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Die klangliche Handschrift des M100 plus

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Die klangliche Handschrift des M100 plus

SpliffMir ist weiterhin nach tiefenlastiger Musik und ich wähle das perfekt abgehangene „Déjà vu“ von Spliff. Das Gemisch aus akustischen und elektrischen Drums, die recht dicke Produktion und der geslappte, weit nach vorne gemischte Bass sind ebenfalls ein Heimspiel für den M100 plus. Bei diesem Stück und auch bei dem nachgeschobenen „Carbonara“, über dessen etwas bräsigen Text wir mal gnädig hinwegschauen und uns statt dessen an der triolischen Percussion und dem Wummerbass erfreuen, zeigt sich eine erste deutliche Charakteristik, eine akustische Handschrift dieses Verstärkers …

Opera Audio Consonance

Der M100 verschweigt in den Höhen nichts, ist aber auch kein besonders „heller“ Amp, die Mitten haben Schmelz, und er geht für einen Röhrenverstärker dieser Leistungsklasse reichlich weit hinunter im Bass. Er verbindet dieses Talent allerdings mit einer gewissen Ausgeruhtheit im Timing. Nicht, dass er mit dem Turnbeutel nach Hause trödelt und eine Extraportion Sanostol nötig hätte, aber er hat es halt auch nicht übermäßig eilig. Das funktioniert beim Reggae-artigen „Carbonara“ ganz hervorragend – und auch bei härteren Dub-Tracks, wie zum Beispiel dem Linton Kwesi Johnson-Stück „Cultural Dub“, das auf diese Art so richtig schön sinister-packend rüberkommt.

MetallicaMetallicas „One“ wäre hierzu der tontechnische Gegenentwurf, denn hier beruht die Magie des Stücks fast ausschließlich auf Präzision, genauem Timing und schnellstmöglichen Attacks. Bei diesem Stück hebt der M100 die Augenbrauen. Er gibt es zwar durchaus mit Wucht, Biss und Bumms wieder, aber die Gitarrenattacks und Double-Bassdrum habe ich schon mal maschinengewehrartiger gehört. Direktvergleich mit dem Yamaha A-S2000 … jawohl, stimmt. Das Stück klingt bei diesem leistungsstarken Transistorverstärker insgesamt hörbar präziser und direkter.

Nada Surf / High/LowEs scheint dies tatsächlich eine Sache des Tempos zu sein, denn schon bei dem ebenfalls ausgesprochen gut rockenden Nada Surf-Song „Hollywood“ (Album: High/Low) hat für mich der Opera Audio gegenüber dem Yamaha wieder die Nase vorn. Er spielt einfach „fetter“ und bleibt dabei präzise und entspannt. Ebenfalls gefällt das Stereobild, das auf angenehme Weise „kantig“ gerät: Nicht überbreit, nicht unendlich tief, aber eben von einer „für Röhrenverstärker“ angenehmen Definiertheit bei der Abbildung der einzelnen Klänge.

Depeche ModeGenug der Gitarren. Depeche Modes „Blasphemous Rumours“ vom 1984er Meilenstein Some Great Reward. Sphärische, sirenenartige Synthesizer, punktierte Computer-Bassdrums, und ein wild im Stereopanorama umher kullerndes blechernes Etwas. Die hochartifizielle Atmosphäre des Stücks stellt der Opera Audio Consonance M100 als klares Statement in den Raum, wiewohl er der Bassdrum wiederum ein wenig „Klick“ nimmt und ihr im Antritt eine gewisse kaufmännische Rundung verpasst. „Eile mit Weile“, so macht dieser Verstärker seine Linie akustisch einmal mehr deutlich. Bei der Hammerschmachtballade „Somebody“ zeigt er sich versöhnlich, verschweigt bei den Kurzweil-Grand-Piano-Samples die metallischen Härten und belohnt den Hörer mit einer Extraportion Weite bei den Hafengeräuschen, in die dieses Lied zum Ende hin übergeht.

