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Den Hoch-/Mittelton betreffend ist unser Proband in Sachen Feinzeichnung/Auflösung sogar meiner in dieser Beziehung eigentlich über alle Zweifel erhabenen Thiel CS 3.7 eine Nasenlänge voraus (die 3.7 liefert im Übrigen hervorragende Arbeit ab und geht als uneingeschränkt langzeittauglich durch, was bei meiner mir bis vor kurzem noch dienenden CS 2.4 nicht immer der Fall war): Sei’s dass solche vermeintlichen Kleinigkeiten wie der Sound einer Snare in Kasabians Song Where Did Alle The Love Go? (Album: The West Ryder Pauper Lunatic Asylum, 2009) leichter und deutlicher als ein solcher zu identifizieren ist beziehungsweise sich noch deutlicher von dem Klang einer Tom unterscheidet, sei’s dass Violine und Stimme in Sol Invictus tragischem Michael feindifferenzierter, mit noch informativerer Textur gereicht werden.
Ja, die kleine Myro hat ein unglaubliches Händchen für den Umgang mit Mikroschwingungen. Von anstrengender Analytik ist bei alledem übrigens keine Spur, das sei, um Fehldeutungen vorzubeugen, sicherheitshalber noch kurz ergänzt: Nein, Präzision ist der „Musikalität“ von HiFi-Geräten in keiner Weise abträglich – das Problem ist vielmehr, dass sie zu häufig lediglich vorgegaukelt beziehungsweise gefaked wird, was dann in der Regel alles andere als langzeittauglich wirkt.
Da wir gerade dabei sind: Pluspunkte in Sachen Langzeittauglichkeit sammelt Myros Whisky noch aus einem anderen Grund. Und ja, gleichzeitig bekommt das Klangbild aus diesem Grund auch noch etwas zusätzlich Involvierendes mit auf den Weg. Vielleicht mögen Ihnen diese beiden zunächst noch nebulös formulierten Tendenzen ein wenig widersprüchlich vorkommen – und so ganz genau weiß ich gar nicht, wie ich’s Ihnen am besten erklären beziehungsweise wo ich’s hin packen soll …
Vielleicht zum Kriterium „authentische Bühne“? Okay, in puncto Ortungsschärfe, Abbildungsstabilität und -größe liefert die Whisky zwar ebenfalls Vorbildliches, dies allein ist’s aber nicht. Auch die Güte der Plastizität oder Körperlichkeit von Instrumenten/Klängen beschreibt das Ganze nicht vollständig – auch wenn das die Sache, auf die ich hinaus will, schon ganz gut trifft und die Whisky in diesem Punkt ebenfalls ganz Hervorragendes leistet.
Nun, die Whisky verfügt über eine sehr selten anzutreffende Schlüssigkeit in der Wiedergabe, die fürwahr als sehr angenehm durchgeht, da sie das Musikhören zusätzlich entstresst und gleichzeitig realistischer gestaltet: Nicht zuletzt profitieren Stimmen von einer daraus resultierenden besonderen Durchhörbarkeit (die Stimmwiedergabe der Whisky wirkt in besonderem Maße artefaktfrei-realistisch). Am leichtesten aber, weil am konkretesten, lässt sich diese Schlüssigkeit anhand von Transienten, also kurzlebigen, „zackigen“ Signalen beschreiben:
Perkussion oder urplötzlich angespielte Gitarren werden derart unverschmiert, wie selbstverständlich auf den Punkt, randscharf, schlackenlos und damit ungewöhnlich „greifbar“ gereicht, dass ich beim Nebenbeihören während der Computerarbeit ob des plötzlich ungewohnten Klangeindrucks immer wieder mal aufblicken musste (nein, auch das Kriterium Dynamik beschreibt das Ganze nur unzureichend).
Diese Unverschmiertheit sorgt beispielsweise dafür, um mal einen konkreten Song herauszugreifen, dass das Zusammenspiel von Stimme, Becken, und dynamischen Gitarren-Anreißern in Robert Wyatts gut aufgenommenem Be Serious (Album: Comic Opera, 2007) ungewöhnlich kontrastiert gerät: Die einzelnen Instrumente lassen sich bestens nachverfolgen und werden ausnehmend differenziert und nicht zuletzt dadurch sehr realistisch dargeboten – eben ohne, dass bei aller Trennschärfe der Blick fürs Ganze beschädigt würde beziehungsweise es zu „separatistischen Tendenzen“ käme. Nein, ich wiederhole mich, involvierender wird’s dadurch und gleichzeitig leichter verdaulich …
„Okay, in den Preisgefilden, in denen sich die Myro bewegt, sind ja eher Standlautsprecher zu Hause – und das Thema Bass spielt für mich eine nicht gerade untergeordnete Rolle …“, höre ich den einen oder anderen nach alledem nun leise murmeln.
Klar, in puncto Tieftonopulenz ist bei 8.000 Euro Investitionssumme ohne Frage mehr drin, als das, was Myros Whisky in dieser Hinsicht in den Hörraum zu stellen vermag. Bassdrums und Bassläufe werden nun keinesfalls verschluckt, und bei hohen Pegeln (ja, pegelfest ist unser Proband unbedingt) ließ UNKLEs Song Chemistry (Album: War Stories, 2007) gar mein Sofa erzittern, wenn’s über die Whisky ging, aber betont vollmundig-satt gerät es unten rum nicht. Es geht prinzipiell zwar ordentlich tief runter, der untere -3dB-Punkt liegt Herr Weidlich zufolge bei klar unter 50 Hz, dennoch überrascht die Myro in Sachen Bassfülle nicht unbedingt, sie gibt sich in dieser Beziehung eher so, wie das von einem Lautsprecher dieser Baugröße und Membranfläche in etwa zu erwarten steht.
Nun, in meinen dreißig Altbau-Quadratmetern (hohe Decken) hatte ich jedenfalls auch bei zünftigen Klängen meinen Spaß, nicht zuletzt weil es in den unteren Frequenzgefilden tadellos rhythmisch-konturiert zugeht, allerdings zähle ich mich persönlich auch nicht zu denen, die eine ausgedehnte Tieftonfülle als unabdingbares Must Have einstufen.
Abschließend noch ein kurzer Hinweis: Erschrecken Sie nicht über das, was aus den Whiskys strömt, nachdem sie längere Zeit, vielleicht aufgrund einer Urlaubsreise, brach lagen. Nach beschriebenem ersten Hörnachmittag – die Wandler trafen im eingespielten Zustand bei mir ein – mussten die beiden Myros zunächst ihren Platz räumen und für einige Zeit im Nebenzimmer untätig vor sich hinfristen. Die nach einigen Wochen erfolgte Reaktivierung – es sollte konkret an die tiefergehende Hörarbeit gehen – gestaltete sich erst mal recht irritierend: Der Hochton klang irgendwie merkwürdig zugeschnürt. Glücklicherweise erinnerte ich mich dunkel an einen Hinweis von Michael Weidlich, dass der Mundorfer AMT nach längerer Standzeit einige Stunden bewegt werden will, damit’s in den oberen Lagen wieder richtig funzt. Ich hatte diesen Hinweis ehrlich gesagt nur mit einem Ohr wahrgenommen – man sollte dies aber wissen, um in einem solchen Fall entsprechend lässig reagieren zu können.
Test: Myro Whisky | Kompaktlautsprecher