Inhaltsverzeichnis
Für einen HiFi-Schreiber sind Komponenten mit klarem Klangprofil – solche mit ein, zwei dominierenden Stärken, die meist mit ein paar Schwächen einhergehen – dankbare Objekte, denn Charakterköpfe erkennt man leicht. Ob der jeweilige Charakter einem dann zusagt oder nicht, steht auf einem anderen Blatt – und sollte für den Autor auch nicht so entscheidend sein, schließlich geht‘s primär nicht um Privatbekenntnisse, sondern um die Vermittlung bestimmter Klangerfahrungen, die mit einem Gerät gesammelt wurden. Wie auch immer, ein Klangbild jedenfalls, das hervorsticht, das deutlich in eine bestimmte Richtung weist, ist recht einfach zu beschreiben. Im Gegensatz zu dem, was der Luxman D-05 abliefert.
Er geht als Allrounder auf sehr hohem Niveau durch – spektakulär ist er nicht, geschweige denn vordergründig. Subtil passt da schon besser, auch wenn sich das recht verschwurbelt liest … Jedenfalls habe ich den Eindruck gewonnen, dass es ihm zwecks Vermittlung eines in sich geschlossenen, natürlichen Musikporträts mehr um die Optimierung möglichst vieler klanglicher Tugenden geht als um Maximalwerte in Einzeldisziplinen – bei Vernachlässigung anderer. Er tönt wahrlich ausgeglichen. Natürlich: Nach etlichen Wochen mit dem Luxman D-05 in der wohlbekannten Anlage lässt sich die eine oder andere Tendenz schon ausmachen – aber es sind dies eben auch Tendenzen und nicht dominierende Faktoren, und wenn ich darauf im Folgenden näher zu sprechen komme, bitte ich, dies im Hinterkopf zu behalten.
„Ausgeglichen“, das passt nicht nur tonal betrachtet, aber hier eben auch. Mustergültig gerät dem Luxman zum Beispiel die Darstellung von Akustikgitarren. Meist ist dann doch eine kleine Schlagseite Richtung „Saite“ oder „Holzkorpus“ festzustellen. Hier nicht. Der D-05 vermittelt beides: Frisch, unmittelbar und präsent den Anriss, voll, holzig und mit der nötigen Wärme versehen das, was darauf folgt. Er unterschlägt weder dies noch das. Gleiches lässt sich bei Gesang beobachten: Im Vergleich zu meinem HiFiAkademie Player klingt er voller und sonorer, was für seine Neutralität spricht, denn Hubert Reiths CD Spieler besitzt (bei Nullstellung des DSP-Moduls) schon eine kleine Grundtonsenke. Doch gleichzeitig tönen Frauenstimmen über den D-05 eher noch einen Tick offener, freier. Wenn ich eben voll und sonor schrieb, so ist damit kein warm-romantischer Schleier gemeint, der sich „verschönend“ über Stimmen legt – und offen-frei meint wiederum nicht nackt-präsent … gerade diese gekonnte Gratwanderung schätze ich am Luxman. So fein ausbalancierte Mitteltonlagen sind selten.
Der Hochton? Quantitativ auf Normlevel – hier wird nicht verrundet, exponiert gerät es auch nicht. Ein Fonel Simplicitè kommt mir in den Höhenlagen schon leicht dezenter vor, der HiFiAkademie CD Player zwar nicht, dafür geht der – um qualitativ zu werden – ungenauer vor. Zu seiner Verteidigung lässt sich anführen, dass er nicht mal die Hälfte des Japaners kostet. Gleichwohl war der Vergleich interessant, und sei’s nur, um herauszufinden, was anders dargestellt wird, wenn man die Highend-Leiter hinaufklettert.
Bildmitte: Der Wandler des Luxman D-05, ein Burr Brown PCM1792A
Also: Es lässt sich schon sagen, dass das HiFiAkademie-Gerät in den oberen Lagen „feinzerstäubt“ vorgeht, nur impliziert das auch, dass beispielsweise der Nachklang eines angeschlagenen Beckens vergleichsweise etwas nebeliger gerät. Der Luxman dagegen zerstäubt nicht, er bildet präzise ab, es wird leiser und leiser, zerfranst an den Rändern aber nicht – es bleibt ein in sich kompaktes Klangereignis mit wenig Unschärfen/Zittern drum herum. Und was man neben der besseren „Randeinfassung“ auch bekommt, sind schlicht und ergreifend mehr Informationen über die, naja: inneren Details des Tons. Klang-Texturen werden fein aufgedröselt.
Ist der Luxman D-05 also ein Auflösungswunder? Nein. Er macht diesbezüglich sicherlich einen guten Job – das machen andere Playern dieser Preisliga aber auch. Und es sitzt in Sachen Feinst-Detaillierung immer noch mehr drin, wie ein Quercheck mit dem Audionet VIP G3 (circa 8.000 Euro) klar zeigte. Neben des preisklassenbezogen zwar tadellosen, aber auch nicht spektakulären Auflösungsvermögens des Luxman empfand ich die Kombination aus völlig unnervöser Spielweise und kompletter Offenheit obenrum als sehr angenehm – hier ist Ruhe im Klangbild nicht die (angenehme) Kehrseite von Abrundungserscheinungen am oberen Frequenzbandende.
Wo wir dabei sind: Diese unnervöse Gangart erkläre ich mir unter anderem auch als „Nebeneffekt“ der schon erwähnten präzisen Randeinfassung der Klänge. So besitzen die Elektrobritzel-Fünkchen im Song „Malquerida“ der spanischen Band Nubla (Album: Voayeur – ziemlich relaxter und eingängiger, gleichwohl nicht langweiliger Elektro-Pop) mit dem Luxman beispielsweise alle eine eindeutige Anschrift – während sie über andere Player gehört schon mal „großzügiger“ in kleine Wölkchen zusammengefasst werden. Dieses Ungefähre wischt der D-05 fort. Nun mag es schön sein, zu wissen, wo genau die Klänge herkommen, andere Hörer sehen das freilich nicht so streng … Aber es entsteht hierdurch noch etwas anderes, nämlich besagte „Ruhe“ im Klangbild, gerade weil um und zwischen den Einzelklängen eben nichts ist.
Test: Luxman D-05 | CD-Player