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Klang Carré & Soutien
Es mag schon sein, dass einer der Hautgründe, sich für einen Wandlautsprecher zu entscheiden, einrichtungstechnischer Natur ist. Es soll Leute geben, die Kühltruhen im Wohnzimmer nicht so gut finden. Ab und an sind sie weiblichen Geschlechts.
Aber nun, ich bin ja kein Schöner Wohnen-Redakteur und insofern interessiert mich sowas nur in zweiter Linie. Mein Interesse ist akustischer Natur – und als braver HighEnder mache ich mir erstmal Sorgen: Werde ich den Sub orten können? Verwandeln die naturgemäß bei solchen Konzepten starken Erstreflexionen (Wandnähe!) alles in einen klanglichen Brei?
Bei der Aufstellung der Carré – Aufhängung sollte ich wohl sagen – bin ich simpel vorgegangen: Einfach die Schenkel des Stereodreiecks, wie es sich bei mir standardmäßig mit „normalen Lautsprechern“ ins Wohnzimmer einzeichnet, solange verlängern, bis die Wand erreicht ist. Das sieht dann zwar nach verdammt großer Basisbreite aus – aber ich kann da keinen geometrischen Denkfehler entdecken, schließlich ist die Schallquelle ja auch weiter weg (akustisch war’s denn auch kein Problem, es war keine ausgedünnte Bühnenmitte zu verzeichnen). Freilich darf man die Carrés auch näher zusammenrücken – aber ich hab‘s ganz gern etwas breiter. Der Sub kam dann einfach in die Mitte.
Erster Soundcheck: Ein Bassgewitter – schon beeindruckend, aber natürlich viel zu viel des Guten. Es folgte die Subwoofer-Integration: Mit dem Pegel runter und mit den Grenzfrequenzen und der Phase „spielen“. Schlussendlich landete ich bei minus 5 dB im Level, die obere Grenzfrequenz lag bei 100, die untere bei 20 Hz. Phase: 150 Grad. Dies wird sich freilich in jedem Raum anders darstellen, insofern sind die Angaben hier vielleicht etwas sinnfrei – aber trotzdem noch ein Wort zur oberen Eckfrequenz:
Theoretisch hätte ich ja 125 Hz einstellen sollen, schließlich liegt hier der -3 dB Punkt der Carré. Aber bei diesem Wert ließ sich der Sub dann leichter orten, es sei denn, der Pegel wurde soweit runter gedreht, bis das Bassfundament insgesamt einknickte … Ein klassischer Trade-off. Experimente mit 80 Hz gingen in eine ähnliche Richtung: Es durfte dann zwar wieder lauter gedreht werden, das Bassfundament gestaltete sich satt und die Ortbarkeit stellte kein Problem mehr dar – aber irgendwie war da eine Lücke im Grundtonbereich zu verzeichnen, mittige Instrumente sowie Stimmen tendierten ein wenig ins Magere. Wie gesagt, „ein wenig“, durchaus Geschmackssache das Ganze – aber wie auch immer, nach meinem Dafürhalten erwiesen sich dann 100 Hertz in meinem Raum als bester Kompromiss aus allen klanglichen Parametern. Und ja: Wenn ich mich konzentriere, dann merke ich immer noch, dass das kein Stereo-(Tief)bass ist, ein „Ortbarkeits-Rudiment“ bleibt übrig. Normale Menschen werden mir einen Vogel zeigen, aber HighEnder wissen, wovon ich rede: Man kann völlig damit leben, aber es gibt auch unten rum einen Unterschied zwischen Stereo und Mono – wie sollte es auch anders sein? Was mich vielmehr wundert ist, wie klein der ausfällt, wenn man sich mit der Sub-Anpassung Mühe gibt. Dem absoluten HighEnd-Dogmatiker steht freilich noch ein anderer Lösungsweg offen: Er kann zwei Soutien 2+ einsetzen, links und rechts, um so auch den untersten Oktaven „echtes Stereo“ zu verabreichen. Ich halte dergleichen allerdings für ein bisschen übertrieben …
Also auf zum zweiten Soundcheck: Zunächst wird wohl jeder überrascht. Man schaut auf diese kleinen Quadrate, die da an der Wand hängen, und kann sie nicht mit der Größe der Klanglandschaft übereinbringen, die sich vor einem ausbreitet.
Das ist nicht nur räumlich groß – dazu komme ich gleich noch – es ist auch tonal völlig komplett und mit einem kräftigen Bassfundament versehen. Edel-Kompaktboxen der gleichen Preisliga können da nicht mithalten – solange im Tiefton nicht ebenfalls mit einem Sub nachgeholfen wird. Und ich habe auch schon ein paar Standboxen gehört, die in den unteren Registern dagegen blutleer wirkten (freilich auch welche, die souveräner aufspielten). Von der tonalen Bandbreite her betrachtet, habe ich an der Kombi Carré & Soutien nix auszusetzen. Und an der Qualität dessen, was sich im Rahmen dieser Bandbreite abspielt? Ab den Mitten aufwärts auch nichts, das ist so, wie es sein soll: neutral, differenziert und artefaktefrei. Diese Performance hat mich in vielen Belangen an die Ascendo C8 erinnert – hier ist keine Präferenz für eine gewisse Stimmlage auszumachen, es wird sozusagen transparent Rapport erstattet.
Vielleicht noch ein Wort zum Hochton: Wer ein Klangbild mit viel „Luft“ drum rum mag, der liegt mit der Carré goldrichtig – es klingt nicht hell, aber sie verströmt eben dieses besondere „Air“. Oder anders: Es ist das Gegenteil eines stumpfen Klanges. Gefällt mir ausnehmend gut.
Test: Audiodata Carré II und Soutien 2+ | Aktivlautsprecher, Kompaktlautsprecher