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Um mal gleich auf den Punkt zu kommen: Ein Zimperlieschen ist die Kleine schon mal keinesfalls. Mich überraschte jedenfalls von Anbeginn an, wie die nuVero zur Sache zu gehen vermag. Etwa, wenn man sie mit Extremmusik vom Schlage des jüngsten Albums (Mythmaker, 2007) der kanadischen Formation Skinny Puppy konfrontiert: Mächtig, wuchtig, dynamisch und kompromisslos im Bass muss es hierbei zugehen. Und das tut‘s auch: Die nuVero 4 liefert ein durchweg trockenes, pegelfestes und – ja – für eine Kompaktbox in dieser Preisklasse überraschend großes, sprich erwachsenes Klangbild ab.
Und weiter bei etwas schrägeren Klängen geblieben (welche Schallwandler meiner Meinung nach in vielerlei Hinsicht weitaus mehr fordern als typische, weichgespülte Vorführmusik …): The Residents, quasi die Oldtimer in Sachen musikalischer Avantgarde, gehören dabei zu meinen absoluten Favoriten. The Bunnyboy (2008, ein Konzeptalbum über Kaninchen, in Griechenland verschwundene Brüder und die Weltverschwörung …) sollte es bei meinen Hördurchgängen sein.
Die dichten, vertrackt-eckigen und den kompletten Frequenzbereich beanspruchenden Melodieführungen und Rhythmen laufen – je nach verwendetem HiFi – durchaus Gefahr, einen entweder ziemlich schnell zu stressen oder einfach nur zu langweilen. Und genau das passiert mit der nuVero 4 (sofern der Rest der Kette stimmt) nun genau nicht:
Neben der bereits erwähnten rhythmisch-trockenen und durchaus sehr erwachsen wirkenden Spielweise kommt ihr nämlich noch etwas anderes Wichtiges zugute, was (nicht nur) für derartige Musik meiner Meinung nach sehr entscheidend ist: tonale Neutralität. Der Bass ist fühlbar da – eben so, wie sich’s gehört – und gibt sich bestens integriert in den Rest des Geschehens. Bruchlos geht es nach oben hin über zu den Stimmen und Gitarren: Auch den Mittenbereich betreffend gibt es keine tonalen Irritationen zu vermelden – nein, kein Mangel an Wärme oder Fülle, keine Überpräsenzen oder sonstige Schweinereien.
Der sich ebenfalls bruchlos anfügende Hochton bekommt des Weiteren ein rechtes Maß an Gewicht zugewiesen: Es klingt weder samtig-schmusig-zurückgenommen noch habe ich bei irgendeiner eingeworfenen CD Elemente wie Becken, Hi-Hat, Sibilanten etc. in unangebracht exponierter Art präsentiert bekommen.
Ja, Nuberts nuVero 4 geben sich grundsätzlich als ziemlich überzeugende und angenehme, weil gänzlich allürenfreie Vertreter ihrer Zunft. Was zwar grundsätzlich schön ist, es einem HiFi-Schreiberling aber nicht gerade leichter macht, dem Leser das Wesen eines solchen Allrounders in glaubwürdiger Form zu vermitteln.
Helfen tut in solchen Fällen die Darstellung von A/B-Kontrasten. Und warum bei den Nuberts nicht mal etwas deutlich teureres auffahren – z.B. die (ebenfalls kompakten) Sehring S 700 SE (2.000 Euro/Paar)? Nun, Unterschiede gab’s sodann recht leicht herauszuhören: Wenn es – wie z.B. im Song Eskimo Lament (The Coral, Album: Magic And Medicine, 2003) – darum geht, eine Akustikgitarre dazustellen, arbeitet die Sehring S 700 SE die für dieses Instrument typischen Feinstschwingungen schon noch etwas feinsinniger heraus. Es gerät zudem insgesamt einen Tick seidiger und vielschichtiger sowie räumlich definierter. Aber auch heftigere Klänge – wie das Gitarreninferno in Loops Titel Afterglow (Album: A Gilded Eternity, 1990) – werden über die Sehrings etwas gelassener und mit überzeugenderen Klangfarben gereicht.
Allerdings: Mehr Schmackes unten rum hat die nuVero 4 auf der Habenseite – und klingt insgesamt ein wenig mächtiger und größer als ihre fast doppelt so teure Kollegin.
Andere Musik – nämlich Jazz vom Tales In Tones Trio (Album: Sub Surface, 2004) – und weitere Lautsprecher an den Start gebracht: Zu unseren persönlichen Favoriten in ihrer Klasse gehört ganz ohne Frage die Quadral Rondo (1.200 Euro/Paar), die nicht zuletzt aufgrund ihres hohen Auflösungsvermögens und ihrer ortungsscharfen, exakten Bühnenabbildung überzeugt.
Schlagzeugbesen, Rassel, Piano, Kontrabass – so lauten die Hauptelemente im Stück Sabari. Gegenüber der für den Hochtonbereich mit einem Bändchen bewehrten Quadral definiert die nuVero 4 die einzelnen Akteure nicht ganz so exakt bzw. trennscharf ins virtuelle Bühnenbild und dröselt Kleinigkeiten – wie beispielsweise die Rassel – etwas weniger akribisch auf.
Dafür geht’s mit den Nubert-Wandlern – im Vergleich zur tendenziell eher nüchtern-sachlichen Gangart der Rondos – wärmer oder besser: gehaltvoller zur Sache. Nein, ich wiederhole mich, kein Grundtonbauch oder sonstige Kosmetiktricks sind dafür verantwortlich, sondern eben gerade der Umstand, dass die nuVeros tonale Ausgewogenheit im Sinn haben und zugleich der Körperhaftigkeit, dem Sustain von Tönen mehr Aufmerksamkeit schenken als die eher auf Schnelligkeit beziehungsweise auf Attack ausgelegten Quadral Rondos. Auch beim bereits oben erwähnten Stück Eskimo Lament wird der Unterschied deutlich: James Skellys Stimme gerät über die nuVero 4 hörbar vollmundiger und die begleitende Akustikgitarre klingt weniger dominant nach Stahlsaite, als dass dem Instrument ebenfalls eine authentische „Holznote“ zugesprochen wird.
Test: Nubert nuVero 4 | Kompaktlautsprecher