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Sades neue Platte Soldier Of Love steht bei mir zwar noch nicht im Regal, doch fühlte ich mich durch Victoriahs Rezension des Albums hinreichend inspiriert, das Debut der schönen Britin herauszukramen. Diamond Life ist nicht nur ein echter Klassiker der Pop-Geschichte, das Album klingt auch recht manierlich, und das nach 26 Jahren auf dem Buckel, da kommt so mache Mainstream-Produktion heutiger Zeit nicht ran. Mal sehen, was der VRO noch mehr heraus kitzelt. Ich gebe mir also zur Einnordung den Opener „Smooth Operator“ und das daran anschließende „Your Love Is King“ – mit dem Standardgewicht oben drauf. Und anschließend das gleiche mit der anderen „Klemme“ …
Mein erster Eindruck ist, dass es mit dem VRO etwas leiser spielt – und mein zweiter, dass das Tempo leicht anzieht, was ich seltsam finde. Nun denn, die Sache mit der gefühlten Pegelabnahme jedenfalls erklärt sich für mich mit einer Entschlackung des Bassbereichs, die „Gesamtfettheit“ nimmt hier schon etwas ab: Schlank tönt es über meine Kette nicht, schlanker aber schon. Dies ist die eine Seite der Medaille, deren andere als recht deutlicher Gewinn an Klarheit in den unteren Lagen bezeichnet werden muss. Sei’s dass die feineren Nuancen des Bassspiels – sozusagen von einer falsch verstandenen „analogen Wärme“ befreit – nun deutlicher hervortreten, sei’s dass einem die Bassdrum nun präzise umrissen und fest in der Mitte verankert entgegentritt. Mit etwas weniger Wumms – schon richtig -, aber auch nicht mehr leicht diffus-flächig im Raum verteilt, wie ohne den VRO. Vor allem ab Zimmerlautstärke aufwärts nehme ich diese Veränderungen in den Basslagen als unterm Strich klar besser wahr, denn bei höheren Pegeln übersetzt sich ein informativerer Bass einfach mit mehr Hörspaß – während bei leisen Lautstärken die Details eh nicht mehr so klar hervortreten und man sich dann darüber unterhält, ob einem die tonale Gesamtmelange etwas schlanker oder etwas voller besser mundet – was Geschmackssache bleibt.
Apropos Melange: Es tönt mit dem VRO also tendenziell etwas leichter/heller. Damit einher geht ein größeres Maß an Luftigkeit in den obersten Oktaven, Instrumente besitzen mehr Glanz und Schimmer und die Bühnendarstellung wirkt offener, involvierender. Überhaupt die Bühne, irgendwas ist damit …
… denn nicht nur die (Bass-)Drums bekommen jetzt kleiner-kompaktere und gleichzeitig präziser-körperliche Ausmaße zugewiesen, sondern die gesamte Instrumentierung ist davon betroffen: die Bläser, das Percussion-Geklackel, die Hi-Hats und natürlich auch Sades schöne Stimme. Immer habe ich den Eindruck, dass vorher breiter / flächiger / flacher gezeichnet wurde, während es mit HiFi-Tunings VRO auf dem Teller enger gefasst / plastischer / mit mehr Tiefenprofil versehen zugeht. Ein Schritt nach vorne, da so nicht nur der Anfassfaktor der einzelnen Klänge steigt, also deren Körperlichkeit, sondern auch das Bühnenbild insgesamt nachvollziehbarer organisiert und strukturiert wird. Na klar, wenn die Einzelstimmen nicht so breiten Raum einnehmen, gibt’s „mehr Nichts“ auf der Bühne, mehr Raum zwischen den Instrumenten, statt – übertrieben formuliert – den „einen Klangbrei“.
Und die bisher genannten Vorteile – präziserer Bass, genauere Abbildung, transparentere Bühne – machen sich auch bei einer aktuellen Pop-Produktion – Efterklangs Magic Chairs (2010) – bezahlt.
Das liegt zum geringeren Teil daran, dass hier bisweilen ordentlich Tiefbass reproduziert werden muss – und der kommt sauber rüber -, zum größeren Teil ist das dem Umstand geschuldet, dass die Dänen gerne auch mal üppiger orchestrieren: Neben den vier ständigen Bandmitgliedern – die Jungs produzieren ihre Scheiben übrigens selbst, sympathischer Zug – hab‘ ich auf die Schnelle noch siebzehn „Guests Musicians“ gezählt. Da ist ein wenig mehr im Gange als Drums, Bass und Gitarre, nämlich auch Piano, Violine, Viola, Cello, Posaune, Trompete, Flöte etc. Schön arrangiert, aber eben auch recht üppig geraten Efterklangs Klanggemälde.
