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Dieser Testbericht erschien im März ’09 im englischsprachigen Audio Review Magazin 6moons.com und kann dort in der Originalversion gelesen werden: Review Crayon CFA-1. Sie ist durch uns übersetzt worden und wird hier den deutschsprachigen Lesern präsentiert. 6moons und fairaudio haben die Übereinkunft, gegenseitig ausgewählte Artikel zu übersetzen und für die englische und deutsche Leserschaft zu publizieren. Der Autor des Artikels ist am Anfang des Textes genannt, an seinem Ende finden Sie einen Link zu 6moons, falls Sie Fragen haben oder ein Feedback geben möchten. Der Test und alle Bilder unterliegen dem Copyright von 6moons oder Crayon Audio.
Ihr fairaudio-team
März 2009 / Srajan Ebaen
Die E-Mail kam von Herrn Peter Steinfadt, dem Chef der Frankfurter Hörgesellschaft, und lautete so:
„Wir hatten schon mal kurz das Vergnügen, damals im Zusammenhang mit den Ocellia Lautsprechern, deren deutschen Vertrieb ich besorge. Heute möchte ich auf eine andere interessante Marke hinweisen – Crayon Audio aus Österreich. Ich organisiere gerade den weltweiten Vertrieb für diesen Hersteller. Warum? Nun, ich halte dessen Verstärker für mehr als außergewöhnlich, sie tönen sehr transparent und besitzen – wenn man so will – „Röhrencharme“. Zudem weisen die Produkte ein sehr modernes Industriedesign auf. Aber die üblichen Marketingfloskeln spare ich mir an dieser Stelle mal. Ich bin einfach richtig beeindruckt vom Crayon CFA-1 Vollverstärker. Er ist viel mehr als lediglich eine Alternative zu Röhren-Amps. Ich halte sein Konzept und sein Klangbild für einzigartig.“
Eine spontan eingeschobene Google-Session offenbarte tatsächlich ein „interessantes Konzept“: Es handelt sich um ein gleichstromgekoppeltes Class-A/B Design mit gebrückter Ausgangsstufe, bei dem lediglich lokal Feedback verwendet wird – symmetrische Strom-Gegenkopplung, um genau zu sein. Alle Betriebsparameter werden digital über ein IC kontrolliert. Diese Steuerung greift allerdings nur dann ein, wenn der Crayon-Besitzer eingreift, sprich: Wenn die Eingangswahl betätigt oder die Lautstärke angepasst wird. Während des normalen Musikhörens wird die Kontrollschaltung in den Schlaf geschickt, wie auch das Display sich ausschaltet.
Alle Eingänge – inklusive der jeweiligen Massekontakte – sind mit stromkompensierten Drosseln ausgestattet worden, um HF-Einstreuungen zu unterbinden. Beim Layout der Platine wurde auf Erkenntnisse eines Herrn Prof. Dirks‘ zurückgegriffen (publiziert in „Elektronische Praxis | Die Leiterplatte 2010“), um die Impedanz der Stromversorgung auf unter 1 Ohm zu bringen – und das bei einer Bandbreite bis 1 GHz hinauf. So soll Interferenzen im HF-Bereich der Garaus gemacht werden, was aber – so der Hersteller – auch Auswirkungen auf das Audioband habe, denn: „die von uns verwendeten MOSFETs (siehe Lexikon) sind im Hochfrequenz-Bereich aktiv, sie agieren hier wie Dioden, die HF-Anteile gleichrichten“.
Zur Schaltung der MOSFETs in der Ausgangsstufe des CFA-1 ist von Crayon Audio folgendes zu erfahren: „Die Endtransistorschaltung ist ausgeführt ähnlich einer Kaskode.
Die Steuerstromquelle ist mit seinem Leistungstransistor gekoppelt und das gilt für den P-Kanal MOSFET gleichermaßen wie für den N-Kanal MOSFET. Es gibt tatsächlich keine Rückkoppelung auf das Eingangs-Signal der Endstufen.
