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Die Blumenhofer Genuin FS 3 ist 26 cm breit, 42 cm tief und 99 cm hoch, wobei hier schon die langen Spikes mitgezählt werden – es handelt sich also um eine mittelgroße und, fragt man meine Freundin, „superschöne“ Box. Für ihre Größe wiegt sie recht viel, nämlich 35 kg. Hier schlägt sich unter anderem die durchgehende Verwendung von 25 mm starken Birkemultiplex-Platten für den Gehäuseaufbau nieder.
Fit & Finish sind standesgemäß erstklassig – die Spaltmaße stimmen, nichts wackelt und das Gehäuse verströmt einen dezenten Tischlerhandwerks-Charme. Vielleicht liegt das an der grundsätzlichen Solidität oder den – CNC sei Dank – perfekt ausgeführten Anfasungen der Kanten, die die Schichtstruktur des Materials offenbaren …
… oder auch an dem Umstand, dass sich geölte Holzflächen einfach sympathischer anfassen als lackierte. Jedenfalls kann man die Genuin FS 3 sowohl als Lautsprecher wie auch als feines Möbelstück ansehen, wie ich finde.
Lobend zu erwähnen ist auch die Dreipunktlagerung mit zwei von oben zugänglichen, hinteren Spikes – da hat sich mal jemand übers Handling Gedanken gemacht, bevor er die Spikes drunter schraubte. Was – sorry – beim Bi-Wiring-Terminal offensichtlich nicht der Fall war – oder warum wurden die Dinger so eng beieinander montiert? Zwischen dem High- und dem Low-Anschluss ist freilich mehr Platz vorhanden, und das aus einem bestimmten Grund:
Steckt der Brückenstecker in den Buchsen, ist die eingebaute Impedanzkorrektur aktiviert. Sie glättet im Frequenzübergangsbereich der Chassis, der bei 1.200 Hz liegt, den Widerstandsverlauf, was sich insbesondere bei Röhrenverstärkern – je nach Gusto und Modell – klanglich positiv bemerkbar machen kann. Ein auf der Weiche befindliches RLC-Glied übernimmt diesen Glättungsjob.
Die Frequenzweiche findet übrigens in einer getrennten Kammer unter dem Bassvolumen Platz und ist damit vorm rückwärtigen Schall des Bass-Mitteltöners gefeit – Schutz vor Mikrofonieeffekten sagt man dieser Maßnahme nach.
Die Weiche wird in Freiluftverdrahtung auf einem MDF-Brettchen aufgebaut und trennt die beiden Treiber der Genuin mit 12 dB/Oktave bei besagten 1,2 kHz.
Der 8-Zöller – ein in Zusammenarbeit mit dem Ulmer Hersteller ATE (www.a-t-e.de) entwickeltes Modell, dessen Highlight die patentierte Sandwichmembran aus zwei Lagen Papier mit einer Schicht Hartschaum dazwischen sein dürfte – spielt auf ein 35-Liter-Volumen, das, wie schon erwähnt, über Bassreflex mit der Außenwelt kommuniziert. Die oben angedeutete Besonderheit des Reflexkanals liegt nun nicht so sehr darin, dass er viereckig statt rund ausschaut, sondern dass die Reflexöffnung als Horn – oder nennen wir es zutreffender „Hörnchen“ – konzipiert ist.
Der „eigentliche“ Reflexkanal – der ein konstant verlaufendes Seitenverhältnis (von circa 6 x 5 Zentimetern) aufweist – liegt nämlich fünf Zentimeter hinter der Front, von dort aus weitet sich ein kleiner Trichter bis zur Schallwand auf 15,5 x 5 Zentimeter. Der Zweck der Übung bestehe darin „eine bessere Luftankopplung zu erzielen, ohne lästige Strömungsgeräusche ins Klangbild zu tragen“. Ein „Hornmund“ von knapp 80 cm² wird Horn-Freunde zwar nun nicht übermäßig beeindrucken, aber interessant ist‘s schon, dass man diese Maßnahmen für so wichtig hält und die besonders geformte Bassreflexöffnung nach eigenen Vorstellungen manuell aus MDF-Platten hergestellt – statt einfach im Intertechnik-Katalog nach ‘nem passenden Rohrstück zu suchen.
So schaut die Bassreflexöffnung der Genuin FS 3 aus
Über Details zum Aufbau des Hochtonhorns schweigt sich der Hersteller – leider – beharrlich aus. Mehr, als dass ein Druckkammertreiber mit 1-Zoll-Titanmembran in ein Horn spielt, welches im Try & Error-Verfahren entwickelt und klanglich optimiert wurde, lässt sich ihm nicht entlocken. Interessiertes Nachfragen wird mit dem Stoppschild „Firmengeheimnis“ abgeblockt. Aber nun, mir soll’s auch Recht sein, spannender als die Technik ist sowieso das, was vorne rauskommt …
Test: Blumenhofer Genuin FS 3 | Standlautsprecher