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Technik Dynaudio Focus 110 A

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Technik Dynaudio Focus 110 A

Dynaudio Focus 110 A

Dynaudio pflegt eine gewisse anti-modernen Eigenheit, die man mit Insourcing bezeichnen könnte, was soweit geht, dass sogar Produktbroschüren und ähnliches inhouse hergestellt werden. In Zeiten, in denen das „Out“ regiert, keine ganz unsympathische Haltung. Natürlich gilt dies auch und gerade für die Lautsprecher selbst: Seien’s die Chassis, das Gehäuse oder die Elektronik – hier wird alles noch selbst entwickelt und produziert.

„Typisch Dynaudio“, lässt sich schon beim ersten Blick auf die Focus 110 A sagen, fällt doch sofort deren charakteristische Bestückung mit einer Hochton-Gewebekalotte und einem Bass-/Mittenton-Treiber auf, in dessen Mitte ein ungewöhnlich großer „Dome“ (wie der Hersteller sich ausdrückt) sitzt.

Dynaudio Focus 110 A: Bass-/Mitten-Treiber

„Staubschutzkappe“ könne man dies nicht nennen, so Dynaudio, denn eine solche werde üblicherweise mit der eigentlichen Membran verklebt – und diese Klebestelle wie auch der Materialübergang als solcher (von der Membran zur Kappe) könnten klanglich unerwünschte Ergebnisse hervorbringen. Deshalb wird bei den Dänen die Membran – inklusive Dome – aus einem Stück geformt und damit ist man das „Übergangsproblem“ los. Der Dome weist den großen Durchmesser (7,5 cm) übrigens nicht nur deshalb auf, weil die dahinterliegende Schwingspule des Antriebs nun mal größer als normal ausfällt, sondern auch, weil Dynaudio damit das Abstrahlverhalten der Membran je Frequenzbereich optimieren will: Während für die mittleren Lagen nämlich primär die „Kalotte im Konus“ zuständig sei, agiere im Bassbereich die gesamte Fläche.

Dynaudio Focus 110 A - Bass-/Mitten-Chassis

Als Membranmaterial kommt ein Verbundwerkstoff namens Magnesium Silikat Polymer (MSP) zum Einsatz – Dynaudios Versuch, die drei Anforderungen gute Dämpfung, geringes Gewicht und hohe Verwindungssteifheit unter einen Hut zu bringen. Warum nun aber der Schwingspulendurchmesser der Focus 110 A derart üppig ausfällt, erklärt der zuständige Produktmanager Herr Hoffmann so:

„Dynaudio verwendet hier, wie bei fast allen Dynaudio Tief-/Mitteltönern, das so genannte Center Magnet System: Der Magnet befindet sich innen, die Spule außen. So kann ein großes und sehr gleichmäßiges Magnetfeld genutzt werden. Auch die Temperaturkonstanz ist durch diese Außenfläche wesentlich besser. Normalerweise würde ein derart großer Spulendurchmesser eine sehr schwere, träge Spule ergeben, aber: Bei jedem Dynaudio Lautsprecher sind die Schwingspulen aus reinem Aluminium(-draht) gewickelt. Im Vergleich zum sonst üblichen, schweren Kupfer können extrem leichte Schwingspulen mit ungewöhnlich großem Durchmesser realisiert werden. So kann zum Beispiel durch die Verwendung von Aluminium der Schwingspulendurchmesser eines Tieftöners fast doppelt so groß ausfallen, ohne das Gewicht zu erhöhen. Die Vorteile sind eine ideale Kraft- bzw. Bewegungsübertragung von der Spule auf die Membran, d.h. die Membranbewegung wird wesentlich besser kontrolliert – die Auslenkung folgt exakt und präzise dem Musiksignal des Verstärkers.“

In den oberen Lagen – ab 1.300 Hz – spielt dann die Kalotte auf, deren beschichtetes Gewebe derart dünn ist, dass man hindurchschauen kann. Zwecks besseren Wärmeabtransports, zur Dämpfung unerwünschter Resonanzen und zur Absenkung der Resonanzfrequenz des Chassis (wodurch man es tiefer starten lassen kann) wird der Hochtöner übrigens Ferrofluid-gekühlt. Für die genannten Vorteile nähme man die längere Einspielzeit und den etwas geringeren Wirkungsgrad des Chassis – die Nebenwirkungen der magnetischen Flüssigkeit – gerne in Kauf, so der Hersteller.