Ein Vergleich mit Röhren ist hier zulässig, da auch eine Triode eine ähnliche Koppelung enthält, und das geschieht über den Kathoden-Widerstand. Was physikalisch auch eine Rückkoppelung darstellt.“
Ferner behauptet der Hersteller, dass seine Variante der Strom-Gegenkopplung für ein weiches Clipping sorge, ähnlich wie bei Röhren – allerdings vorteilhafterweise mit der Kontrolle und der Präzision versehen, wie man sie Transistoren gerne nachsagt.
Crayons Integrierter besitzt eine dreiteilige Phonostufe: Zunächst kommt eine symmetrische NPN/PNP-Transistor Verstärkungsstufe (21/31 dB Gain für MM/MC), danach die passiv ausgeführte RIAA-Entzerrung und dann eine weitere Verstärkung um 24 dB mittels eines Analog Devices OP-Amps. Innerhalb von 25 – 20.000 Hz soll es so zu maximal +/- 0,2 dB Abweichungen kommen. Die Phonoverstärkung lässt sich in einem Bereich von 28 dB regeln. Die Standardwerte sind 42 dB für MM- und 56 dB für MC-Systeme, die Eingangsempfindlichkeiten liegen bei 5 mV und 0,8 mV. Auf der Rückseite des Amps kann die Abschlussimpedanzanpassung vorgenommen werden. Durch ein Paar Stecker (die dem Amp beiliegen) wird der interne Standard von 55 kOhm auf 47 kOhm gesenkt (bei einer Kapazität von circa 200 pF). Auf Kundenwunsch schickt Crayon Audio auch gerne Stecker mit anderen Werten zu.
Eingangswahl, Hoch- / Mitten- und Tieftonregelung sowie die Lautstärkesteuerung erfolgen über einen ST Micosystems IC. Die Lautstärkejustage geschieht dabei in einem 79dB-Regelungsbereich und lässt sich in 1 dB Schritten ausführen. Schaltet man von einem Eingang zum nächsten, so erfolgt ein kurzes Fade-out / Fade-in (1,8 Sekunden dauert der Spaß, für die, die es genau wissen wollen). Die Klangsteller sind den Frequenzen 100 Hz, 1.000 Hz und 12.000 Hz zugeordnet und ermöglichen maximal eine 12 dB Absenkung / Anhebung in 2 dB-Stepps. Auch die Balance kann angepasst werden und die Loudness (ja, die gibt es …) lässt sich unter „Personal Settings“ komplett deaktivieren – bei Pegeln jenseits von 46 dB wird sie allerdings sowieso automatisch ausgeschaltet. Ist die Loudness aber aktiv, so hebt sie bei Leveln zwischen 38 – 46 dB den Bass- und den Hochton-Bereich um +2 dB an, bei unter 38 dB um +4 dB. Diese Einstellmöglichkeiten sowie weitere Funktionen wie Displaykontrast, Phono-Gain, Eingangs-Gain etc. verstecken sich in der Software des Amps und werden nur nach Aufruf sichtbar. Das macht die Bedienung im Alltag sehr einfach und die Frontplatte übersichtlich: Standby-Schalter, Eingangswahl und Lautstärke.
Die Stromversorgung geschieht über ein (aus der Schweiz stammendes) Schaltnetzteil, welches problemlos Spannungen zwischen 88 – 264 Volt akzeptiert. Deshalb soll der Crayon auch immun gegen Über- / Unterversorgungen im Stromnetz sein. Eine Soft-Start Schaltung trägt dafür Sorge, dass Einschaltspitzen nicht nach außen dringen, so dass auf ein Relais am Ausgang verzichtet werden konnte – das Ganze wird wiederum von der Software überwacht.
Neben dem schon erwähnten Phonoeingang besitzt der Crayon CFA-1 drei Line-Eingänge und ein Record-Out Buchsenpaar. Als Leistungsangabe werden 28 Watt an 8 und 40 Watt an 4 Ohm angegeben. Das massive Aluminium-Chassis zeigt acht „Kamine“: Die Bohrungen in der Mitte des Amps sollen für eine „kühlende Brise“ sorgen. Ich muss schon zugeben: Dies ist eine recht smart designte Maschine. Der zum Verstärker passende (SA)CD-Player ist schon in Planung – er wird wohl ganz gut oben drauf passen, wozu sonst Füße an dieser Stelle?
Test: Crayon CFA-1 | Vollverstärker