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Hornmanufaktur Aurora – Klangliches, Teil 2

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Hornmanufaktur Aurora – Klangliches, Teil 2

Hornmanufaktur Aurora

Kleine Einschränkungen muss man in den Mitten in Sachen Detailreichtum hinnehmen. Ofrin, On Shore Remain, bietet sonst Ofrin On Shore Remainklare Einblicke in die Technik der Sängerin. Über manche Lautsprecher kann man fast die Glottisbewegung bei der Lautbildung nachvollziehen. Solche Feinheiten unterschlagen die Aurora. Dafür bieten Sie überzeugende Klangfarben und natürlich Tempo, Tempo, Tempo. Klavieranschläge punkten nicht mit den letzten Raffinessen des Anschlags, dafür hört man förmlich, dass die Saiten ständig unter Spannung stehen und geradezu auf den Anschlag warten. So wissen mich auch die Jazzscetches des Caroline Wegener Acoustic Trio zu begeistern. Wobei mich auch Caroline Wegener Acoustic Trio Jazzscetcheshier eher Timing und Dynamik ansprechen als die vielen Mikroinformationen, die die Aufnahme eigentlich bietet.

Ein ganz eigenes Erlebnis sind Gitarren. Sollten Sie erklärter Liebhaber akustischer Gitarren sein, wäre es fast eine Unterlassungssünde, sich ihre liebsten Aufnahmen nicht einmal über die Aurora anzuhören. Omar Torrez, La Danza, hat mich selten so in den Hörsessel Omar Torrez La Danzagefesselt, wobei ich doch vor Freude hätte aufspringen wollen. Gute Gitarrenaufnahmen werden so zu einer wohligen Sadomaso-Session fürs Gemüt.

Die unglaubliche Eindringlichkeit, die die Aurora Gitarren zu verleihen mögen, ist nicht zuletzt dem Hochtonbereich geschuldet. An Obertonspektrum bleiben die Aurora gar nichts schuldig. Auch hier scheint die Geschwindigkeit oberste Priorität zu haben. Schwerelos stehen angeschlagene Becken im Raum. Dabei schaffen die Aurora den Drahtseilakt, einerseits zu strahlen und zu schillern, dass es eine Freude ist, andererseits aber niemals ins Scharfe oder Schrille abzugleiten. Trotz merklicher Präsenz übertönen die oberen Lagen nichts. Denn obwohl sich etwa bei dem bereits erwähnten Live-Album von Eva Cassidy der Drummer an seinen Becken abarbeitet und die Aurora das gebührend in Szene setzen, ist und bleibt die Stimme von Cassidy dominierend. Trotzdem kann ich „hinter“ der Stimme die Becken klar heraushören.

Wenn Sie jetzt den Eindruck bekommen haben, bei den Hornmanufaktur Aurora handele es sich in erster Linie um Spaß-Boxen, die sich eher zum Party machen als zum Hören Hornmanufaktur Auroraernsthafter Musik eignen, möchte ich sie motivieren, den Aurora auch bei Klassik Gehör zu schenken. Egal, ob sie passionierter Klassik-Fan sind oder solcher Musik eher weniger abgewinnen können – ich bin mir sicher, dass Ihnen die Aurora noch ganz neue Seiten der Musik näher bringen werden.

Ich persönlich höre Klassik normalerweise im „Schwelgen“-Modus, will sagen: Ich lehne mich im Sessel zurück und überlasse mich den häufig opulenten Klängen, hänge den Eindrücken hinterher, die die Musik in mir weckt, verfolge die Bilder, die ich mit den Themen und Motiven assoziiere, lasse mich von der vorgegebenen Dramaturgie mitnehmen. Die Hornmanufaktur Aurora verweigern mir zunächst diesen Zugang. Sie fordern vielmehr ein „erlebnisorientiertes“ Herangehen. Anstatt sich an den großen Bögen zu orientieren, fordern die Aurora es heraus, den Augenblick, ja, jedes einzelne Schallereignis zu betrachten. Fast höre ich Klassik über die Aurora wie Jazz. Jeder Einsatz eines Instruments oder einer Instrumentengruppe wird zum Ereignis.

Das funktioniert bei recht einfach strukturierten Stücken, wie etwa Ravels „Bolero“ (Solti, Chigaco Symphonie Orchestra), den ich auf einmal wieder mit Spannung verfolge, obwohl ich glaubte, mit diesem Stück „durch“ zu sein, aber auch bei komplexerer Kost wie der „Scheherazade“ von Nikolai Rimsky-Korsakov. Okay, ich gebe zu, diesen Zugang zu Klassik muss man auch mögen. Spannend ist er aber allemal.

Ravels Bolero Solti Chigaco Symphonie OrchestraScheherazade Nikolai Rimsky Korsakov

Was mir bei Klassik noch auffällt, ist, dass die Aurora auch hier mit einer absolut präzisen räumlichen Darstellung glänzen. Dass sie ihre Sache bei Pop und Jazz hervorragend machen, habe ich bereits angesichts des Lautsprecherkonzepts erwartet. Aber dass sie auch einen großen Orchestersaal ausleuchten und die Instrumente präzise platzieren, hätte ich so erst einmal nicht erwartet. Besonders, da ich immer dachte, dass große Räume nicht zuletzt aufgrund der tiefen Frequenzen ihre Wirkung entfalten. Die Aurora zeigen, dass es auch ohne Infraschallanteile geht. An der räumlichen Darstellung habe ich einfach nichts zu meckern – weder an den Dimensionen der Raumabbildung noch an der Lokalisierungsschärfe.

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Kimber Kable Varistrand

Test: Hornmanufaktur Aurora | Kompaktlautsprecher

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