils Petter Molvaers „Acces/Song Of Sand I“ (Album: Khmer, 1997 – das Ganze geht so Richtung Jazz meets Ambient, interessante Mischung) deutlich, dass der sich in den oberen Lagen ganz zart ins akustische Geschehen einbringende Luftstrom der Trompete sowie die feinen Anblasgeräusche dunkler und etwas weniger feinporig als gewohnt klingen. Die Akustikgitarre und Geige aus dem eingangs erwähnten Sixteen Horsepower-Song geben sich wie beschrieben nach unten zwar schön ausgebaut, nach oben aber einen Deut stumpfer – ja trockener oder holziger könnte man ebenso sagen – als zum Beispiel über meinen Accuphase E-212 oder Myryad MXI-2080 vermittelt (ersterer hat gegenüber dem Denon allerdings in Sachen Bassquantität wie -qualität das Nachsehen, letzterer unter anderem im unteren Ausbau der Mitten). Was in gewisser Weise aber auch die angenehm kernig-kräftige und unkomplizierte Note, die vom Klangbild des Denon PMA-2010AE insgesamt ausgeht, unterstreicht.
Die involvierende Gangart unseres Testprobanden – der sich beispielsweise auch hervorragend mit meinen sehr harmonisch-ausgewogen spielenden Sehring S 703 SE verträgt – wird sicherlich auch durch seine Qualitäten in Sachen Bühnenabbildung gefördert. Diese gerät – Thema Ortungsschärfe – grundsätzlich ordentlich sortiert und löst sich zudem tadellos von den Lautsprechern ab, wobei auch die Größe des Bühnenbildes als standesgemäß durchgeht. Allerdings scheinen sich die einzelnen Akteure einen Tick breiter zu machen als gewohnt, die Freiräume auf der Bühne werden dadurch kleiner – und diese dichtere, vollere Bühnenillusion mag zwar nicht die reine Lehre sein, hat aber durchaus etwas ansprechendes, auch weil sie, und dies ist nach meinem Geschmack ganz wichtig, dabei eben keinesfalls diffus gerät.
Test: Denon PMA-2010AE | Vollverstärker