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Schaut man sich die beiden Kandidaten von hinten an, sieht man hübsch spiegelbildlich angeordnete, hochwertige Buchsen, was einen gleich mutmaßen lässt: Doppelmono-Aufbau. Und damit liegt man ganz richtig, sieht man einmal von der Stromversorgung ab.
Die Vorstufe K-5xeMP bietet vier Hochpegelquellen Anschluss: zwei symmetrischen und zwei unsymmetrischen. Ferner sind ein Tape-Out sowie zwei Pre-Outs (XLR/Cinch) vorhanden. Jeder Hochpegeleingang kann übrigens als „Prozessor Pass-Through“-Input definiert werden, dann umgeht das Signal die Lautstärkeregelung (und des Homecinema-Freundes AV-Receiver übernimmt den Job). Schallplattenhörer müssen auf externe Lösungen setzen, aber das machen sie in dieser Preisklasse sowieso häufig.
Die Ayre-Endstufe V-5xe lässt sich symmetrisch wie unsymmetrisch ansteuern und besitzt eine (symmetrische) „Link“-Buchse, über die ein zweites Exemplar angeleint werden kann, falls jemand Bi-Amping-Ambitionen besitzt. Und dann sind da noch diese Cardas-Lautsprecherterminals, die ich persönlich sehr mag, allein schon wegen des einfachen Handlings, des hohen Anpressdrucks und meines Faibles für Kabelschuhe – welches der potentielle Ayre-Kunde freilich ebenfalls besitzen sollte, denn mit Bananas wird das hier nix. Ein super designtes Terminal, aber auch ein recht „eigensinniges“.
Zur Entwicklungsphilosophie bei Ayre Acoustics gehören einige allgemeine Überlegungen, die quer übers Produktprogramm ihren Niederschlag gefunden haben – so auch in der Vor/End-Kombination K-5xeMP/V-5xe. Dazu gehört beispielsweise eine starke Präferenz zur Verwendung diskreter Bauteile statt integrierter Schaltungen. Charles Hansen hat ICs einmal mit Backmischungen verglichen, sinngemäß ungefähr so: Mit einer Fertigmischung geht es zwar schnell, kostet nicht viel und schmeckt ganz gut. Hat man aber das richtige Rezept zur der Hand und greift auf Einzelzutaten zurück, wird der Kuchen besser munden, wenngleich man dafür auch längere Zeit in der Küche verbringen muss. Mit Einzelzutaten besitzt man mehr Freiheiten bei der geschmacklichen Abstimmung als mit Fertigware. Klingt plausibel.
„Zutaten“ des Ayre Vorverstärkers K-5xeMP …
Insbesondere den Einsatz der Backmischung „Operationsverstärker“ lehnt Herr Hansen ab, allein schon deshalb, weil solche Bausteine nicht sinnvoll in Verstärkern ohne Über-alles-Gegenkopplung einsetzbar seien. Und der Verzicht auf globales Feedback ist ein weiteres Charakteristikum von Ayre-Verstärkern, wie auch eine konsequent symmetrische Signalführung zum Konzept gehört. Zum Warum, Weshalb, Wieso der beiden zuletzt genannten Punkte wurde schon im Rahmen des Tests des Vollverstärkers Ayre AX-7e einiges gesagt, weshalb es hier nicht wiederholt zu werden braucht. Dies gilt auch für die Trafofrage: „Warum eigentlich kein Ringkern?“, zu der Philipp Krauspenhaar vom deutschen Ayre-Vertrieb Sun Audio an genannter Stelle schon mancherlei ausgeführt hat.
… sowie die der Endstufe V-5xe
Apropos: Von der Stromversorgungsdimensionierung her betrachtet kommt die Vorstufe K-5xeMP auf die gleichen Werte wie der seinerzeit getestete Integrierte: Ein EI-Trafo vom Hersteller Mercury Magnetics (welcher übrigens auch Übertrager für Fender- und Marshall-Gitarrenverstärker wickelt) der 400-VA-Leistungsklasse und je Kanal 36.000 Mikrofarad Siebung. Zur Filterung hochfrequenter Störungen aus dem Stromnetz setzt man einen sogenannten „Ayre-Conditioner“ ein, eine Spule ohne – das sei die Besonderheit – Ferritkern (siehe nebenstehend). Ein solcher magnetisiert sich nämlich über die Zeit hinweg, was nach Hansens Überzeugung dem Klang abträglich sei, er bekomme dann eine glasige-harte Note und sei dynamisch leicht eingeschnürt. Übrigens: Besitzer des Vorgängermodells Ayre K-5xe wird seitens Sun Audio ein „MP“-Upgrade angeboten: „Dabei werden – neben einem runden Dutzend Metallfilmwiderstände – vor allem die Ausgangsstufen geändert. Die bisherigen bipolaren Transistoren werden durch acht selektierte, komplementäre Sperrschicht-Feldeffekt-Transistoren (J-FETs) ersetzt. Diese klanglich vorteilhafte Technologie wurde vom 19.800 Euro teuren Referenz-Vorverstärker Ayre KX-R übernommen. Preis für dieses lohnenswerte Update inklusive drei Stunden Arbeitszeit: 380 Euro.“ Was indirekt klärt, womit die maximale Performance dieses überarbeiteten Ayre-Vorverstärkers erreicht werden soll …
Feldeffekt-Transistoren finden sich auch in der Eingangsstufe des Ayre-Endverstärkers V-5xe – man betont deren hohe Impedanz von 100 kOhm, welche den zuspielenden Vorverstärker kaum fordere –, während man in der Ausgangsstufe je Kanal auf insgesamt 16 bipolare Transistoren setzt (siehe Bild oben), von denen jeder bis zu 200 Watt leisten soll. Sinn der Überdimensionierung der Ausgangsstufe – die Nennleistung des Verstärkers wird mit 2 x 150 Watt an 8 Ohm angegeben – sei es, dass sie auch bei schwierigen Lasten und/oder hoher Leistungsabgabe nur gering beansprucht wird, dergleichen also quasi mit links bewältigt; in dem Zusammenhang schade es freilich auch nicht, so der deutsche Vertrieb, ein nicht gerade eben schmalbrüstiges Netzteil mit einem 12-kg-Klotz von Trafo (1.200 VA) verbaut zu haben.
Und natürlich steht auf dem Rezeptzettel wie schon beim Vorverstärker: „Ayre-Conditioning“ zur Störungsunterdrückung, Doppelmonoaufbau hinterm Trafo, vollsymmetrisches Schaltungsdesign, keine Über-alles-Gegenkopplung und möglichst hochwertige, diskrete Einzelbausteine. Die Zutatenliste klingt gut – hoffentlich schmeckt der Kuchen jetzt auch.
Test: Ayre K-5xeMP und Ayre V-5xe | Vor-End-Kombi