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Klangliches zur Audiodata Avancé (Teil 2)

Inhaltsverzeichnis

  1. 4 Klangliches zur Audiodata Avancé (Teil 2)

Alle drei Lautsprecher – Thiel, Ascendo, Audiodata – darf man im Großen und Ganzen als neutrale Vollbereichsboxen bezeichnen, wobei die Avancé als breitbandigste durchgeht, da sie, wie beschrieben, tieftontechnisch am weitesten nach unten langt.

Audiodata Avancé im Hörraum

Die mittleren Lagen der Audiodata sind ausgeglichen und balanciert, ohne echte Schlagseite, aber doch mit kleiner Präferenz für den substanziell untermauerten, langzeittauglichen, im Zweifel den Präzenzbereich dezenter gestaltenden Auftritt. Letztgenanntes fällt mir insbesondere in Relation zur System F auf, die hier teils deutlich mehr „piksen“ kann, für manchen Geschmack vielleicht auch zu viel. Und wo ich die beiden schon vergleiche: Auch in den allerhöchsten Lagen unterscheiden sie sich. Der Schwabenwandler scheint mir im Superhochtonbereich etwas mehr Energie abzustrahlen als der aus Aachen, insbesondere wenn der rückseitig montierte Folienhöchtöner aktiviert wird. Woran ich diese Aussagen festmache?

Smashing Pumpkins / AdoreDas erste Stück auf Adore, Smashing Pumpkins viertes Studioalbum, „To Sheila“, beginnt mit einer Sommernacht im Süden – also ganz leichtem Brandungsgeräusch gepaart mit einem schon vernehmlicheren Grillengezirpe -, davor ein paar vorsichtige Gitarrenzupfer und schließlich Billy Corgans recht heller, etwas nasaler Gesang. Bei der Stimme und der Gitarre agiert die Audiodata einen Tick körperhafter als ich es gewohnt bin, sie verleiht Corgan nun natürlich kein Bassorgan, es bleibt insgesamt schon hell, aber da tönt – angenehmerweise – etwas mehr Brustkorb mit als über die Ascendo; und so auch bei der Gitarre, die zwar über beide Lautsprecher straff klingt, nur dass die Straffheit bei der Audiodata den Holzkorpus inkludiert, während ich bei der Ascendo von „perlend“, „näher an der Saite“ sprechen würde und zwar auch, aber weit weniger den Instrumentkörper heraushöre. Dass mir bei dieser für meinen Empfinden zu präsent aufgenommenen Platte die Audiodata besser gefiel, kann Ihnen wohl egal sein, denn vielleicht haben Sie ein anderes; vielleicht das meiner Freundin, die meinte „die schwarzen sind etwas kälter, aber klarer“. Ich sagte es schon: Geschmackssache. Die Avancé jedenfalls tönt in den Mitten, bei aller grundsätzlichen Neutralität, körperhaft und legt bei schreppelligen-harten Aufnahmen – Track vier auf der gleichen Platte ist für mich ab Zimmerlautstärke über die Ascendo fast ungenießbar – nicht gleich auch noch den Finger in die Wunde, sondern gibt sich im Präsenzbereich verträglicher als andere Boxen.

Was die Verbreitung eines zwar nicht hart definierbaren, aber trotzdem unbestreitbar existenten Gefühls von Weitläufigkeit, einer kuppelartig aufgespannten Sommernacht angeht – Sie erinnern sich an die Brandung und die Grille? -, hat die Ascendo allerdings eine Nasenlänge Vorsprung. Für wahrscheinlich halte ich, dass dieser Eindruck auf die allerhöchsten Lagen zurückgeht, die den Schein solcher „Aura“, solchen Raums bisweilen erschaffen können. Mit der Audiodata sitze ich dagegen vor einem rabenschwarzen, sprich absolut stillem Hintergrund, höre hier die Grille, dort die Brandung, da die Gitarre und die Stimme – absolut präzise und völlig fokussiert auf den Punkt; aber ohne diese umgreifende Nacht dahinter. Vielleicht müsste man korrekterweise sogar sagen: Mit der Audiodata gibt es bei diesem Song überhaupt keinen Hintergrund, sondern ein offenes, stilles Feld, in dem Klänge erscheinen – während man mit der Ascendo tatsächlich das Gefühl bekommt, die Stille des Hintergrunds, der Nacht selbst würde hörbar und den Song räumlich umarmen. Jau, Highender-Gewäsch der härtesten Art, ich weiß. Und ich hätte auch die Klappe gehalten, wäre nicht der erste Kommentar meiner Freundin – die nach eigenen Angaben „keine Ahnung von so ‘nen Kram (übersetzt: HiFi) hat“ – „raumgreifender“ gewesen wäre. Sehr zu meinem Erstaunen, dachte ich doch, das kriegen nur wir hochgezüchteten Goldöhrchen mit. Von wegen.

Audiodata udn Ascendo

Allerdings ist die Aussage, die Audiodata Avancé zieht einen riesengroßen Raum auf, genauso richtig. Es kommt aufs Programm an. Besonders aufgefallen ist mir dies bei Nik Bärtsch’s Mobile / Ritual Groove Music, einer Platte mit teils sehr leisen, ultratiefen Tönen, die mir mit der Avancé tatsächlich erstmals überhaupt differenziert vom Rest der Musik ans Ohr gereicht werden, und die auf unheimliche Art Größe suggerieren. Richtig im ihrem Element ist die Audiodata auch dort, wo es durch einen dynamischen Antritt der Musik räumlich voluminös zugehen muss. Audiodata AvancéKlasse, wie nach den sich streckenden zweieinhalb Minuten des „Modul 11“ mit den bewusst monoton-repetitiv gespielten, immer gleichen drei Klaviernoten und den dazu elegisch eingestreuten, mit viel Anblasgeräusch versehenen Saxophonfetzen plötzlich die Drums ein setzen – Bamm! -, deren Nachhall quasi den Raum nachzeichnet. Ich liebe es, wenn Dynamik nicht nur Lautstärkeunterschied meint, sondern auch den Raum aufatmen, schwillen lässt – für sowas braucht man Fullranger; die Avancé vermittelt dergleichen in hervorragender Weise. Abwägend muss aber auch gesagt werden: In dieser Preisklasse darf man das erwarten.

Dass die Abbildung der Klänge punktgenau erfolgt, hatte ich beiläufig schon erwähnt – und auch dies darf eigentlich erwartet werden. Aber nicht allzu selten stehen sich große Lautsprecher dabei selbst im Wege, während Kompaktboxen hier ihre Schokoladenseite zeigen, sich akustisch zum Verschwinden bringen und quasi nur Musik auf der Bühne übrig lassen. Nun, was die Freiheit der Abbildung angeht und die Lokalisationsschärfe, verhält sich die große Audiodata wie eine Kompakte – wahrscheinlich auch dies ein Gewinn des Koax- wie des Zeitrichtigkeits-Konzepts -, nur dass diese „Kompakte“ eben auch einen dynamisch atmenden Bühnenentwurf und, wenn gefordert, majestätische Größe hinkriegt.

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Test: Audiodata Avancé | Aktivlautsprecher, Standlautsprecher

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