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Isem Elixis – im Hörraum

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Isem Elixis – im Hörraum

Na ja, typische Test-Musik (gibt’s die überhaupt?) stellt man sich gewöhnlich wohl anders vor als das, was das aus Boston stammende Quintett Isis Richtung Trommelfell bläst. Und ehrlich gesagt habe ich selbst mit dem Thema „Metal“ sonst auch recht wenig am Hut. Aber das 2002er Album Oceanic – isis oceanicvon nicht wenigen Kritikern gar als Klassiker des noch jungen Genres „Post Metal“ gehypt – hat es in sich: Intelligente, abwechslungsreiche Arrangements, abseits von typischen Intro-Strophe-Bridge-Refrain-Break-Baukastenspielchen, drastische Laut-Leise-Kontrastierungen à la Mogwai und Konsorten sowie – unter Wahrung eines gewissen „intellektuellen Anspruchs“, der dem kompletten Album innewohnt – immer wieder plötzlich einsetzender Growl-unterlegter Brüllgesang und sich nicht minder abrupt ins Spiel bringende E-Gitarren-getriebene Walls of Sound.

Okay, alles Geschmacksfrage. Aber zum groben Abklopfen einer HiFi-Komponente (wir wollen uns hierbei zunächst auf die analogen Eingänge des Elixis konzentrieren) eignet sich die Oceanic Scheibe nicht zuletzt aufgrund dessen, dass sie den kompletten Frequenzbereich abfordert, eigentlich ganz hervorragend. Zumal ich neugierig war – ein bisschen böse ist’s natürlich schon – wie sich der eher zart ausschauende Isem mit solch zünftigen Klängen an meinen nicht ganz impedanzunkritischen Thiel CS 3.7 sowie den nicht mit übermäßigem Wirkungsgrad daherkommenden Sehring S703 SE schlägt.

Überraschend gut lautet die Antwort. Aber nicht, weil der Elixis nun in Sachen Rhythmik als Adrenalin-Generator durchginge oder sich in puncto Bass als Tier gebärden würde. Nein, dies trifft‘s eher genau nicht – aber zu den Kriterien Rhythmik und Bass komme ich später noch ausführlicher.

isem elixis

Zunächst überzeugt der kleine Franzose durch eine angenehme tonale Balance: Die monumentalen Soundgebilde auf Oceanic stehen in Sachen Tief- und Grundton weder auf zu schmalen Sohlen, noch gerät es untenrum mulmig-aufgedickt – beides kann bei derartiger Musik schnell unangenehm werden. Auch der Hochton gibt sich gänzlich eskapadenfrei: Die bisweilen schon dominant abgemischten Hi-Hats und Becken geraten keinesfalls vorwitziger als ich das sonst so gewohnt bin und fallen dennoch durch eine angenehme Offenheit und Luftigkeit – und eben nicht Gedecktheit – ins Ohr. Auch die den tonalen Mittelbau besorgenden Gitarren und Stimme geraten weder zu direkt, noch zu zurückhaltend – Vorlieben für oder Abneigungen gegen gewisse Frequenzbereiche sind Isems Elixis lobenswerterweise fremd (keine Sorge, das gilt, wie ich feststellte, freilich auch bei „normaler“ Musik (-; )

isem

Für Überraschung sorgte aber insbesondere auch die kontrollierte Art und Weise, mit welcher der Isem die opulenten Isis-Soundwelten an die anhängenden Boxen weiterreicht: Nein, nicht die üblich gemeinte, mit Kraftmeierei beziehungsweise schierer Energie verbundene Kontrolliertheit will ich beim kleinen Elixis in den Vordergrund stellen, sondern vielmehr den Umstand, dass bei aller Isis‘schen Opulenz eben kein undefinierter Soundbrei gereicht wird, sondern, dies fiel mir recht unmittelbar beim Hören auf, das Gebotene irgendwie sehr differenziert, ja, äußerst angenehm organsiert erscheint. Wofür, ich konnte dies eingestandenermaßen bei dieser Musik zunächst gar nicht so richtig zuordnen, nicht zuletzt das wirklich ausnehmend gute Händchen des Isem für eine wohlgeordnete Bühnenabbildung verantwortlich zeichnet. Aber ich habe, Gott sei Dank, ja auch noch einige Scheiben im Schrank, die einem die Ursachenforschung in dieser Hinsicht deutlich leichter machen:

Wie das 95er Album Handwriting der aus Kentucky stammenden Formation Rachel’s: rachel's handwritingEine interessante, durchaus eigenwillige Mischung aus Klassik, Jazz und einer gewissen Portion Experimentierfreude: Lässt man sich beispielsweise auf den sich aus Vibraphon, Bassklarinette, Schlagzeug, Violine, Piano und E-Gitarre rekrutierenden Elfminüter M. Daguerre intensiver ein, erschließt sich mit dem Isem das für diese Aufnahme typische, livehaftige Raumgefühl in einer Art und Weise, wie ich’s eigentlich nur von wesentlich teureren Komponenten gewohnt bin – selbst mein in dieser Hinsicht ebenfalls sehr tugendhafter Fonel Emotion Amp gerät da fast ins Hintertreffen.

Das Raumgefühl insgesamt (ein leicht halliger, kleiner Jazzclub taucht da vor meinem geistigen Auge auf) als auch die Struktur der Bühne, die Verortung und Ausdehnung der einzelnen Instrumente und deren Abgrenzung zueinander sowie zum Bühnenhintergrund vermittelt der Elixis schlicht und einfach höchst realistisch. Ein ganz klein wenig werde ich in dieser Hinsicht gar an meinen letzen Kandidaten, den NAD M2, erinnert – schade, dass dieser schon abgereist ist, sprich sich mir ein direkter AB-Vergleich verwehrt.

Für Authentizität steht der Elixis aber auch in Sachen Klangfarben – das eng verwandte Thema Tonalität hatte ich ja bereits angesprochen: Western-Gitarren geraten mit Blick auf die richtige Mischung zwischen Holzkorpus- und Metallsaiten-Note realistisch balanciert, Pianoanschläge tönen sonor, bewahren dabei aber gleichzeitig ihren Glanz, ihr Funkeln und Stimmen weisen das richtige Maß an Wärme, an Fundament auf, sind aber auch nach oben hin tadellos ausgebaut – bei alledem ist das Klangbild unsers Probanden als angenehm grauschleierfrei und deckkräftig zu bezeichnen.

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Test: Isem Elixis | Vollverstärker

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