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Räumlicher Eindruck Stand-Lautsprecher Ascendo C8 Renaissance

Inhaltsverzeichnis

  1. 4 Räumlicher Eindruck Stand-Lautsprecher Ascendo C8 Renaissance

Ascendo C8 im Hörraum

Die Darstellung gerät nie frontal. Dort, wo man „live“ den Bühnenrand verorten würde, liegt realiter ziemlich genau die Grundlinie zwischen den Boxen. Von dort aus geht es hinein in die Bühne – und ja, ich habe ein wenig das Gefühl, die sei irgendwie „begehbar“: Denn nicht eine (diffuse) Klangaura füllt mein Zimmer (wogegen ich nicht zwingend etwas habe, nur ist es hier nicht so), sondern es ist eher das berühmte „Fenster zur Musik“, das aufgestoßen wird – ein (breiter) Ausschnitt öffnet sich, durch den sich die jeweilige Performance betrachten lässt. Und hinter diesem Fenster ist etwas Reales – so die Illusion – denn die Akteure auf der Bühne werden hochpräzise und körperlich gezeichnet, mit klaren „Lücken“ zwischen ihnen, durch die man schreiten könnte …

Ascendo C8Klingt dies zu extrem? Nun, das ist es zum Teil auch. Gerne gebe ich zu, dass dieser Effekt auch „den Umständen“ geschuldet sein kann: Ich höre in der Regel im Nahfeld; die Seitenwände sind gut 1,5 Meter entfernt von der Boxenkante, die Decke eher 2,5 Meter – „böse Erstreflexionen„, die das Stereobild verwässern könnten, sind also nicht meine größte Sorge. Und natürlich variiert es auch je nach Aufnahme. Aber ganz entscheidend trägt hierzu eben auch das Punktschallquellen & Time Alignment-Konzept der Ascendo C8 bei. Zur Wiederholung: Ab 90 Hz gibt’s von vorn nur einen Ort der Schallabgabe und der Lohn der Mühen, ein solches Koaxialkonzept möglichst perfekt umzusetzen, liegt eben auch in dieser frappierend realen Abbildungsgenauigkeit, dieser Weite der Bühne und ihrer enorme Tiefenschärfe. Die Ascendo C8 leistet hier ganz Außergewöhnliches. Das kann bei lieblosen Einspielungen sogar zu viel des Guten werden.

Dann nämlich, wenn der Tonmeister sich sagte: „Links, rechts, Mitte – und einen klatschen wir noch hinten rein“, und das Ganze dann eher wie mit grober Hand zusammengepusselt wirkt. Zumindest dann, wenn der Wandler es eben genau so wiedergibt und keine gnädige Unschärfe walten lässt – eine Sache, die nicht so recht nach dem Geschmack der Ascendo ist. Aber wer sich für Hardware dieser Klasse entscheidet, der wird wohl auch auf Qualitätssoftware Wert legen …

Interessant ist in diesem (etwas weiter gefassten) Zusammenhang, was der rückseitige Diffusschall-Booster – sorry Herr Heinz, die TOS-Einheit – dabei für einen Effekt hat. Na, eigentlich sind es drei Effekte, wobei zumindest einer davon eher als Marginalie zu betrachten ist: Ja, ein klein wenig wird der Hochtonpegel angehoben – aber wirklich nur en miniature.

Ascendo C8Schon wichtiger empfinde ich, dass das „Spacegefühl“ ein bisschen ausgedehnt wird, etwas mehr Luft scheint in den Raum zu ziehen. Zum Beispiel, wenn die Aufnahme läuft, aber die Musik noch nicht bzw. nicht mehr spielt – kennen Sie das, wenn man dann gehörmäßig im Dunkeln tappt, den Raum ertastet? Dergleichen fällt dann „mit TOS“ leichter, deutlicher werden die Dimensionen dieses „leeren Raums“ vermittelt. Vielleicht eine Kleinigkeit – aber geil ist das schon. Oder bei Live-Aufnahmen: So ganz konnte ich mich damit noch nie anfreunden, dass die klatschende Menge hinter der Bühne steht, wie es bei so vielen Aufnahmen und den meisten Stereo-Setups zwangsläufig der Fall ist. Nein, ich behaupte nicht, dass die C8 eine Surround-Welt um einen herum zaubert – gleichwohl klingt „Livemusik aus der Dose“ mit aktiviertem Bändchen auf der Rückseite eingefangener, integrierter: Publikum und Musik klaffen nicht mehr (so weit) auseinander. Wahrscheinlich auch kein Wunder, Applaus ist ein eher diffuses Geräusch, da wird eine Erhöhung des Diffusschallanteils bei der Wiedergabe kein ganz schlechter Gedanke sein.