Der Hauptvorteil, den Herr Ahnes Resonanzenoptimierer hier und bei ähnlich dicht komponierter Musik ausspielt, liegt für mich auf der „Bühnenorganisationsseite“: Klar gestaffelt und exakt zugewiesen, so klingt das – und die Musik vor einem gerät durchsichtiger, was den „Blick in die Tiefe“ angeht. Daneben lässt sich aber noch ein weiterer Klangaspekt feststellen, der erwähnenswert ist: Mir kommt die gesamte Platte rhythmisch prägnanter vor, Einsätze erfolgen bestimmter, Anschläge im positiven Sinn härter – und Pausen sind Pausen. Dies dürfte wohl auch der Grund sein, warum mir Sades „Smooth Operator“ eingangs „schneller“ vorkam – das Timing gerät zwingender, es gibt keinen Zeitverzug vorm Impuls und vor allem auch keinen hinten dran, das Ausschwingen der Noten scheint exakter gefasst zu werden. Was hier kürzer meint, aber nicht verkürzt. Nein nein, wenn sich ein Klang noch langelange hinzieht und nur ganz allmählich verebbt, dann bekomme ich das mit dem VRO richtiggehend unter die Ohren gerieben. Naja, nicht ganz – aber der Klang erscheint klarer, da sich weniger „akustischer Nebel“ im Raum befindet, der ihn verdecken könnte. Beim VRO geht‘s also auch um einen dynamischen Gewinn. Verdammt, so langsam könnte ich mich an dieses Teil gewöhnen, Platin hin, Ebenholz her.
(Zur besseren Einordnung, nicht dass Missverständnisse aufkommen: Die beschriebenen klanglichen Veränderungen laufen vom Ausmaß her betrachtet schon eher unter „Feinschliff“. Ja, das klangliche Delta ist natürlich nicht so groß wie bei zwei unterschiedlichen Lautsprechern – aber andererseits liegen bisweilen manche Amps und Quellen (ähnliche Preisklassen/Konzepte vorausgesetzt) näher beieinander als die hier verglichenen Plattenbeschwerer. Und es ist nicht nur einfach irgendeine Änderung festzustellen, diese weist meiner Meinung nach vielmehr auch in die richtige Richtung.)
Völlig andere Musik – eine Akustikgitarre und nach fünf Minuten singt einer, es gibt dichtere Arrangements: Ben Harper & The Innocent Criminals, Lifeline, die Tracks „Paris Sunrise #7“ und „Lifeline“. Es geht vor allem auch um fein- bis feinstdynamische Gewinne, stelle ich fest. Es ist der Moment, in dem ich meinen Plattenbeschwerer zum ersten Mal „Alteisen“ nenne. Und mich frage, ob der gediegene, kritische High Ender „mit sowas“ eigentlich noch hören kann beziehungsweise sollte …
Kurz und gut: Die Gitarre klingt frappierend besser, wenn der VRO im Einsatz ist – in allen Dimensionen. Ich staune nicht schlecht, welche feinen Nuancen und Pegel-Schattierungen mir jetzt ans Ohr geliefert werden. Der einzelne Ton wird prägnanter angezupft und akkurater nachverfolgt, diese kleinen Nebelschwaden um das Schwingen der Saiten herum werden weggeblasen, das Instrument tritt reiner hervor – und noch was: Ohne VRO klingt es mittiger, mit ihm wird quasi etwas Energie aus der Mitte abgezapft und an den Frequenzenden verteilt. Die Gitarre wird tonal differenzierter dargestellt.
Wie ich es also einschätze? Nun, bei dicht instrumentierter Musik ist es noch eher eine Geschmackssache, ob der VRO eine Verbesserung bringt. Ich bin schon der Meinung, dass ja, aber die Position, die sagt, dass es bei „symphonischen Werken“ live doch auch immer leicht diffus wirke, wieso also zuhause auf höhere Transparenz gesteigerten Wert legen, kann ich nachvollziehen – wenn auch in diesem Fall nicht persönlich. Geht’s Richtung „Kammermusik“, dürften die klanglichen Gewinne durch den VRO allerdings deutlich mehrheitsfähig sein.
Test: HiFi-Tuning Ultimate³ VRO |