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Klangliches zum Audiomat-Röhrenamp

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Klangliches zum Audiomat-Röhrenamp

Ich schreibe diese Rezension Anfang März 2011. Laut Kalender ist der Winter jetzt offiziell vorbei. Auch wenn dieser „Frühling“ noch mit angezogener Handbremse fährt (aktuelle Außentemperatur -2°C) kommt angesichts des schönen Sonnenscheins erste Frühlingsgefühle auf.

Audiomat Aperge

Das soll unterstrichen werden durch einen Song aus der Rubrik „Peinlichste Lieblingslieder“, nämlich Robbie Williams‘ „Feel“. So, jetzt ist es raus. Ich mag das Lied. Ein supersimples, aber umso effektiveres Klavier-Intro (wer’s nachspielen will: D als Grundton und dann abwechselnd d-moll, a-moll, d-moll und G-Dur erste Robbie WilliamsUmkehrung in der rechten Hand). Dazu ein schön punktiert geschüttelter Shaker – und dann knödelt Robbie los: „Come on hold my hand“ – herrlich! Und als er sich dann zum ersten „And I just wanna feel“ aufschwingt, lässt der Arpège aber sowas von die Sonne aufgehen! Alle Wetter! Der an dieser Stelle erstmals einsetzende Bass (ist’s ein synthetischer? Ich glaube, ja) steht lupenrein im Raum. Die Streicher fächern sich breit auf und füllen das Wohnzimmer bis in alle Ecken aus, ein wirklicher und echter Gänsehautmoment. Als dann das Schlagzeug einsetzt und der Bass richtig loslegt, fängt der Song an zu grooven, und zwar mit einer unglaublichen Leichtigkeit und Schlackenlosigkeit. Uff. Schöner Einstieg! Das müssen wir jetzt aber nochmal kurz zurückspulen und etwas präzisieren.

Audiomat Aperge

Also, der Bass. Röhrenverstärkerbässe sind ja oft so eine Sache. Entweder sie sind gegenüber einer „Transe“ (vulgo: Transistorverstärker) eher etwas zurückgenommen, sei es pegelmäßig oder hinsichtlich der „Dauerschubkraft“. Oder die Verstärker sind so gesoundet, dass sie unten eben doch ein ordentliches Pfund bieten, das dann aber nicht immer auf die allerschnellste Art und Weise. Der Arpège geht hier einen klugen Mittelweg. Der Bass ist sicherlich keinesfalls überbetont, sondern eher in Richtung schlank unterwegs. Dafür klingt er jedoch bei rhythmischer Spielweise flink und federnd, geradezu wie ein Flummi. Bei stehenden Tönen hingegen (wie hier im Beispiel „Feel“) kommt die Attack weich, aber schön „potent“, mit viel Puste und Ausdauer, sehr sauber, dröhnfrei und mühelos. Dreht man das Volume mal von Zimmerlautstärke auf untere Partylautstärke, dann wird schnell klar, dass es sich hierbei nicht nur um leere Versprechungen handelt, sondern dass der Arpège seine Klarheit und Schubkraft behält und ebenso ungerührt wie präzise losdonnern kann.

Gehen wir nochmal zurück auf Zimmerlautstärke und ans andere Frequenzende: Gleichzeitig sind nämlich die hohen Lagen (der Shaker, Hi-Hat, Becken) von den Vorgängen im Bass auf wunderbare Weise entkoppelt. Der Arpège fächert das Frequenzspektrum sehr breit auf und beherrscht für mein Gefühl die Kunst dessen, was man bei der Komposition „Voicing“ nennt, nämlich die gute Durchhörbarkeit aller Lagen – jede dieser besitzt ihren eigenen Freiraum, ohne die anderen zu stören, aber auch ohne dass das Gesamtbild auseinander fiele.

Audiomat-Terminal

Kommen wir zu den Mitten. Die Streicher und Keyboards klar ausdifferenziert, der Gesang detailreich, alles in guten Fluss. Doch seien wir ehrlich: Wer wollte wirklich die tonal saubere Durchzeichnung der Mitten mit einem Robbie Williams Song als Referenz genauer erforschen? Eben.

BrahmsEin Klavier, ein Klavier! Johannes Brahms, Klavierwerke, op. 118 Nr. 2, Intermezzo in A-Dur. An den Tasten Carmen Piazzini, eine Frau mit großen Händen, und die braucht man auch für Brahms. Dieses Stück, das so katzenpfötig und fast etwas indifferent beginnt, trägt doch einen großen Spannungsbogen in sich. Nach der Vorstellung des Themas geht es nämlich in die Mollparallele und zwar mit einer unglaublich zarten Melodieführung und eigentlich auch einem zweiten, eigenständigen Thema. Danach ein kurzer, akkordbetonter, irritierender Ausflug ins Dur – und dann wird es plötzlich düster und das Stück schwingt sich zu einem sinistren, drängenden, triolischen forte auf. Der Arpège tut hier das einzig Richtige: Er nimmt sich völlig zurück und bildet genau das ab, was da ist. Eine ins Holographische lappende Wiedergabe der Aufnahmesituation: Sehr klare, fassbare Grenzen des stereofonen Raums mit einer durchschnittlich breiten, aber angenehm tiefen Bühne. Wir schließen die Augen, hören und „sehen“ einen Konzertflügel. Nicht mehr, nicht weniger. Die Klaviersaiten, die bei dem Brahms-Intermezzo teils gestreichelt, teils mit Wucht angeschlagen werden, haben eine klare Attack, klingen sauber und lang aus. Der Arpège bildet den großen Bereich der Mitten detailreich und farbig ab, gut hörbar bei liegengebliebenen und ausklingenden Akkorden; die durch die Klavierstimmung provozierten minimalen Schwebungen und somit Lebendigkeit des Klavierklangs werden überzeugend dargeboten.

Sophie HungerBleiben wir beim Klavier, weil es so schön ist: Sophie Hungers todtrauriger „Walzer für Niemand“, ein kammermusikalisch arrangierter Popsong. In der Hauptrolle Sophie Hungers eindringliche Stimme, dazu Klavier, ein paar Vibraphon-Töne und verhaltene Blasinstrumente. Der Audiomat Arpège erzeugt hier vor allem zwei Dinge: Intensität und Intimität. Man möchte sich fast entschuldigen, wie nahe man der Sängerin kommt – dabei ist es ja eigentlich umgekehrt. Ich habe beim Hören das Gefühl, dass Sophie Hunger mir ins Ohr flüstert. Ja, die Wiedergabe des Gesangs ist bemerkenswert. Jede Nuance, jedes Detail, jedes Verschlucken einer Silbe, jedes Tremolo – der Arpège legt es offen, aber eben nicht so, dass es ein Röntgenbild wird, sondern auf eine ganz natürliche, unangestrengte Art und Weise. Nebenbei hört man aber auch, wie schön der Arpège auflöst. Das oben zitierte saubere Voicing ist nämlich nicht gerade die Kernkompetenz des „Walzers für Niemand“. Gesang, Klavier, Vibraphon und auch Bläser drängeln sich nämlich alle in Lagen zwischen Mezzosopran, Alt und Tenor. Trotzdem wird es kein Klangbrei, sondern jede Komponente ist für sich klar und definiert heraushörbar. Das gefällt.

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Test: Audiomat Arpège Référence 10 | Vollverstärker

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