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Klang Crayon CFA-1

Inhaltsverzeichnis

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Crayon

Um den CIA Gedanken etwas weiter zu spinnen: Ein Profiler sähe beim CFA-1 wohl Charakterzüge von Yamamoto und NuForce am Werk. Peter Steinfadts Behauptung eines „einzigartigen“ Klanges trifft die Sache ziemlich genau – ja, geradezu im Wortsinn. Denn da ist einerseits diese überraschende klangliche Ähnlichkeit zu direktgeheizten Trioden. Aber ähnlich meint nicht gleich: Der Crayon fügt dem nämlich andererseits etwas hinzu, was ich eher dem „NuForce-Lager“ zurechnen würde, auch wenn die „Yamamoto-Eigenschaften“ die eindeutig dominierenden sind. Dieses Besondere, was mich an NuForce denken lässt, ist der gleichzeitige Fokus vorne und hinten der Bühne – eine Qualität, die eben auch das ultra-detaillierte Klangbild des NuForce Reference Equipments auszeichnet. Wie auch immer: Was zuerst auffällt, ist die feine, verbindende Vortragsweise, wie Trioden sie können. Und das ist schon eine ziemlich dicke Überraschung bei einem transistorisierten Vollverstärker! Der Crayon macht Raum begreifbar, indem er den Akteuren eine Aura verleiht – eine Aura, die die Musiker trennt und gleichzeitig miteinander verwebt.

Schattierungen zu hören halte ich für eine sehr röhrenspezifische Sache, ein Vermögen, welches regelmäßig eine Art „natürliches Hologramm“ erzeugt, das die räumlichen Verhältnisse auf der Aufnahme nicht so sehr nach dem Schema „Haupt-Fokus hier, schwarzer Hintergrund dort“ vermittelt, sondern stattdessen unsere Wahrnehmung durch eine Art „präsenten Schein“ an die Hand nimmt. Ein Schein, der die Musiker / die Klänge umgibt, ein „Kissen“ aus Reflexionen und Ausklängen um den „eigentlichen“ Ton herum. Vielleicht halten das manche nur für zweit- oder drittrangige Schemen, aber sie machen diesen besonderen Unterschied aus: Sie sorgen dafür, dass die Musik entspannter tönt und nuancierter klingt. Zugegeben, das ist nicht das strahlende Licht um 12 Uhr mittags, wo alles super-scharf und crisp wirkt – wie beim NuForce-Sound. Verglichen mit dem Triodenklang wirkt eine solche weiße Beleuchtung meist sehr rein und nackt; doch die Atmosphäre leicht angedimmter Lichtverhältnisse will sich eben auch nicht einstellen. Reduzieren wir die Helligkeit ein wenig – und damit auch die starken Kontraste vorm tintenschwarzen Abgrund der Stille –, so leben die wichtigen Mischtöne und Schattierungen wieder auf. Ja, schon richtig: Die Kontrastschärfe nimmt ab und die Profillinien weichen etwas auf. Doch im gleichen Zug wächst die tonale Farbpalette, präsentiert sich insgesamt abgestufter – und der „gefühlte“ Raum wirkt tiefer.

Was immer man von dieser „Lichtregie-Theorie“ halten mag, der Crayon spielt jedenfalls in dieser Hinsicht wie ein direktgeheizter SET-Amp ohne Gegenkopplung. Um sicher zu gehen, dass ich nicht meiner überaktiven Vorstellungskraft erlegen war, verglich ich ihn mit meinem A-09S von Yamamoto, und auch den Pass Labs INT-150 zog ich heran, eine Maschine, die dem hell-krossen und scharf fokussierten Klang der NuForce Amps viel näher ist. Nein, es ist keine Wunschvorstellung: Crayons Integrierter gleicht in seiner Art, wie er Hör-Räume (er)schafft – nicht mit Bühnendarstellung per se zu verwechseln! -, dem Single-Ended-Trioden-Lager.

Im Weiteren wollte ich mich näher mit den verbleibenden Unterschieden zu Trioden-Amps beschäftigen. Dabei tauchten Fragen auf, die gar nicht so leicht zu beantworten waren, eine sehr anregende Geschichte …

Im Vergleich zu meiner ModWright DM 36.5 & Yamamoto A-09S Kombi scheint der Crayon in der Tat das noch schnellere Tempo vorzulegen. Dieser Umstand hat einen fast schon haarsträubenden Effekt zur Folge, wenn es um die Wiedergabe von Saiteninstrumenten geht: Alles Angerissene besitzt eine sehr intensive Plötzlichkeit, eine initiale metallische Heftigkeit. Darauf folgen die eher holzige Resonanz des Instruments und schließlich das Verglühen in einen Schwarm von Oberwellen. Der Realismus, mit dem der CFA-1 hier vorgeht, ist noch zwingender als der meiner Vor-/Endstufen-Referenz. Verwundert darüber, vermutete ich als Grund ein besseres Timing in Kombination mit einem geringeren Rauschteppich, der noch die kleinsten Ausschwingungen klar hervortreten lässt.

