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Technik Hornmanufaktur Allegro

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Technik Hornmanufaktur Allegro

Hornmanufaktur Allegro - der Breitbänder

Das optisch Auffälligste an diesem Breitband-Chassis ist zunächst mal der Farbton – ein helles Beige. Als Membranmaterial kommt Zellulose zum Einsatz, welche aus einer Pflanze namens Banaba gewonnen wird. Dieses auch als Heilpflanze genutzte Gewächs habe den Vorteil, extrem lange Fasern zu bilden, ein Umstand, der für die Konstruktion einer steifen und leichten Membran sehr förderlich sei, so Herr Hüpfel. Um die dämpfenden Eigenschaften des Materials weiter zu optimieren, wird es mit Öl getränkt, welches sich – quasi als „Kitt“ – zwischen den winzigen Hohlräumen der Banaba-Fasern ablagert. Schließlich wird ein Naturlack aufgetragen, was zum einen die Steifheit der Membran weiter erhöht, zum anderen aber dafür sorgt, dass das vorher aufgebrachte Öl auch an Ort und Stelle bleibt. Schaut man genau hin, sieht’s irgendwie auch „faserig & ölig“ aus:

Hornmanufaktur Allegro

Das Chassis besteht – wie es sehr üblich ist für einen Fullrangedriver – aus zwei Membranteilen: Der größere, 16,5 cm durchmessende Konus verantwortet den Frequenzbereich bis circa 12.500 Hz, darüber hinaus spielt dann der kleinere Whizzer Cone (Durchmesser: 7 cm) solo weiter. Ein solcher wird zur Verbesserung der Hochtonperformance von Breitbandlautsprechern verwendet, nicht zuletzt deshalb, da Bündelungserscheinungen dank kleinerer Abmessungen geringer ausfallen. Im Fall der Hornmanufaktur Allegro sitzt dieser Whizzer direkt auf der Schwingspule, während der Hauptkonus über eine „gedämmte Fuge“ mit dem kleinen Bruder verbunden ist: Diese Konstruktion hat zur Folge, dass die größere Membran „erst“ unterhalb von 12,5 kHz schwingt und dient damit als eine Art mechanischer Tiefpass (welcher mit circa 12 dB pro Oktave trennt). Aus diesem Grund spricht man bei der Hornmanufaktur auch von einem „Quasi-Coax-System ohne elektrische Frequenzweiche“.

Hornmanufaktur Allegro - Whizzer Cone

Ein entsprechender mechanischer Hochpass ist nun durch die Existenz des Backloaded-Horns gegeben, da diese Konstruktion das Chassis in den unteren Oktaven derart belastet, dass es (im Vergleich zu Treibern in „normalen“ Boxen) kaum noch Hübe ausführt und damit im tiefen Frequenzbereich – direkt nach vorne gerichtet – wenig Pegel abgibt. So soll es ja auch sein, denn schließlich wirkt im Bassbereich der Hornmund als „virtuelle Bassmembran“, welche von der Rückseite der tatsächlichen Membran angetrieben wird. Der Einsatzbereich des Horns wird zwischen 40 – 120 Hz liegend angegeben, wobei die Trennung der Schallabstrahlung zwischen Horn und „Chassis direkt“ mit circa 24 dB pro Oktave erfolgt.

Hornmanufaktur Allegro - der Hornmund

„Wat is ’nen Horn?“, ließe sich, den Physik-Pauker der Feuerzangenbowle persiflierend, fragen. Stellen wir uns also janz dumm, führen aber trotzdem erst mal den Begriff Strahlungswiderstand ein:

Der Strahlungswiderstand gibt an, wie viel der einer schwingenden Membran zugeführten elektrischen Energie umgewandelt und abgestrahlt wird – sei’s in Form von Schall (Wirkanteil), sei’s in Form von Luftzug (Blindanteil). Letzterer ist das Lästige bei „normalen“ Lautsprechern, denn gerade im unteren Frequenzbereich ist der Blindanteil wesentlich höher als der Wirkanteil, sprich: Überwiegend wird hier Luft gefächert, statt ein Basston von sich gegeben.

Die Frequenzabhängigkeit des Zusammenhangs leuchtet ein: Je niedriger der Ton, desto „mehr Zeit“ hat die Luft vor der Membran, seitlich auszuweichen, statt sich anständig komprimieren/dekomprimieren zu lassen. Bei einer höheren Frequenz hingegen wird die Zeit, auszuweichen, eher knapp, weshalb der Wirkanteil des Strahlungswiderstandes steigt und somit auch die Schallleistung. Doch ist besagter Strahlungswiderstand nicht nur frequenzabhängig, er wird auch von der Membranfläche beeinflusst – nimmt diese zu, so steigt auch der Widerstand an. Was ebenso einleuchtet, oder was meinen Sie, warum Basstreiber gemeinhin größer gebaut werden als Mitten- oder Hochtonchassis? Der mit fallender Frequenz sinkende Wirkanteil kann durch die größer werdende Fläche wieder (etwas) abgefedert werden. Soweit, so bescheiden, zumindest was den Wirkungsgrad normaler Lautsprecherboxen angeht, die nur circa ein bis drei Prozent der zugeführten Energie überhaupt in Schall umwandeln.

