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Diapason Adamantes – klangliche Erfahrungen

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Diapason Adamantes - klangliche Erfahrungen

Diapason Adamantes

Die Diapason Adamantes ist ein Kleinod. Im dreifachen Sinn: sie ist klein, sie hat ihren Preis – aber sie versteht es eben auch, akustisch zu glänzen. Damit die Rechnung aufgeht, sind freilich ein paar Nebenbedingungen zu beachten:

Räume, die wesentlich mehr als sagen wir einmal fünfundzwanzig Quadratmeter umfassen, sind nicht gerade die ureigene Domäne der Adamantes.

Für Partys besorgen Sie sich besser einen Zweitlautsprecher – richtig Druck und Pegel kann sie nicht machen.

Sie können darauf verzichten, Kesselpauken oder meterlange Orgelpfeifen physisch 1:1 im Wohnzimmer auferstehen zu lassen. Tiefbass (im eigentlichen Sinn) ade.

Genannte Einschränkungen gelten für (fast) alle Kompaktlautsprecher dieser Größe und überraschen daher kaum. Klar ist jedoch, dass es zum Gegenwert der Diapason ausgewachsene Standlautsprecher – aber auch Kompaktboxen, in der Regel dann meist größere Modelle wie beispielsweise die schon getestete Harbeth Super HL 5 – gibt, die in Sachen Bass und Pegelfestigkeit deutlich mehr können; allerdings weiß das derjenige, der sich für kleine, highendige Kompaktlautsprecher interessiert, sowieso schon – ihm sind andere Dinge wichtiger. Nun, diese Preziose hier kann so einige andere Dinge:

Diapason mit Schutzgitter
Diapason mit Schutzgitter

Das erste, was man an diesen Boxen loben muss, ist, dass die Musik nicht aus den Boxen zu kommen scheint, sondern geradezu auffällig frei im Raum „hängt“. Die Rede vom akustischen Verschwinden des Lautsprechers – hier passt sie (näherungsweise) tatsächlich. Ein guter Gradmesser hierfür ist die Feingliedrigkeit der Links/Rechts-Verteilung einzelner Klänge: Eine auf der Aufnahme sauber mittig abgemischte Stimme oder ein Instrument kriegen fast alle Wandler korrekt positioniert – und auch auf den ersten circa 25% der Wegstrecke zwischen der Mitte und linkem/rechtem Lautsprecher werden einzelne Klänge, die sich dort so tummeln, meist recht akkurat platziert.

Optionaler Ständer der Adamantes
Optionaler Ständer der Adamantes

Die Schwierigkeiten fangen nach meinem Dafürhalten auf den letzten Vierteln Richtung Rand an – die Klangereignisse bekommen Schlagseite, so als würde ein kleiner Magnet sie Richtung Box ziehen. Und je näher sie beim Lautsprecher platziert sein sollten, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie genau aus dem Lautsprecher kommen. Einem solchen – naja, ächz: „Positionierungsmagnetismus“ – schiebt die Diapason Adamantes einen Riegel vor. Sie weiß zwischen weit links und ganz links sauber zu unterscheiden, sie besitzt auch an den Rändern der virtuellen Bühne ein feinstufiges Raster, da klebt nichts an der Box fest.

Diapason Adamantes - Detail

Die Freiheit der Abbildung und die Eindeutigkeit in Sachen Lokalisationsschärfe zeigen sich auch bei der Vorn/Hinten-Staffelung. Die Diapason versteht sich darauf – wenn es sein muss und die Aufnahme es hergibt -, den Raum weit überdurchschnittlich tief auszuleuchten. Und dies halt auch dort, wo andere Wandler schon mal Probleme bekommen – eben wiederum an den Rändern. Die Italienerin kann ein Instrument plastisch und klar umrissen in die Ecke hinter sich stellen. Es tönt an diesem Ort nicht nach der Manier „irgendwie leiser, also soll das wohl weiter weg bedeuten, aber eigentlich hängt es doch an der Membran“ – sondern eindeutig positioniert. Und derart eindeutig können das wirklich nicht viele Lautsprecher.

Bassreflexöffnung der Adamantes
Bassreflexöffnung – Außenansicht

Was die Diapason bühnentechnisch aufzieht, ist also mehr als erstaunlich: Sie eröffnet ein hochtransparentes Panorama zur Musik, in dem die einzelnen Klänge äußerst akkurat abgebildet werden – und gleichzeitig wirken Stimmen und Instrumente dabei immer sehr natürlich und körperlich, und nicht etwa rechtwinklig/scharfkantig. Die Raumabbildung ist wahrlich eine Stärke dieses Lautsprechers. Wie sehr dies gilt, zeigten mir Vergleiche mit meiner Thiel SCS4, die als echte Benchmark in Sachen Bühnenabbildung gelten darf – und das auch deutlich über ihre Preisklasse hinaus, sie liegt bei 2.200 Euro/Paar. Nun kann man zwar sagen, ein Lautsprecher, der fast doppelt so viel kostet, sollte bitteschön auch mehr können – richtig. Aber das ist nicht immer der Fall, und wenn doch, bliebe noch die Frage: in welcher Hinsicht? Dass die Thiel jedenfalls auf eigenem Feld, nämlich der akkuraten Raumabbildung, von der Diapason – man muss es schon so sagen – deutlich gezeigt bekommt, was „noch geht“, das hat mich einigermaßen überrascht.

Innenansicht Bassreflexkanal
Bassreflexkanal – Innenansicht

Die tonale Balance der Diapason Adamantes ist ausgeglichen – mit kleiner, aber bemerkbarer Tendenz zur leichteren Seite. Das Wort „hell“ vermeide ich bewusst, weil ich befürchte, dies wird mir zu sehr in Richtung „ein Schluss mehr im Präsenz-/Hochtonbereich“ interpretiert – und das trifft’s nicht. Kleines Gedankenexperiment: Stellen Sie sich einen neutralen Lautsprecher vor, einen, der von 16 Hz – 20 kHz reicht und keinen bestimmten Bereich betont – subtrahieren hiervon die untersten zwei Oktaven, lassen von Tricksereien am Oberbass- und Grundton-Bereich aber hübsch die Finger, legen dort also keine Schippe „zum Ausgleich“ drauf. Das ist’s so ungefähr was ich mit „leicht“ meine. Soviel zur Gesamtperspektive.

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Test: Diapason Adamantes | Kompaktlautsprecher

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