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Sollte ich nicht völlig daneben liegen, wurden einem zu Zeiten des 1520 auch noch keine Begriffsungetüme à la UHC-MOS Single Push-Pull Schaltung um die Ohren gehauen, ein „Wortabzeichen“ das Denon in der Neuzeit ja nicht nur dem PMA-2010AE an die Brust heftet (der nach Auslauf des PMA-SA1 nun die Position des Stereovollverstärker-Spitzenmodells bei Denon einnimmt), sondern auch den kleineren Amps. Und vielleicht beginnen wir einfach mal damit, kurz ein wenig Licht in diese ominöse Wortkette zu bringen.
Stutzig könnte der eine oder andere von Ihnen vielleicht beim Wörtchen „Single“ werden – obwohl die meisten von Ihnen wohl sicherlich schon ganz schwer ahnen werden, dass es sich beim Denon-2010AE, räusper, um keinen Single-Ended-Verstärker handelt.
Was wiederum auch nicht ganz zum Wörtchen Push-Pull passen würde. Wie im fairaudio-Lexikon beschrieben, ist dieses – übrigens sehr gängige – Schaltungskonzept ja genau durch den Umstand gekennzeichnet, dass die positiven und negativen Halbwellen des Musiksignals mittels unterschiedlicher Transistoren (oder auch Röhren) und eben nicht lediglich innerhalb eines Bauteils verstärkt werden: Im Prinzip braucht man pro Kanal also mindestens einen Push- (für die positiven Halbwellen) sowie einen Pull-Transistor (für die negativen Halbwellen). Und genau dieses Minimalprinzip eines Push-Pull-Designs gelangt beim 2010er zum Einsatz. Was einsichtigerweise den Vorteil bietet – viele Köche verderben bekanntlich den Brei -, dass jene Verzerrungen außen vor bleiben, die durch Toleranzabweichungen mehrerer gemeinsam in einem Halbwellenbereich arbeitender Transistoren hervorgerufen werden können.
Allerdings schränkt eine geringere Anzahl von Transistoren gleichzeitig die Stromlieferfähigkeit eines Amps ein. Und genau diesem Pferdefuß an der Sache will Denon mit exklusiv von einem japanischen Bauteile-Spezialisten bezogenen UHC-MOS-Hochleistungstransistoren begegnen, welche Denon zufolge drei bis zehnmal so viel Strom liefern können wie konventionelle MOSFETS: „Die UHC-MOS-Technik übertrifft sogar die Stromlieferfähigkeit bipolarer Transistoren und erhält die klanglichen Vorzüge der MOSFETs.“
Ob nun MOSFETs oder bipolare Transistoren klangfreundlicher sind, ist ja ein Thema, über das öfter mal gestritten wird, gemeinhin sagt man aber MOSFETS ein mit Röhren vergleichbares Oberwellenspektrum nach und auch die stromlose Ansteuerung sorgt für eine Parallele zu den Glühkolben (näheres dazu auch im Test Fonel Emotion). Nicht zuletzt aber gelten MOSFETS im Vergleich zu den biporaren Transistoren und den sowieso sehr schnellen Röhren auch als etwas langsamer.
Eigene Wege geht man bei Denon zudem in Sachen Trafo. „Eigene“ deshalb, weil es ja fast zum Standard geworden ist, mit Aussagen wie „da sitzt ein Kaventsmann von Ringkerntrafo drin, in unserem Amp …“ für Furore sorgen zu wollen. Innerhalb des Denons hat’s nämlich keine Ringkerne, sondern konventionelle, leichter zu wickelnde El-Kern-Trafos, welchen allerdings unter anderem ein geringerer Wirkungsgrad und ein stärkeres Streufeld nachgesagt werden.
Denon begegnet diesen Nachteilen damit, dass zwei identische Trafos zum Einsatz gelangen – was im Übrigen nichts mit den in Doppelmono gehaltenen Endstufenblöcke zu tun hat: Beide Trafos befeuern gemeinsam sowohl beide Endstufenblöcke als auch die Vorstufe – letztere erhält ihre Energie allerdings autark über separat geführte Windungen.
Dass so insgesamt mehr Energie bereit gestellt werden kann, ist – trivial – ein Aspekt des Doppeltrafo-Ansatzes. Das Entscheidende an dem Ganzen ist aber nicht bloße Kraftmeierei, sondern der Umstand, dass beide Trafos entgegengesetzt montiert wurden, was im Betrieb entgegengesetzt gerichtete Felder erzeugt, die sich – Stichwort Streufeldarmut – weitgehend aufheben sollen. Na klar, eine schöne Bezeichnung hat man sich für diesen Kniff auch einfallen lassen: Leakage Canceling-Anordnung.
Um von den Trafos ausgehende Vibrationen (in Sachen Trafobrumm ging der Denon während seines Gastaufenthaltes bei uns übrigens als ausgesprochen ruhiger Zeitgenosse durch) und die Gefahr resultierender Mikrofonieeffekte im Zaum zu halten, ruhen beide Trafos zudem auf einem speziellen Materialsandwich, welches sich aus Kautschukdämpfern und Stahlblechen zusammensetzt.
Die Themen Vibrationen und gegenseitige Beeinflussung von Baugruppen scheinen bei der Entwicklung des PMA-2010AE aber auch ansonsten eine größere Rolle gespielt zu haben: Ja, die gesamte Gehäusekonstruktion will man darauf ausgerichtet haben – mir fiel zum Beispiel gleich auf, auch wenn es recht simpel anmutet, dass der dünne Gehäusedeckel ungewöhnlich trocken klingt, wenn man drauf klopft. Die Rippen des Kühlkörpers – um mal eine weitere augenfällige Kleinigkeit zu nennen – weisen mit Blick auf die Resonanz-Minimierung unterschiedliche Stärken auf. Zudem – weniger simpel – wurden die grundlegenden Sektionen unseres Testprobanden getrennt voneinander in sechs verschiedene Blöcke verfrachtet:
Für die Lautstärkeregelung hat man dem 2010er ein mit besonders feinen Widerstandsbahnen bewehrtes Alps-Poti spendiert – was sich in vielen hochwertigeren Amps tummelt und ja generell über alle Zweifel erhaben ist. Dennoch – und das wunderte mich ein wenig – weist unser Testproband bei sehr, sehr leisen Lautstärken Pegeldifferenzen zwischen beiden Stereo-Kanälen auf. Manch einer wird das beim Hören wahrscheinlich als unerheblich einstufen und einen Fehler im System würde ich – schon allein aufgrund des Alps-Poti-Einsatzes – auch nicht vermuten. Wahrscheinlich ist’s eher Pech bei unserem Gerät, kein Drama, soll aber der Vollständigkeit halber an dieser Stelle dennoch erwähnt werden.
Test: Denon PMA-2010AE | Vollverstärker