Jetzt den Gin geöffnet und Tom Waits hervorgekramt. „Tom Traubert’s Blues“, besser bekannt unter „Waltzing Mathilda“ – über den Opera Audio Consonance M100 plus eine wirkliche Offenbarung: Orchestral, fett, satt, schmelzend – und die brüchige Stimme von Waits röchelt dazwischen wie ein nikotingelber Monolith. Ja, ich denke tatsächlich, dass die Kernkompetenz des M100 plus die langsame bis mittelschnelle, in jeglicher Hinsicht erdige Musik ist, sei sie akustisch, elektrisch oder auch elektronisch. Musik dieser Art reproduziert dieser Verstärker souverän, mit Spielfreude, Detailreichtum und sehr viel Schmiss.

TocotronicBei Tocotronics „Im Zweifel für den Zweifel“ vom neuen Album Schall und Wahn erzeugt der M100 plus Gänsehaut, und zwar an der Stelle, als die beiden Violinen einsetzen. Sehr schön, wie er diese beiden zarten Instrumente im Panorama platziert und einen mit der vollen Ladung Kitsch erfreut. Die Stimmwiedergabe gelingt übrigens auch. Gesang kommt sauber, im positiven Sinne mittig, niemals zischelnd, aber gut verständlich und harmonisch zur Geltung.

Wenn wir schon bei Violinen sind, gehen wir doch langsam mal in klassische Gefilde. Johann Sebastian Bachs Englische Suite Nr. 2 a-moll (BWV 807) eine digitale, aber trotzdem gelungene Aufnahme der Deutschen Grammophon aus dem Jahr 1986, zeigt erneut ein schon zuvor beobachtetes Talent des Opera M100 plus: Er lässt die Lautsprecher verschwinden. Kaum erklingen die ersten Klaviertöne, scheinen die Lautsprecher durchsichtig zu werden und irgendjemand schiebt die Wohnzimmerwand dezent weg: Was bleibt, ist eine sehr angenehme, runde Reproduktion, die einfach nur: Freude macht. Punkt. Das funktioniert auch bei Orchester- und Kammermusik, aber tatsächlich ganz besonders gut bei Solo-Klaviermusik.

Opera Audio - M100 plus - Endstufenröhren EL34

Ein Wort auch noch zur Raumstaffelung. Es fällt auf, dass der Yamaha A-S 2000 insgesamt etwas „klinischer“ antritt. Man meint, dem Bassisten mit geschlossenen Augen einen Flusen vom Revers schnippen zu können, so klar staffelt dieser Verstärker in die Breite und die Tiefe. So präzise bei der Verteilung der Instrumente geht der M100 plus nicht vor, aber er lässt einen andererseits recht kommod im Sessel versinken, weil der Gesamteindruck schlicht und einfach harmonisch ist.

Ein schönes Experiment ist es auch, dem Opera Amp einmal ein paar Breitbandlautsprecher anzuziehen. Die zu Beginn der Rezension als Rauschtester misshandelten Fostex-Lautsprecher ließ ich ganz am Ende nochmal laufen – der Raumeindruck, vor allem bei A-B-Mikrofonieaufnahmen wie den frühen Jazz-Liveplatten des Verve-Labels, war schlicht und einfach überwältigend. Okay, bei stärker rockender Musik schlabberte der Bass dann ziemlich (man sehnt sich geradezu nach mehr Dämpfungsfaktor), aber was „obenrum“ und im Raum passierte, war durchaus Aufsehen erregend. Ich würde diesen Verstärker für den Dauerbetrieb mit einem Lautsprecher kombinieren, der in den Höhen nicht zu knapp kalkuliert, in den Mitten und im Bass neutral und flink ist. Die System Audio mantra 60 ist hier beispielsweise ein kongenialer Partner.

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Test: Opera Audio Consonance M100 plus | Vollverstärker

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