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Technik Octave V 70 SE

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Technik Octave V 70 SE

Zunächst zu den Unterschieden zwischen dem V 70 SE und dem Vorgänger ohne das SE-Suffix: Der V 70 SE übernimmt jetzt das größere Chassis des V 80. Dadurch können die Bauteile mit etwas größerem Abstand voneinander montiert werden, so dass sie sich gegenseitig weniger beeinflussen. Dies soll auch dem Betrieb der optionalen, gänzlich auf Halbleiter vertrauenden Phono-Karte (Aufpreis: 450 Euro) zugutekommen, die mir aber nicht zur Verfügung stand. Die Ansteuerung der Ausgangsröhren wurde geändert: Beim Vorgängermodell war für die beiden Kanäle noch eine Doppeltriode zuständig, beim SE bekommt jeder Kanal eine eigene Röhre, was die verfügbare Leistung minimal erhöhen soll. Dürfte außerdem der Kanaltrennung jedenfalls nicht schaden, Doppeltrioden halten die Kanäle wegen kapazitiver Kopplung zu höheren Frequenzen etwas schlechter auseinander.

Octave V 80 - Innenansichten

Die Ausgangstrafos sind gegenüber dem Vorgängermodell unverändert geblieben. Andreas Hofmann meint, ihm sei nichts eingefallen, um sie zu verbessern. Die Trafos werden auf sogenannte PMZ-Kerne aus einem speziellen Blech, das nur noch bei einem einzigen Hersteller in der Schweiz bezogen werden kann, gewickelt und sollen eine verlustärmere Wicklung als klassische EI-Kern-Typen aufweisen, was das Streufeld verringern und damit den Signal-Geräuschspannungsabstand verbessern soll. Zudem sollen diese Trafos gegenüber üblichen Modellen eine 30-40 % höhere Leistungsbandbreite bieten. Die Ausgangstrafos sind bei Röhrenverstärkern ein stark qualitätsbestimmendes Merkmal. Octave betreibt für die Fertigung deshalb gehörigen Aufwand. Eingangs- und Ausgangswicklung sind mehrfach ineinander verschachtelt (auf die Idee ist vor vielen Jahrzehnten mal McIntosh gekommen), so dass die Übertragungsverluste auch bei Lastwechseln gering bleiben sollen.

Ausgangstrafos des Octave V 70
Ausgangstrafos mit PMZ-Kernen von links …

Bei sonstigen Details bleibt Andreas Hofmann sehr einsilbig. Es handele sich um das Herstellungs-Know-How von Octave Audio, das er sorgsam unter Verschluss halten wolle. Immerhin verrät er, dass die Isolierung zwischen den einzelnen Lagen der Trafos aus rein organischen Materialien besteht. Jeglicher Kunststoff klinge an dieser Stelle „grauenvoll“. Leider seien seine Trafos in der Herstellung teuer; er müsse dafür erfahrene Mitarbeiter beschäftigen, die für die sorgfältige Wicklung eines Trafos – das schließt den Netztrafo mit ein – drei bis vier Stunden bräuchten. Dafür sei noch nie auch nur ein einziger Trafo kaputt gegangen. Um den Octave-Qualitätsansprüchen zu genügen, mache man sowieso „quasi alles“ selbst, so Hofmann.

Ausgangstrafos
… und rechts betrachtet

Überhaupt ist es ein Anliegen von Octave, dass der Käufer keinen Ärger mit dem Gerät hat, ein Satz, der leider im High-End-Bereich nicht selbstverständlich ist. Die Geräte sind sorgfältig gegen alle denkbaren Unbilden geschützt, können also beispielsweise ohne Last, ohne eingesteckte Röhren und sogar mit Kurzschluss zwischen den Leistungsausgängen betrieben werden, ohne dass etwas kaputt geht. Das einzige, was mal irgendwann ersetzt werden muss, sind die Röhren selbst. Die sind nun mal, ähnlich wie Glühbirnen, auf Verschleiß konstruiert. Wenn aber eine kaputt geht, passiert sonst nichts; bei manchen anderen Geräten muss der Lastwiderstand der Ausgangsröhren mit gewechselt werden, weil der (gewollt) abraucht, wenn eine Röhre ihren Geist aufgibt. Andreas Hofmann erwartet von seinen Verstärkern mindestens 20 Jahre problemlosen Betrieb.

KT88-Endröhren des Octave

Der V 70 SE wurde mir mit KT88-Röhren geliefert. Mir stand auch die optionale Black Box (900 Euro Aufpreis) zur Verfügung. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um ein Gehäuse mit zusätzlichen Kondensatoren, die parallel zu den „bordeigenen“ Netzteil-Kondensatoren angeschlossen werden und die Gesamtkapazität des Netzteils nach Octave-Angaben um den Faktor 4 erhöhen. Es gibt auch die Super Black Box für 2.400 Euro, siehe V-80-Bericht, die dann den Faktor 10 bringt – erinnert das noch jemand außer mir an „Warp 10, Mr. Sulu“? Andere Hersteller setzen zum „Aufbohren“ des Netzteils Spulen statt Kondensatoren ein, sogenannte Choke-Netzteile. Andreas Hofmann sieht das als Irrweg an: Choke-Netzteile hätten eine zu hohe Ausgangsimpedanz und seien deshalb nicht in der Lage, schnell genug zu reagieren. Die von ihm eingesetzten, hochwertigen Kondensatoren hätten eine niedrige Ausgangsimpedanz und seien deshalb schneller … Nun, letztlich gilt, dass viele Wege nach Rom führen, also sei uns der Weg mal egal und wir prüfen nur, ob der Entwickler nach Rom gefunden hat oder nicht.

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Test: Octave V 70 SE | Vollverstärker

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