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Herr Olaf August – seines Zeichens Vertriebs- und Projekt Manager bei Geithain – hatte dazu folgende Erklärungen parat:
„Ein Vorteil unserer Anordnung ist, dass der Konus der Tiefmitteltonmembran nicht als Schallführung beziehungsweise Horn wirkt. Das verhindert einerseits unerwünschte Bündelungen und darüberhinaus Klangverfärbungen durch Kurzzeitreflektionen. Dies ist ein typisches Problem von Lautsprechern mit Horn oder – neudeutsch – Waveguide. Dieser Effekt lässt sich auch ganz hervorragend simulieren, indem man beide Hände trichterförmig vor den Mund hält und sich sodann die Veränderung der Stimme anhört. Hinzu kommt, dass sich bei konventionellen Koax-Lautsprechern dieser Trichter bewegt und somit Intermodulationsverzerrungen produziert. Dadurch, dass man bei dieser Konstruktion den Hochtöner etwas außermittig vom Mitteltöner platzieren kann, lässt sich zudem die Welligkeit des Hochtons – wie man sie von vielen Koax-Systemen kennt – ein Stück weit reduzieren.“
Okay, dass der Hochtöner so unbeeinflusster arbeiten kann, ist leicht einsehbar (auf die obersten Lagen müssen wir im Klangteil aber noch mal ausführlicher zu sprechen kommen, wie ich jetzt schon mal verraten darf). Allerdings bekommt aufgrund dieser ganzen Konstruktion ja der Mitteltöner einiges vor die Nase gesetzt (der, ums an dieser Stelle noch mal kurz vorwegzunehmen, dennoch zu den ausgemachten Schokoladenseiten dieses Wandlers zählt). Zum Problem, dass der Mitteltöner aufgrund des Hochtöner-Vorbaus quasi „verdeckt“ arbeiten muss, war von Herrn August dann Folgendes zu hören:
„Dies ist kein Problem, sondern in unserem Fall ein Vorteil, oder – besser gesagt – so gewollt. Weil wir den Hochtöner-Vorbau zum einen als mechanisches Filter für den Mitteltöner einsetzen, und somit elektrisch nicht so steilflankig nachfiltern müssen. Und desweiteren gibt es uns die Möglichkeit, das Bündelungsmaß und damit letztendlich das Entfernungsempfinden, das sich beim Hören mit unseren Lautsprechern einstellt, nach unseren Vorstellungen zu beeinflussen. Das ist eine Technologie, die wir auch schon seit langem bei unseren Studiomonitoren einsetzen – gerade in diesem Bereich ist das ein höchst wichtiger Fakt, da davon die korrekten Mikrofonabstände abhängen.“
Die Bassreflexöffnung strahlt bei der ME150 nach unten.
Nicht weniger markant als die Koax-Konstruktion, sticht bei der ME150 ebenso die dem eigentlichen Gehäuse vorgesetzte, anthrazitfarbene MDF-Wand ins Auge, in welche – neben dem Koax (der, ich hatte es noch gar nicht erwähnt, aus einer ab 2,5kHz einsetzenden 25mm-Kalotte und einem 160mm-Konus besteht) – auch der unterhalb von 300 Hertz agierende 160mm-Tieftöner eingelassen ist. Diese Wand ist aber sicherlich mehr der Optik geschuldet, als dass durch die erhöhte Materialstärke der Frontseite schwingungsdämpfende Effekte erreicht werden sollen.
Mehr Tiefgang hat da schon der Umstand, dass Geithain seine Wandler zu einem großen Teil am gleichnamigen Ort des Firmensitzes fertigt. Ja, erstaunlich tiefgründig gerät’s in dieser Beziehung sogar: Die Fertigungstiefe geht soweit, dass jeder einzelne Treiber nicht nur inhouse entwickelt, sondern auch gleich an Ort und Stelle zusammengesetzt wird (!): Selbst beim Magnetisieren der Antriebsmagnete oder beim Pressen der Schaumstoffsicken (für die Basstreiber der größeren Modelle) legt man selbst Hand an. Nicht nur die Tatsache, dass man Wert auf eine auch in fernerer Zukunft noch gut funktionierende Ersatzteilebeschaffung legt, ist bei alledem wohl entscheidend – so etwas wie das Vorliegen eines gewissen Kontrollzwangs in puncto Fertigungsqualität spielt da anscheinend ebenso eine Rolle. Eine Ausnahme bilden in dieser Hinsicht lediglich die Gehäuse, welche in einer Tischlerei unweit des Firmensitzes gefertigt werden.
Dem Zufall ebenso wenig überlassen bleibt es, wenn’s um die Aufstellung und das Einmessen des Neuerwerbs in die eigenen vier Wände geht. Obwohl das Einmessen genaugenommen eine Serviceleistung betrifft, die lediglich im Zusammenhang mit dem Kauf von Aktivsystemen anstellig wird. Beim Kauf eines Passivsystems, wie das der Geithain ME150, wäre lediglich in Sachen Aufstellung oder Raumakustik-Beratung etwas zu drehen. Durchgeführt wird das Ganze von einem speziellen Kooperationspartner der Geithainer (www.me-einmessdienst.de). Für ’nen schmalen Taler ist die Sache aber nicht zu haben: Knapp 48 Euro die Stunde (inklusive Mehrwertsteuer) plus die Anfahrtskosten sind hier zu veranschlagen – was allerdings klanglich zweifelsohne mehr bringen kann als so manches sich am Markt tummelndes (teures) Tuningzubehör. Interessant ist sicherlich auch, dass dieser Einmessdienst einmal im Jahr (meist im Februar) so etwas wie eine Deutschland-Tournee unternimmt und in diesem Rahmen vergleichsweise günstige Pauschalangebote bereithält.
Test: Geithain ME150 | Standlautsprecher