Crayon CFA-1

Allerdings behielt die Röhren-Kombi bei Stimmen die Nase vorn, Gesang besaß über sie mehr emotionale Ausdruckskraft. Ein eigenwilliger Unterschied, denn letztlich sollte man doch meinen: Signal ist Signal. Komponenten können doch nicht unterscheiden, ob es nun von einer Stimme herrührt oder von einem Saiteninstrument!? Aber wieder und wieder machte ich diese Beobachtung: Gesang besaß über die ModWright & Yamamoto-Kombi mehr Substanz und Pathos, während ich bei Instrumentalpassagen dem Crayon letztlich doch den Vorzug geben musste, wenngleich die Unterschiede eher geringerer Natur waren. Erstaunt über dieses Verhalten, nahm ich den ModWright aus der Kette, was dadurch möglich wurde, dass ich die bisher spielende APL Hifi / Esoteric-Quelle gegen den Ancient Audio Lektor Prime austauschte – einen CD-Player mit variablem Ausgangspegel. So ließ sich Crayon gegen „Yamamoto solo“ vergleichen. Ich stellte den Pegel des polnischen Top-Loaders auf ein Niveau ein, bei dem ich, über den Yamamoto verstärkt, den rechten Pegel erhielt und justierte in Folge die Eingangsempfindlichkeit des Crayons dergestalt, dass die identische Lautstärke herauskam. Sollte also mein Pre für die „angenehme Signalaufbereitung“ von Stimmen verantwortlich gewesen sein, so war er nun außen vor. Ich probierte aber auch den umgekehrten Versuchsaufbau auf, indem ich den ModWright-Vorverstärker vor den Crayon einschleifte …

Tatsächlich fing ich sogar mit Letzterem an. Und siehe da: Mit dem Pre voran, bekam der Crayon die Stimmen so hin wie der Yamamoto. Doch die Plötzlichkeit angerissener Saiten verlangsamte sich irgendwie, ein ganz leichtes Stocken gab’s zu verzeichnen. Das Hinzufügen des Vorverstärkers kann also nicht als uneingeschränkt vorteilhaft gelten. Auch der Bassbereich änderte sich etwas in Richtung drahtig-flirrig. Verglichen mit der tonalen Homogenität des Yamamotos, tönte der Crayon nun leicht „diskontinuierlich“: Bass auf der einen, Mitten / Höhen auf der anderen Seite – nicht mehr so aus einem Guss. Für sich allein spielend, klang der Bass des Crayons (unerwarteterweise) sehr ähnlich dem des Yamamotos – wunderbar rund, voll und saftig. Im Verbund mit dem Vorverstärker wurde es drahtig – ja, das ist tatsächlich das beste Wort hierfür. Und auch, wenn ich nicht weiß, warum: Der Eindruck der „Drahtigkeit“ verstärkte sich mit höheren Pegeln immer mehr.

Der Hörraum

Als ich schließlich zum oben erwähnten Ancient Audio CD-Spieler wechselte, wurden sich der Crayon und der Yamamoto so ähnlich, wie ich es zwischen Röhren- und Transistor-Verstärkern bis dato noch nie vernommen hatte. Den ALP Hifi-modifizierten Esoteric Player verwende ich meist in meiner „großen Kette“, und da dieser einen fixen Ausgangspegel aufweist, benutze ich die Yamamoto-Endstufe eigentlich nie ohne einen Vorverstärker. Um das Kind beim Namen zu nennen: Ich war bisher völlig ahnungslos, dass dieser „Sexappeal im Stimmbereich“, den die 300Bs vermitteln, auch mit von den 6H30-Röhren des ModWrights abhängt – jedenfalls gab’s ohne Pre einen kleinen Dämpfer in dieser Hinsicht. Doch um mal wieder realistisch zu werden: Es dürfte zweifellos recht unwahrscheinlich sein, dass ein Käufer eines 3.000 Euro-Vollverstärkers nochmal 8.000 Dollar für einen Pre zum Davorhängen ausgibt, damit Stimmen intimer und intensiver rüberkommen …

Wie auch immer (und auch, wenn es unfair ist): Schlussendlich hat mein 300B-SET Amp die Nase vorn, wenn es um die Wiedergabe von Gesang geht. Die emotionale Kraft, die bestimmten Stimmen zueigen ist, kann der Crayon so nicht vermitteln.

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Test: Crayon CFA-1 | Vollverstärker

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