Inhaltsverzeichnis
Doch nun: Musike! Und da ich gerade aufgrund des grauen Wetters in herrlichster Wintermelancholie stecke, krame ich einen verlässlichen Seelentröster heraus, nämlich das Album Let Go von Nada Surf, und füttere die Elacs zunächst mal mit der Ballade „Blonde on Blonde“.
Sanft gezupfte Gitarre zur linken, mit Paukenschlegeln geschlagene Becken, tiefe, verhallte Standtom – und dann der sehnsuchtsvolle Gesang von Matthew Caws, im Chorus ergänzt von einem reduzierten Schlagzeugspiel. Im Ersteindruck klar Daumen hoch, die Elac AM 150 produzieren ein durch die Bank sauberes Klangbild. Sieht man vom Tiefbasskeller ab, den ein Lautsprecher dieser Größe naturgemäß nicht mauern kann, ist von allem genug da. Die Toms kräftig-wuchtig, die Gitarre tonal sauber, der Gesang weder belegt noch irgendwie näselnd, die Becken – je nach Spielweise – dumpf grollend oder klar und spritzig. Tonal gefällt mir die kleine Elac bei unserem Erstkontakt ausnehmend gut, vor allem eingedenk des Preises, bei dem derlei ja nicht zwingend erwartet werden kann.
Na gut, dann ziehen wir die Daumenschrauben mal ein wenig an – und wenden uns dem Album mit der wohl hässlichsten Covergestaltung der neueren Musikgeschichte zu: Helmut Brandt’s Mainstream Orchestra Chez Pep. Ich darf das so sagen, denn ich habe an diesem Album mitgewirkt – als Toningenieur beim Mixdown. Was den Nachteil hat, dass das hier jetzt vielleicht etwas großspurig rüber kommt, allerdings für Hardware-Tests den großen Vorteil bietet, dass ich jeden Track dieses Albums bis zum völligen Irrsinn gehört habe, sicherlich mindestens 200mal, und somit in- und auswendig kenne.
Helmut Brandt (1931-2001) war für mich einer der ungewöhnlichsten Jazzmusiker in Deutschland. Fast 40 Jahre lang war er Mitglied der RIAS Big Band, zuletzt als deren Arrangeur. Bis kurz vor seinem Tode zelebrierte er in der rauchgeschwängerten „Aue“ in Wilmersdorf mindestens einen Auftritt pro Woche. Seine Arrangements waren komplex und voller versteckter Zitate und Anspielungen, sein berühmt-berüchtigtes Baritonsaxophon klapperte wie ein alter LKW, während er gleichzeitig mit dicken Froschbacken die süßesten Töne aus ihm herauspustete, seine Soli konnten richtig schwer rocken – und das vorliegende Album ist aus tontechnischer Sicht ein veritabler Brocken, denn die bis zu sechsstimmigen Bläsersätze verlangen von einer Wiedergabekette ein anständiges Maß an Auflösungsvermögen, will der geneigte Hörer sie entwirren.
Die 6/8-Jazzballade „Otti Olsen“ besteht aus einem stetigen Wechsel von vierstimmigen, choralartigen Bläsersätzen und Solostimmen: hierbei zunächst Helmut Brandt an der Klarinette, dann Eddie Hayes am Flügelhorn und dann wieder Brandt am Baritonsax. Wie kriegt die Elac AM 150 das hin? Der Ersteindruck bestätigt sich. Tonal spielt die Elac über weite Strecken mehr als erwachsen. Jedes der Blasinstrumente klingt für sich genommen natürlich und stimmig, auffallende Lücken oder Brüche im Frequenzgang sind nicht auszumachen. Die Klarinetten schmelzend-zärtlich, das mit leichtem Hall versehene Flügelhorn geradezu fluffig und das Baritonsax scheppert wie das Lachen einer alternden, aber sehr charmanten Diva. Einzig die Höhen (hier: Becken) könnten für meinen Geschmack ein klitzekleines bisschen mehr Glanz vertragen.
Ist aber vielleicht auch eine Gewöhnungssache, denn wir haben das Album „damals“ – 1995 – ohne den Einsatz von Hochton-pushenden Aural Excitern oder anderem Teufelszeug gemischt, das möchte ich jetzt noch nicht den Elacs zuschreiben. Vom Tonalen her gesehen bleibt der bereits zuvor gereckte Daumen an seiner Position. Sehr schön, sehr reif, was die Elac diesbezüglich aus dem angebotenen Material macht – andererseits sollte das im Idealfall auch so sein, denn wo kann man Amp und Lautsprecher schon besser aufeinander abstimmen als in einer Aktivbox?
Im Bereich der Feinauflösung hingegen haben die AM 150 etwas Mühe. Vier Instrumente, die annähernd im selben Frequenzband spielen, sauber auseinanderzuklamüsern, ist natürlich auch so eine Sache. So realistisch und sauber die Solo-Instrumente allein klingen, so insgesamt harmonisch auch die Choralpassagen sich „en bloc“ anhören – es ist festzustellen, dass eine ganz blitzsaubere Trennung der Instrumente im Zusammenspiel – sowohl in tonaler, als auch in räumlicher Hinsicht – nicht immer gelingt. Ich wechsele mal auf die in derselben Preisklasse spielende Kombi aus Trends Audio TA 10.2 SE und Nubert nuBox101 – natürlich solo und ohne Subwoofer. Was passiert? Es gehen zunächst einige Gramm Bass verloren, da kann die Elac ab Werk ganz klar mehr. Gleichzeitig scheint sich aber auch der Raum zu verbreitern, sowohl was die allgemeine Ausdehnung Raumes, als auch bezüglich der Positionierung der Instrumente und des Platzes, den jedes Instrument um sich herum als „freie Fläche“ hat. Die Kombi Trends & Nubert hat also an dieser Stelle weniger Schubkraft im Bass und scheint im Gegenzug eine etwas präzisere, räumlich weniger „dicht gepackte“ Darbietung hinzubekommen. Trotzdem auch angenehm, wieder auf die Elac umzuschalten, denn sie wirft im Bass und den unteren Mitten halt etwas mehr „Gewicht“ in die Waagschale.
Test: Elac AM 150 | Aktivlautsprecher, Kompaktlautsprecher