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„Des Besitzers Stolz ist des Testers Fluch“, könnte man über den HIFIAkademie-Player sagen. Die Aussage bezieht sich auf das DSP-Modul, welches in ihm steckt. Die ganze Zeit über hat es mich gehörig in den Fingern gejuckt, denn: Jede Anlagenkonstellation, jeder Raum – ja, jede Aufnahme! – besitzt einen eigenen Fingerabdruck und eben auch Stellen, die nicht so 100%ig überzeugen. Sollte ich den Hochton nicht etwas glänzender gestalten oder doch eher bremsen, den Bass entschlacken oder voller tönen lassen, die Mitten anmachender spielen lassen oder doch eher weniger forcieren …? Vielleicht werden dies Plattenspieler-Freunde mit ausgebauter VTA-Neurose gut nachvollziehen können: Doch noch einen halben Millimeter hinten hoch? Oder wäre das zu viel?
Nur, dass bei diesem CD-Player die Eingriffe wesentlich bequemer vorzunehmen sind, treffsicherer ausgeführt werden können und ein größerer Hebel zur Verfügung steht. Wenn ich aus irgendwelchen Gründen meine, der Bass müsse ab 60 Hz steilflankig abfallen, dann kann ich das innerhalb von einer Minute realisieren. Und vor allem kann ich das, während das gleiche Stück Musik weiter spielt! A/B-Vergleiche im Sekundentakt! Vom Sofa aus! Mit dem Laptop aufm Schoß! Ah, hier könnte man doch noch ein halbes dB Zugabe geben, mal hören! Sie ahnen das Problem …? Zu Vergleichszwecken und um zu einer klanglichen Einschätzung des HIFIAkademie Players zu kommen, musste ich das DSP-Modul natürlich in der Linearstellung (Ein- und Ausgangsdaten des DSP sind so dieselben) belassen, und das ist schon ein wenig so, als würde man einem Vierjährigen sein neues Lieblingsspielzeug aus der Hand rupfen. Nein, Sie brauchen mir jetzt keine Trostmails zu schreiben. Ich bin auch so ohne größere Schäden drüber hinweggekommen, er spielt nämlich auch ohne DSP sehr anständig, der akademische cdPlayer.
Unterm Strich sind’s vielleicht drei Dinge, die Herrn Reiths Player auszeichnen: Er machet ‘nen klasse Raum, er gehört zur hochauflösenden Spezies, insbesondere die oberen Oktaven betreffend – und er besitzt, tonal betrachtet, eine kleine Tendenz, die man mit „eher sportiv / entschlackt / schlank im Grundton“ bezeichnen kann. Doch gibt es Interdependenzen zwischen diesen drei Dingen, streng genommen kann man sie gar nicht „nur für sich betrachtet“ darstellen, glaube ich. Warum?
Ein Beispiel: Ich betreibe den HIFIAkademie-Spieler als DA-Wandler (Sie erinnern sich, das kann man ja), versorge ihn also via NAS-Server und Sqeezebox mit einem unkomprimierten Audiostream und vergleiche das Ergebnis mit dem, was DA-Wandler wie Benchmark DAC1 USB (um 1.400 Euro) und Aqvox USB2DA (1.000 Euro) so zu bieten haben …
Es läuft Mr. Somewhere von This Mortal Coil, und ich liebe den Reith’schen cdPlayer dafür, wie luftig und offen er dieses Stück präsentiert, wie er die Gitarre perlen lässt und vor allem dafür, wie er die Stimme in den Raum geradezu hineinmeißelt: „Genau dort und nirgendwo anders, zum anfassen“, möchte man sagen. Doch ein klein wenig mehr Brust könnte ihr auch nicht schaden … Die bekomme ich dann über den Benchmark geliefert, voller stellt dieser den Gesang dar und auch die Gitarre besitzt mehr Substanz. Doch gleichzeitig stehen das Instrument und die Stimme nicht mehr „so nackt“ im Raum, nicht mehr sooo genau verortet und plastisch-greifbar. Ja, natürlich sind das Nuancen, aber der Benchmark ist, relativ gesehen, schon der tonal satter und voller aufspielende Wandler, aber auch der etwas weniger aufgeräumte, etwas unklarer und weniger luftig tönende. Geschmackssache – aber eine, die ich (u.a.) auf den etwas schlanker gehaltenen Grundtonbereich des Akademie-Players zurückführe, denn zum einen zeigt sich Ähnliches auch bei anderen Vergleichen immer wieder und zum anderen: Schätzen Sie mal, was passiert, wenn ich den Grundton via DSP ein wenig auspolstere?
Der cdPlayer spielt voller – richtig. Aber es geht auch ein wenig von der Luftigkeit und dem crispen Charme verloren – und die vormals frappierende Transparenz der Bühne trübt sich mit höherem „Auspolsterungsausmaß“ ein wenig ein. Psychoakustik?! Nun, bei einem Spiel mit so vielen Variablen, wie „Hören“ eines ist, lässt sich eben nicht solo an einer bestimmten Stelle etwas drehen, ohne dass an einer (vermeintlich) unerwarteten anderen ebenfalls etwas passiert.
Und was macht der Aqvox USB2DA? Nun, der wandelt sicheren Fußes zwischen HIFIAkademie und Benchmark und darf daher (bei diesem Stück) als der Ausgewogenste gelten.
Auffällig ist dabei, dass, während der Aqvox sein Spiel von der Grundlinie der Boxen aus betreibt, die HIFIAkademie die Show einen kleinen Schritt weiter vorn beginnen lässt. Wiederum Geschmackssache, wem hier was besser gefällt.
Als frühes Zwischenfazit kann jedenfalls festgehalten werden: Wird der HIFIAkademie-Player als DA-Wander betrieben (oder: betreibt man den DA-Wandler der HIFIAkademie, der ja mit den cdPlayer baugleich ist, nur eben kein Laufwerk besitzt), so muss er sich vor von zu recht gut beleumundeten Marken seiner Preisklasse wie Benchmark und Aqvox keineswegs verstecken. Alle drei tönen ein wenig anders, welchem klanglich der Vorzug gegeben wird, liegt in erster Linie am eigenen Geschmack, an der Kette, an der Musik, usw. Ich finde, das ist gar nicht so übel für ein „Zusatzfeature“ (eben als DA-Wandler dienen zu können) eines CD-Spielers, oder? Man kann mit ihm aber auch CDs abspielen …
Test: HIFIAkademie cdPlayer | CD-Player