Nun. Ein Horn kann helfen. Zunächst einmal kann die Luft vor der Membran nicht mehr ausweichen – denn da ist ja die Hornwand. Und weil sich der Querschnitt des Trichters immer weiter öffnet, wird der Strahlungswiderstand der schwingenden Membran am Hornanfang (dem Hornhals) letztlich auf den deutlich höheren Wert, welcher der Situation am Hornmund mit seiner größeren Fläche entspricht, transformiert. Der Widerstand steigt also, und damit einher geht eine bessere akustische Ankopplung des Lautsprechers – der Wirkungsgrad des Wandlers verbessert sich, bei gleicher elektrischer Leistungszufuhr tönt er lauter. Soweit, so schön. Vor allem für Breitbandchassis, welche den besten Wirkungsgrad in den mittleren und hohen Lagen besitzen, unten rum aber etwas zu wünschen übrig lassen – durch die Ankopplung eines Backloaded-Horns lässt sich diese Scharte auswetzen. Zumindest theoretisch.

Hornmanufaktur Allegro - Prinzipzeichnung

Um wieder praktisch zu werden und auf die Hornmanufaktur Allegro zurückzukommen – ihr Basshorn weist eine Länge von zwei Metern auf, ist dreifach gefaltet und von hyperbolischer Geometrie. Die letzten beiden Punkte sind notwenige Tribute an die Praxis. Wäre es nicht gefaltet, sondern gerade, gäbe es garantiert Ärger mit der Frau (wenn sie nicht gerade ein Faible für raumgreifende Skulpturen besitzt). Und das Hyperbelförmige bezieht sich auf den Horn-Öffnungsverlauf vom Hals bis zum Mund: Das Horn weitet sich in den ersten 3/5teln seiner Länge recht wenig, in den letzten 2/5teln aber um so mehr – dergestalt lässt sich bei gegebener Gehäuseabmessung ein längeres Horn realisieren als es beispielsweise mit einem exponentiellen Hornverlauf möglich wäre. Und Länge ist bei einem Basshorn schon ein entscheidender Parameter. Die oben zu sehende Prinzipzeichnung zeigt übrigens das Vorgängermodell, nicht die aktuelle Allegro, deren Innenleben Herr Hüpfel nicht so gern veröffentlicht wissen möchte … Über andere Sachverhalte wird aber kein Mantel des Schweigens gezogen.

Weiter oben erwähnte ich bereits, dass das Horn für den nach vorne strahlenden Direktschall des Chassis wie ein Hochpass wirkt – nun bedarf es aber auch eines Tiefpasses für das Horn, welches sonst höhere Frequenzen abstrahlen würde als gewollt. Hierzu dient eine Vorkammer, die die Einspeisung solcher Frequenzanteile dämmt sowie Filz, welcher an definierten Stellen der Innenfläche und den Teilern des Horns angebracht wird.

Das Gehäuse der Allegro wird schichtweise aus MDF, Biegesperrholz und Bitumenplatten aufgebaut, was einer Minimierung von Resonanzerscheinungen dienlich sein soll. Diesem Zweck dienen aber auch die konstruktiven Maßnahmen und der Herstellungsprozess: Es wurde darauf geachtet, parallele Wände zu vermeiden, was die Ausbildung von stehenden Wellen erschwert. Zudem bringt der Tischler die Holzplatten zunächst mit hohem Druck in Form, um anschließend das Gehäuse unter Spannung zu verleimen. Hieraus ergibt sich eine Federwirkung, der Herr Hüpfel nachsagt, dass sie die Allegro gegen Anregungen von außen unempfindlich mache.

Hornmanufaktur - in der Tischlerei

Wer sich für die Hornmanufaktur Allegro entscheidet, der erwirbt ein Möbelstück. Das gilt allein schon für die Dimensionen dieses Lautsprecher, welche mit 125 x 40 x 47 cm (HxBxT) für ein Horn zwar noch vergleichsweise klein ausfallen … aber die Allegro verschwindet optisch auch nicht gerade in jedem Zimmer. Wozu auch? Wer dergleichen sucht, dürfte sich kaum für Hörner interessieren. Das gilt aber auch für – äh – den Appeal, den dieser Wandler verströmt. Irgendwie sieht man ihm an, dass er das Ergebnis solider Handwerkskunst eines Tischlers ist – und eben nicht im Dutzend vom Band fällt. Ein Umstand, der Freunden von Breitbändern und Hörnern wohl durchaus recht sein dürfte, kommt es doch deren eigener individueller Geschmacksnote durchaus zupass …

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Test: Hornmanufaktur Allegro | Standlautsprecher

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