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Hornmanufaktur Allegro – Klang Breitbänder – Testbericht – fairaudio

Inhaltsverzeichnis

  1. 4 Hornmanufaktur Allegro - Klang Breitbänder - Testbericht - fairaudio

Allegro – die Frequenzenden und die Mitten

Hornmanufaktur Allegro

Okay, gewisse Überschneidungen gibt es schon. Zum Beispiel eben im dynamischen Bereich, wobei ich den Eindruck habe, dass die Allegro im Oberbass einfach mehr und schneller Luft bewegen kann, wenn es drauf ankommt, während die ZU Druid sich feindynamisch finessierter zeigt. Auch in Sachen Bühnenentwurf gibt es Gemeinsamkeiten: Beide Lautsprecher entfalten eine sehr großzügig bemessene „Klangaura“ mit eher weichen Übergängen zwischen den einzelnen Klangereignissen, als dass alles ganz akkurat durchgemessen und fixiert würde. Dann hören die Ähnlichkeiten aber langsam auch schon auf. Insbesondere in tonaler Hinsicht sind die zwei Breitbänder aus unterschiedlichem Holz geschnitzt …

An den äußersten Frequenzbandenden limitieren zwar beide Wandler, doch jenseits der puren Reichweite tönt es hier auch qualitativ anders. Die Allegro scheint in den oberen Oktaven eher zuhause zu sein als die Druid, der zweifelllos etwas Luftigkeit fehlt. Dies kann ich vom Hornmanufaktur-Modell nicht so sehr behaupten. Wenn man mit der Lupe hört, mangelt es eher etwas an Auflösung, als dass zu wenig Schalldruck den Hörer erreichte.

An der anderen Kante des Frequenzschriebs, im Tiefbassbereich, bleiben beide Speaker die Wahrheit schuldig – dies kann unter „Kosten eines Breitbandkonzeptes“ abgebucht werden, die alleruntersten Oktaven sitzen so nun mal nicht drin. Wer will, darf es auch andersherum sehen: Für eine solche Technik tönen beide überraschend bassstark. Wie auch immer: Die ZU Druid ist diejenige, die Bassläufe definierter und konturierter zeichnet, freilich auch etwas schlanker – die Allegro besitzt mehr dynamischen Punch in dieser Region. Zudem zeigt sie eine besondere Qualität im Bass, die ich zunächst nicht recht einzuordnen wusste … das Wörtchen „luftig“ ging mir durch den Kopf, doch seit wann können Bässe eigentlich luftig sein?

Vielleicht lässt es sich anhand der Wiedergabe einer Bassdrum deutlicher fassen: Was der HiFi-Freund ja gerne hat, ist, wenn’s aus der Mitte ’nen Schlag tut, wenn aus einem räumlich eindeutig definierten Bereich mit Schmackes und hohem Tempo der Bassdrum-Kick kommt. Klar – feine Sache sowas. Schmackes & Tempo kann die Allegro auch gut vermitteln. Der Unterschied besteht aber darin, dass es nicht von einem Punkt oder zumindest einem klar definierten Ort aus tönt, sondern vollflächig-breit die Luft im Raum federt. Vorsicht aber nun vorm Begriff undefiniert. Bezieht sich dieser nur auf die mangelnde räumliche Fokussierung des Klangereignisses, dann ließe sich dies wohl sagen. Doch Rhythmus und Timing sind alles andere als diffus und definitionslos – und an diese Leichtigkeit, mit der hier quasi eine Luftwand schwingt, kann man sich ernsthaft gewöhnen.

Ich führe die besondere Beschaffenheit des Bassbereichs auf den Umstand zurück, dass die Allegro ein Basshorn besitzt und die virtuelle Membran namens Hornmund einfach mehr Luft pro Zeiteinheit bewegen kann als Wandler mit geringerer Fläche. Wie ich auf diese Idee komme? Nun, das letzte Mal, als ich etwas Ähnliches vernahm (allerdings in noch weit höherem Ausmaß), hatte ich die ZU Presence zu Gast – ein Lautsprecher, der doppelt so viel wie die Allegro kostet, zwar kein Basshorn besitzt, aber mit insgesamt sechs 10-Zöllern an Bord flächentechnisch nicht ganz impotent ausfällt. Auch hier gab es diese lässig federnde „Basswand“ vor einem. Wie auch immer, wahrscheinlich ist’s Ihnen auch egal, woran es technisch denn nun liegt: Jedenfalls weist die Allegro diese besondere Gangart in den unteren Oktaven auf – und ob einem die gefällt, bleibt Geschmackssache: Die einen werden etwas räumliche Präzision vermissen, die anderen sagen: „Geh‘ mal wieder aus, zum Beispiel in den Jazzkeller um die Ecke und hör‘ dir eine nette Blues-Rock-Combo an – und erzähle mir anschließend etwas über die ‚räumliche Präzision‘ dort!“ Häufig kommt aus dieser Ecke dann auch ein Statement à la „artifizieller HiFi-Sound“ und die Diskussion gewinnt an Fahrt …

Hornmanufaktur Allegro

Eindeutig Geschmackssache ist auch die tonale Balance im Mittenband. Dies ist der Bereich, in dem sich die Fullranger-Konzepte von ZU Audio und der Hornmanufaktur am deutlichsten unterscheiden. Um es kurz zu machen: 100%ig neutral sind beide nicht. Während die Druid eher Richtung Grundton tendiert, betont die Allegro den Präsenzbereich etwas. Freunde lebhafter und prononciert vorgetragener Mitten kommen auf ihre Kosten. Ist einer in dieser Hinsicht aber recht empfindsam, wird er sich wohl woanders umschauen müssen. Ich würde hier sogar eine gewisse Lagerbildung nicht ganz ausschießen wollen: In Allegro-Fans einerseits, die verzückt nachverfolgen, ob die Zunge der Sängerin gerade den linken oberen oder den rechten unteren Schneidezahn streift – und andererseits in jene, die um mehr Dezenz bitten und um etwas mehr Brust statt Mund im Stimmvortrag. Die Allegro besitzt durchaus das Zeug zum Polarisieren, und wenn Sie wissen möchten, ob dies vielleicht Ihr persönlicher Traumwandler sein könnte, kommen Sie um die Bibelweisheit „Wer Ohren hat zum Hören, der höre!“, kaum drum rum.

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Test: Hornmanufaktur Allegro | Standlautsprecher

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