Dynaudio Focus 110 A - der Gewebehochtöner

Das Gehäuse der Dynaudio Focus 110 A besteht aus 18mm starken MDF-Platten, welche, nebenbei bemerkt, auch innen furniert wurden, damit es auf längere Sicht nicht zu einem einseitigen Verziehen der Flächen kommen kann. Im Innern lässt sich eine Verstrebung finden, welche Gehäuseresonanzen das Leben schwerer machen soll, und auch an Details wie zusätzliche Bedämpfungsplatten an den Seitenflanken wurde gedacht. Dass sich das Gehäuse nach hinten hin verjüngt, haben stehende Wellen auch nicht so gern …

Dynaudio Focus 110 A - nach hinten hin verjüngt sich das Gehäuse

Die Verarbeitung darf als erstklassig durchgehen. Als kleinen Makel empfinde ich lediglich, dass die Chassis, wie auch der integrierte Amp, nur mit Spax-Schrauben ins MDF verschraubt wurden. Eine Lösung mit Metall-Gewindeaufnahmen ist da schon etwas solider. Also: Bei der Quartalsinspektion nicht zu fest die Chassisschrauben nachziehen, sonst drehen die wohlmöglich durch. Sie schrauben eh nie? Na denn …

Zugang zum Verstärker und der Aktivweiche bekommt man von hinten, und nimmt man das Modul heraus, schaut’s so aus:

Dynaudio Focus 110 A: die Aktiv-Elektronik

Dynaudio Focus 110 A - Detail Platine

Wie man sieht, ist die Platine überwiegend SMD-bestückt, was natürlich angesichts der räumlichen Enge im Gehäuse keine schlechte Idee ist – so lässt sich kleiner bauen. Herr Hoffmann verspricht sich aber auch Vorteile durch die damit einhergehende Signalwegverkürzung, zudem seien diese Bauteile auch weniger Mikrofonie-empfindlich. Das sollten sie vielleicht auch sein, schließlich können sie im Innern der Focus 110 A reichlich „Druckluft“ abbekommen. Und abgekapselt untergebracht in einem separaten Fach ist die Elektronik bei der Dynaudio Focus ja eben nicht.

Die beiden mit je 50 Watt Dauerleistung spezifizierten Amps – es sind zwei, denn die Frequenzen werden bei der Aktivtechnik vor der Verstärkung getrennt, ergo braucht’s pro Frequenzbereich einen eigenen Verstärker -, werden gemeinsam von einem handtellergroßen Ringkerntrafo versorgt. Zweimalfünfzig klingt nun nicht gewaltig, sollte aber reichen, auch aufgrund des prinzipbedingt höheren Wirkungsgrades aktiver Lautsprecher: Durch eine mehr oder minder verlustbehaftete passive Weiche muss das verstärkte Signal eben nicht mehr hindurch. Lediglich knapp 30cm Kabel trennen den Endstufenausgang vom Chassisanschluss.

Dynaudio Focus 110 A - Chassis-Detail

Es handelt sich übrigens keinesfalls um einen Class-D- Verstärker, wie man vermuten könnte, sondern um „konventionelle“ Class-AB Technik. Was man auch merkt, denn die Kühlrippe ist beileibe nicht allein zur Zierde da: Fordert man die Focus 110 A über einen längeren Zeitraum, wird das Ding gehörig warm.

Dynaudio Focus 110 A - das Anschlussterminal

Gewisse Praxisvorteile bietet die aktive Dynaudio Focus dadurch, dass am Terminal leichte Anpassungen am Frequenzgang vorgenommen werden können. Der Hochton lässt sich um je ein Dezibel lauter oder leiser stellen und beim Bass sind’s jeweils zwei. Dass man den Mittenbereich um bis zu 4 dB absenken kann (anheben geht nicht), dürfte ein Erbe aus dem Studio sein, in welchen zwischen Hörer und Abhörmonitor häufig ein großes Mischpult steht – und Reflexionen an solch einer Fläche können sich in tonalen Unebenheiten gerade auch im Mittelton bemerkbar machen. Nun, wer die Kleine auf einen Tisch oder ein Sideboard o.ä. zu stellen gedenkt, wird diese Option vielleicht nützlich finden. Insgesamt wird jedenfalls etwas tonale Flexibilität geboten, was angesichts unterschiedlicher Raumakustiken, Aufstellungsarten und Hörgeschmäcker sinnvoll scheint. Ansonsten gibt es hinten nicht mehr viel zu entdecken: Wer einen Subwoofer mit ins Spiel bringen möchte, lässt die Focus 110 A per Schalter erst ab 60 oder 80 Hz spielen, und wer eine (für die Focus) zu laute oder zu leise Hochpegelquelle besitzt, kann die Eingangsempfindlichkeit um 4 dB senken oder um 10 dB anheben. Anschluss findet man mit einem Cinchstecker, einen symmetrischen Eingang gibt es hingegen nicht. Wir sind ja auch nicht im Studio. Na dann ab ins Wohnzimmer …

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Test: Dynaudio Focus 110 A | Aktivlautsprecher, Kompaktlautsprecher

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