Um zur Lokalisationsschärfe zurückzukommen: Keine Frage, eine bescheidene Aufnahme wird weiterhin auch so klingen, so sehr man auch am TOS-Schalter fummelt – dafür kann die Ascendo nix. Aber auch generell empfinde ich einen „Schuss TOS“ als angenehm, denn er „verkettet“ die Musiker etwas mehr miteinander. Der präzise körperliche Eindruck, den Instrumente und Stimmen hinterlassen, bleibt bestehen – aber das (artifiziell?) „Herausgelaserte“ mancher Aufnahmen wird besänftigt. Allerdings ist auch klar: Rückwertiges Chassis an oder aus – der Effekt wird hierbei stark von der jeweiligen Raumakustik abhängen. Und ob man’s mag, ist letztlich Geschmackssache. Nach meinem Gusto ist’s mit TOS ’nen Tick authentischer. Gut, dass man die Wahl hat.

Ascendo C8

Vielleicht noch ein paar Sachen, die mir aufgefallen sind: Ich habe in den vergangenen Wochen sehr viel über die Ascendo gehört – es ist ein Lautsprecher, der einen wieder neugierig macht auf vermeintlich vergessene Platten: Wie wird das denn wohl klingen? – und ganz überwiegend habe ich dabei laut gehört. Dafür gibt es zwei Gründe: Sie kann es. Und wie! Aber auch: Die dynamische Kontrastierung bei einem Level (weit) unter Zimmerlautstärke ist mir zu gering. Es gibt eindeutig eine Stelle am Pegelregler, bei der die Ascendo C8 aufsteht und man innerlich sagt: „Ah ja!“ – und diese Stelle ist nicht ganz links zu finden. Wenn Sie also mit der C8 eine Dinnerparty beschallen möchten oder Sie in sehr geräuschsensitiver Nachbarschaft leben – hm, könnte riskant werden. Knapp unter Zimmerlautstärke fängt der Spaß erst richtig an und es würde mich wundern, wenn sie dem Imperativ „Lauter!“ wiederstehen könnten. Ab diesem Level bietet die Ascendo C8 eine gute Dynamik, versetzt hierbei aber gleichwohl auch keine Berge. Um Missverständnisse bei „Testbericht-Exegeten“ vorzubeugen: gut heißt nicht schlecht, sondern gut.

Die C8 mit sehr schmalbrüstigen Verstärkern zu verkuppeln, dürfte keine so gute Idee sein. Das heißt nicht, man müsse einer Gigantomanie das Wort sprechen. Aber mit 15 ganz edlen Class-A Watt: Das kann klappen oder auch nicht. SET-Amplifier – naja, zum Frühstück vielleicht. Hier sind schon ein paar Chassis zu befeuern und etwas Saft und Kraft schaden dabei nicht. Vier verschiedene Amps (siehe grauer Kasten auf der ersten Seite) habe ich an die Ascendo angeleint und mit allen habe ich Spaß gehabt – es waren freilich weder ausgemachte Mimöschen noch Heiz-Kraftwerke darunter (Letzteres wäre aber in der Tat mal interessant). Bei diesem „Bäumchen-wechsel-dich Spiel“ ist mir abermals aufgefallen, wie transparent und durchlässig dieser Lautsprecher tönt. Im Grunde ein prima Werkzeug für mich, die Ascendo, zeigt sie doch – angefangen bei der Platte bis in zur Lautsprecherstrippe – sehr schnell auf, wo beim jeweiligen Teilglied der Kette klanglich der Hammer hängt.

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Vincent

Test: Ascendo C8 Renaissance | Standlautsprecher

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