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Klangliches zum Octave V 70 SE – Teil 1

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Klangliches zum Octave V 70 SE - Teil 1

Bei Röhrenverstärkern muss man natürlich immer was zur Kompatibilität mit Lautsprechern sagen. Ich konnte den Octave mit drei Lautsprechern hören, der Audio Physic Avantera, der Magnat 1005 und der JBL LSR6332, einem Studio-Monitor. Die Octave-Avantera-Paarung war nicht die glücklichste. Bei einem Verstärker in der Preisklasse des V 70 SE erwarte ich, dass er mir keine Beschränkungen in der Musikauswahl auferlegt. Mit der Avantera am Octave machten Stücke, die im Bass schnell aufeinanderfolgende Impulse aufweisen, nicht wirklich Spaß. Die Kombi geriet nicht so richtig ins Stolpern, aber das weiter oben gebotene Maß an Differenzierung und Kontrolle wollte sich im Basskeller beileibe nicht einstellen – was leider auch in höheren Frequenzgefilden Konsequenzen für die Selbstverständlichkeit der Darstellung hatte. An der Avantera spielte der V 70 SE einfach nicht so offen und frei wie an den anderen Lautsprechern.

Octave V 70 SE von oben

Erheblich besser ging’s nämlich mit der Magnat, mit deutlichem Abstand am besten mit den JBLs. Man könnte jetzt vermuten, dass die Avantera unter 100 Hertz eine niedrigere Impedanz aufweist als die JBL und deshalb die Stromlieferfähigkeiten des Octave überforderte, aber so einfach ist die Sache leider nicht. Die Datenblätter der Hersteller und glaubhafte Messungen weisen für beide Lautsprecher ähnliche Impedanzen so im 4-Ohm-Bereich aus. Andreas Hofmann konnte meine diesbezügliche Nachfrage durchaus nachvollziehen; Lautsprecher mit mehreren Chassis im Bass würden ihm an seinen Geräten in der Regel auch weniger gut gefallen als solche, die nur ein einzelnes Basschassis (für ihn am liebsten ein großes) nutzen, da gebe es wohl Effekte, die sich nicht durch die nominale Impedanz erklären ließen.

Und was kann ich sonst zum Klang sagen? Tja, da sind wir wieder bei den einleitenden Überlegungen und der Schwierigkeit, dem, was die Kollegen Werner und Mertens bereits schrieben, noch etwas hinzuzufügen. Die Beschreibungen des Klangs von V 80 und V 40 SE erkenne ich nämlich beim Hören des V 70 SE sofort wieder.

Rückseite Octave V 70

Wenn Geräte aus einem Haus einigermaßen ähnlich klingen, ist das ein gutes Zeichen. Offensichtlich weiß der Entwickler, was er tut, und erzielt „seinen“ Klang in verschiedenen Ausführungen. Wenn Geräte aus gleichem Haus deutlich unterschiedlich klingen, drängt sich mir immer der Verdacht auf, dass der Entwickler ein mehr zufälliges Ergebnis hinnehmen musste.

Auf des Kollegen Werners Frage, wie denn der erste Eindruck vom V 70 SE so sei, entspann sich folgender Dialog: „Sehr präzise, aber auch etwas zurückhaltend. Ich lasse ihn mal ein paar Tage einspielen.“ – „Zurückhaltend im Sinne von undynamisch, langsam? Das wäre ja komisch.“ – „Nicht langsam. Präzision statt Enthusiasmus. Das Gegenteil von Va-Va-Voom.“

Octave V 70 Se

Dieser erste Eindruck blieb durchaus bestehen. Va-Va-Voom, Glamour, Übertreibung sind die Sache des V 70 SE nicht. Er ist zurückhaltend in dem Sinne, dass er sich selbst in sehr, sehr erfreulich hohem Maße aus der Darbietung der Musik heraushält. Neutralität auf verdammt hohem Niveau, vom Bass bis ganz oben, tonal wie dynamisch. Der anfangs noch etwas vermisste Enthusiasmus stellte sich dann nach ein paar Tagen Einspielzeit ein, Stimmen bekamen mehr Leucht- und Ausdruckskraft, die ganze Wiedergabe gewann an Freiheit und Geschmeidigkeit.

Bahama Soul Club, Bossa Nova just Smells FunkyNatürlich will man als Tester schauen, ob das Testobjekt denn auch die Sachen beherrscht, die als eher nicht typisch für die Gerätegattung gelten. Auf Empfehlung von our very own Frau Victoriah Szirmai habe ich mir Bahama Soul Club, Bossa Nova just Smells Funky zugelegt. Zu Anfang macht Produzent Oliver Belz so ein bisschen den Blues-Brothers-Gedächtnis-Conférencier und führt in das Album ein. Dann kommt auf schneller Perkussion basierende Musik, sehr mitreißend produziert. Über die JBL klingt das so schnell, wie es sein muss, und geht so ins Bein, dass man nicht mehr still sitzen kann (Liebe Frau Szirmai, an einer Stelle muss ich Ihrer sonst sehr treffenden Würdigung dieser CD widersprechen: Das Stück „Serious Soul“ ist Soundtrack für Foxy Brown, nicht Shaft; macht natürlich trotzdem viel Spaß). Zurückhaltung und Neutralität sind also bitte nicht so zu deuten, als könne der Octave nicht swingen, rocken oder sonst Musik darstellen, die sich an die Beine des Zuhörers wendet. Ich kenne, wenn ich so drüber nachdenke, nur wenige Röhrenverstärker, die diese Geschwindigkeit, diese Ansatzlosigkeit – und dann auch noch vom Bass bis zu höchsten Frequenzen – erreichen. Beeindruckend.

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Test: Octave V 70 SE | Vollverstärker

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